DIE FURCHE · 2 2 Das Thema der Woche Was die Welt satt macht 12. Jänner 2023 Das Dürre- und Kriegsjahr 2022 legte die Verwundbarkeit der Welternährung schonungslos offen. Folgerichtig hat die UNO 2023 zum „Internationalen Jahr der Hirse“ erklärt. Ein FURCHE-Fokus auf den Spuren dieses besonderen Getreides, das zusammen mit Alternativen wie Algen sowie Marktkorrekturen die Welt künftig satt machen soll. Redaktion: Wolfgang Machreich Von Lukas Schmidt und Tina Wirnsberger Mit der Ausrufung des „Internationalen Jahres der Hirse“ 2023 lenken die Vereinten Nationen den Fokus auf die Lebensrealitäten und Anliegen der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Dieser Blick ist dringend nötig, denn auch 74 Jahre nach der Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte leiden weltweit 828 Millionen Menschen an Hunger, Tendenz steigend . Die Ursachen dafür liegen jedoch nicht etwa in einem grundsätzlichen Mangel an weltweit verfügbaren Nahrungsmitteln, sondern vor allem in der Diskriminierung der ländlichen Bevölkerung. Mangel an Mitsprache Hunger ist kein Schicksal, sondern wird gemacht und ist zum allergrößten Teil auf strukturelle Ursachen zurückzuführen. Konkrete Ereignisse – etwa Naturkatastrophen oder bewaffnete Konflikte – sind nur zu einem vergleichsweise geringen Teil für die hohe Zahl an hungernden Menschen verantwortlich. Den Betroffenen von Hunger und Mangelernährung fehlt es vielmehr an Zugang zu Land, Wasser und Saatgut beziehungsweise gerechten Löhnen. Aber vor allem an politischer Macht und Mitsprache. Die meisten Menschen hungern dort, wo Nahrungsmittel produziert werden: auf dem Land. Kleinbäuerinnen und -bauern, Fischer, Landarbeiterinnen und andere Menschen, die in ländlichen Bereichen arbeiten, haben kaum Möglichkeiten, Einfluss auf Politikentscheidungen zu nehmen, werden im Alltagsleben ausgegrenzt und wirtschaftlich benachteiligt. Besonders davon betroffen sind Frauen sowie Indigene. Hunger resultiert aus politischen Entscheidungen, die sich gegen Hungernde richten und die Landbevölkerung – vor allem im Globalen Süden – marginalisieren „Die Offensive des Hungers“ lautete die berechtigte Warnung vor Hungerkrisen am 20. Mai 2009; nachzulesen unter furche.at. Nicht Kriege und Naturkatastrophen infolge des Klimawandels sind die größten Verursacher des weltweiten Hungers, sondern wirtschaftliche und politische Entscheidungen. Aber es wird umgedacht. Ein Gastkommentar. Hunger ist kein Schicksal und diskriminieren. Zu diesen politischen Entscheidungen zählt der Aufbau eines globalisierten Ernährungssystems, in dem transnationale Konzerne die gestaltenden Akteure sind und mit ihrer Kontrolle über globale Lieferketten wesentlich für die wachsende globale Ungleichheit verantwortlich sind. Unregulierter Freihandel – abgesichert durch zahllose Handelsabkommen –, aber auch das globale System immaterieller Eigentumsrechte gehören zu den Eckpfeilern dieses Ernährungssystems. Auch die Vereinten Nationen tragen hierfür eine Verantwor „ Wie wichtig Systeme konzernunabhängiger Vermehrung und Verteilung von Saatgut sind, zeigte sich im Ukraine-Krieg. “ tung. Im Jahr 2021 kritisierten etwa Menschenrechtsorganisationen und Vertreter kleiner Lebensmittelproduzenten massiv die Unterwanderung des UN-Ernährungsgipfels durch die Interessen transnationaler Unternehmen und die damit einhergehende Marginalisierung der Stimmen der Betroffenen von Hunger. Die von Coca-Cola gesponserte Weltklimakonferenz im Herbst 2022 ist ein weiteres Beispiel für die Verstrickung der Interessen transnationaler Konzerne und politischer Entscheidungsprozesse. Risiko Monokulturen In der medialen Berichterstattung entsteht häufig der Eindruck, dass krisenhafte Ereignisse wie jüngst der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine allein für die steigenden Lebensmittelpreise und die Verknappung verantwortlich seien, welche die globalen Hungerzahlen in die Höhe treiben. Allerdings waren die Lebensmittelpreise schon vor Kriegsbeginn in die Höhe geschossen. Zurückzuführen war das auf die hohen Preise für Energie, Düngemittel und andere agrarindustrielle Inputs. Bereits im Februar 2022 (am 24. Februar begann Russland den Krieg) erreichte der Lebensmittelpreisindex der Welternährungsorganisation FAO (Food and Agriculture Organization) einen neuen historischen Höchststand: 21 Prozent über dem Niveau des Vorjahres und 2,2 Prozent über dem bisherigen Höchststand im Februar 2011. Die Vereinten Nationen prognostizierten bis zu 13 Millionen mehr unterernährte Menschen während des Jahres 2022. Nicht nur die zunehmende Zahl bewaffneter Konflikte verschärft die bestehende systemische Ernährungskrise. Ein großes Problem ist auch, dass industrielle Ernährungssysteme darauf ausgelegt sind, die biologische Vielfalt zu reduzieren. Ernährungssysteme in den Händen von Agrochemiekonzernen, die ihre Gewinne mit vorwiegend für Monokulturen entwickeltem Saatgut in Kombination mit synthetischen Düngemitteln und giftigen Foto: PA/AFP/Guillem Sartorio Um Ernte betrogen Besorgt schaut ein Landarbeiter auf einer Avo cado- Plantage in Südafrika, ob die Früchte noch am Baum sind. Der weltweite Avocado- Boom machte die Frucht zu einem begehrten Diebesgut. Ein Sinnbild auch für die globale Ernährungssituation: Ohne Kontrolle über globale Lieferketten und Zugang zu Land, Wasser und Saatgut hungern am meisten Menschen dort, wo Nahrungsmittel produziert werden. Pestiziden machen, befeuern die Klimakrise und machen die Ernährung anfälliger für deren Auswirkungen. Wollen wir Hunger und Mangelernährung nachhaltig bekämpfen, müssen wir uns weg von der Agrarindustrie und hin zur Agrarökologie bewegen. Pflanzenvielfalt auf den Feldern und kleinbäuerliche Saatgutsysteme (s. Seite 3) sind daher ein Schlüssel, um sicherzustellen, dass wir die Biodiversität erhalten. Sie ist notwendig, um resilient auf Klimaveränderungen zu reagieren und Ernährungssouveränität ebenso wie nährstoffreiche, angemessene und ausreichende Ernährung zu gewährleisten. Die Stärkung lokaler Sorten und agrarökologischer, kleinbäuerlicher Anbau-, Vermehrungs- und Verteilungsmethoden muss auch im Fokus des heurigen „Internationalen Jahres der Hirse“ stehen. Wie wichtig Systeme konzernunabhängiger Vermehrung und Verteilung von Saatgut sind, wurde im Laufe des Kriegs in der Ukra ine sichtbar: Bäuerinnen und Bauern aus dem benachbarten Rumänien aktivierten ihre Netzwerke, um Gemüse- und Kartoffelsamen an ukrainische Landwirte zu liefern. Damit konnten sie sicherstellen, dass ihre Nachbarn im Krieg genug Nahrung für sich und den Rest der Bevölkerung säen und ernten können. Dieser Akt der Solidarität unter Landwirten sollte als Modell zur Unterstützung lokaler Ernährungssysteme dienen. Ihr vorrangiges Ziel ist es, den Menschen vielfältige und gesunde Lebensmittel zu bieten – und nicht die Produktion von Agrarrohstoffen, die hauptsächlich aus Profitgründen auf den globalen Märkten verkauft werden.
DIE FURCHE · 2 12. Jänner 2023 Das Thema der Woche Was die Welt satt macht 3 Zunehmende Trockenheit wird auch in unseren Breiten zu mehr Vielfalt im Getreidesortiment führen, sagt Lebensmitteltechnologin Regine Schönlechner. Sie setzt auf Hirse und Sorghum als Alternativen. „Weizen ins Waldviertel“ Um den globalen Hunger zu bekämpfen, braucht es eine gerechtere Weltwirtschaft. Wir von FIAN Österreich machen uns seit Jahrzehnten für eine Demokratisierung des Ernährungssystems und die politische Partizipation betroffener Bevölkerungsgruppen stark. Das betrifft vor allem die Planung, Entwicklung, Durchführung und Bewertung politischer Maßnahmen zur Ernährungssicherung. Bei der Durchsetzung des Rechts auf Nahrung dürfen die Profitinteressen transnationaler Konzerne keine Rolle spielen. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer Reform des globalen Handels ist der UN-Verhandlungsprozess für ein verbindliches Abkommen zu Wirtschaft- und Menschenrechten. Ein solches „globales Lieferkettengesetz“ wäre ein wichtiger Schritt, um Menschenrechte auf globaler Ebene vor Profitinteressen zu stellen (siehe eine Debatte dazu in der nächsten FURCHE). Hoffnung Lieferkettengesetz Es macht Hoffnung, dass sich auch auf EU-Ebene in diese Richtung etwas tut: Am 1. Dezember 2022 stimmte der Rat der Europäischen Union für den Entwurf eines EU-Lieferkettengesetzes. Zuvor hatte die Kommission einen Vorschlag vorgelegt. Obwohl sich der Rat nur auf eine deutlich abgeschwächte Position einigen konnte – Bundesminister Martin Kocher hat sich bei der Abstimmung leider enthalten –, zeigt die Entwicklung schon vor der Bearbeitung im EU-Parlament in die richtige Richtung: Es kann kein Weiter-so geben, die Weltwirtschaft muss gerechter gestaltet werden. Und sie wird gerechter gestaltet werden. Lukas Schmidt ist Geschäftsleiter von FIAN Österreich, der inter nationalen Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung. Tina Wirnsberger ist FIAN-Referentin für Klima und kleinbäuerliche Rechte. GLOBALISIERUNGSGEWINNER BROT Vom Lesachtal bis Tokio Das Gespräch führte Wolfgang Machreich Regine Schönlechner forscht an den durch den Klimawandel ausgelösten Veränderungen in der Backwarenproduktion. Sie ist assoziierte Professorin am Institut für Lebensmitteltechnologie der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien. DIE FURCHE: Frau Schönlechner, die Vereinten Nationen haben 2023 zum „Internationalen Jahr der Hirse“ erklärt – eine gute Entscheidung? Regine Schönlechner: Ja, eine gute Wahl – und es wundert mich auch gar nicht. In Europa und den USA wird gerade massiv zu Hirse und Sorghum geforscht. DIE FURCHE: Warum? Schönlechner: Weil der Klimawandel jetzt viel präsenter ist als jemals zuvor und wir erkennen, dass es nicht sinnvoll ist, weiterhin auf Monokultur zu setzen. DIE FURCHE: Welche Vorteile bietet die Hirse? Schönlechner: Wir müssen in der Mehrzahl sprechen, „die Hirsen“, denn das ist eine riesige Pflanzengruppe – und Sorghum ist zwar auch so etwas wie eine Hirse, aber wieder eine eigene Getreideart. Beide sind ursprünglich in Afrika und Indien beheimatet und verwenden Sonnenlicht im Photosynthese-Weg anders als Weizen, Roggen oder Gerste. Dadurch können sie Hitze und Trockenheit besser vertragen. Das ist der Grund, dass sie sich in Afrika und Indien als Grundnahrungsmittel durchsetzten. In Europa haben wir im Getreidebereich 50 Prozent Weizen. Die Weizenzüchter sind natürlich aktiv, um eine bessere Resistenz gegen Trockenheit zu erreichen. Aber Hirse und Sorghum wachsen dort, wo der Weizen nicht mehr wächst. DIE FURCHE: Heißt das, wir können mit einer Umstellung auf Hirse auch in unseren Breiten rechnen? Schönlechner: Mir scheint es so. Wir haben gerade ein dreijähriges Forschungsprojekt zu Sorghum und Hirse und deren Verwendung bei der Herstellung von Backwaren beendet. Bislang waren die Hirsen bei uns ein Stiefkind. Noch muss man Sorghum buchstabieren, und die Leute können nichts damit anfangen. Ich erkläre dann immer: Das ist das, was man in den Vogelkäfig hängt. Aber als ich vor 20 Jahren zu Amaranth und Quinoa zu forschen begonnen habe, war es dasselbe. Angetrieben durch den Boom bei glutenfreier Ernährung ist aber die Nachfrage nach Quinoa explodiert. So Unser tägliches Brot Jahrbuch der Diözese Gurk 2023 300 S., kart., € 15,– Brot war mit entscheidend, dass die Menschen sesshaft wurden, schreibt Isabel Greschat, Direktorin des Ulmer Museums „Brot und Kunst“, in ihrem Beitrag zum Jahrbuch 2023 der Diözese Gurk, „Unser tägliches Brot“. Weil es so gut schmeckt, erklärt Grigat die Motivation, weshalb sich Menschen im Laufe der Neolithischen Revolution vor 10.000 Jahren zur aufwendigen Arbeit des Getreideanbaus, der Ernte, des Mahlens und Backens aufrafften. „Deshalb war Brot anfangs das Gegenteil einer Alltagsspeise“, schreibt sie, „blieb Festen und Ritualen vorbehalten.“ Das Jahrbuch spürt diesen festlichen und religiösen Ausformungen gemeinsamen Brotbrechens und -essens in Beiträgen zu Jesu Abendmahl, zur Anbetung des Allerheiligsten oder der Erstkommunion nach. Aber auch soziale (Über-Lebens-Mittel – Brot) sowie historische Aspekte (Brot und Spiele) und handwerkliche Backtraditionen kommen nicht zu kurz (eine Auflistung der Beiträge lesen Sie in FURCHE 51–52/22). Obwohl sich Brot und vor allem Weizenbrot globalisiert hat und gerade in asiatischen Ländern enorme Zuwachsraten verzeichnet, „hängen an den unterschiedlichen Formen, Getreiden und Triebmitteln kulturelle und nationale Identitäten“, betont Grigat: „Fladenbrot, Baguette, Toastbrot und Roggenmischbrot stehen für eigene Traditionen und Erinnerungen.“ Eine dieser Traditionen aus Kärnten ist das „Lesachtaler Brot“, das zum immateriellen Kulturerbe Österreichs gehört und – wie im Jahrbuch beschrieben – bis nach Tokio geliefert und dort genossen wird. (wm) Foto: iStok / Ulrike Leone „ Hirse und Sorghum haben einen lieblichen, süßen Geschmack und lassen sich damit sehr gut in unsere traditionellen Backwarenprodukte integrieren. “ weit ist es mit Sorghum und Hirse noch nicht, aber mir kommt das vor wie ein Déjà-vu, und es geht auch da in diese Richtung. Denken wir an das Vorjahr: 2022 war ein richtiges Dürrejahr, und unser Osten, Weinviertel und Burgenland, leidet dramatisch unter der Trockenheit. DIE FURCHE: Welche Alternativen bietet da Ihre Forschung? Schönlechner: Unser Zugang war, dass wir Sorghum und Hirse langsam in die Ernährung integrieren und damit Weizen schrittweise substituieren. Gemeinsam mit Bäckern haben wir dafür Gebäck kreiert, das fünf bis vierzig Prozent Sorghum-Mehl enthält, damit man sich langsam daran gewöhnen kann. Allein aus Sorghum und Hirse kann man kein Gebäck, wie wir es kennen, herstellen, außer man passt hier eine glutenfreie Brotrezeptur an. Eine hundertprozentige Sorghum-Semmel wird es nie geben. Aber wir können gewisse Mengen von Sorghum und Hirse in das bestehende Backwarensortiment einbringen, dadurch die benötigte Menge an Weizen entspannen und mehr Biodiversität im Anbau fördern. DIE FURCHE: Welche Reaktionen gab es auf Ihre neuen Gebäckkreationen? Schönlechner: Der Vorteil von Sorghum und Hirse ist, dass diese Getreidesorten einen lieblichen, süßen Geschmack haben und sich damit sehr gut in unsere traditionellen Produkte integrieren lassen. Wir haben auch viele Kuchen damit gemacht. Bei den Verkostungen wurden Geschmack und Textur des Gebäcks von den Testerinnen und Tester sehr positiv wahrgenommen. Deshalb glaube ich, dass sich Hirse und Sorghum durchsetzen werden, weil wir das leicht in unser bestehendes Ernährungsmuster integrieren können. Ein weiteres Resümee nach drei Jahren Projektarbeit mit Hirse und Sorghum ist, dass wir auf jeden Fall intensive und gezielte Sortensuche betreiben müssen. Bisher wurde Sorghum in Österreich für Tierfutter und die Erzeugung von Bioethanol, nicht aber als Produkt für menschliche Ernährung produziert. DIE FURCHE: „Kein Essen in den Tank!“ lautet der Slogan gegen Agrosprit. Wie sehen Sie diese Konkurrenz? Schönlechner: Weltweit ist das natürlich eine Konkurrenz. Wenn wir Biotreibstoff aus Ge- Foto: Privat treide herstellen, konkurriert das mit der Nahrungsmittelerzeugung, egal welchen Rohstoff wir verwenden. Bisher hat man bei der Produktion von Ethanol auf Pflanzen gesetzt, die große Pflanzenmassen produzieren. In Österreich sind das Mais und Sorghum. Die sehen ähnlich aus, sind auch verwandt, produzieren viel Masse, woraus man viel Bioethanol gewinnen kann. Jetzt komme ich und sage: Das Sorghum wollen wir auch essen. Dazu müssen wir aber zuerst herausfinden, welche Sorten am besten dafür geeignet sind. Bei der Treibstofferzeugung will man nur wissen, wie viel Bioethanol rauskommt, der Nährstoffgehalt der Pflanze ist da egal. DIE FURCHE: Haben der Krieg in der Ukraine und dessen Folgen für die Weizenexporte des Landes den Wert von Nahrung mehr ins allgemeine Bewusstsein gerückt? Schönlechner: Die Ernährungssicherung für eine wachsende Weltbevölkerung steht jetzt sicher mehr im Fokus des allgemeinen Interesses. Wobei wir nicht das Problem haben, dass wir die Weltbevölkerung nicht ernähren könnten. Wir produzieren jetzt schon genug für elf Milliarden Menschen. Das Problem ist nicht die Menge der Lebensmittel, sondern deren Verteilung. Die Idee, jedes Land produziert das, was es am besten kann, und wir exportieren und importieren hin und her, ist grundsätzlich nicht ganz verkehrt. Aber wir sehen: Wenn man nur vom Import abhängig ist, kann es happig werden. DIE FURCHE: Was schlagen Sie stattdessen vor? Schönlechner: Überall auf mehr Biodiversität setzen! Wir haben uns weltweit auf immer weniger Pflanzengruppen eingeschränkt. Im Getreidebereich machen Weizen, Mais und Reis 89 Prozent des gesamten Produktionsvolumens aus. Das kann es nicht sein. Nichts gegen Weizen, der wird immer unser Grundnahrungsmittel bleiben. Die Züchter werden daran arbeiten, dass sie die negativen Folgen des Klimawandels für den Weizenanbau bestmöglich in den Griff kriegen. Trotzdem müssen wir ergänzen und entspannen. Das Burgenland wird kein Weizenanbauland bleiben, da wachsen jetzt schon Olivenbäume im Winter im Freien. Dort wird man auf Sorghum und Hirse setzen dürfen. Und der Weizen verlagert sich ins Waldviertel, das bisher kein klassisches Weizenanbaugebiet war.
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