DIE FURCHE · 37 18 Wissen 12. September 2024 Von Andrea Krieger Von Martin Tauss HUMAN SPIRITS Gesund durch Dunkelheit Dunkle Wälder, schummrige Gassen: Für unsere Vorfahren war der Mangel an Licht wohl oft unangenehm, nicht selten bedrohlich. Fackeln und Feuerstellen schufen lediglich kleine Inseln der Geborgenheit – umgeben von einer schier endlosen Nacht, die Urängste weckte. So gesehen ist es eine plausible Geschichte, dass der Mensch die technischen Innovationen dazu nutzte, um endlich Herr über die Finsternis zu werden. Hell ausgeleuchtete Städte, die niemals schlafen, wurden zum Symbol der Moderne, zur Speerspitze des Fortschritts. Sie finden sich heute rund um den Globus, und ihre Lichtflächen gehen nun nahtlos in das Umland über. Im Anthropozän, dem „Zeitalter des Menschen“, beginnen Tiere, Pflanzen und ganze Ökosysteme unter der sich ausbreitenden Helligkeit zu leiden. Das Licht verschmutzt die Umwelt, genauso wie die ausufernden Berge an Plastikmüll. Nur das Bewusstsein dafür ist leider noch kaum vorhanden. „ Warum entwickelte sich der Mensch zum ‚Licht-Junkie‘ und handelt mit seinen Beleuchtungsgewohnheiten oft gegen jede Vernunft? “ Dass künstliches Licht während der Nacht ein wichtiger Risikofaktor auch für die Alzheimerkrankheit sein kann, zeigt eine aktuelle Studie im Fachjournal Frontiers in Neuroscience. Demnach erhöht Lichtverschmutzung das entsprechende Demenzrisiko stärker als viele andere Risikofaktoren wie Diabetes, Bluthochdruck, etc. – insbesondere bei den unter 65-Jährigen. Das ist ein weiterer Puzzlestein, der zeigt, wie sehr das Licht zum biologischen Stressfaktor werden kann. Gefahren der Lichtverschmutzung Die vielen gesundheitsschädlichen Effekte der Lichtverschmutzung sind bereits gut dokumentiert. Auch das weltweite Insektensterben wird damit in Verbindung gebracht. Die Zunahme der nächtlichen Beleuchtung – im vergangenen Jahrzehnt um fast zehn Prozent pro Jahr – werde zu einem Verlust an Biodiversität und zur Beeinträchtigung von Ökosystemleistungen wie der Bestäubung von Nutzpflanzen führen, warnten Wissenschafter 2023 im Fachjournal Science. Hinzu kommt, dass das oft unnötige Licht enorme Mengen an Strom benötigt. Das verursacht nicht nur hohe Kosten, sondern heizt aufgrund von Treibhausgasemissionen auch noch die Klimakrise an. Wie konnte es so weit kommen? Warum entwickelte sich der Mensch zum „Licht-Junkie“ und handelt mit seinen Beleuchtungsgewohnheiten oft gegen jede Vernunft? Wer früher prägende Mangelerfahrungen gemacht hat, neigt oft zu überschießenden Reaktionen. Psychiater sprechen von einem traumatischen „Kontextualisierungsdefizit“: Dann fällt es schwer, zu erkennen, dass der einst so schmerzhafte Mangel schon längst überwunden ist. In diesem Fall: Die Finsternis ist dank LED und Co keine Bedrohung mehr. Höchste Zeit, in der viel zu hellen Gegenwart anzukommen – und für mehr Dunkelzonen zu sorgen. Bei der Olympia-Eröffnung im August sang die schwerkranke Céline Dion Édith Piafs „Hymne à l’amour“ und löste damit so viel Rührung aus, dass sogar der Eurosport-Moderator kurz die Fassung verlor. Und es braucht gar nicht erst Édith Piafs Liebeshymne, um selbst aus der größten Liebesheirat gleichzeitig eine Hoch-Zeit der Tränen zu machen. Auch dahinter steckt die Rührung. Doch was steckt hinter der Rührung? So oft der Begriff auftaucht, so selten wird er thematisiert. Das mag damit zu tun haben, dass die Rührung aus der Reihe tanzt: „Rührung ist ein Gefühl gemischter Natur“, sagt der deutsche Emotionspsychologe Eugen Wassiliwizky im Gespräch mit der FURCHE. „Weder handelt es sich um eine rein positive Emotion noch um eine rein negative wie Furcht oder Ekel.“ Eine Ambivalenz, die Wassiliwizky und seine Team am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik zusammen mit Kollegen der Freien Universität Berlin bereits 2017 auch neurowissenschaftlich nachgewiesen haben: Im Gehirn zeigt sich eine verstärkte Aktivität im Belohnungszentrum und damit ein Genussempfinden. Andererseits ist der Corrugator-Muskel über den Augenbrauen angespannt wie sonst bei negativen Emotionen üblich. Fragt sich nur, was den betrüblichen Aspekt etwa einer Liebesheirat ausmachen soll, der dann letztendlich zum Weinen führt? „Es geht dabei auch ein Abschnitt zu Ende, was besonders bei den Eltern von Braut und Bräutigam präsent ist“, sagt der Experte. Bei den Tränen des Brautpaares wiederum könnte bei aller Freude eine große Ehrfurcht vor den ehelichen „Mühen der Ebene“ mitschwingen. Bewusst oder unbewusst. „Es kann, muss aber nicht mit dem Erkennen einhergehen“, sagt die deutsche Schriftstellerin und Psychoanalytikerin Karin Nohr, die Rührung aufgrund ihrer „unabweisbaren Intensität“ als ein „Geschenk des Moments“ bezeichnet. Der Schatten der Vergänglichkeit Feiern sind Zeiten geballter Rührung. „Seltenheit bedeutet Vergänglichkeit, und das ist genau das negative Moment daran“, so Wassiliwizky. Und es zeigen sich bei Feiern aller Art eine Harmonie und ein Gemeinschaftsgefühl, nach dem man sich im Alltag schmerzlich sehnen mag. Das gilt vom Großereignis im TV bis zum Weihnachtsfest im Kreise der Familie. Kinder reagieren auf den Anblick solcher Tränen übri gens verständnislos, wie Studien belegen. „In diesen Situationen sind Kinder eher traurig oder freudig bewegt, weil die Metakognition, also das Nachdenken über die eigenen Denkprozesse, noch fehlt. Rührung entwickelt sich daher erst in der Pubertät“, berichtet Wassiliwizky. Auch der Persönlichkeitstyp spielt eine Rolle: Als bedeutende Faktoren haben sich Offenheit und Empathiefähigkeit herausgestellt. Und natürlich muss der Auslöser immer etwas mit einem selbst zu tun haben. „ Gänsehaut wurde als Indikator der Rührung gewählt. Zudem lauschten die Versuchspersonen im Kernspintomografen über hundert selbstgewählten Gedichten. “ Foto: iStock/fizkes In Schlüsselmomenten des Lebens taucht sie auf: warum die Rührung ein Sonderfall im emotionalen Spektrum ist. Ein Gefühl tanzt aus der Reihe Momente gehäufter Rührung sind Schlüsselmomente des Lebens wie Geburt, Versöhnung oder Hochzeit. Ebenso gilt: Wir sind als Zuschauende eher gerührt, als wenn wir direkt involviert sind. „Wer sich selbst in einer bestimmten Situation befindet, neigt eher zu reinen Gefühlen.“ Hier kommen Romane und Filme, ja die Künste und Fiktives generell ins Spiel. Ein Paradebeispiel ist ein Heldentod wie im Blockbusterfilm „Titanic“. Dort überlässt der Hauptdarsteller seiner großen Liebe den Platz im Rettungsboot. Das Fiktive und die Kunst sind es auch, die es Wassiliwizkys Team ermöglichen, Momente der Rührung zur näheren Beforschung gezielt hervorzurufen. Zunächst wurden den Teilnehmenden Filmszenen vorgeführt. Es zeigte sich, dass auf dem Höhepunkt der Rührung eine starke Gänsehaut auftritt. Diese wurde als Indikator für Rührungsmomente gewählt und mittels einer eigens entwickelten, am Unterarm angebrachten Gänsehautkamera gemessen. Zudem wurden die Kontraktion der Gesichtsmuskeln und die Reaktionen im Gehirn erhoben. Im Kernspintomografen lauschten 27 Versuchspersonen über hundert selbstgewählten Gedichten. Man unterscheidet Rührung, wo die Freude, und solche, wo die Trauer überwiegt. Die Kunst setzt auf negative Auslöser, so Wassiliwizky: „Das Gehirn Pathos ist nahe bei der Rührung: Lesen Sie dazu auch das Interview mit Solmaz Khorsand („Heul doch!“) vom 7. April 2021, auf furche.at. Feiern sind Zeiten geballter Rührung – egal ob bei einem Großereignis im TV (wie unlängst bei der Olympiade in Paris) oder bei einem kleinen Fest im Kreis der Familie. Vielleicht führt demnächst auch das eine oder andere Wahlergebnis zu kurzfristigen Phasen der Ergriffenheit. bearbeitet negative Emotionen bevorzugt, weil wir sie fürs Überleben brauchen.“ Sie bringen zudem jene Bedeutsamkeit und Tiefe mit sich, nach der sich Menschen sehnen. „Die Künste können auf die ganze power und Macht negativer Emotionen zugreifen, ohne dass sie uns wirklich gefährlich werden“, sagt der Psychologe und studierter Musikwissenschafter, den selbst etwa die Musik von Johann Sebastian Bach stark rührt. „In der Klassischen Musik gibt es eine eigene Affektenlehre: eine Moll-Tonart, langsames Tempo und ein Motiv, das leicht zu merken ist. Mit diesen drei Komponenten ist man auf dem besten Weg, die Zuhörenden traurig zu stimmen. Der Klang ist aber trotzdem schön.“ „Happiness is a Sad Song“ (Glück ist ein trauriges Lied) heißt denn auch ein Peanuts-Cartoon. Schon wesentlich länger als die Psychologie und Neurowissenschaften widmen sich die Kunstgeschichte und die Philosophie dem Thema Rührung. Auch ein aktuelles Buch zum Thema kommt aus der Kunstgeschichte: „Ästhetik der Rührung“ (Schwabe Verlag, 2023) stammt von Roger Fayet, Kunsthistoriker an der Universität Zürich. Fayet verteidigt darin das in der Kunst „wenig angesehene Gefühl“ gegen den „Vorwurf mangelnder Tiefe“. Er beschreibt die Rührung als unerwartetes Empfinden von „Heilung, Versöhnung oder Erfüllung, mit dem angesichts der empfundenen Übermacht antagonistischer Kräfte und der alltäglichen Erfahrung des Scheiterns nicht zu rechnen war“. Entwaffnende Ehrlichkeit Roger Fayet erwähnt das Beispiel von Patti Smiths Auftritt bei der Literaturnobelpreis-Verleihung für Bob Dylan 2016, der heute auf Youtube über 4,4 Millionen Klicks verzeichnet. Die Rocksängerin interpretierte den Dylan-Song „A Hard Rain’s a-Gonna Fall“. Vor Ergriffenheit vergaß sie kurz den Text und sagte: „Entschuldigen Sie, ich bin so nervös“, wofür sie nicht nur großen Applaus erntete: Das Nobel komitee stellte die berührende Aufnahme sogar selbst ins Netz. Und die anderen Literaturnobelpreisträger zollten Smith Respekt – für so viel entwaffnende Ehrlichkeit.
DIE FURCHE · 37 12. September 2024 Wissen 19 Der Wachau-Marathon erinnert daran, wie attraktiv ein urzeitliches Erbe des Menschen heute noch ist: warum regelmäßige Bewegung so wichtig für uns ist – und gesundes Altern auf einer elementaren Formel beruht. Lieben, Laufen, Lernen Von Georg Wick Wir sind zum Laufen geboren – nicht um vor dem Fernsehapparat zu dösen oder mit dem Handy zu spielen. Aus evolutionärer Sicht war die Fähigkeit, lange Strecken im Lauf zurückzulegen und so die Beutetiere zu verfolgen und schließlich zu erlegen, für den Menschen lebenswichtig. Im Süden Afrikas gibt es auch heute noch Stämme, die diese Ausdauerdisziplin perfekt beherrschen; insbesondere, wenn sie genug Kondition besitzen, bei Bedarf auch kurze Sprints einzusetzen. Diese Stammesmitglieder sind also keine Marathonläufer, sondern geduldige Jäger. Auf ihre Weise ermüden sie ihre Opfer und lassen auch nicht locker, wenn diese sich erschöpft verstecken. In uralten Höhlenmalereien, wie jenen von Altamira in Spanien, sind diese Situationen kunstvoll und spannend dargestellt. Mit Ausdauer zum Erfolg Wachau- Marathon Die beliebte Laufveranstaltung hat heuer ihr 25-Jahr-Jubiläum: Am 15. September starten zahlreiche Teilnehmer in mehreren Bewerben. Neue wissenschaftliche Untersuchungen haben diese „Ausdauer-Verfolgungs-Hypothese“ unter Einbeziehung von Daten aus verschiedenen Gebieten der Welt bestätigt. Im Rahmen dieser Studien wurde gezeigt, dass stetiges Laufen zum Verfolgen von anderen Menschen oder Tieren weniger Energie erfordert als Gehen. Letzten Endes siegte also die menschliche Ausdauer über die Gabe zu kurzen Sprints! Wir Menschen haben nämlich, im Gegensatz zu anderen Säugetieren, mehr langsam kontrahierende Muskelfasern, die beim Laufen über große Distanzen besonders energiesparend funktionieren. Wir sind auch gut gegen die Entwicklung einer Überhitzung beim Laufen gerüstet: Durch die Produktion großer Mengen von Flüssigkeit durch die Schweißdrüsen können wir über unsere nackte Haut viel Wärme abgeben. Schließlich trägt auch unser Körperbau mit den langen Beinen, der starken Achillessehne an den Fersen, den stabilen Hüft-, Knie- und Fußgelenken zu dieser erstaunlichen Begabung zum Laufen bei. Diese Jagdmethode unserer frühen Vorfahren wurde auch später, das heißt zur Zeit des Wandels von Homo sapiens vom Jäger und Sammler zum sesshaften Ackerbauern und Viehzüchter, noch verwendet. Sogar Berichte aus dem 16. bis ins 19. Jahrhundert (unter anderem in Texas, Mexiko, Hawaii, Borneo) lassen darauf schließen, dass diese Jagdmethode bis in die jüngste Zeit verwendet wurde. Man könnte also den Schluss ziehen, dass körperliche Fitness gepaart mit intellektueller Überlegenheit (mens sana in corpore sano) in den meisten Fällen zum Ziel führt. Was bedeuten diese nun wissenschaftlich untermauerten Fakten für den Menschen des 21. Jahrhunderts? Neueste molekularbiologische Studien haben es ermöglicht, einen „Exercise Atlas“ zu erstellen. Darin wird festgehalten, welche Eiweißstoffe (Proteine) beim Ausdauersport vermehrt oder vermindert produziert werden. Eine wichtige Schlussfolgerung aus diesen Arbeiten war, dass mäßig betriebener Sport gesundheitsfördernd ist, während zur Erschöpfung führende Bewegung dem Körper eher schadet. Von Spitzenathleten betriebener, exzessiver Sport führt zum Beispiel bekanntlich nicht selten zu kardialen Problemen wie Herzrhythmusstörungen oder zu Entzündungsreaktionen in der Umgebung von stark vergrößerten „Sportlerherzen“. Solche Probleme treten – aus bisher unbekannten Gründen – bei Spitzenathletinnen dreimal so häufig auf wie bei Männern. „ Bei körperlich aktiven Menschen sind die Zellen des Immunsystems gut vorbereitet, auf von außen oder innen kommende Gefahren zu reagieren – seien dies nun Infektionen oder Tumore. “ ma „Sport im Alter“. Als Empfehlung für ein „gutes Altern“ hat der Schreiber dieser Zeilen vor vielen Jahren den Slogan der „Drei L: Lieben – Laufen – Lernen“ geprägt, der inzwischen schon in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen ist. Den drei Metaphern wurden bestimmte Bedeutungen zugewiesen: „Lieben“ im weitesten Sinn bedeutet nicht nur Partnerschaft und körperliche Liebe bis ins hohe Alter, sondern umfasst jegliche Kommunikation, insbesondere Freundschaft, aber auch die momentane Aufmerksamkeit der geneigten Leser. „Laufen“ bedeutet in diesem Zusammenhang nicht, dass alle alten Menschen laufen sollen (das können sie ja oft gar nicht mehr), sondern dass man im Alter besonders sorgfältig auf seinen Körper achten muss. Gute körperliche Koordination und das Bewusstsein von Geschicklichkeit schaffen auch psychisches Vertrauen. Physische Leistungsfähigkeit und Kondition bewirken nicht nur Wohlbefinden, sondern haben wissenschaftlich untermauerte positive Effekte auf zahlreiche körperliche Funktionen wie Problemlösen beim Sport Die gesundheitsfördernde Wirkung von regelmäßiger, nicht übertriebener Bewegung wird unter anderem auch dadurch manifestiert, als schnelles Gehen (etwa sieben Stunden pro Woche) die Lebenszeit im Vergleich zu körperlicher Untätigkeit um vier bis fünf Jahre verlängert; ganz zu schweigen vom Mens sana -Effekt, der dazu führt, dass man während des Sports Probleme lösen kann, ohne es zu merken. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es etwas billiger und empfiehlt mäßige körperliche Bewegung wie zum Beispiel schnelles Gehen für 2,5 bis fünf Stunden oder intensiveres Training wie etwa Laufen für 1,5 bis drei Stunden pro Woche. Besonders wichtig für unsere Gesellschaft in ihrer jetzigen Zusammensetzung ist das Thedas Herz-Kreislauf-System. Ebenso führen sie zu vermehrtem Muskelaufbau und der damit verbundenen müheloseren Fähigkeit zum Stiegensteigen, Wandern oder anderen sportlichen Betätigungen. Schließlich ist da noch das „Lernen“ und da wiederum in Form von drei L: lebenslanges Lernen, das durch konstante Bewegung signifikant unterstützt werden kann – ganz zu schweigen von einem sportlichen geistigen Anspruch an sich selbst im Sinn des „Denksports“ von Schachspielern. Sport ist ein „gutartiger“ physiologischer Stressor, der positive Literatur entdecken Seit ihrem Gründungsjahr widmet sich DIE FURCHE der Welt der Bücher und schafft einen wertvollen Zugang zu Wissen, Fantasie und Inspiration. Entdecken Sie online Texte namhafter Autorinnen und Autoren – von 1945 bis heute. Foto: BerndGruber Mehr zum Erfolgsgeheimnis des Laufens finden Sie im Artikel „Vom Jagen zum Joggen“ (24.3.2021) von Martin Tauss, auf furche.at. Wirkungen auf alle Körpersysteme – auch das Immunsystem – hat. Diese immunologischen Effekte werden größtenteils durch molekulare Botenstoffe vermittelt, die durch diesen Stress freigesetzt werden. Neben den klassischen Hormonen sind dies hormonähnliche Signalstoffe (Zytokine) des Immunsystems sowie Wachstumsfaktoren etc. Muskelzellen produzieren auch Zytokine, die ebenfalls entzündungshemmende Reize an das Immunsystem abgeben. Nach dem Beginn körperlichen Trainings kann man schon bald einen Anstieg der Immunzellen im Blut beobachten. Diese Zellen wandern aus ihrer Warteposition in den „lymphoiden“ Organen (Knochenmark, Lymphknoten etc.) in die Peripherie des Körpers aus, um „nachzusehen“, um welche Art von Stress es sich in der jeweiligen Situation handelt: Ist es eine Verletzung, eine Infektion etc.? Im Fall von sportlichem – also gesundem – Stress beruhigen sich die Immunzellen mangels Angriffspunkts wieder, bleiben aber doch noch wachsam („Man kann ja nie wissen ...“). Fit durch sanfte Bewegungen Bei regelmäßig körperlich aktiven Menschen sind die Zellen des Immunsystems daher gut vorbereitet, auf von außen (zum Beispiel Bakterien, Viren) oder von innen (Tumoren) kommende Gefahren zu reagieren. Gesundheitsbewusste Sportler unterstützen den positiven Effekt der Bewegung noch durch eine optimale Ernährung – aber unter dem Strich ist doch die Bewegung für unser Immunsystem wichtiger als die Diät. Gerade im Alter sollte man beim Sport aufpassen, das rechte Maß zu bewahren. Hier ist es ratsamer, den Körper mit sanfteren Bewegungen fit zu halten, als mit exzessivem Sporteln einen Herzinfarkt oder eine schwerwiegende Verletzung zu riskieren. Der Autor ist em. o. Prof. an der Medizinischen Univ. Innsbruck und war Gründungsdirektor des ÖAW-Instituts für Biomedizinische Alternsforschung sowie ehemaliger Präsident des FWF. Bewegungstag der ÖGK 4. Oktober, 13–18 Uhr (bundesweit) www.gesundheitskasse.at/bewegt Jetzt 4 Wochen gratis lesen! u Gleich bestellen: www.furche.at/abo/gratis aboservice@furche.at +43 1 512 52 61 52 online im Navigator seit 1945
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