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DIE FURCHE 12.01.2023

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DIE FURCHE · 2 18 Wissen 12. Jänner 2023 Von Martin Tauss Knapp ein Drittel der Österreicher und Österreicherinnen stimmt der Aussage zu, dass der Klimawandel natürlichen – nicht menschengemachten – Ursprungs sei. Dass Viren im Labor erzeugt werden, um die Bevölkerung zu kontrollieren, glauben 23 Prozent; und dass Ergebnisse der Krebsforschung zu kommerziellen Zwecken zurückgehalten werden, 21 Prozent. Das sind Ergebnisse der letzten „Eurobarometer“-Studie, einer Meinungsumfrage des Europä ischen Parlaments. „Aber nur eine vergleichsweise kleine Gruppe – sechs Prozent – stimmt allen drei Aussagen zu“, sagte Johannes Starkbaum vom Institut für Höhere Studien (IHS) anlässlich einer Erhebung, die den Ursachen von Wissenschaftsskepsis nachgegangen ist. Letzte Woche wurden die ersten Ergebnisse der vom Bildungsministerium in Auftrag gegebenen Studie vorgestellt. „Dieses Schlechtreden der Schule ist gefährlich“ (4.1.2023): Minister Martin Polaschek unter anderem über Wissenschaftsfeindlichkeit, auf furche.at. Gerade für eine Gesellschaft im Krisenmodus ist Wissenschaftsskepsis fatal. Eine IHS-Studie ist ihrer Verbreitung und ihren Ursachen nachgegangen. Über eine zukunftsweisende Debatte. Konnex zu Wahlverhalten Bei der Wissenschaftsskepsis gebe es zwar Unterschiede zwischen gesellschaftlichen Gruppen, so Starkbaum, sie seien aber nicht sehr groß. Eher skeptisch sind Menschen mit geringerer Bildung sowie Personen, die mit der Demokratie, dem eigenen Leben oder ihrer wirtschaftlichen Lage unzufrieden sind. Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Wahlverhalten und dem Vertrauen in die Wissenschaft: Tendenziell hätten Personen, die im rechten politischen Spektrum beheimatet sind, geringeres Vertrauen. Besonders ausgeprägt sei dies bei FPÖ-Wählern, berichtete IHS-Studienleiter Starkbaum. Hinzu kommt der mediale Wandel, der die ganze Gesellschaft durchdringt: Nutzer von Internetkanälen, die ungesicherte Informationen weiterleiten, neigen laut internationalen Studien verstärkt zur Wissenschaftsskepsis. Mit Kollegen von der däni- Das Misstrauen schen Universität Aarhus haben mehrere Bereiche der Wissenschaft.“ So sagen laut „Wellcome le Stelle für Wissenschafts- und gelegt. So soll etwa eine zentra- die IHS-Forscher(innen) quantitative Datensätze und die wissenschaftliche Literatur analysiert. Wissenschaft Desinteressierten, werden. Zudem sollen Wissen- Monitor“ über 80 Prozent der an Demokratievermittlung etabliert Dazu zählen neben dem „Eurobarometer“ auch Studien des „Ausdest „etwas vertrauen“. Desinter- ihres Bereichs an Schulen gehen dass sie dieser „sehr“ oder zuminschafter(innen) als „Botschafter“ trian Corona Panel Project“ oder esse dürfe daher nicht mit Skepsis gleichgesetzt werden. Die den, dass sich Forscher verstärkt sowie Anreize geschaffen wer- der „Wellcome Global Monitor“, wie Starkbaum erläuterte: „Wir Corona-Pandemie habe hier übrigens zu keinem signifikanten (siehe auch FURCHE-Interview in der Vermittlung engagieren sehen in unseren Daten, dass das Desinteresse an der Wissenschaft Einbruch geführt. Dagegen zeige vom 4.1.2023 ). „Ich begrüße es hierzulande stärker ausgeprägt sich deutlich, dass die Zufriedenheit mit der Demokratie in den mehr Begeisterung für die Wis- sehr, wenn man an den Schulen ist als systematische Skepsis über letzten Jahren deutlich abgenommen habe, so der IHS-Experte. Physiker und Wissenschafts autor senschaft wecken will“, sagte der Bereits letzten Herbst hat Florian Aigner letzte Woche im Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) ein „Zehn-Punk- ist es nicht getan, weil Wissen- Ö1-Mittagsjournal. „Aber damit te-Programm zur Stärkung des schaftsskepsis tief in alle Bereiche der Gesellschaft eingesickert Vertrauens in Wissenschaft und ausgespart. “ Demokratie in Österreich“ vor- ist.“ Es gehe vor allem darum, Wis- „ Kaum zu glauben: Bei den Plänen zur Medienförderung bleibt der Wissenschaftsjournalismus als Förderkriterium bislang Foto: picturedesk.com / SZ-Photo / Stephan Rumpf senschaft als Prozess zu erklären, an dem weltweit Menschen beteiligt sind, die sich gegenseitig kontrollieren und auf Fehler aufmerksam machen. „Wichtig ist die Unterscheidung zwischen verlässlichem Wissen und vorläufigen Erkenntnissen, die weiter zu überprüfen sind. In der Coronakrise haben wir gesehen, dass es gefährlich ist, wenn man etwas bereits als ‚wahr‘ darstellt und die Welt nach drei Wochen wieder anders aussieht.“ Astrologie im Rundfunk Für den Politikwissenschafter Laurenz Ennser-Jedenastik greift die aktuelle Debatte zu kurz: „Verortet wird das Problem momentan stark in der Bevölkerung (...). Das ist logisch, weil man sich dem Thema derzeit stark mit Bevölkerungsumfragen nähert. Aber der Ansatz blendet aus, welcher Humbug sich teilweise in Institutionen festsetzt“, schrieb der Forscher der Uni Wien auf Twitter: „Warum sendet der öffentlich-rechtliche Rundfunk (!) jeden Sonntagabend eine zweistündige Astrologiesendung? Warum drucken fast alle Tageszeitungen in Österreich Horoskope? Warum erreicht die MFG im Frühjahr 2022 bei den Ärztekammerwahlen in Wien und Niederösterreich bei niedergelassenen Allgemeinmediziner(inne)n zwölf bzw. elf Prozent der Stimmen? Und die Österreichische Ärztekammer ist sich nicht zu blöd, ein Diplom für Homöopathie anzubieten.“ Sein Fazit: „Indem wir die Wissenschaft implizit als homogen darstellen und unsere Diagnose hauptsächlich in Richtung Bevölkerung lenken, betreiben wir unzulässige Vereinfachung und blenden Probleme in (mächtigen) Institutionen aus. Beides erscheint mir höchst problematisch.“ Dass dem Wissenschaftsjournalismus eine zentrale Rolle in der Vermittlungsarbeit zukommt, ist in dieser Debatte unumstritten. Kaum zu glauben: Bei den Plänen zur neuen Medienförderung bleibt er als Förderkriterium bislang ausgespart. DAS ERWARTET SIE IN DEN NÄCHSTEN WOCHEN. Die FURCHE nimmt in den kommenden Ausgaben folgende Themen* in den Fokus: Staat der Superlative Nr. 4 • 26. Jänner Im Laufe des Jahres 2023 wird Indien zum be völkerungsreichsten Land der Welt. Schon jetzt ist es die größte Demokratie und fünftgrößte Volkswirtschaft auf dem Globus. Ein Fokus der Superlative. Ich, du, wir Nr. 7 • 16. Februar Geschichten, Erinnerungen – aber auch Ängste bilden unsere Identität. Doch was ist, wenn einem die Erinnerung fehlt oder wenn Fremde unsere Geschichte schreiben? Über gespiegelte Ichs, Klischees und das gute Kollektiv. *Änderungen aus Aktualitätsgründen vorbehalten. Theologie am Ende? Nr. 5 • 2. Februar Die Zahlen der Theologie-Studierenden an den Universitäten Österreichs nimmt dramatisch ab. Was bedeutet das für diese Disziplin? Hat das akademische Nachdenken über Gott ein Ablaufdatum? Ein Jahr Krieg Nr. 8 • 23. Februar Am 24. Februar 2022 greift das russische Militär auf Befehl von Wladimir Putin die Ukraine von Norden, Osten und Süden her an. Geopolitisch wird eine „Zeitenwende“ eingeläutet. Über 365 Tage Krieg in Europa. Der Röntgenblick Nr. 6 • 9. Februar Für die Medizin ist die Entdeckung der X-Strahlen bis heute maßgebend. Die Anwendungsgebiete gehen mittlerweile aber weit darüber hinaus. Ein Fokus zum 100. Todestag von Wilhelm Conrad Röntgen. Visionen für die Unis Nr. 9 • 2. März Die österreichischen Universitäten werden nicht nur von Finanznöten geplagt. Auch die Karriereaussichten für junge Forschende sind oft schwierig. Eine Bestandsaufnahme und Visionssuche zum Semesterstart. ALLES AUCH DIGITAL AUF FURCHE.AT Podcasts, Videos, E-Paper und alle FURCHE-Artikel seit 1945 JETZT 77 Jahre Zeitgeschichte im NAVIGATOR.

I DIE FURCHE · 2 12. Jänner 2023 Wissen 19 In Zeiten von Fake News und Verschwörungsmythen hat sich Wikipedia als erstaunlich robustes und verlässliches Informationsmedium erwiesen. Doch der Erfolg hat auch seine Schattenseiten. Mensch statt Maschine Von Adrian Lobe Als um die Jahrtausendwende die ersten Wikipedia-Autoren Artikel zu schreiben begannen, blickte das Kultur-Establishment mit einer gehörigen Portion Skepsis und Arroganz auf die Emporkömmlinge aus dem Netz herab. Eine spendenfinanzierte Online-Enzyklopädie, wo jeder mit- und abschreiben kann, werde keinen dauerhaften Bestand haben, hieß es. 20 Jahre später ist der „Brockhaus“ vom Markt verschwunden, die gedruckte „Encyclopædia Britannica“ eingestellt, Wikipedia aber immer noch da – und eine der meistbesuchten Websites der Welt. Ärzte schauen hier genauso rein wie Hochschullehrende und Studierende. Wikipedia ist ein riesiger Wissensspeicher. Es gibt Artikel in allen möglichen Sprachen und Dialekten, von Alemannisch über Plattdeutsch bis hin zu Zulu. Allein die deutschsprachige Version umfasst rund 2,7 Millionen Artikel. Kein Wunder, dass der Trägerverein schon 2011 forderte, die Online-Enzyklopädie zum Weltkulturerbe zu erklären. Das US-Magazin The Atlantic bezeichnete Wikipedia einmal als „letzte Bastion einer gemeinsamen Realität“. Zwar gilt es noch immer als verpönt, Wikipedia-Artikel als Quellen in wissenschaftlichen Aufsätzen zu zitieren. Studien belegen aber, dass einzelne medizinische Artikel genauer sind als konventionelle Ärztehandbücher. Wer sich einen thematischen Überblick verschaffen will, findet in dem Online lexikon verlässliche Informationen. Wikipedia hat sich – trotz notorischer „edit wars“ – als erstaunlich robust gegen Manipulation erwiesen. Schwarmintelligenz am Werk Der Grund ist ebenso simpel wie verblüffend: Im Gegensatz zu milliardenschweren Tech-Konzernen wie Meta oder Twitter setzt Wikipedia bei der Moderation seiner Inhalte weniger auf maschinelle, sondern auf Schwarmintelligenz: Ein Heer von freiwilligen Autoren hegt und pflegt die Artikel. Die deutschsprachige Wikipedia zählt aktuell etwa 17.500 aktive Benutzer, die in den letzten 30 Tagen Artikel bearbeitet haben. Sie tun dies transparent, das heißt für jeden sichtbar. Wer sich die Versionsgeschichte des englischen Artikels über Donald Trump anschaut, trifft dort auf einen kontroversen, aber erstaunlich sachlichen Redaktionsprozess: Da werden Quellen überprüft, Lügen entlarvt, irrelevante Statements rausgeworfen. Wikipedia ist Teamwork: Es gibt Programmierer, Korrektoren oder Vielschreiber wie Steven Pruitt, der es auf die stattliche Zahl von 30.000 Artikeln und fünf Millionen Edits bringt und vom Time-Magazin als eine der 25 einflussreichsten Persönlichkeiten im Internet geadelt wurde. Prominenz ist im Wikipedia-Kosmos jedoch die Ausnahme – die meisten Autoren werkeln anonym im Hintergrund. „ ,Wikipedia‘ ist wie die Demokratie: nie fertig und zu Ende gebaut, nichts ist auserzählt. Vielleicht ist das ein Grund, warum die Online-Enzyklopädie eine Zukunft hat. “ Natürlich geht die Sichtung von bis zu einer Millionen Edits pro Tag nicht ohne maschinelle Hilfe. So setzt Wikipedia seit geraumer Zeit zum Schutz vor Vandalismus auf Bots, die automatisch Änderungen rückgängig machen und Versionen wiederherstellen, wenn beispielsweise ein anonymer Nutzer mit vielen Edits etwas hinzufügt. Das sind Verdachtsmomente, bei denen die Computersysteme automatisch aktiv werden. Im Maschinenraum von Wikipedia laufen diverse Skripte, teils simple Bots, die Texte formatieren, zum Teil aber auch komplexere Softwareagenten, die mithilfe maschinellen Lernens Interessenkonflikte erkennen oder gegen Vandalismus vorgehen. Ganz ohne Hackordnung funktioniert aber auch ein kollaboratives Projekt nicht. Über die deutschsprachige Version wachen derzeit 187 Administratoren, die von Nutzern gewählt werden, die mindestens zwei Monate aktiv sind und Foto: iStock/anilakkus (Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger) 300 Artikel-Edits verzeichnen können. Das hierarchische Gefälle zwischen Administratoren und Schreiber(inne)n ist immer wieder Gegenstand von Kritik – und bereits in der Entstehungsgeschichte des Onlinelexikons angelegt: Die Vorgängerin Nupedia war eine Art Fachjournal, wo Beiträge von Experten geschrieben und in einem aufwendigen Peer-Review-Verfahren geprüft wurden. Mit dem Konzept der Wikis – einfach editierbarer Websites – wurde der Prüfprozess zwar vereinfacht, aber an anderer Stelle wieder bürokratisiert und hierarchisiert. Die Kraftzentren in den komplexen Machtstrukturen von Wikipedia zu überblicken, ist nicht ganz einfach. Der niederländische Soziologe Emiel Rijshouwer hat Wikipedia in Anlehnung an Max Weber einmal als „selbstorganisierende Bürokratie“ beschrieben, die dadurch gekennzeichnet sei, dass zu erledigende Aufgaben nicht hierarchisch von oben nach unten delegiert würden, sondern aus Interaktionen heraus erwachsen würden. Wo Menschen am Werk sind, gibt es auch immer (Interessen-)Konflikte. Es liegt in der Natur der Sache, dass eine offene Organisationsstruktur anfällig für Manipulationen ist. So wurde das Administratoren-Board der kroatischen Wikipedia-Version zwischen 2011 und 2020 systematisch von einer Gruppe Rechtsextremer unterwandert, die das Onlinelexikon dazu missbrauchten, geschichtsrevisionistische Ansichten zu verbreiteten. In kleineren Sprachräumen ist das Manipulationspotenzial größer als in der englischen Version, wo es sehr viele aktive Nutzer gibt. Je populärer ein Thema und der entsprechende Artikel dazu ist, desto mehr Aufmerksamkeit zieht es auf sich und desto schwieriger wird es, absichtlich Falschinformationen einzuschleusen. Dass die Wikimedia-Stiftung den Skandal um die kroatischen Administratoren umfangreich aufarbeitete und einen Administrator sperrte, zeugt von funktionierenden Kontrollmechanismen. Training für Tech-Unternehmen Gleichwohl: Wikipedia ist noch immer ein Klub von weißen, englischsprachigen Männern, die überwiegend in christlich geprägten Ländern auf der Nordhalbkugel leben. Und diese Männer schreiben hauptsächlich für Männer und über Männer. Lediglich rund 17 Prozent der Porträts der deutschen Wikipedia sind über weibliche Personen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2015 („It’s a Man’s Wikipedia?“), an der Forscher der Universität Koblenz und der ETH Zürich beteiligt waren, kommt in der englischen Wikipedia in Biografien von Frauen viermal so häufig das Wort „geschieden“ vor wie in Biografien von Männern – was statistisch Unsinn ist, aber auf eine stärkere Akzentuierung des Privatlebens von Frauen verweist. Der sogenannte Gender-Bias hat vor allem ökonomische Hintergründe: Unbezahlte Arbeit ist nur einer Minderheit mit entsprechendem Einkommen oder Vermögen möglich. Und das sind in der Regel eher Männer. Soll heißen: Die Mitarbeit an Wikipedia muss man sich leisten können. Immer wieder gab es Berichte, dass Wikipedia die Autoren davonlaufen. Zuletzt bat Wikimedia Schweiz, die lokale Trägerschaft, um Spenden – auch mit dem Argument der verlässlichen Informationen. Dass sich auch Tech-Unternehmen an dem Textkorpus der Wikipedia bedienen, um beispielsweise ihre Sprach- KIs zu trainieren, und für die kommerzielle Nutzung nur kleinere Millionenbeträge spenden, sorgt in der Community für Argwohn – ist aber letztlich der Preis dafür, dass jeder eine freie Enzyklopädie nutzen darf. Wikipedia ist also wie die Demokratie: nie fertig und zu Ende gebaut, nichts ist auserzählt. Vielleicht ist das ein Grund, wa rum die Online-Enzyklopädie eine Zukunft hat. Von Manuela Tomic Axolotl In der Silvesternacht goss ich ein Axolotl. Als das Zinn in die Wasserschüssel zischte, zeichnete es darin einen kleinen mexikanischen Schwanzlurch. Mein Freund und seine Eltern suchten vergeblich nach einer Deutung. Im Abc des Zinngießens fanden wir Autos, Dome, Fische, Palmen und Zeppeline, leider keine Querzahnmolche. Sprachlos blickte ich in die Zukunft. Buschige Kiemenäste winkten mir wie Fingerchen zu, Knorpelzähnchen grinsten mich an. Verkatert recherchierte ich am nächsten Tag nach der Bedeutung des Axolotls. Doch das Netz spuckte mir nur das Video einer Opernsängerin aus, die als Axolotl verkleidet italienische Partyhits in einer deutschen Fernsehshow quieken musste. Ein Omen? Ich suchte weiter und erinnerte mich an eine Erzählung von Julio Cortázar, die mit dem berühmten Satz beginnt: „Es gab eine Zeit, in der ich viel an die Axolotl dachte.“ Als ich ins Bad ging, war der Boden plötzlich nass und rutschig. Ich bemerkte, dass das Waschbecken am Übergehen war. Das Wasser machte Wellenbewegungen. Ich klammerte mich am Waschbecken fest. Panik überkam mich: Muss auch ich in die rosige Haut einer ewig lächelnden Dauerlarve schlüpfen, um zu unterhalten? Der kleine Azteke schaute mich mit seinen lidlosen Knopfaugen liebevoll an. Vielleicht blüht mir doch eine rosige Zukunft? Ich schließe mit der Erzählung Cortázars: „Jetzt bin ich ein Axolotl.“ Illustration: Rainer Messerklinger MOZAIK FURCHE-Redakteurin Manuela Tomic ist in Sarajevo geboren und in Kärnten aufgewachsen. In ihrer Kolumne schreibt sie über Kultur, Identitäten und die Frage, was uns verbindet Möchten Sie mozaik abonnieren und das neueste Stück digital lesen? furche.at/newsletter

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