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DIE FURCHE 11.04.2024

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DIE FURCHE · 15 2 Das Thema der Woche Aufklärung riskieren 11. April 2024 AUS DER REDAKTION Diese Woche geht es ans Eingemachte – an unsere Art des Denkens und Glaubens: Anlässlich des 300. Geburtstags von Immanuel Kant hat DIE FURCHE dem Königsberger Aufklärer nicht nur biografisch nachgespürt, sondern auch die Bedeutung seiner Lehren für unsere heutige, von Krisen und medialer Dauererregung gebeutelte Gesellschaft abgeklopft. „Aufklärung riskieren“, lautet der Titel dieses Fokus, dem in den kommenden Wochen eine Reihe von Interviews und Essays zu den großen Kant’schen Fragen folgen wird: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Und über allem: Was ist der Mensch? Bleiben Sie also dran, hören Sie auf furche.at/ podcast die Gespräche, die unser Philosophie- und Ethik-Redakteur Philipp Axmann geführt hat – und empfehlen Sie auch anderen Interessierten ein FURCHE-Abo. Es zahlt sich aus, das verspreche ich Ihnen! Schon diese Woche haben wir Ihnen zahlreiche Schätze zu bieten: neben politischen Reflexionen zu Deutschland und zur Innsbruck-Wahl etwa ein Porträt des Orientalisten P. Alois Musil, den man als eine Art österreichischen „Lawrence von Arabien“ bezeichnen kann, eine Einordnung des neuen Buches „Der lange Schatten Maria Montessoris“, eine literarische tour d’horizon rund um Notre-Dame de Paris und eine Würdigung des letzten (?) Films von Woody Allen. Ganz am Schluss gibt es noch Verblüffendes zu Zecken und Lurchen. Aufklärung riskieren – das gilt letztlich immer. (dh) Von Martin Poltrum Als Immanuel Kant am 22. April 1724 im ostpreußischen Königsberg, heute Kaliningrad, als viertes Kind in eine zunehmend verarmende Handwerkerfamilie geboren wurde, ahnte niemand, dass er einmal der bedeutendste Philosoph der Neuzeit werden wird. Ebenso wenig, dass bei seiner Beerdigung Ende Fe bru ar 1804 alle Glocken seiner Heimatstadt läuten und ein unüberschaubarer Zug von Menschen, vom höchsten Adel und Militär bis zu einfachen Bürgern und Bürgerinnen, seinem Sarg bei Trauermusik folgen sollte. Stipendien und die Unterstützung eines Onkels ermöglichten ihm den Besuch von Schule und Universität. Die Gymnasialzeit und der Alltag Kants waren vom Geist des Pietismus beeinflusst, in dem Bibellektüre, Bekehrungserlebnisse und Akte der Nächstenliebe wichtig waren. Seine Mutter starb, als er 13 Jahre alt war. „Ich werde sie nie vergessen“, soll er von ihr gesagt haben: „Sie pflanzte und nährte den ersten Keim des Guten in mir […] und ihre Lehren haben einen immerwährenden heilsamen Einfluss auf mein Leben gehabt.“ Ab 1740 studierte er an der „Albertina“, der Universität Königsberg, und hörte dort vor allem philosophische Vorlesungen. Nach dem Tod des Vaters 1746, gegen Ende seines Studiums, musste er sich um seine jüngeren Geschwister kümmern. Danach arbeitete er als Hauslehrer und ab 1766 als Bibliothekar der Königlichen Schlossbibliothek, bis er vier Jahre später zum Professor der Logik und Metaphysik in seiner Heimatstadt berufen wurde. Dort lehrte er 41 Jahre lang. Königsberg sollte er dabei kaum verlassen. Kant wird als kleiner, zierlicher Mann mit hellen blauen Augen beschrieben, der stets elegant und bunt gekleidet war, freundliche Umgangsformen pflegte, unverheiratet blieb, nie auf Reisen ging, sehr gesellig war und sein Leben strikten Regeln unterwarf. So stand er ab dem Alter von 40 Jahren jeden Morgen um fünf Uhr auf. Sein Tagesablauf war so genau getaktet, dass die Königsberger die Uhr nach ihm stellen konnten, da er Punkt 19 Uhr seinen Abendspaziergang antrat. Freiheit, Frieden, Fortschritt Für die Philosophiegeschichte ist der schon zu Lebzeiten weltberühmte Professor und Bestsellerautor das, was der französische Denker Jacques Derrida so ausdrückte: „Kant ist die Norm.“ Mit 57 Jahren revolutionierte der Königsberger die Philosophie durch seine „Kritik der reinen Vernunft“ (1781). Das Werk wurde jedoch erst so richtig verstanden, als ihn sein Verleger überredete, die Immanuel Kant wies in seinem Werk jede Form von Ausbeutung, Manipulation und Rassismus zurück – auch wenn er als Kind seiner Zeit abfällig über People of Color sprach. Immanuel Kant hat seine Heimatstadt kaum verlassen – und wurde zum geistigen Weltbürger. Sein Werk ist ein Leitstern der Aufklärung, dessen Leuchtkraft heute relevanter ist denn je. Ein Philosoph gegen die Verdüsterung „ Kants Werk steht für die universelle Menschenwürde. Mit ihm würde die ‚Cancel Culture‘ wieder einen großen Denker verlieren, von dem sie etwas lernen könnte. “ Grundidee vereinfacht darzustellen. Vermittelt durch die populäre Fassung der „Kritik“ mit dem sperrigen Titel „Prolegomena zu einer jeden zukünftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können“ (1783) begann Kants Aufstieg zum Leitstern der europäischen Geistesgeschichte. In seiner „Kritik“ leistete Kant den philosophischen Aufweis, dass man die Existenz Gottes, das „Sein der Freiheit“ und die Unsterblichkeit der Seele wissenschaftlich weder beweisen noch widerlegen kann (siehe auch den Beitrag auf Seite 3). In seinem nachfolgenden Werk „Kritik der praktischen Vernunft“ (1788), ein weiterer Meilenstein der Philosophiegeschichte, zeigt der Professor aus Königsberg, dass Freiheit als regulative Idee eine Annahme ist, ohne die ethische Überlegungen gar keinen Sinn machen würden. Im Originalton von Kant: „Wäre aber keine Freiheit, so würde das moralische Gesetz in uns gar nicht anzutreffen sein.“ Sein Werk ist somit absolut elementar für moralphilosophische Überlegungen. Wenn heutzutage etwa „Neuro­ Mythologen“ davon sprechen, dass das Gehirn den Geist determiniert, die Freiheit eine Illusion ist – und dann sogar noch glauben, dies wissenschaftlich beweisen zu können, dann ist das milde gesagt ein Rückfall in voraufklärerische Zeiten. Man könnte es auch als radikalen Unsinn bezeichnen. Wer zum Beispiel beobachtet, wenn jemandem 100 Euro aus der Hosentasche fallen, und leugnet, dass man frei ist, diese entweder einzustecken oder den Mann auf sein Missgeschick aufmerksam zu machen, versteht wohl nicht, was mit Freiheit gemeint ist. Das „Sein der Freiheit“ ist die Voraussetzung dafür, dass man dem Anspruch, der in Kants kategorischem Imperativ gefordert wird, folgen kann – oder eben diesen weltberühmten Maßstab für moralisches Handeln ablehnt und verwirft. Kant hat diesen Grundgedanken seiner Moralphilosophie mehrfach variiert und verschiedene Formulierungen vorgelegt. Hier sei nur die Selbstzweckformel aus der „Grundlegung der Metaphysik der Sitten“ (1785/1786) erwähnt, die sagt: „Handle so, daß du die Menschheit Foto: Getty Images / Culture Club sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“ Damit ist Sklaverei, Knechtschaft, jede Form von Ausbeutung und manipulativer Umgang mit anderen (sowie übrigens auch die moralphilosophische Position des Utilitarismus) zurückgewiesen. Durch den Begriff der „Menschheit“ wird hier zugleich auch jede Form von Rassismus abgelehnt – auch wenn Kant selbst als Kind seiner Zeit in seinen anthro pologischen „Vorlesungen über Physische Geographie“ abfällig über People of Color gesprochen hat. Das sei explizit gesagt, da die heutige Cancel Culture sonst wieder einen großen Denker verlieren würde, von dem sie etwas lernen könnte. Oder um es mit dem Philosophen Omri Boehm zu sagen, der heuer für sein Buch „Radikaler Universalismus. Jenseits von Identität“ (2022) den „Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung“ gewonnen hat: „Kants 200 Jahre alte Anthropologie als irgendwie relevant für die kantische Moralphilosophie zu betrachten, ist nur aufgrund eines – gewollten oder ungewollten – Missverständnisses seiner wichtigsten Leistung möglich: dem (…) Ausschluss sämtlicher – anthropologischen, historischen, soziologischen, psychologischen, biologischen – Fakten vom Nachdenken über die menschliche Würde.“ Das mit dem kategorischen Imperativ Gemeinte besagt, dass die Würde aller Menschen für alle Zeiten und universell gültig, also unantastbar ist. Und dass, Zitat Kant, „nichts entsetzlicher“ sei, „als dass die Handlung eines Menschen unter dem Willen eines anderen stehen soll“. Abenteurer des Denkens Heute ist der deutsche Philosoph durch seine Essays „Was ist Aufklärung?“ (1784) und „Zum ewigen Frieden“ (1795) aktueller denn je. In seiner Aufklärungsschrift ermutigt Kant, dass man sich auf das Abenteuer des Denkens einlassen und sich unabhängig von Vormündern aller Art machen soll, wie immer man diese heute nennen müsste – Populisten, selbsternannte Experten, Influencer etc. Die „Faulheit und Feigheit“, sich keine eigenen Urteile zu bilden, sollte überwunden werden, wenn man nicht „zeitlebens unmündig bleiben“ wolle. Und auf die Frage, was zu tun ist bzw. welche politischen Institutionen notwendig sind, damit „ewig[er] Friede“ – für den Königsberger das „höchste politische Gut“ – möglich sei, gibt er Antworten, die gerade heute mehr denn je nottun. Der Autor ist Philosoph, Psychotherapeut und Professor für Psychotherapiewissenschaft an der Sigmund-Freud-Privatuniversität (SFU) Wien.

DIE FURCHE · 15 11. April 2024 Das Thema der Woche Aufklärung riskieren 3 Für Kant führt echte Aufklärung zu einem humanistischen „Zweifelglauben“ – der mit richtig verstandener „biblischer Glaubenslehre“ weitgehend zusammenfällt. Doch der Trend zu Fundamentalismen einerseits und Areligiosität andererseits deutet in die Gegenrichtung. Aufgeklärt religiös – geht das? Von Georg Cavallar Es ist schwierig, bei der europäischen Aufklärung kleinste gemeinsame Nenner zu finden. Bei Kant läuft Aufklärung auf selbstständiges, selbstkritisches und reflexives Denken hinaus. Rudolf Langthaler, emeritierter Professor für christliche Philosophie an der Universität Wien, hat herausgearbeitet, dass Aufklärung bei Kant eine doppelte Stoßrichtung besitzt. Einerseits richtet sich die kritische Denkart bzw. der Ausgang aus „selbst verschuldeter Unmündigkeit“ gegen Aberglauben, religiöse Vorurteile, Fanatismus und dogmatische Behauptungen. Kantische Aufklärung richtet sich aber auch gegen den „dogmatischen Unglauben“ und gegen den „Vernunftunglauben“. Er ist typisch für Teile der Moderne, folgt den französischen Enzyklopädisten, orientiert sich an der modernen Wissenschaft und hält Religion für überflüssig oder sogar schädlich. Kants Konzeption von aufgeklärter Religiosität kann in fünf Bestimmungen zusammengefasst werden. Erstens: Aufgeklärte Religiosität respektiert die Grenzen der Erkenntnis. Sie kennt keine Gotteserkenntnis, keine wie immer geartete höhere Erkenntnis oder esoterisches Wissen. Sie akzeptiert, dass unsere Erkenntnis dort endet, wo unsere Erfahrung aufhört: „Gedanken ohne Inhalt sind leer“. Die Aufhebung des Scheinwissens in der Metaphysik macht Platz für den Glauben. Das bedeutet keineswegs, dass die Sätze der Metaphysik und Theologie sinnlos sind. Sie sollten nur richtig verstanden werden, nämlich als analoge Reden. Moralischer Lebenswandel im Zentrum Zweitens: Aufgeklärte Religiosität ist die Religion des moralisch-guten Lebenswandels. Ausgangspunkt ist die Autonomie und Freiheit des Menschen. Kant schreibt: „Ich nehme erstlich folgenden Satz, als einen keines Beweises benötigten Grundsatz an: alles, was außer dem guten Lebenswandel der Mensch noch tun zu können vermeint, um Gott wohlgefällig zu werden, ist bloßer Religionswahn und Afterdienst Gottes.“ Der „Afterdienst“ ersetzt die eigentliche Verehrung Gottes (nämlich das Bemühen um einen moralisch-guten Lebenswandel) ausschließlich durch religiöse Praxen wie etwa kultische Handlungen. Diese werden irrtümlicherweise für das eigentliche Zentrum der Religion gehalten. Aufgeklärte Religiosität ist außerdem kritisch gegenüber jeder Form der In strumentalisierung des Religiösen, etwa für politische Zwecke. Sie lehnt aber auch die Instrumentalisierung von Gläubigen einer Religionsgemeinschaft oder überhaupt von allen Menschen zur höheren Ehre Jahwes, Gottes oder Allahs ab. Drittens: Aufgeklärte Religiosität ist mündige Religiosität und persönlicher Glaube. Sie ist skeptisch gegenüber organisierten Religionsgemeinschaften bzw. dem, was Kant als „Kirchenglauben“ bezeichnet. Foto: IMAGO / Winfried Rothermel Kants praktische Philosophie führt nur bis zur Schwelle des moralischen Glaubens. Dieser Glaube ist persönlich, da er eine „moralische Selbsterkenntnis“ erfordert, die nur durch den Einzelnen erfolgen kann. Viertens: Aufgeklärte Religiosität begnügt sich mit einer symbolischen und analogen Rede von Gott, da ansonsten Dogmatismus oder Unglauben drohen. Die „Schematisierung durch Analogie“ bietet eine indirekte Darstellung, um Literalismus, Anthropomorphismus, Aberglaube und Götzendienst zu vermeiden. Kants These: Religiöse Symbole wie etwa das Ideal vom Sohn Gottes sollen im Sinne der moralischen Religion interpretiert werden. Jenseits der Grenzen der bloßen Vernunft Fünftens: Kant reduzierte Religion nicht auf Moralität, auch wenn ihm das bis heute vorgeworfen wird. Das zeigt schon der Satz, der auf den oben zitierten über den moralischen Lebenswandel folgt. „Ich sage: was der Mensch tun zu können glaubt; denn, ob nicht über alles, was wir tun können, noch in den Geheimnissen der höchsten Weisheit etwas sein möge, was nur Gott tun kann, um uns zu ihm wohlgefälligen Menschen zu machen, wird hierdurch nicht verneint.“ Aufgrund der Grenzen unserer Erkenntnis können wir beispielsweise nichts über göttliche Gnade wissen; aber wir dürfen hoffen, das unser Unvermögen ergänzt wird. Das unterscheidet eine säkulare Moral von der „Religion der reinen Vernunft“. Diese bildet den inneren Kreis von zwei konzentrischen Kreisen; der äußere ist ein historischer Kirchenglaube. Aufgeklärte Religiosität à la Kant ist bereit, auch „überschwängliche Ideen“ wie die Trinitätslehre als ein der „Vernunft fremdes Angebot“ in Erwägung zu ziehen. Der moralische Glaube öffnet sich für „heilige Geheimnisse“, denen sich die Vernunft im Namen der „Realisierung der Idee des moralischen Endzwecks“ nicht verschließen dürfe. Der Vernunftglaube bedürfe der „Belehrung“ durch den Offenbarungsglauben, der mehr sei als nur ein „Vehikel“ zur Beförderung von Moralität. Georg Cavallars Besprechung von Rudolf Langthalers Buch „Aufklärung und Religion“ (30.8.23) finden Sie unter diesem QR-Code: „ Kant hoffte, dass sich alle Glaubensarten allmählich selbst reformieren, um sich der Idee einer aufgeklärten Religiosität anzunähern. Diese Hoffnung hat sich als Illusion erwiesen. “ Hoffnung und Illusion Das Bild zeigt eine historische Ausgabe einer Schrift Immanuel Kants aus dem Jahr 1763. Insgesamt ist er mit seinem religionsphilosophischen Projekt aber gescheitert, wie ein Blick auf die Gegenwart zeigt. Verstellte sich Kant hinsichtlich seiner eigenen Religiosität? Diese Vermutung wird bis in die Gegenwart immer wieder geäußert. Belege gibt es dafür jedoch keine. In vielen Fällen ist offenbar das eigene Wunschdenken Vater dieser Gedanken. Kants aufgeklärte Religiosität ist bis heute eine Provokation für fast jede Religionsgemeinschaft geblieben. Vielleicht können manche mit der vierten und fünften Bestimmung etwas anfangen. Alle anderen Elemente relativieren Ansprüche. Sehr gekonnt und kompromisslos nimmt Kant zwischen allen Stühlen Platz. Er lehnt den Atheismus genauso ab wie die Orthodoxie, den Mystizismus oder die Schwärmerei. Der praktische Zweifelglaube und „die biblische Glaubenslehre“ überleben allein die aufklärerische Kritik. Denn Letztere sei „die mit göttlicher Kraft auf aller Menschen Herzen zur gründlichen Besserung hinwirkende […] wahre Religionslehre“. Diese Überlegungen werden im „Streit der Fakultäten“ (1798) entwickelt, die die letzten veröffentlichten religionsphilosophischen Passagen des alten Kant enthalten. Kants Religionsphilosophie ist auch eine philosophische Rehabilitierung des Christentums in der religionskritischen Moderne. Für andere Weltreligionen oder quasi-religiöse Weltanschauungen legte er wenig Verständnis an den Tag. Kant hoffte, dass sich alle historischen Glaubensarten allmählich selbst reformieren, um sich der Idee einer moralischen und aufgeklärten Religiosität anzunähern. Diese Hoffnung hat sich weitgehend als Illusion erwiesen. Fundamentalismen, Orthodoxe und Evangelikale teilen sich mit jenen das Feld, die sich von jeder Art von Religion abgewandt haben – feststellbar sind bei ihnen vielleicht quasi-religiöse Restbestände. Mit seinem religionsphilosophischen Projekt ist Kant – leider – gescheitert. Der Autor ist AHS-Lehrer, Autor von Sachbüchern und Schulbüchern, Dozent für Neuere Geschichte und Lehrbeauftragter an der Universität Wien. Aufklärung und Religion Perspektiven der kantischen Religionsphilosophie Von Rudolf Langthaler Velbrueck 2023 324 S., kart., € 50,95 LEBEN UND WERKE KANTS 22. April 1724 Kindheit unter preußischen Pietisten 1740–1754 Student und Hauslehrer 1755–1780 „Dogmatischer Schlummer“ 1781 Die Kritik der reinen Vernunft 1785–1788 Kategorischer Imperativ 12. Februar 1804 Tod in Königsberg: „Es ist gut“ Kant wurde im preußischen Königsberg (heute Kaliningrad, Russland) als viertes von neun Kindern geboren. Seine Eltern waren pietistisch geprägt und bildungsfreundlich. 1740 begann Kant in Königsberg Philosophie zu studieren, hörte aber auch Naturwissenschaften und Mathematik. Nach dem Tod seines Vaters arbeitete er als Hauslehrer. Im Nachhinein nannte Kant die Zeit vor der Veröffentlichung der „Kritik der reinen Vernunft“ einen „dogmatischen Schlummer“, von dem ihn erst die Lektüre David Humes weckte. Mit Kants großem Werk beginnt laut der üblichen Geschichtsschreibung die moderne Philosophie. In den elf Jahren vor der Veröffentlichung der „Kritik“ publizierte Kant kaum Werke. Kant formulierte in zwei Schriften seinen ethischen Grundsatz: „Handle nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie allgemeines Gesetz werde.“ Wohl zu romantisch, um wahr zu sein, klingen die angeblich letzten Worte des großen Philosophen, der am 12. Februar 1804 im Alter von 79 Jahren in Königsberg starb.

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