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DIE FURCHE 12.09.2024

DIE

DIE FURCHE · 37 10 Diskurs 12. September 2024 Den gesamten Briefwechsel zwischen Johanna Hirzberger und Hubert Gaisbauer können Sie auf furche.at bzw. unter diesem QR-Code nachlesen. ERKLÄR MIR DEINE WELT Aussehen ist und bleibt ein Kapital Johanna Hirzberger ist Redakteurin von „Radio Radieschen“ und freie Mitarbeiterin von Ö1. Dass Ihre Familie Ihre Briefe liest und kritisch hinterfragt, finde ich sehr wertschätzend. Und ich gestehe: Auch ich bin im ersten Moment auf das Argument, Sie sollten Ihre eigene Welt erklären und nicht popkulturelle Phänomene wie brat bewerten, aufgesprungen. Allerdings will ich fair bleiben: Auch wenn diese Kulturerscheinung ziemlich weit von Ihnen entfernt ist, hat sie Ihre Welt ja doch irgendwie berührt. Glücklicherweise hat die Sängerin Charli XCX aber vor Kurzem den Brat Girl Summer für offiziell beendet erklärt – und damit können auch wir uns anderen Themen widmen. „ Es beeindruckt, wie in einem Reality-Format wie ‚Bachelorette‘ so viel Bildungsarbeit geleistet werden kann. Vor allem queere Frauen übernehmen diese Rolle. “ Zum Beispiel der aktuellen „Bachelorette“, meinem persönlichem Guilty Pleasure. Kennen Sie dieses Dating-Reality-TV-Format? Zehn Jahre lang hat hier eine norm schöne, hetero sexuelle Frau unter zahlreichen Kandidaten nach ihrem Traummann gesucht. Es war ein bisschen „Barbie sucht Ken“, um ehrlich zu sein. Da die Sendung mir zu oberflächlich war, habe ich sie auch nicht wirklich verfolgt. Doch heuer gibt es zum ersten Mal eine queere Bachelorette, die nicht nur Kandidaten, sondern auch Kandidatinnen datet. Etwas so Spannendes habe ich lange nicht mehr gesehen. Gut, vielleicht übertreibe ich ein wenig, aber es ist wirklich beeindruckend, wie in einem Reality-Format so viel Bildungsarbeit geleistet werden kann. Vor allem die queeren Frauen übernehmen diese Rolle und konfrontieren die – sagen wir – „traditionellen“ Männer, die anfangs dachten, die Frauen seien allein für sie in die Villa eingezogen. Überfordert von der Information, dass die Bachelorette bisexuell ist, bildete die Mehrheit der Männer eine Einheit und fühlte sich hintergangen. Wie konnte es nur passieren, dass sie für die „politisch-korrekte Staffel“ gecastet wurden? Dafür hatten sie nicht unterschrieben! Doch in der ersten „Nacht der Rosen“, an dem Abend, an dem die Bachelorette zu ihren Kandidatinnen und Kandidaten in die Villa kommt, um am Ende Teilnehmende aus der Sendung zu werfen, verstummte der maskuline Protest. Der Grund: die strahlende Erscheinung der wunderschönen Bachelorette – gutes Aussehen ist und bleibt eben auch ein Kapital. Das führt mich zu der von Ihnen angesprochenen Schule für Zustimmung. Schließlich wird Schönheit noch immer (zu stark) mit Jugendlichkeit verbunden. Das macht es nicht gerade leicht, der nachlassenden Elastizität des Bindegewebes freudig zuzustimmen; so sieht nämlich der Beginn des körperlichen Abschieds in meiner Welt aus. Aber auch bei meinen Eltern und ihren Freunden beobachte ich, wie sie mit diesem Thema umgehen. Vielleicht bin ich zu intolerant, doch es ärgert mich, wie (geistig) unflexibel einige von ihnen sind. Entweder sie haben noch nicht verstanden, dass ihre Haltung zum Leben eine Ressource ist, oder sie sind einfach nur grantig auf den schnellen Verlauf der Zeit und werden bockig. Ihre Worte bestärken jedenfalls meine Annahme, dass die eigene Zustimmung zum Altern die Lebensqualität erheblich beeinflusst. Dass dieser Prozess langwierig und unangenehm sein kann, sehe ich ein. Aber wann ist ein Entwicklungsprozess das nicht? Kindheit, Pubertät, Quarter- und Midlife-Crisis: Irgendwann hoffe ich zumindest für mich, dass ich meine sinnvollen Möglichkeiten zur Zustimmung deutlich vor mir sehe. Von Matthias Reichl Er galt als einer der wichtigsten Oppositionellen in In FURCHE Nr. 23 der DDR. Nun ist der evangelische Theologe Friedrich 3800 9. Juni 1994 Schorlemmer mit 80 Jahren in Berlin gestorben. Seine spektakuläre Aktion „Schwerter zu Pflugscharen“ beim Kirchentag 1983 in Wittenberg war ein Meilenstein der DDR-Friedensbewegung und machte Friedrich Schorlemmer international bekannt. Anlässlich des Todes des Bürgerrechtlers und evangelischen Theologen lesen Sie hier eine Erinnerung von Matthias Reichl (Leiter des 1980 gegründeten Begegnungszentrums für aktive Gewaltlosigkeit in Bad Ischl) aus dem Jahr 1994. Vorsichtig couragiert Der (ost)deutsche Friedenspreisträger Friedrich Schorlemmer erstmals in Österreich. 1987 saßen wir das erste Mal nebeneinander – bei einer Konfrontation mit tschechischen Polit -Funktionären und Technokraten in einem südböhmischen „Volkshaus“ nahe Temelín. Friedensaktivisten beiderseits der Grenze hatten beim „Olof-Palme-Friedensmarsch“ eine Konfrontation über zivile und militärische Atomgefahren erzwungen. Obwohl ständig durch Stasi-Spitzel überwacht, wagte Schorlemmer es als einziger, die DDR-Delegierten-Clique zu verlassen und offen die Situation seines Landes zu kritisieren. Fast sieben Jahre später, bei seinem ersten Österreich-Besuch, geht es – wieder – um „Zivilcourage“. Dieses Mal wurde er vom Bundesverband Katholischer Erwachsenenbildner nach Wien eingeladen, um seine Erfahrungen als pastoraler und politischer Mut-Macher einzubringen. Daß seine Kindheit im traditionellen evangelischen Pfarrhaus und dann der jahrelange entnervende Druck durch das DDR-Regime tiefe Spuren hinterlassen hat, will er nicht verleugnen. Er wehrt sich einerseits gegen Vorverurteilungen rechtsextremer Gewalttäter und klagt andererseits die politische Unterwürfigkeit in Honeckers und Kohls Deutschland an. Nicht immer kann er beim Arbeitsgespräch unseren bohrenden Fragen nach den Lehren, die er aus seinem Engagement ziehen mußte, ausweichen. So warnt er uns vor den Folgen einer Heroisierung: „Da wird man aufs Podest gehoben, nachher angepinkelt und wieder runtergeholt!“ – und illustriert dies auch an den Schriftstellerschicksalen von Stefan Heym, Christa Wolf und der gnadenlosen Medienhetze, die jene, die „aus der Reihe tanzen“, um „die Verhältnisse zum Tanzen zu bringen“, mit aller Gewalt wieder zu „Mitläufern“ stempelt. Noch vorsichtiger skizziert er seinen Weg vom Fürsprecher der Bürgerbewegungen über die SPD-Galionsfigur hin zu „den Mühen der Ebenen“ eines Kommunalpolitikers in Wittenberg. Seine bittere Analyse der Folgen einer hastigen Wiedervereinigung illustriert er präzise mit einem Wandspruch in Leipzig: „Der Kapitalismus hat nicht gesiegt, er ist bloß übriggeblieben!“ Foto: Wikipedia/Franz Mozer (cc by-sa 3.0) Zur Einigung Europas verweist Schorlemmer auf ältere Aussagen: „Die Hausleitung kann sich nicht selbst ernennen, sich von der Geschichte dazu berufen zu fühlen; sie muß von der Mehrheit durch Wahl legitimiert sein. Minderheitenschutz wird ebenso gewährleistet sein wie Opposition nicht bloß zugelassen, sondern als kritisches Korrektiv geradezu erwünscht ist.“ AUSGABEN DIGITALISIERT VON 1945 BIS HEUTE ÜBER 175.000 ARTIKEL SEMANTISCH VERLINKT DEN VOLLSTÄNDIGEN TEXT LESEN SIE AUF furche.at Medieninhaber, Herausgeber und Verlag: Die Furche – Zeitschriften- Betriebsgesellschaft m. b. 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DIE FURCHE · 37 12. September 2024 Diskurs 11 Nein, vom direkten Abschaffen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist im FPÖ-Wahlprogramm nicht die Rede. Aber dem „Gesinnungsjournalismus“ soll der Garaus gemacht werden. Eine Analyse. ORF und Medienpolitik nach blauem Gusto Für die FPÖ ist der ORF eine Lieblingszielscheibe der Kritik. Auch in seinen bisherigen TV-Wahlkampfauftritten ließ Herbert Kickl kaum ein gutes Haar an der öffentlichrechtlichen Anstalt, die zugleich das größte Medien unternehmen des Landes ist. Man darf sich daher fragen, wie es mit dem ORF nach dem Wahltag weitergehen kann, sollte die FPÖ in Regierungsverantwortung kommen. Nicht zuletzt das Beispiel der Slowakei, wo die Regierung von Robert Fico nach gewonnener Wahl den öffentlich-rechtlichen Rundfunk auflöste, sollte Alarmglocken schrillen lassen. „Die Berichterstattung des ORF entspricht in keiner Weise der Definition eines öffentlichrechtlichen Auftrags im ORF-Gesetz. Von objektiv, unabhängig und äquidistant allen Parteien gegenüber ist sie meilenweit entfernt. Stattdessen wird versucht, die Zuschauer in Richtung einer links-grünen Ideologie zu erziehen beziehungsweise zu indoktrinieren.“ So steht es im aktuellen Wahlprogramm der FPÖ. Das ist mit dem Argument identisch, mit dem die Fico-Populisten in der Slowakei der dortigen Anstalt den Garaus machten. Gegen „Zwangsabgabe“ für „woke Events“ Eine Abschaffung des ORF wird im FPÖ- Wahlprogramm nicht direkt gefordert. Aber das Hintertürchen dafür bleibt offen: „Wenn trotz intensiver Bemühungen sich das Konstrukt ORF als nicht reformierbar herausstellen sollte, ist es auch denkbar, die […] öffentlich-rechtlichen Leistungen am freien Medienmarkt auszuschreiben, sodass nach dem Bestbieterverfahren jeder geeignete Bewerber sich um öffentliche Medienaufträge bewerben und […] auch Leistungen im öffentlich-rechtlichen Sektor bereitstellen kann.“ Eine analoge Breitseite findet sich im Kapitel „Freier und unbeeinflusster Zugang zu Information“, wo es heißt: „Die Bevorzugung des von Gesinnungsjournalismus geprägten ORF durch eine Zwangsabgabe ist nicht zu rechtfertigen.“ Und auch das „Kultur“-Kapitel des Programms, wo behauptet wird, dass „‚woke Events‘ wie der sogenannte ‚Song Contest‘ oder die ‚Wiener Festwochen‘ mit Zwangsabgaben finanziert werden“, kommt ohne Sei- tenhiebe auf den ORF nicht aus: „Nebst den ORF-Skandalgehältern muss daher auch die Förderpolitik kritisch unter die Lupe genommen werden.“ Es ist der FPÖ in der öffentlichen Diskussion längst gelungen, die Haushaltsabgabe, also die Finanzierung des ORF, die durch ein Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes auf neue Beine gestellt werden musste, als „Zwangsabgabe“ zu desavouieren. Dabei ist jede von der öffentlichen Hand eingehobene Abgabe ein „Zwang“, aber in derartige Niederungen der Semantik begibt sich diese Propaganda nicht. ZEIT- WEISE Von Otto Friedrich „ Der ORF muss sich der Kritik stellen. Doch nun drohen slowakische Verhältnisse: schlimmstenfalls die Auflösung. “ Keine Frage: Der ORF muss sich der Diskussion, der Kritik, der Evaluation stellen. Ein Diskurs über Funktion und Rolle einer öffentlich-rechtlichen Medienanstalt in der aktuellen Gesellschaft wäre längst zu führen. Doch in einem Land, in dem Medienpolitik bis heute vor allem Besitzstandsverwaltung der politisch Mächtigen bedeutet, verwundert es kaum, dass diese Auseinandersetzung nicht stattfindet. Die Dreistigkeiten der FPÖ gegenüber dem ORF reihen sich da nahtlos in die Dreistigkeiten anderer politischer Player ein, die auf dieser Klaviatur seit Jahrzehnten spielen. Das aktuelle ORF-Gesetz hat der ÖVP in den ORF-Gremien eine nicht zu überstimmende Mehrheit beschert. Der Verfassungsgerichtshof hat zuletzt der Politik aufgetragen, die Beschickung dieser Gremien gesetzlich zu reparieren. Es spricht Bände, dass die derzeitige Bundesregierung keine Anstalten machte, das ORF-Gesetz diesbezüglich zu reformieren. Nun wird also die politische Konstellation nach den Wahlen dafür sorgen, dass das ORF- Gesetz verfassungskonform wird. Als gelernter Österreicher weiß man aber, dass – einzige Ausnahme war die ORF-Reform 1965/66 nach dem Rundfunkvolksbegehren – es sich die aktuell Mächtigen immer noch rechtzeitig gerichtet haben. Das gilt auch für die FPÖ, die nach dem Antritt der türkis-blauen Koalition 2017 flugs den Stiftungsratsvorsitzenden des ORF stellte. Und dass ebendiese FPÖ Peter Westenthaler nun in den Stiftungsrat schickt, der sich im ORF-Aufsichtsgremium ebenso aufführt wie Anfang der 2000er Jahre zur Zeit der schwarz-blauen Koalition, lässt gleichfalls tief blicken. Mehr Geld für „alternative Medien“ Im schlimmsten Fall drohen also slowakische Verhältnisse. Ob es für den ORF aber besser ist, wenn es so weitergeht wie bisher, darf bezweifelt werden. Interessant wird allenfalls sein, wie die Politik dem Verfassungsgerichtshof gerecht werden will und gleichzeitig ihre Hand auf dem ORF behält. Diesbezüglich waren die jeweiligen Wahlsieger immer schon sehr kreativ. Übrigens: Natürlich ist Medienpolitik weit mehr als der Umgang mit dem ORF. Wie Qualitätsjournalismus und -medien gesichert werden und wie sich heimische Medien gegen die Internetgiganten behaupten, darauf sollte auch ein politisches Programm fokussieren. Das FPÖ-Wahlprogramm enthält hierzu aber kaum Konkretes. Außer der Klage, dass die meisten Medien durch „Einseitigkeit und Unausgewogenheit“ geprägt sind: „Alternative Medien werden als rechtsextrem oder Verschwörungstheoretiker diffamiert und von Fördergeldern abgeschnitten.“ Und für diese, so das Wahlprogramm, soll es endlich Geld geben. Der Autor war bis April 2024 stv. Chefredakteur der FURCHE. ZUGESPITZT Romeo und Romeő „Das Tageslicht ruft“, sagt Gergő Bese. „Du willst schon gehen?“ Viktor Orbán hebt seinen Kopf von der Brust seines Lieblingsgeistlichen, seine Augen füllen sich mit Tränen. „Es ist nicht das Tageslicht. Es sind nur die Straßenlaternen, und die gehören alle meinem Schwiegersohn, das kannst du googeln...“ Bese unterbricht den Redeschwall, der von Orbáns wulstigen Lippen fällt, indem er seine daraufpresst. „Es ist das Tageslicht. Und der linke Brüssel-Mob mit seinen Fackeln“, sagt er sanft, aber bestimmt. „Immer diese Schwuchteleien“, zitiert Orbán fromm den Papst. Bese streicht ihm eine der silbernen Strähnen von der Stirn, die sich nie einig zu sein scheinen, auf welche Seite sie fallen wollen. Er entscheidet sich für rechts. „Ich muss los“, sagt er. „Fliehst du durchs Fenster?“, fragt Orbán. Der Verteidiger des christlichen Abendlandes kichert bei der romantischen Vorstellung. „Nein, über die Dachrinne, nach ungarischer Tradition. Wie dein guter Freund József Szájer damals, als er aus dem schwulen Sexclub abhauen wollte“, erklärt Bese patriotisch, schwingt sich aus dem Bett und fädelt sein Kollar durch den Hemdkragen. „Triff mich in Brüssel! Szájer sagt, die Partys dort sind toll“, ruft er über die Schulter. „Leb wohl! Leb wohl! Bussi, baba!“ Isabel Frahndl NACHRUF Die Fantasie-Anregerin Ein von der Decke hängendes Klavier. Schutt abbruchreifer venezianischer Häuser, aus dem Seufzer dringen. Zwei aufeinander gerichtete Gewehre: Bei Rebecca Horns Werk lagen Melancholie, Poesie und Gewalt immer nah beieinander. Vor drei Jahren konnte man sich davon bei Ausstellungen in Wien überzeugen . Nun ist die deutsche Grande Dame der zeitgenössischen Kunst 80-jährig gestorben. Eigentlich sollte die 1944 Geborene die Fabrik der Familie im Odenwald übernehmen, aber schon früh setzte sich ihr Drang durch, Kunst zu machen. Maschinen spielten dennoch eine große Rolle in ihrem Leben, ob diese nun Pfauenfedern wie von Zauberhand auffächerten oder Straußeneier mit Bürsten streichelten. Gleichzeitig verwiesen solche Installationen stets auch auf Absenz, wirkten einsam. Bedrohung war allgegenwärtig, etwa wenn denselben Straußeneiern spitze Nadeln nahe kamen. Oft aber waren Gefahr und Gewalt konterkariert durch die Leichtfüßigkeit der künstlerischen Darstellung. Horn reflektierte die Themen ihrer Zeit in ganz eigenen, oft rätselhaften Bildwelten. 1972 war sie die jüngste Teilnehmerin der „documenta 5“, ihr Werdegang wurde durch ihren langen Aufenthalt in New York beeinflusst, Surrealismus und Arte Povera waren wichtige Bezugspunkte. Horn war eine Vielseitige – und bald eine der wichtigsten deutschen Künstlerinnen. Sie drückte sich in Performances, mechanischen Skulpturen, Zeichnungen, Texten und Filmen gleichermaßen aus. Zu den bekanntesten Arbeiten gehört der „Schildkrötenseufzerbaum“, aus dessen Schalltrichtern klagende Töne drangen. Für „Konzert für Buchenwald“ schüttete sie in einem Straßenbahndepot hinter Glas Wände aus Asche auf. Davor erinnerten Instrumente an die Abwesenheit der Opfer des Holocaust. Mehr als hundert Einzelausstellungen wurden ihr ausgerichtet, nachdem schon 1993 das New Yorker Guggenheim Museum eine Retrospektive gezeigt hatte, die erste jemals dort für eine Frau. Für ihr Lebenswerk wurde Horn mit „Praemium Imperiale“ ausgezeichnet, einem international bedeutenden Kunstpreis. Und als sie den Wilhelm-Lehmbruck-Preis bekam, ehrte die Jury sie als „eine der eigenwilligsten, innovativsten und experimentierfreudigsten Künstlerinnen Deutschlands“. Aktuell kann man im Haus der Kunst in München eine Ausstellung sehen – und sich ein Bild davon machen, welche Fantasieanregerin nun von uns gegangen ist. (Theresa Steininger) Foto: APA / EPA / Everett Kennedy Brown Lesen Sie dazu von Theresa Steininger auch „Rebecca Horn: Mehrdeutiger Kunstkosmos“ (13.10.2021) auf furche.at. Rebecca Horn, deutsche Grande Dame der zeitgenössischen Kunst, ist 80-jährig gestorben.

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