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DIE FURCHE 12.06.2025

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DIE FURCHE

24 · 12. Juni 2025DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 81. Jg. · € 6,–Friedensforscher fordert den „dritten Weg“ Wenn Fußballer für Gott werben „Was für Menschen!“Hans-Georg Ehrhart über Sicherheitsgarantien fürdie Ukraine – aber auch Moskau – sowie Alternativenzur Hochrüstung. · Seiten 6–7Immer mehr Profisportler machen auf ihren Glaubenaufmerksam. Ist das wirklich so problematisch, wieMedien es darstellen? · Seite 11In seinem Tagebuch erzählt Mihail Sebastian voneiner Welt, in der sich seine Freunde faschistischenMachthabern andienen. · Seite 17Das BORGDreierschützengassein Graz am10. Juni 2025.Das Thema der WocheSeiten 2–4Schmerz,der RaumbrauchtFoto: iStock/michaklootwijkWo istdie Mitte?Seit hundert Tagen arbeitet dieneue Bundesregierung – undpositioniert sich als Gegenentwurfzu den Extremen. Doch wo liegtüberhaupt eine Politik der Mitte?Und wo verläuft die Grenze zu denRändern? Antworten darauf gibtunter anderem Wolfgang Schüssel.Von Magdalena Schwarz„ Was ist jetzt zu tun?Begreifen, was passiertist, füreinander dasein, zuhören. Trauern,nicht spekulieren.“lich. Zeit für Analysen und Debatten ist inden kommenden Tagen und Wochen genug– über Mobbing, über die Frage, warumein 21-Jähriger legal Waffen besitzt,über Sicherheitsschleusen oder Metalldetektorenan Schulen, auch über Falschinformationenauf Instagram und TikTokund die ethischen Grenzen der Berichterstattung,die bereits mehrere Medien überschrittenhaben. Auch Fernsehen und Zeitungenwerden diese Themen rasch in denFokus rücken, und diese Artikel werdendie Schicksale sukzessive überschatten.Aber all das muss nicht sofort passieren.Geschuldet ist die Hektik übrigens nichtnur unserer kollektiven Schnappatmungund Sensationsgier, sondern auch einemurmenschlichen Instinkt: Wenn Gefühleunerträglich werden, dann lenken wir unsgerne mit blinder Handlungswut ab.Der kollektiven Hektik widerstehenIn den USA bricht direkt nach jedemAmoklauf ein Streit über zu lasche Waffengesetzeaus. Dort ist der unmittelbare Aktionismusauch notwendig. Das Massentötenist alltäglich, die Ignoranz der vonder Waffenlobby gesponsorten Politik einzementiert.Deshalb haben die BefürworterDass unsere Unverwundbarkeiteine Illusion ist, merken wirzum Glück nur selten. Dienstagwar so ein Tag. Der Amoklaufam BundesoberstufenrealgymnasiumDreierschützengasse inGraz ist noch nicht lang her. Was ist jetzt zutun? Begreifen, was passiert ist, füreinanderda sein, zuhören. Trauern, nicht diskutierenund spekulieren.Zehn Menschen hat der Täter, ein 21-jährigerehemaliger Schüler, erschossen. Diemeisten Opfer waren Schülerinnen undSchüler, am Beginn ihres Erwachsenenlebens.Auch eine Lehrkraft wurde getötet.Elf Familien haben Töchter, Söhne, Partner,Elternteile verloren. Sie werden siefür den Rest ihres Lebens vermissen. Auchdie Schüler und Lehrkräfte, die die Schüssehörten oder die Gewalttaten mit an sahen,werden die Bilder lange Zeit nicht mehraus dem Kopf bekommen. Mehrere Personenwurden schwer verletzt, viele weiteretraumatisiert. Sie brauchen dringend Unterstützung.Die Schulpsychologie hat eineHotline eingerichtet.Jetzt sollte der Schmerz der Angehörigenund Augenzeugen im Zentrum stehen.Das ist nicht pathetisch, sondern menschvonstrikteren Regelungen gar keine andereWahl, als nur Stunden nach dem Tötendie ersten Appelle an Kongressabgeordnetezu richten. Das übliche Ausweichmanövervieler Republikaner: Es sei pietätlos, dieTragödie „zu politisieren“. Doch in Österreichgreifen die US-amerikanischen Logikennicht. Hier gibt es keinen so offensichtlichenKatalysator für Amokläufe. Es gibtunklare Tatumstände, diese aufzuklären,obliegt den Ermittlern. Was jetzt, neben derVersorgung der Betroffenen, angebrachtist: österreichweit Lehrkräften und ElternAnleitungen geben, um die Tat mit Kindernund Jugendlichen aufzuarbeiten (Vgl. S. 9).„Jeder und jede, der Hilfe braucht, soll dieseHilfe bekommen. Das ist jetzt unserewichtigste Aufgabe“, sagte auch BildungsministerChristoph Wiederkehr (Neos) beider Pressekonferenz in Graz. Laut steirischemLandeshauptmann Mario Kunasek(FPÖ) sei es nicht die Zeit für politische Diskussion,sondern für das Trauern. Damithaben sie die Prioritäten in dieser Ausnahmesituationrichtig gesetzt.Was passiert ist, ist nicht nur eine Tragödie.Es sind zehn Tragödien – eigentlich elf.Es gilt sich auch mit dem Leben und Leiddes Täters auseinanderzusetzen. Die Kerzefür ihn beim gestrigen Gottesdienst stehtsymbolisch für eine Debatte, die auf uns zukommenwird. Es ist nicht einfach, dem Sogaus Spekulationslust und Diskussionswutzu widerstehen. Sich für etwas Zeit zu nehmen,widerspricht dem Zeitgeist. Doch derAmoklauf verursacht einen Schmerz, dergefühlt werden muss und Raum braucht.magdalena.schwarz@furche.atFoto: APA / AFP / Alex HaladaAUS DEM INHALTCorona: Mangelnde AufarbeitungFünf Jahre nach dem ersten Coronasommerfehlt immer noch eine ernsthafte Reflexionüber die Pandemie. Wie wir kommendeKrisen besser bewältigen. Seite 5Neue FURCHE-Kolumne: „Was tun?“In ihrer neuen Kolumne schreibt die PhilosophinKatharina Lacina über Ethik im Alltag.Zum Auftakt geht es um eine Grundsatzfrage:Wie handelt man tugendhaft? Seite 14Die Ästhetik ist militärischBrigitte Quint über den Tabubruch, denDonald Trump in L.A. begeht. Der Bürgerist nicht der Feind – eine Maxime, die einedemokratische Errungenschaft sei. Seite 14Im Herzen ein OriginalSeit 40 Jahren spürt Martin Haselböck mitseinem Orchester Wiener Akademie demursprünglichen Temperament in der klassischenMusik nach. Seite 19Fehlgeleitetes PlastikrecyclingÖsterreich geht auf den ersten Sommer mitPlastikflaschenpfand zu. Warum es viel ehereine Steuer auf die Herstellung von neuemPlastik aus Erdöl braucht. Seiten 22–23@diefurche@diefurchefurche.at@diefurche.bsky.socialDie FurcheÖsterreichische Post AG, WZ 02Z034113W,Retouren an Postfach 555, 1008 WienDIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 WienTelefon: (01) 512 52 61-0

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