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DIE FURCHE 13.04.2023

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14 · 6. April 2023 Das

14 · 6. April 2023 Das Bild „Blue Green Christ“ (Öl auf Leinwand) der slowakischen Künstlerin Dorota Sadovská hängt zurzeit in der Apsis der Ruprechtskirche in Wien. Der Körper Jesu befindet sich nicht am Kreuz, sondern schwebt in der Fläche eines grünen Kreises: Christus, der Gekreuzigte, ist hier schon der Auferstehende (www.ruprechtskirche.at). DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 79. Jg. · € 4,– Es ist alles sehr kompliziert. Aber kaum etwas war und ist so kompliziert und raffiniert wie die Bestimmung des Ostertermins. Otto Friedrich entführt im dieswöchigen Fokus „Kalenderfragen“ in die faszinierende Welt der „Komputistik“. Auf bedrohliche Art kompliziert ist die aktuelle Lage in Israel – und in Nordirland, wo sich das Karfreitagsabkommen zum 25. Mal jährt. Spannende Gastkommentare finden Sie im Anschluss: Wolfgang Fasching fragt, warum Zugreisen nachhaltig unattraktiver sind als Flüge, Peter Huemer fragt umgekehrt im „Diesseits von Gut und Böse“, wo der eigentliche „Untergangsirrsinn“ zu Hause ist – und der einstige Corona-Impfkoordinator Clemens Martin Auer verwahrt sich im Rückblick gegen „dümmliche Rechthaberei“. Dringend empfehlen möchte ich Ihnen weiters Henning Klingens Essay zum theologischen Schweigen in puncto Weltuntergang, Daniel Jurjews Essay über den russischen Futuristen Velimir Chlebnikov, Walter Dobners Würdigung von Sergej Rachmaninow und Thomas Schmidingers Erfahrungsbericht über ein Erasmussemester im globalen Süden. Herzlich bitten möchte ich Sie schließlich, an unserer Leser(innen)-Umfrage teilzunehmen und uns damit zu helfen, noch besser zu werden. Das ist übrigens nicht kompliziert, sondern ganz einfach (s. Seite 6). Danke! (dh) ist. Das leere Grab wird da zum Synonym für den sondern ... um den Handlungsspielraum offen Abwesenden, den – siehe oben – die Welt eh nicht und Umkehr möglich zu halten.“ braucht, weil sie sich auch aus sich selber weiter Christiane Bundschuh-Schramm empfiehlt dreht. Irgendwie jedenfalls. hier, das leere Grab als Anstoß zu sehen, mit der Es mutet da aus der Zeit gefallen an, wenn aktuellen, auch spirituellen Leere umzugehen: sich aktuelle Hierarchen immer noch nicht bewegen wollen, um in der Institution Kirche we- orthodoxen Glauben abzuverlangen […] Wir müs- „Es ist nicht mehr möglich, den Menschen einen Von Otto Friedrich nigstens die gröbsten systemischen Baustellen sen als Kirche mit weniger Glauben auskommen, anzugehen. Erzbischof Franz Lackner, der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonfe- mit Wolke und Schweigen.“ Und man möchte mit Suchen, Zweifeln, mit Stammeln und Ahnen, stern ist, und die Christinnen und ORF-Pressestunde seufzend konzedieren, dass renz, wollte zuletzt weder in Sachen Priesterzölibat aktiv werden noch die Möglichkeit, Frauen störten Frauen am leeren Grab gesagt, sie sollten hinzufügen: In den Osterberichten wird den ver- Christen erinnern einmal mehr an den Menschen nichts mehr abgeht, wenn sie etwa Gottesdienste nicht mehr besuchen. zu Dia koninnen weihen zu können, unterstüt- von Jerusalem weg gehen „nach Galiläa“, also an den Gründungsglauben ihrer Religion: „Das Grab ist leer“, so zitieren die Das Bild des leeren Grabes bekommt unter solchen Auspizien einen neuen, durchaus prekä- Pressestunde einmal mehr, die Erfüllung von denen sehen. Wäre nicht genau dies ein Bild, an zen. Und Amtsbruder Schönborn meinte in der eine Peripherie – dort würden sie den Auferstan- biblischen Berichte die ersten Zeuginnen des Geschehens. Die Christenheit versteht dies als untrüglichen Hinweis auf die Auf- des Trostes sein könnte, ist zum Symbol der Leekrise nicht lösen. Ja eh. Aber so weiter tun wie sen Tagen erinnern könnte und sollte? ren Inhalt: „Was der Inbegriff der Hoffnung und Forderungen nach Reform werde die Kirchen- das sich eine verzagte Christenheit gerade in dieerstehung Christi, auf die Überzeugung, dass er re geworden. Sogar damals sind die Frauen voll bisher, ist um nichts besser. Und man muss die lebt. In den Liturgien der Kartage wird das Sterben Jesu und die Überwindung des Todes durch schrieb die Theologin und christliche Publizis- Osterevangelien ernst nehmen: Dort waren es @ofri_ofriedrich Furcht und Zittern vom Grab Jesu weggerannt“, geistlichen Herrn schon auch fragen, ob sie die otto.friedrich@furche.at ihn in einem heiligen Spiel nachgeahmt. Jahr für tin Christiane Bundschuh-Schramm jüngst in Frauen, die die Auferstehung bezeugt haben und Jahr. Auch heuer wieder. einem Essay über das Fehlen Gottes. denen von den Aposteln nicht geglaubt wurde. Doch zumindest in den hiesigen Breiten ist Wie kann es dann sein, dass Frauen immer noch derartige Überzeugung längst nicht mehr Common sense. Ein Trend, der durch die Pandemie Die Erfahrung der Leere ist, wie Bundschuh- Es betrifft im Übrigen nicht nur die Protago- Aus der Zeit gefallene Hierarchen Christinnen zweiter Klasse bleiben müssen? mutmaßlich noch verstärkt wurde, scheint evident: Die Religiosität, so legen es Studien na- fürs herrschende Lebensgefühl: „... die Demo- der Zeit so gar nicht verstehen können. In dieser DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Schramm weiter ausführt, durchaus konstitutiv Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, nisten institutioneller Religion, die die Zeichen Retouren an Postfach 555, 1008 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0 he, nimmt rapide ab, nicht nur die Bindung an kratie, die man für eine Konsens hielt, wird hinterfragt, der Klimawandel […] ist zur Klimaka- wie der Publizist – und Theologe – Henning Klin- Situation fehlt auch „die Stimme der Theologie“, Institutionen wie die Kirchen bröckelt massiv, auch der Gottesglaube schwindet jedenfalls in tastrophe geworden […] Corona ist nach wie vor gen schreibt (Seite 10 dieser FURCHE): „Nicht, um den „westlichen“ Gesellschaften. Sogar Kardinal Christoph Schönborn musste zuletzt in der Armin Nassehi, für den Krise „der Dauerzustand“ Tisch schlagenden göttlichen Faust nicht vorbei.“ Und sie zitiert auch den Soziologen mit billigem Trost oder der donnernd auf den aufzuwarten, DIE FURCHE · 15 12 Forum 13. April 2023 DIE FURCHE EMPFIEHLT Europäische Medienanstalt MEDIENMAGAZIN „CONTINENT“ Im vom Verein zur Förderung eines selbstbestimmten Umgangs in Kooperation mit der FURCHE gestalteten Medienmagazin „Continent“ geht es diesmal um die EBU, die Europäische Rundfunkunion. Golli Marboe spricht dazu mit dem Leiter der Public-Value-Abteilung des ORF, Klaus Unterberger. Was tut die EBU – neben der Organisation des Eurovision Song Contest? „Continent“ Was macht die EBU? Sa 15.4., 17 Uhr, Mi 19.4., 21 Uhr Radio Klassik Stephansdom www.radioklassik.at Evangelisches Erinnern FACHTAGUNG So wie unser Wissen über Vergangenes durch die Geschichte(n) der Erzählenden geprägt ist, so ist unsere Wahrnehmung, von dem was ist und dem was war, beeinflusst von der Erinnerung. Eine Tagung widmet sich der aktuellen Forschung zu evangelischen Erinnerungskulturen im deutschsprachigen Raum, insbesondere von den Weltkriegen bis in die Gegenwart. Evangelische Erinnerungskulturen 19. bis 20.4., Albert-Schweizer-Haus, 1090 Wien, Schwarzspanierstraße 13 www.ash-forum.at Sorgfalt bei Biokapazität VERANSTALTUNGSREIHE Am 6. April dieses Jahres hat Österreich verhältnismäßig bereits alle natürlichen Ressourcen verbraucht, welche die Erde in einem Jahr generieren kann. Das „Haus der Wildnis“ in Lunz am See und das „Haus für Natur“ in St. Pölten bieten anlässlich des „Earth Overshoot Day“ Veranstaltungen an, um für das Thema zu sensibilisieren. Österreichischer Welterbetag Gratisführung am 18.4., Kurzvortrag mit Filmvorführung am 21.4. Haus der Wildnis, Lunz am See www.haus-der-wildnis.at IHRE MEINUNG Schreiben Sie uns unter leserbriefe@furche.at Die Leere als Gefährtin Auf nach Galiläa Von Otto Friedrich, Nr. 14, Seite 11 Danke dafür, Sie bringen manche „Baustellen“ deutlich auf den Punkt! Einen Gedanken möchte ich aufgreifen: das Bild von der Leere. Es scheint in der kirchlichen/theologischen Auseinandersetzung zunehmend ein Leitbegriff zu werden, der einen allgemeinen Erfahrungshorizont in der Krisenanhäufung unserer Zeit ausdrückt. Aber auch in der Kirche, ich denke da gerade an Tomáš Halíks „Die Zeit der leeren Kirchen“. Beim Lesen Ihres Leitartikels ist mir der Gedanke gekommen: Na endlich! Die Leere ist doch die Chance für uns in der Kirche! Wie sonst könnten wir „heutig“ werden? Wir leiden doch daran, dass wir 2000 Jahre mitschleppen an „von oberster Stelle Gesagtem, Definiertem, Befohlenem ...“ und dass wir keine Kultur haben in der Kirche, Vergangenes der Vergangenheit anheimzustellen. Die Leere ist vielleicht die einzige Chance! Leere: Da ist nichts mehr, wo mal was war! Genau das erleben wir doch: Meine „halb erwachsenen“ Kinder schütteln lächelnd den Kopf, wenn wir auf kirchliche Themen zu sprechen kommen ... Vielleicht sollten wir bei den Mystikern der verschiedenen Religionen und Traditionen nachschauen, da geht es immer um leer werden ... Und zugleich Erfüllung, Tiefe, Präsenz, neue Sichtweise, Liebesfähigkeit ... Sollten wir vielleicht ein Stück weit die Angst vor der Leere verlieren, sie uns – auch in der Kirche – zur Gefährtin machen? Martin Brait via Mail Was ändern? Uns! wie oben Sie haben versucht, die aktuelle Lage des Christentums in Österreich darzustellen, das geprägt ist von einem durch Corona verstärkten Glaubensschwund. Sie haben daraufhin die Hierarchie angegriffen, dass sie die heißen Eisen der Kirchenkritik nicht anfasse (obwohl dies die Situation nicht verbessern würde, wie Sie selbst konstatieren), um abschließend – immerhin – einen Lösungsvorschlag zu präsentieren, nämlich an den Grenzen dem Auferstandenen zu begegnen. Das alles klingt seltsam verzagt und hoffnungslos. Wir Christen sind doch auf die Auferstehung Jesu hin getauft worden! Braucht es da nicht viel mehr Optimismus und fröhlichen Glauben? Wie können wir als Glaubende in einer ungläubigen Gesellschaft (und das ist seit 2000 Jahren der Normalzustand) in allem Spuren des Auferstandenen erkennen und feiern? „Was muss sich an der Kirche ändern?“, hat man die Heilige Mutter Teresa gesagt. „Sie und ich!“, war die Antwort. Martin Deutsch Seebenstein Fliegen muss teurer werden Zugreisen für Drahtseilnerven Von Wolfgang Fasching, Nr. 14, S. 8 Wolfgang Fasching gelingt es, über Bahnfahren oder Fliegen zu berichten, ohne auf deren ökologische Auswirkungen einzugehen. Vielmehr interessieren ihn Buchungskomfort und Preisgestaltung, als ob die Reisewelt O Bild: Dorota Sadovská Auf nach Galiläa! „ Das leere Grab wird Synonym für den Abwesenden, den die Welt eh nicht braucht, weil sie sich aus sich selber weiter dreht. “ DIE FURCHE wünscht ihren Leserinnen und Lesern ein frohes Osterfest – und hofft auch 2023 auf gerechten Frieden für alle. INTRO Das leere Grab, von dem in den Osterberichten der Evangelien die Rede ist, war für die ersten Zeuginnen ein Zeichen für die Auferstehung. Was aber, wenn dieses gemeinhin als Inbegriff der Hoffnung verstandene Bild zum Symbol der Leere geworden ist? furche.at mit ihren grenzenlosen Möglichkeiten für jedermann noch heil wäre. Dass sich die politische, soziale und ökologische Weltlage in den letzten Jahren verschlechtert hat, wird von ihm ausgeblendet. Seltsam ist auch die Rechtfertigung der billigen Flugpreise, die als Zielvorgabe für die Bahn angepriesen werden. Kein Wort davon, dass diese nur möglich sind, weil die Kosten der Umweltschäden, die der Flugbetrieb mit sich bringt, sozialisiert und der Allgemeinheit angelastet werden. Gerechterweise müssten diese Kosten in den Flugpreisen untergebracht und diese erhöht werden, anstatt die Bahnpreise ohne Rücksicht auf den Finanzierungsbedarf eines attraktiven Bahnbetriebes zu senken! Mag. Paul Wieser 9020 Klagenfurt In dieser Ausgabe der FURCHE finden Sie Zahlscheinbeilagen von RSD Reise Service Deutschland GmbH. Aufbau von Feindbildern Corona und andere Schadensmeldungen Von Ulrich H. J. Körtner Nr. 13, Seite 15 Der Theologe und Ethiker Ulrich Körtner greift in seinem Gastkommentar zu vier Pauschaldiffamierungen und Gruppenabwertungen: „notorische Corona-Leugner“, „Maßnahmengegner“, „wissenschaftsfeindliche Schwurbler“ sowie „Impfgegner“. Mit diesen Punzen weitet der Theologe und Ethiker gesellschaftliche Gräben, die in der Pandemie entstanden sind, und etabliert ein gesellschaftliches Feindbild. Punzen dienen weder der wissenschaftlichen Analyse noch der menschlichen Annäherung oder der Hebung des Debattenniveaus. Die gewählten Stigmata sind besonders problematisch, weil sie hochgradig unpräzise und in vielen Fällen Fremdzuschreibungen sind. In der Pandemie wurden viele Menschen, die schlicht anderer Meinung waren, mit solchen Etiketten diffamiert und ausgegrenzt. Ich selbst wurde für mein Eintreten für eine freie Impfentscheidung als „Impfgegner“ bezeichnet (in einem Standard-Blog); für die Kritik mancher Aspekte des Pandemiemanagements als „Schwurbler“; auf Wikipedia dafür, dass ich andere Maßnahmen befürwortete als die Regierung, als „Maßnahmengegner“; sowie – in der FURCHE – als „unsolidarisch“, weil mein Solidaritätsverständnis von dem des Autors abwich. In allen Fällen hätte es der Debattenkultur gutgetan, die jeweils andere Position korrekt wiederzugeben, ihr ein sachliches Argument entgegenzusetzen und das andere Solidaritätsverständnis anzuerkennen, anstatt das Verständnis von Solidarität per se abzusprechen. Eine der wichtigsten Lehren aus der Pandemie ist, dass die verbale Punzenschlacht die gesellschaftliche Spaltung maßgeblich mit herbeiführte. In einer solchen Situation sind Deeskalation, Abrüstung, wertschätzende Kommunikation und Versachlichung angesagt. Manche mögen sich nicht um diskursethische Standards kümmern und sogar bewusst die Radikalisierung in der Sprache suchen, um im medialen Getöse gehört zu werden oder weil sie Lust am Abwerten anderer empfinden. Von Theologen, Ethikern und meiner lange abonnierten FURCHE erwarte ich mir jedoch, dass sie – gerade als Lehre aus der Pandemie – Perspektivenvielfalt fördern, Andersmeinenden mit Respekt begegnen und sachlich argumentieren, anstatt pejorativ zu etikettieren. Mag. Christian Felber via Mail Freitagsziehung mit Sasa Schwarzjirg und (wieder) 300.000 Euro extra. Lotto Bonus- Ziehung am 14. April Von der Ausbildung zur Pädagogin über ein Studium an der Werbe Akademie und der Tätigkeit in einer Werbeagentur sowie bei diversen TV-Privatsendern bis hin zur ORF-Reisesendung „Traumweekend“ – Moderatorin und Journalistin Sasa Schwarzjirg hat schon viele beruflichen Stationen absolviert. Ein Live- Auftritt als „Glücksengerl“ im Lotto Studio aber fehlt ihr noch. Das wird sich am Freitag, den 14. April 2023 ändern, denn da gibt es wieder eine Lotto Bonus-Ziehung. Und diese Bonus-Ziehung wird von Sasa Schwarzjirg moderiert, die sich in weiterer Folge dann Ende April dem ORF-Reisemagazin „Reisezeit“ widmen wird. Bei dieser Bonus-Ziehung gibt es wieder den „Bonus“ in Höhe von 300.000 Euro, der unter allen mitspielenden Tipps verlost wird. Selbstverständlich erstreckt sich die Bonsu-Ziehung auch wieder auf LottoPlus und den Joker. Annahmeschluss für die Bonus- Ziehung ist am Freitag, den 14. April 2023 um 18.30 Uhr, die Ziehung ist um 18.47 Uhr live in ORF 2 zu sehen. Die Österreichischen Lotterien laden ihre Spielteilnehmer am 14. April ins Technische Museum. Foto: ORF / Hans Leitner IN KÜRZE RELIGION ■ Weiter für freien Karfreitag RELIGION ■ Papst: Urbi et orbi LITERATUR ■ Meir Shalev gestorben WISSEN ■ Neues Zentrum an TU Graz Auch wenn der Karfreitag seit 2019 für Evangelische und Altkatholiken kein gesetzlicher Feiertag mehr ist: „Die theologische bzw. spirituelle Bedeutung des Karfreitags kann der evangelischen Kirche ohnehin niemand nehmen“, sagte der lutherische Bischof Michael Chalupka zum diesjährigen Karfreitag. Die Republik habe sich mit dessen Streichung als Feiertag „eines Teils ihrer Geschichte“ entledigt, so Chalupka. Denn der Karfreitag als gesetzlicher Feiertag sei eingeführt worden im Gedenken an den Umgang mit den Evangelischen in der Zeit der Gegenreformation. „Ich erwarte schon, dass es ein Umdenken gibt“, hofft der lutherische Bischof. Vor zehntausenden Menschen hat Papst Franziskus am Ostersonntag auf dem Petersplatz in Rom den Segen Urbi et orbi („der Stadt und dem Erdkreis“) erteilt. Rund 100.000 Gläubige verfolgten die Zeremonie auf dem Petersplatz. Der Heilige Vater appellierte bei der Gelegenheit einmal mehr eindringlich für Frieden in der Ukraine. „Hilf dem geliebten ukrainischen Volk auf dem Weg zum Frieden und ergieße dein österliches Licht über das russische Volk. Tröste die Verwundeten und diejenigen, die durch den Krieg geliebte Angehörige verloren haben, und lass die Gefangenen sicher zu ihren Familien zurückkehren“, sagte der Papst. Der israelische Schriftsteller Meir Shalev ist im Alter von 74 Jahren gestorben. Shalev war am 29. Juli 1948 im israelischen Landwirtschaftskollektiv Nahalal geboren worden. Er galt als eine der wichtigen zeitgenössischen Stimmen in Israel. Seine Bücher wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt, auch in Österreich war Shalev immer wieder zu Gast. Der Schriftsteller setzte sich für eine Zweistaatenlösung im Konflikt mit den Palästinensern ein. Shalev war Vater zweier Kinder und vor seiner Tätigkeit als Autor ein populärer Fernsehmoderator in Israel. Zu seinen Büchern zählen etwa „Judiths Liebe“ und „Zwei Bärinnen“. Die TU Graz eröffnet ein neues Forschungszentrum, in dem Wissenschafter aller sieben Fakultäten gemeinsam an einem zentralen Themengebiet arbeiten: ENERGETIC stellt innovative Lösungsansätze zur Dekarbonisierung der heimischen Energiesysteme in den Mittelpunkt. Eröffnet wird es am 14. April – zeitgleich findet ein „Deep Dive“-Workshop des Weltenergierates zur europäischen Energieversorgung seinen Abschluss in Graz. Das jüngste – und mittlerweile fünfte – „Research Center“ der TU Graz soll die Transformation der Energiesysteme mit fachübergreifender Spitzenforschung unterstützen.

DIE FURCHE · 15 13. April 2023 Kunst 13 Der Künstler Florian Jakowitsch ist ein Geheimtipp. Am 22. April wäre er 100 Jahre alt geworden. Sein Werk ist bunt und vielfältig: Glasfenster, Mosaike, Porträts, Aktund Landschaftsbilder. Eine Hommage an einen Lebenskünstler, dessen Leben so abwechslungsreich war wie seine Kunst. Von Hubert Arnim-Ellissen Florian Jakowitsch war … ein bunter Hund, ein schwermütiger Lebenskünstler, auf jeden Fall ein Original oder eben, wie er sich selbst bezeichnet hat: der versprengte Wolf, der durch die Gegend streunt und wildert. Auch dort, wo er nicht hinpasst. Gerade dort treibt er sein (Un-)Wesen. In Sachsenbrunn, damals ein „erzbischöfliches Knabenseminar“ mit dem pädagogischen Ziel, in den Knaben die Sehnsucht nach dem Priesterberuf zu fördern, war der Kunsterzieher Jakowitsch so etwas wie der Antichrist – zumindest ein Gegenpol, ein Fenster zur Welt, die hinter den schlossähnlich-dicken Mauern des Internats durch seine Erzählungen erahnbar wurde. Pfeife rauchend auf dem Katheder sitzend, quasselte er seine Lebens-ahnungslosen Schüler nieder: die Pariserinnen, die er gemalt und gezeichnet hat – und was noch? Da zündete er sich die Pfeife an und lachte. Und seine Schüler fantasierten, was das Leben da draußen alles zu bieten habe. Vielleicht hat der Künstler mit seinem Unterricht so manche Berufung wieder ins weltliche Leben zurückgeholt. „Nütze die Gelegenheit zur Lust, wir hätten sie nicht, wenn’s nicht im Plan Gottes wäre!“ Theologie der Lust war ein Virus in der priesterlichen Kaderschmiede. 21 Jahre lang unterrichtete Florian Jakowitsch in Sachsenbrunn, 1985 ging er als Lehrer in Pension – der Künstler werkte noch weitere 35 Jahre lang. Beeinflusst von Kolig, Kokoschka Mit Mitte 30 hatte Jakowitsch bei Oskar Kokoschka die „Schule des Sehens“ besucht. Diese Sommerakademie auf der Hohenfeste Salzburg war für Jakowitsch nach seinem Aufenthalt in Paris eine prägende Erfahrung, denn Kokoschka verweigerte den Nachkriegstrend der abstrakten Malerei und hielt an der figurativen Malerei fest. Jakowitsch folgte seinem Beispiel und wurde damit ein Künstler abseits des wirtschaftlich erfolgreichen Mainstreams in der Malerei seiner Zeit. Seine Lehrer hatten die Liebe zum Figurativen und die Abneigung gegen den Nationalsozialismus gemeinsam: Anton Kolig, Oskar Kokoschka, Alfred Kubin, Herbert Boeckl, dessen abend lichen Aktkurs an der Akademie der bildenden Künste in Wien Jakowitsch Der versprengte Wolf in der Nazizeit besuchte. Wenige Jahre nach dem Tod Boeckls (1966) fuhr der nun selbst als Lehrer tätige Jakowitsch mit einer Schulklasse ins Stift Seckau, um die von Herbert Boeckl gestaltete „Engelkapelle“ zu besuchen. Pater Benno, ein kleiner, glatzköpfiger Benediktiner des Stifts, war bereit, den Sachsenbrunner Schülern das Fresko der Apokalypse von Herbert Boeckl zu erklären. Es hätte keinen Besseren geben können: Pater Benno hatte Boeckl während seiner Arbeit menschlich und theologisch begleitet. Und dann trat der typische „Jakerl“ auf: Der Kunsterzieher winkte einige Schüler zu sich, zeigte auf einen Ausschnitt an der Er war Lehrer, Künstler, Lebenskünstler: Florian Jakowitsch (1923‒2020). Kapellenwand und deutete mit dem Kopf verschmitzt lächelnd auf den lebhaft erklärenden Pater Benno: Tatsächlich, die Mimik zeichnet unverkennbar den Pater nach. Die Schule des Sehens. In vielen Kirchen in Frankreich, Deutschland und Österreich hat der Künstler Glasfenster gestaltet, wobei er für die Glasbetontechnik sogar zwei Patente innehatte. „Glasfenster sollen Meditationshilfe, eine Hilfe zur Andacht sein“, sagte er. Bei der Gestaltung kirchlicher Räume verließ er die figurale Darstellung. Er suchte durch das Licht den Raum sakral zu formen. Seinen tiefen Glauben konnte er weder in Worten noch in seinen Bildern wirklich ausdrücken. Foto: Hubert Arnim-Ellissen Bevorzugt nackt Die Aktmalerei nahm im Werk von Florian Jakowitsch (1923‒2020) eine bevorzugte Rolle ein. In Glasfenstern sah er eine Meditationshilfe zur Andacht, in Porträts suchte er das innere Bild des Menschen wiederzugeben. „ Der menschliche Körper in seiner Unvollkommenheit faszinierte ihn weit mehr als die Darstellung plastischer Perfektion. “ In den Glasfenstern strahlt sein Vertrauen in Gottes Pläne durch. Seiner Berufung als Künstler ordnete er alles unter – auch seine Familie mit sechs Kindern. „Es ist ihm nichts geschenkt worden, und da war er schon ziemlich radikal. Es ist doch ein Wahnsinn: Warum hat er so eine große Familie, wenn er sie gar nicht erhalten kann und keinen bürgerlichen Beruf ergreifen will!“ Der Kunsthistoriker Franz Smola, Kustos für die Sammlung des 20. Jahrhunderts der Galerie Belvedere, hat die künstlerische Laufbahn aufgearbeitet: „Florian Jakowitsch – Leben und Werk“ ist 2003 im Landesverlag erschienen, eine späte Würdigung zum 80. Geburtstag. Vermarktungskünstler war er keiner, und er war nicht bereit, sich bei Galerien anzudienen und in seinen Bildern den Modetrends der Kaufinteressierten zu folgen. Allerdings haderte er auch mit seinem Schicksal: Immer wieder erzählte er von seiner Zeit in Paris, wo er den – wie er es sich nicht verkneifen konnte – „verkaufstüchtigen Ernst Fuchs“ kennenlernte. Andererseits war er imstande, dessen Erfolg zu würdigen: In den frühen 1970er Jahren besuchte er das erste Malerseminar, das der Meister des Phantastischen Realismus in Reichenau an der Rax hielt und war stolz, als der Malerfürst ihn erkannte und mit den Worten „Mein lieber Freund Florian!“ begrüßte und umarmte. Stolz und Bescheidenheit gehörten für ihn zusammen. Das innere Bild des Menschen Viele seiner Aquarelle zeigen den Schneeberg in Niederösterreich, den er als seinen „Heiligen Berg“ bezeichnete. In den späten Jahren, bereits in Pension, besuchte er den Berg Athos, von wo er eindrucksvolle Bilder von diesem heiligen Berg der Orthodoxie und den dort lebenden Mönchen nach Hause brachte. Seine Leidenschaft gehörte weiterhin dem Akt: Der menschliche Körper in seiner Unvollkommenheit faszinierte ihn weit mehr als die Darstellung plastischer Perfektion. „Schönheit ist nicht perfekt!“, sagte er immer wieder, wenn ihn einer seiner früheren Schüler besuchte und mit ihm seine Blätter anschaute. Und oft ging der Besucher mit einem extra für ihn signierten Blatt nach Hause. In seinen Porträts suchte er das innere Bild des Menschen aufs Gesicht zu zaubern, und er porträtierte einige bekannte Persönlichkeiten, etwa Viktor Frankl, die lettische Dichterin Zenta Mauriņa und die Malerin Silvia Koller in den letzten Stunden ihres Lebens. Als er mit 48 Jahren wegen eines Blinddarmdurchbruchs drei Monate im Krankenhaus lag, bekam er Zutritt in die Pathologie, wo er die dort liegenden Patienten zeichnete. Mit diesen Bildern weitete er dann nochmals den Blick seiner Schüler auf durchaus schockierende Weise. Die Schule des Lebens. Der Autor war über 30 Jahre lang Journalist und Moderator beim ORF-Radio und -Fernsehen.

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