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DIE FURCHE 12.10.2023

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DIE FURCHE

41 · 12. Oktober 2023 DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 79. Jg. · € 6,– Long Covid: „Wie in einem Bleimantel“ Neue Corona-Varianten zirkulieren: Über aktuelle Infektionen und die Geschichte einer Long Covid- Betroffenen. · Seiten 22–23 Wahl in Polen: Demokratie im Chaos Ein Papst schreit auf „Durchgeistert von Widerstand“ Der nationalkonservativen Partei „PiS“ scheint fast jedes Mittel recht, um sich an der Macht zu halten. Eine Analyse. · Seite 4 Michael Rosenberger übers Mahnschreiben Laudate Deum, in dem Papst Franziskus alle Verharmloser der Klimakrise rüffelt. · Seite 9 Yevgeniy Breyger wurde mit dem diesjährigen Christine Lavant Preis ausgezeichnet. DIE FURCHE bringt seine Dankesrede. · Seite 17 Seiten 2–3, 10 und 14 Das Thema der Woche Seiten 6–8 Slowenien – das nahe Fremde „Bürger Israels, wir befinden uns im Krieg“ Benjamin Netanjahu Nach dem Terror-Überfall der Hamas auf Israel herrscht Entsetzen – und die Angst vor einem Flächenbrand des Hasses, bis hin nach Österreich. Religiöse Bildung ist nun wichtiger denn je. Die Barbarei und wir Unter dem Motto „Waben der Worte“ präsentiert sich das Gastland Slowenien von 18. bis 22. Oktober auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. Ein Fokus zur Politik, Geschichte und Literatur von Österreichs überraschend unbekanntem Nachbarland. AUS DEM INHALT Ringen um die „indigene Stimme“ Am 14. Oktober wird in Australien ein Verfassungsreferendum darüber entscheiden, ob „Aboriginal People” mehr politisches Mitspracherecht erhalten. Seite 5 Von Doris Helmberger Schlüpfen wir in die Rolle von Ahmad Al-Falastini: Der palästinensische Student wurde von israelischen Soldaten fünf Jahre lang inhaftiert und gefoltert, seine gesamte Familie starb bei einem israelischen Luftangriff und nun, nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis, schwört er Rache. Nein, Ahmad Al-Falastini ist kein realer Charakter – er existiert nur im Spiel, im propagandistischen Shooter-Game Fursan Al-Aqsa (Ritter der Al-Aksa-Moschee): Erstmals werde hier der Nahostkonflikt „auf realistische Weise“ gezeigt, heißt es in der Selbstbeschreibung. Man wolle keinen Hass auf Juden schüren, aber gegen die israelische Besatzung von Palästina demonstrieren. Das Spiel kommt jedenfalls an: Nutzer Jumpman Sanic lobt die „Super-Kopfschuss-Animation“; und User Harolde schreibt darunter noch folgenden Satz: „Der 7. Oktober ist einer der größten Tage der Geschichte.“ Welche Bilder Harolde von diesem Tag vor Augen hatte, wissen wir nicht. Waren es auch jene vom Blutbad am Musikfestival in der Negevwüste, bei dem die Hamas mehr als 260 junge Menschen massakrierte? Waren es die Videos von blutverschmierten „ Die Warnung vor einer Instrumentalisierung der Religion greift zu kurz: Es braucht auch Kritik nach innen. “ Geiseln? Oder die Bilder von abgeschlachteten Müttern, Vätern und Babys aus dem Kibbuz Kfar Asa? Noch nie seit der Schoa seien an einem Tag so viele Jüdinnen und Juden ermordet worden, erklärte der israelische Armeesprecher Richard Hecht. Eine Zäsur in der blutigen Geschichte des Nahen Ostens, auf die Israel seinerseits mit der Ankündigung der völligen Abriegelung des Gazastreifens reagierte. Mit einer Bodenoffensive wird gerechnet, ein Blutbad droht – und mit ihm ein Flächenbrand des Hasses. Perverse Freude Die Sorge ist groß, dass dieser Hass auch in Österreich auf fruchtbaren Boden fällt – und sowohl Muslimfeindlichkeit wie Antisemitismus weiter wachsen. Noch am Abend des 7. Oktober sorgten Sympathiebekundungen für den Terror der Hamas für Empörung. Vorerst waren es freilich nur Versprengte, die ihre perverse Freude über das Massaker bekundeten. Hupende Autokorsos sah man nicht. Auch die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich reagierte; wenn auch anfangs nur mit der eher allgemeinen Erklärung, dass „die Gewalt beendet werden“ müsse und die „Gebete und Gedanken“ bei den zahlreichen Opfern im Heiligen Land seien. Nach heftiger Kritik wurde IGGÖ-Präsident Ümit Vural in der Presse schließlich deutlicher: „Die Brutalität und Gewalt, die wir in den vergangenen Tagen seitens der Hamas beobachten mussten, sind absolut inakzeptabel und aufs Schärfste abzulehnen.“ Auch eine Handreichung für Islamische Religionslehrende legte man vor: Religion dürfe niemals instrumentalisiert werden, die Hintergründe der aktuellen Ereignisse seien politischer und nicht religiöser Natur. Das trifft freilich nur einen Teil der furchtbaren Realität: Längst sind Politik und Religion in der unheilvollen Geschichte des Nahen Ostens untrennbar verwoben (vgl. dazu die Analysen von Susanne Glass, Heinz Nußbaumer und Mouhanad Khorchide auf den Seiten 2, 3 und 10). Und auch die Warnung vor einer „Instrumentalisierung“ der Religion und insbesondere des Islam greift im 21. Jahrhundert zu kurz: Die religiöse Gewaltgeschichte lehrt, dass die Gegenüberstellung einer „eigentlichen“ idealen Religion und ihrer Praxis nirgendwohin führt. Nötig ist vielmehr auch eine innere Religionskritik: Welche Gottesvorstellungen und Hermeneutiken könnten dazu beitragen, Gewalt zu legitimieren – bis dahin, Allahu akbar („Gott ist groß“) zu rufen, während man mordet? Derlei religiöse Selbstkritik und Bildung wird jene Mörder nicht erreichen, die wahllos Greise und Säuglinge massakrieren. Aber vielleicht noch jene jungen Gamer, die sich für Ahmad Al-Falastini halten. doris.helmberger@furche.at Infrastruktur für alle! Unter dem Deckmantel der Modernisierung Bankomaten und Supermärkte auszudünnen, erschwert Gemeinschaft – nicht nur bei den Älteren. Eine Betrachtung. Seite 10 Wissen statt Schuldencrash Immer mehr Menschen schlittern in die Schuldenfalle. Der Finanzführerschein oder mehr entsprechende Bildung sollen verhindern, dass es so weit kommt. Seiten 12–13 Wie Kanzler Kickl verhindern? Vergangene Woche beschrieb Aurelius Freytag im „Diesseits von Gut und Böse“ die „gefährlichen Folgen moralischer Selbsterhöhung“. Regina Polak repliziert. Seite 15 Luc Besson über „Dogman“ Im FURCHE-Interview spricht der streitbare Filmemacher, der auch Kultfigur ist, über seinen neuen Film und das Verarbeiten innerer Dämonen. Seite 20 furche.at Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, Retouren an Postfach 555, 1008 Wien DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0

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