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DIE FURCHE 11.05.2023

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DIE FURCHE · 19 24 Ausstellung 11. Mai 2023 Chamäleon der Kunst Pablo Picasso folgte keinem Kunst-Kanon, er schuf seinen eigenen. Sein Œuvre ist von zahlreichen Werkphasen gekennzeichnet, darin Mittelmeerlandschaft, Öl auf Holz, 1952. Von Therese Steininger der Zeit gefallen“, das waren sie beide, Alex Katz und Pablo Picasso, auch wenn Al- „Aus bertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder dezidiert die Anfänge des amerikanischen Künstlers so beschreibt. Beiden sind in der Albertina derzeit große Personalen gewidmet, beide agierten sie gegen die Moden ihrer Epoche. Während der eine, Katz, konsequent seinen Weg ging, gilt laut Schröder für Picasso, dass „er sich ständig neu erfand und jede seiner Perioden bahnbrechend wurde“. Als Treiber der Abschaffung des Kanons, als Kunst-Chamäleon kann man Picasso (1881– 1973) sehen. Die eine prägende ikonische Phase gibt es nicht. Gründe für seine Wandlungen waren oft persönliche Tragödien und Konflikte – von privaten Leidenschaften bis hin zum Bürgerkrieg. Das wird in der Ausstellung sorgfältig herausarbeitet. So zeigt seine „Mittelmeerlandschaft“ nur auf den ersten Blick eine Idylle, rasch vermittelt die verschachtelte Architektur, dass SIE MÖGEN KUNST? WIR AUCH! In Kooperation mit museum in progress bieten wir Ihnen die Möglichkeit, mit einem Gratisabo in der vollen FURCHE-Kultur zu schmökern – und das zurück bis 1945. HIER GEHT’S ZU IHREM TESTABO Scannen Sie den QR-Code und lesen Sie DIE FURCHE 4 Wochen kostenlos gedruckt und digital! Alex Katz ging konsequent seinen Weg, Pablo Picasso erfand sich ständig neu: Die Albertina zeigt in zwei Personalen Werke der eigenen Sammlung. Gegen die Moden ihrer Zeit sich Picasso (aufgrund einer zu Ende gehenden Liebe) eingeengt fühlte und nach dem Ausbruch – via Segelboot – sehnte. Die Blaue Periode mit ihrer großen Melancholie verweist auf den Selbstmord seines Freundes Carlos Casagemas. Die Linolschnitte von Stierkämpfen beziehen sich auf seine Sehnsucht nach seiner Heimat, nachdem er ins Exil gegangen war. Wie ihn generell der Wechsel von Lebensgefährtinnen oft zu Stilwechseln anregte, so wurde ihm seine letzte Liebe Jacqueline Roque nicht nur zum häufigsten Modell. Da sie Verkäuferin in der Keramikwerkstatt war, mit der er zusammenarbeitete, schuf er in dieser Zeit auch viele Werke mit diesem Material. Sie werden in der Ausstellung mit Gemälden, Zeichnungen, Gouachen und vielem mehr zusammengebracht. Auch dem Kubismus, in dem Picasso versuchte, Gegenstände im selben Gemälde aus verschiedenen Blickwinkeln zu präsentieren und sie durch Zerstückelung in einzelne Felder mehransichtig zu erfassen, ist ein Schwerpunkt gewidmet. Die Albertina kann durch zahlreiche Schenkungen und Leihgaben, etwa der Sammlung Batliner „ ‚Aus der Zeit gefallen‘, das waren sie beide, der US-amerikanische Maler Alex Katz und der Spanier Pablo Picasso. “ OPER ■ Grace Bumbry (1937-2023) IN KÜRZE In der Welt der Oper gilt sie als eine der legendärsten (Mezzo-)Sopranistinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre große internationale Karriere startete die US-Amerikanerin 1961, als sie als erste schwarze Sängerin bei den Bayreuther Festspielen debütierte. Engagements an den wichtigsten Opernund Konzerthäusern sowie bei internationalen Festspielen folgten, so an der Wiener Staatsoper und bei den Salzburger Festspielen. 2003 kürte sie Österreich zur Kammersängerin, 2017 wurde sie im Rahmen des Österreichischen Musikpreises für ihr Lebenswerk geehrt. Am 7. Mai ist Grace Bumbry in ihrer Wahlheimat Wien verstorben. KUNST albertina, Wien - Sammlung Batliner © Succession Picasso/ Bildrecht, Wien 2023 und der Stiftung Othmar Huber, aus einem großen Bestand an Werken von Picasso schöpfen. Scharfkantig und kühl Reich ist auch der Albertina-Bestand an Werken von Alex Katz (* 1927). Einige waren schon öfter in Ausstellungen zu sehen, doch so umfassend wie nun hat man Katz hier noch nicht gezeigt. Der Künstler, der im Vorjahr seinen 95. Geburtstag gefeiert hat, steht für überlebensgroße Porträts mit scharfkantigen Umrissen nach dem Prinzip des „Hard-Edge-Paintings“. Close-ups und Breitbandformat aus der Ikonografie des Kinos und der großen Werbeplakate wurden ihm zum Vorbild, der „american way of life“ wird bei ihm in radikaler Weise ins Bild gefasst. „Anfangs stieß er mit seiner ‚Radical Flatness‘, der jede Dreidimensionalität fehlt und die er erstmals in Alltagsdarstellungen einbrachte, auf Unverständnis. Auch fiel er aus der Reihe, weil damals die Gegenständlichkeit eigentlich ad acta gelegt worden war“, erzählt Schröder. Und Kuratorin Gunhild Bauer ergänzt: „Als dann die Pop Art aufkam, wurde auch Katz akzeptiert. Er jedoch übernahm keine vorgefundenen Sujets wie Warhol und Co., sondern rein die Bildsprache von Plakatwerbung und Werbefotografie.“ In Anlehnung an die Großflächenplakate, die am Rande der Highways standen, nehmen auch seine Bilder große Ausmaße an. Katzʼ Behandlung des Lichts und die Tatsache, dass Stirn und Kinn der Porträtierten oft abgeschnitten werden, damit die Köpfe größer erscheinen, ist ebenfalls von diesen sowie vom Kino inspiriert. Kohlezeichnungen lassen erkennen, wie er Lichteffekte, Strahlkraft und Fernwirkung erprobte, bevor er seine Gemälde später rasch in Nass-in-Nass-Technik vollendete. „Ein so intuitiver, gestischer Malakt, der sein Vorbild in Jackson Pollocks Arbeitsweise hatte, brauchte natürlich minutiöse Vorbereitung“, so Bauer. Für den Betrachter bekommen seine Modelle, darunter Anna Wintour von der Vogue und das Model Kate Moss, rasch eine Aura des Glamourösen. Gleichzeitig geben sich die Porträtierten durch einen distanzierten Blick unnahbar, fast wirken sie wie rätselhafte Ikonen. Abgesehen von den markanten Porträts möchte die Ausstellung Alex Katz auch als modernen Impressionisten zeigen. Ob Gartenpartys, der „schwarze Bach“ auf seinem Grundstück oder sportliche Aktivitäten seiner Freunde in Maine: Rund um seinen Zweitwohnsitz fand Katz zahlreiche Motive, die er vor der Natur skizzierte oder als Polaroid fotografierte und dann im Atelier in Panoramaformate bannte. In allem setzt sich die kühle Distanz fort, der die Ausstellung den Namen „Cool Painting“ verdankt. Die umfangreiche Präsentation des Kosmos des Zeitgenossen lässt seine Arbeitsweise noch besser verstehen. Alex Katz: Cool Painting Bis 29. Mai Picasso. Zum 50. Todestag Bis 18. Juni 10 bis 18 Uhr; Mi und Fr bis 21 Uhr Albertina, www.albertina.at ■ Rudolf Goessl (1929-2023) Am 6. März 1929 in Kronberg geboren, schloss er 1950 seine Ausbildung zum Grafiker ab. 1957– 1959 besuchte er den „Abendakt“ bei Herbert Boeckl an der Akademie der bildenden Künste Wien. Bis in die 1970er-Jahre war Rudolf Goessl neben seinem künstlerischen Schaffen als Werbegrafiker und Auslagengestalter für Wiener Innenstadtgeschäfte tätig. In New York begegnete er 1967 Pop Art, Color Field Painting und monochromen Bildideen, was sein malerisches Werk inspirierte. In den Jahren 2000 bis 2005 entstanden große Formate wie der 3-teilige Zyklus „Die Große Litanei“. Am 8. Mai ist Goessl verstorben.

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