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DIE FURCHE 11.07.2024

DIE

DIE FURCHE · 28 8 Philosophie/Medien 11. Juli 2024 Kein Mensch ist frei von Meinungen. Auch Journalisten nicht. Wie gelingt im Wahlkampf trotzdem möglichst neutrale Berichterstattung? Eine Suche in der Phänomenologie. Von Peter Welchering Um eine glatte Stunde haben wir die Nachmittagssitzung des Seminars „Einführung in den Wissenschaftsjournalismus“ überzogen. Erschwerend kommt hinzu: Das geschah an einem Sommersamstag bei bestem Biergartenwetter. Es ging um die Frage: Wie objektiv muss und kann Journalismus arbeiten? Kann ein Journalist neutral sein? Schnell hatten wir die üblichen Fragen bezüglich der lebensweltlichen Prägung und bestehender weltanschaulicher Positionen, die auch Journalisten haben, abgehakt. Natürlich wirken sich solche individuellen Haltungen und persönlichen Präferenzen auf die journalistische Tagesarbeit aus. Davon können wir uns nie freimachen. Aber müssen wir die Orientierung am Objektivitäts ideal deshalb aufgeben? Leitet uns diese Erfahrung der journalistischen Praxis wirklich zur Forderung „Schafft die Neutralität im Journalismus ab“? Journalismus sei da aber doch ziemlich nah an der Wissenschaft, erst recht der Wissenschaftsjournalismus, meinte eine Seminarteilnehmerin. Flugs hatte ein anderer Teilnehmer das passende Zitat aus dem Seminarapparat parat: „Wissenschaft betreiben heißt: methodisch kontrolliert Probleme bearbeiten“, schrieb Bernhard Pörksen in seiner „Erkenntnistheorie der Journalistik“ aus dem Jahr 2006. Zumindest in der Recherche sei das doch im Journalismus ganz ähnlich. Also müsse man sich anschauen, wie dieses Wissen eben produziert werde. „ Einem Bonmot Rudolf Augsteins gemäß sollen Journalisten ‚sagen, was ist‘. Aber allzu oft wissen sie gar nicht mehr, was ist. “ Lesen Sie zum Thema auch „Journalismus in der Spektakeldemokratie“ von Doris Helmberger-Fleckl vom 25. April 2023 auf furche.at. Objektivität aufgeben? Weltanschaulicher Aktivismus Und dafür nahmen wir noch einmal den Samstagvormittag in den Blick. Wir hatten uns angeschaut, wie ein Video aus Butscha, einer Vorstadt von Kiew, das die Medien in Deutschland am 3. April 2022 erreichte, verifiziert worden war. Wir hatten die üblichen Plausibilitätschecks an diesem Video vorgenommen und hatten die belegbaren Aussagen, die in videoforensischer Hinsicht getroffen werden konnten, zusammengefasst. Dabei wurden auch die Grenzen der vorgestellten videoforensischen Methoden thematisiert und damit, welche Aussagen in einem journalistischen Beitrag über das Video aus Butscha getroffen werden konnten und zu welchen Themen wir uns als Rechercheure und Journalisten jeder Aussage zu enthalten hatten. Der Zeitpunkt der Videoaufnahme ließ sich feststellen, ebenso, dass das Video auf einer Patrouillenfahrt durch Butscha aufgenommen worden war. Wir konnten die Stellen, an denen Leichen lagen, sehr genau ermitteln. Und wir konnten anhand von Satellitenfotos feststellen, dass die Toten dort am 19. März 2022 lagen, aber noch nicht vor der russischen Besatzung auf einer Satellitenaufnahme vom 28. Februar zu sehen waren. Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass die toten Menschen während der russischen Besatzung auf die Jablunska-Straße kamen und nicht erst nach dem Rückzug der russischen Truppen am 30. März 2022. Um Aussagen darüber treffen zu können, was in Butscha passiert war, vergegenwärtigten wir uns noch einmal den ehernen Grundsatz der Faktenprüfung, der leider immer wieder von so vielen Factcheckern missachtet wird: Faktenprüfung muss unvoreingenommen und ohne Tendenzvorgabe erfolgen. Nur die festgestellten und belegten Fakten dürfen dabei bewertet werden. Unsere politischen oder weltanschaulichen Vorstellungen haben bei einer Faktenprüfung nichts zu suchen. So müsse das doch generell im Journalismus gehandhabt werden, merkte ein Seminarteilnehmer an und verwies auf eine weitere Folie des Vormittags, die die drei „goldenen Regeln für die Faktenprüfung“ präsentierte. Er zitierte die erste „goldene Regel“, nämlich: „Es wird unvoreingenommen geprüft, alle lebensweltlich-weltanschaulichen (Vor-)Urteile werden eingeklammert und außer Kraft gesetzt (erkenntnistheoretische Methode der phänomenologischen Reduktion).“ Das mit der Reduktion müsse doch von der Faktenprüfung auf den gesamten Journalismus übertragbar sein. Genau das war der Startpunkt einer sehr intensiven dreistündigen Debatte. Der Journalismus steckt in gleich mehreren Krisen. Glaubwürdigkeitsverlust, knappe Gelder und Ressourcen, parteipolitische Einseitigkeiten bis hin zum Gesinnungsjournalismus. Einem Bonmot Rudolf Augsteins gemäß sollen Journalisten „sagen, was ist“. Aber allzu oft wissen sie gar nicht mehr, was ist. Was also soll zählen im Journalismus: Haltung? Fakten? Gesinnung? Subjektivistische Kritik am Objektivitätsideal des Journalismus droht, ihn auf weltanschaulichen Aktivismus zu verkürzen. Konstruktivistisches Büffet Im Journalismus geht es um die „gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit“, wie Peter Berger und Thomas Luckmann im gleichnamigen Buch schreiben. Da kann man sich am Büffet der konstruktivistischen Erkenntnistheorien wunderbar bedienen. Nur in einem Punkt helfen uns alle diese konstruktivistischen Ansätze nicht so richtig weiter. Berger und Luckmann bringen das so auf den Punkt: „Wenn wir die Wirklichkeit der Alltagswelt verstehen wollen, so müssen wir uns nach ihrem Wesen als Wirklichkeit fragen, bevor wir zur eigentlichen soziologischen Analyse kommen können.“ Hier bedienen sich Berger und Luckmann des phänomenologischen Ansatzes von Edmund Husserl, um diese Frage beantworten zu können. Und sie greifen dabei auch auf den Methodenapparat zurück, der in der Phänomenologie Husserls als transzendentale Reduktion gehandelt wird. Im Alltag sind wir auf unsere Bezugsgegenstände schlechthin bezogen. Wir nehmen Informationen über die Leichen auf den Straßen von Butscha zur Kenntnis und ordnen sie ein. Um verantwortungsvoll journalistisch zu berichten, müssen wir transparent machen, wie diese Einordnung geschieht. Mit anderen Worten: Wie konstituieren wir die Objekte unserer Berichterstattung? Es geht dabei letztlich um die intersubjektiv gültigen Regeln für dieses Konstitutionsgeschehen. Dabei hilft die von Husserl ausgearbeitete transzendentale Einstellung. In der sind wir nämlich auf die alltäglichen Bezugsgegenstände als intentional konstituierte Bezugsgegenstände bezogen. So wird thematisiert, dass Illustration: Rainer Messerklinger Die eigene Brille Jeder Mensch hat einen einzigartigen Blick auf die Welt. Kann Journalismus überhaupt neutral sein? Antworten liefert die Phänomenologie. unsere Umwelt mit allen ihren Gegenständen in uns als personalem Subjekt verwurzelt ist. Es geht dabei darum, die intentionale Beziehung des Bewusstseins auf einen Gegenstand (z. B. recherchiertes Faktum) genau zu beschreiben. Und hinsichtlich dieses intentionalen Gegenstandes darf nur ausgesagt werden, was sich aus der intentionalen Beziehung des Bewusstseins auf diesen Gegenstand ergibt. Somit ist weder das Sein der Welt geleugnet noch die Erzeugung allen Seins durch ein Bewusstsein behauptet, noch eine vom Bewusstsein völlig unabhängige Realität. Es geht vielmehr um die intersubjektive Geltung der Konstitution von Welt und in unserem Fall von Fakten, die in journalistischen Produkten geschildert werden. Die in der Debatte über journalistische Objektivität so beliebten realistischen und solipsistischen Standpunkte sind also außen vor. Daraus erwachsen zahlreiche Konsequenzen für die Diskussion über eine journalistische Haltung mit ihrer Verpflichtung zur Wahrhaftigkeit, ihrer Orientierung am Objektivitätsideal und die Einnahme einer „neutralen“ Positionierung bei der Recherche und bei der Verfertigung journalistischer Beiträge. Der Autor ist Journalismus lehrer. 2011 erschien sein Buch „Wissenschaft als Grenzwert. Die noematische Phänomenologie in ihrer wissenschaftsbegründenden Funktion“ (AVM-Verlag).

DIE FURCHE · 28 11. Juli 2024 Religion 9 Die Zerstörung des Kunstwerks „crowning“ im Linzer Mariendom ist nicht nur roher Vandalismus, sondern ein häretischer Akt. Eine theologische Reflexion. Von der Würde der Geburt Von Maria Katharina Moser Zu Jesus Christus, „geboren von der Jungfrau Maria“, bekennen sich Christinnen und Christen, katholische wie evangelische, allsonntäglich im Gottesdienst. Oft wird das apostolische Glaubensbekenntnis automatisiert dahingemurmelt. Vielen ist es so vertraut, dass ihnen gar nicht bewusst zu sein scheint, was sie da bekennen: Gott ist Mensch geworden. Gott kommt in die Welt, so wie jeder Mensch in die Welt kommt: von einer Frau geboren. Mit allem, was dazugehört, Schleim und Blut, den Schmerzen und Schreien einer Frau. Die Radikalität des Bekenntnisses der Menschwerdung Gottes hat dieser Tage die Skulptur „crowning“ der Künstlerin Esther Strauß vor Augen geführt, gleichermaßen plastisch wie respektvoll abstrahiert. Sie stellt Maria dar, wie sie den Sohn Gottes zur Welt bringt. Auf einem Felsen sitzend, die Arme hinter dem Köper aufgestützt, den Blick nach oben gerichtet, die Beine gespreizt. Der Kopf des Kindes ist zu sehen. Als crowning wird dieser Moment im Verlauf einer Geburt bezeichnet. Dieser besondere Moment wird anschaulich, jedoch nicht explizit dargestellt, kein Blut, kein Schleim, kein Schamhaar ist zu sehen. Wie die Vulva Mariens den Kopf des Kindes umschließt, erinnert an einen Heiligenschein. Der Betrachter, die Betrachterin wird auch nicht unvermittelt mit diesem Moment konfrontiert, sondern sanft he ran geführt. Betritt man den Kunstraum im Linzer Mariendom, anlässlich dessen Hundert-Jahr-Weihejubiläums die Skulptur ausgestellt wurde, sieht man zunächst den Rücken Mariens. „Geköpfte“ Maria Starte deine Journalismus Karriere: 3 Medienhäuser in 12 Monaten Bewirb dich bis zum 28.07. unter www.traineeship.at für das 360° Journalist:innen Traineeship bei der Mediengruppe Wiener Zeitung! Unsere Partner Gott kommt wie jeder Mensch in die Welt, mit allem, was dazugehört: Schleim und Blut, den Schmerzen und Schreien einer Frau. Am Montag, dem 1. Juli, am frühen Vormittag wurde der Marienskulptur der Kopf abgesägt. Stürme der Empörung waren diesem Vandalenakt vorausgegangen, viele Debatten hat er nach sich gezogen. Über die Verletzung religiöser Gefühle. Über die Frage, warum diese Skulptur so verstört. Darüber, was Kunst ist und was sie darf. Doch die Frage geht über das Spannungsfeld von Kunst und Kirche hinaus. Wenn die Skulptur der gebärenden Maria geköpft wird, ist das nicht nur ein Akt von Vandalismus. Es handelt sich nicht einfach um Protest gegen ein Kunstwerk, sondern um einen häretischen Akt. Denn mit dem Kunstwerk wird auch das geschändet, worauf das Kunstwerk verweist: die Inkarnation. Die zentrale Frage ist: „Was bedeutet: Empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria?“ Der Heidelberger Katechismus aus dem Jahr 1563, der 129 Glaubensfragen aus reformatorisch-reformierter Sicht knapp beantwortet und zu den Bekenntnisschriften der evangelischen Kirchen zählt, stellt sie als 35. Frage. Dass Jesus Christus „wahrer und ewiger Gott ist und bleibt“ und „durch Wirkung des Heiligen Geistes wahre menschliche Natur aus dem Fleisch und Blut der Jungfrau Maria angenommen“ hat, „seinen Schwestern und Brüdern (also den Menschen, Anm. Moser) in allem gleich, doch ohne Sünde“, lautet die Antwort. Menschwerdung Gottes also. Aus Fleisch und Blut. Inkarnation (wörtlich Fleischwerdung). Hier liegt der theologische Kern – und nicht etwa in der biologischen Jungfrauenschaft Mariens (sprich „ Die Kraft seiner theologischen Botschaft kann der Vandalenakt dem Kunstwerk nicht nehmen. “ der „Beschädigung“ des Hymens durch die Geburt). „Fleisch“ steht für die ganze Wirklichkeit des Menschen. „Gott in Fleisch und Blut“, so überschreibt der katholische Theologe Karl Rahner einen Aufsatz aus dem Jahr 1955. Die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus meint nicht eine „Art Verkleidung“ Gottes als Mensch, keine Theophanie im Menschenkostüm. Menschwerdung heißt: Gott ist „wirklich, wo wir sind, da“, so Rahner. „Gott ist Mensch, das sagt wirklich etwas über Gott selber aus, (…) so daß man in aller Wahrheit von Gott selbst etwas begriffen und ergriffen hat, wenn man dieses Menschliche ergreift.“ Foto: iStock/naphtalina Lesen Sie den Text „Geboren von der Jungfrau“ des katholischen Theologen Josef Weismayer (2.7.1987) auf furche.at. GLAUBENSFRAGE Miteinander spielen Zum Be- und Ergreifen des Menschlichen gehört die Geburt. Menschen fallen nicht vom Himmel oder sprießen wie Pilze aus dem Boden. Menschen werden geboren. Von einer Frau. In der Theologie wie auch in der christlichen Ikonografie ist der Blick auf die Geburt freilich weitgehend eine Leerstelle (lesen Sie dazu den Kommentar des Innsbrucker Bischofs Hermann Glettler auf S. 10, Anm.). Auch Rahner reflektiert das Geborensein des Sohnes Gottes nicht explizit. Das tut erst die feministische Theologie im ausgehenden 20. Jahrhundert. Feministische Theologinnen wie Elisabeth Moltmann-Wendel, Ina Praeto rius, Hanna Strack oder Karin Ulrich-Eschemann haben an einer Theologie der Geburt gearbeitet. Die rettende Stund’ schlägt uns in Christi Geburt. Das Heil, das Gott für uns Menschen will, ist nicht erst von Jesu Leiden und Tod „für uns“, sondern von der Geburt Jesu her zu verstehen. „Euch ist heute der Heiland geboren“, verkündet der Engel den Hirten auf dem Felde (Lk 2,10f). Jede Geburt ist ein Neuanfang. So auch die Geburt des göttlichen Kindes. In der Geburt seines Sohnes schenkt Gott den Menschen einen neuen Anfang. „Er ist den Menschen gleich geworden, damit sie ihm gleich seien. In der Menschwerdung Christi empfängt die ganze Menschheit die Würde der Gottebenbildlichkeit zurück“, schreibt der evangelische Theologe und Märtyrer Dietrich Bonhoeffer. Christ ist geboren. Gott kommt in Form einer Beziehung zur Welt – und macht sich abhängig vom „Mir geschehe, wie du gesagt hast“ (Lk 1,23) der Maria. Karin Ulrich-Eschemann hält fest: „Die Menschwerdung Gottes ist in Kooperation mit Maria geschehen.“ Eine Kooperation, die von Maria vollen körperlichen Einsatz verlangt. Feministische Theologinnen haben die leibliche Dimension des Inkarnationsgeschehens betont: das Werden Gottes im weiblichen Fleisch, das dem Frauenkörper besondere Würde verleiht. Wenn die Statue im Mariendom durch rohe Gewalt zerstört wird, wird auch die Würde des gebärenden Frauenkörpers verletzt. Der Akt der Zerstörung ist sprechend. Mit dem Kopf wurde der Maria der Heiligenschein, der tief über ihrem Haupt sitzt, geraubt. Die Kraft seiner theologischen Botschaft kann der Vandalenakt dem Kunstwerk nicht nehmen. Esther Strauß hat die Glaubensaussage „Geboren von der Jungfrau Maria“ ins Bild gebracht. Die Autorin ist evangelische Pfarrerin und Diakonie-Direktorin. Der Text gibt ihre persönliche theologische Reflexion wieder. Von Asher D. Biemann Die Fußball-Europameisterschaft neigt sich dem Ende zu. In den Städten Europas gingen die Emotionen hoch. Berlin war in diesen Wochen ein Meer von Fahnen, Flaggen, Trikots und mit aller Nationen Farben geschmückten Gesichtern. Fußball erinnert uns, dass Europa, dass die Welt aus Völkern besteht, die nicht nur von Staatsräson geleitet werden, sondern von tiefverwurzelten Gefühlen. „Das Volk ist überall ein großes Kind“, schrieb Theodor Herzl in seinem „Judenstaat“. Am 3. Juli jährte sich Herzls 120. Todestag. Viele sehen heute sein Projekt einer „öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte“ für das jüdische Volk als ein ganz und gar frevelhaftes Unterfangen, welches der Zeit wilder Nationalismen in Europa entsprang und genau das forderte, was wir Aufgeklärte als abgetan erklären: den Nationalstaat. Und doch ist es der Nationalstaat, der sich in den letzten Jahren allseits in den Vordergrund drängt. Bereits 1943 gründete der amerikanische Faschist Gerald K. Smith seine „Amer i- ca First“-Partei. „America First!“ war die politische Parole Donald Trumps in seinem ersten Wahlkampf. „Österreich zuerst!“ stand einst auf dem Banner von Jörg Haiders FPÖ. Spätestens seit der Covid-Pandemie wurde dieses „Zuerst“ zum allgemeinen Prinzip der Länder, zum unausgesprochenen Grundsatz der Nationen. „Immer wieder“, grölten die Fußballfans in Rot-Weiß-Rot. Die nationalen Gefühle sind nicht überwunden. „Erst die Völker füllen den blassen Begriff der Menschheit mit Realität und Leben“, schrieb der jüdische Anthropologe Michael Landmann. Doch die Völker, wie Martin Buber lehrte, sind nur im Recht, „inwieweit sie der Sache des Menschen und der Menschheit dienen“. Wie beim Fußball sollten auch die Nationen und ihre Fans wieder daran denken, dass sie in Wahrheit nicht gegen-, sondern miteinander spielen. Der Autor ist Professor für moderne jüdische Philosophie an der University of Virginia, USA.

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