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DIE FURCHE 11.01.2024

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DIE FURCHE · 2 4 Das Thema der Woche Vom Süden aus gesehen 11. Jänner 2024 Kampf um Freiheit Wandgemälde erinnern Passanten bis heute an die 50.000 Sklaven, die mit ihrem Aufstand einen Prozess in Gang setzten, der 1793 zur Abschaffung der Sklaverei in Haiti geführt hatte. Von Veronika Schuchter Es könnte der Plot eines Kitschromans sein. Eine wohlhabende Sängerin hört Minette und ihre kleine Schwester Lise, zwei junge Mädchen aus dem Armenviertel, regelmäßig singen und ist so begeistert von ihren Stimmen, dass sie die beiden zu sich einlädt, um sie zu unterrichten. Vor allem Minettes Stimme ist so außergewöhnlich, dass es Madame Acquaire gelingt, sie am städtischen Theater unterzubringen, wo sie berauschende Erfolge feiert. Was nach einer recht banalen Aufsteigerinnengeschichte klingt, ändert sich sofort, wenn man weiß, dass der Roman im Haiti des 18. Jahrhunderts spielt und Minette eine Affranchie ist, eine freie Person of Color, die aufgrund ihrer Hautfarbe im Schauspielhaus gar nicht auftreten dürfte. Ihr Vater war ein reicher weißer Sklavenhalter, der ihre Mutter Jasmin, eine Sklavin, vergewaltigt hatte. Dass der Star des Abends nicht weiß ist, verschleiert Madame Acquaire bis zum Schluss. Nur ihre das Publikum verzaubernde Stimme schützt Minette später vor Konsequenzen. Trotz ihres Erfolgs nennt man ihren Namen nicht, sie bleibt „die Person“, auch die rauschenden Bälle nach den Vorstellungen bleiben ihr verwehrt, und bezahlt wird sie selbstredend nicht. Das ist die Ausgangslage von Marie Vieux-Chauvets 1957 auf französisch publiziertem Roman „Der Tanz auf dem Vulkan“, der jetzt erstmals bei Manesse in der Übersetzung von Nathalie Lemmens auf Deutsch erscheint. Nachfahren freigelassener Sklaven Die Geschichte Minettes hat einen wahren Kern. Die Autorin bezieht sich auf die theatergeschichtliche Forschung des Historikers Jean Fouchard, bei dem die zwei singenden Schwestern aus Port-au-Prince belegt sind. Um diese Fakten herum baut die bis heute bekannteste Autorin Haitis eine epische Geschichte, deren Bedeutung weit über die Grenzen des Karibikstaats hinausreicht. Ausgehend vom Schauspielhaus in Lesen Sie hier auch das Interview mit dem Haitianer Laennec Hurbon(16.7.1992) von Matthäus Fellinger auf furche.at. „Der Tanz auf dem Vulkan“ spielt im Haiti des 18. Jahrhunderts und thematisiert Diskriminierung und Unterdrückung. Über die literarische Versinnbildlichung eines Konflikts. Die Revolution als Theater Port-au-Prince im Jahr 1792 erzählt Vieux- Chauvet von der sozialen Ungerechtigkeit, der brutalen Gewalt an Frauen und Schwarzen vor dem Hintergrund der sich anbahnenden Revolution. Dass sie als Hauptfigur eine Affranchie wählt, ist bezeichnend. Es ist eine Figur der Mitte: Als Affranchie bezeichnete man die Nachfahren frei gelassener Sklavinnen und Sklaven, meist ethnisch gemischt, die zumindest theoretisch frei waren und ähnliche Rechte wie die Weißen besaßen. Race (der Begriff Rasse wird aufgrund der anderen Konnotation im Deutschen vermieden) ist bei Vieux- Chauvet kein starres, eindeutiges System, sondern ein Spektrum, das eng mit anderen Faktoren verknüpft ist. Was man heute Intersektionalität nennt, also die Überschneidung verschiedener Diskriminierungskategorien und Unterdrückungsmechanismen, erzählt Vieux-Chauvet spielerisch über ihr umfangreiches Figurenensemble. Aus den sozial so unterschiedlichen Figuren entwirft die Autorin das Bild einer sehr differenzierten, komplexen Gesellschaft, in der Klasse und Geschlecht eine mindestens so große Rolle „ Die weißen Besitzlosen kämpfen gegen die Grundbesitzer, die Kreolen gegen die Königstreuen, die ,Affranchies‘ fürchten um ihre Rechte. “ spielen wie die ethnische Herkunft. Es gibt reiche und arme Weiße, rechtelose Sklaven, die wie Vieh behandelt werden, Sklaven, die jahrelang wie Familienmitglieder behandelt werden, um dann, wenn es die Finanzen erfordern oder ihre Arbeitskraft nachlässt, auf dem Markt verhökert zu werden. Minette ist die gegen Sklaverei aufbegehrende Tochter einer misshandelten Sklavin. Dass sie selbst blond und so hellhäutig ist, dass sie als Weiße durchgehen Foto: Todd Huffman (cc by 2.0) könnte, bringt ihr in Haiti nichts. Hier ist man auf kleinste Zeichen sensibilisiert; jeden sofort ethnisch-sozial einzuordnen, gehört zum Alltag. Ihrer Darstellung eines komplexen Systems entspricht auch Nächste Woche im Fokus: Vieux-Chauvets Weigerung, einfache moralische Linien zu ziehen. So ist Minettes große Liebe Jean-Baptiste Lapointe ein dunkelhäutiger Affranchie, der selbst Sklaven hält und dabei um keinen Deut besser agiert als weiße Sklavenhalter. Gleichzeitig kämpft er gegen die Vorherrschaft der Weißen. Minette ist quasi die Versinnbildlichung der Konflikte Haitis. Sie kämpft gegen sie an, hat sie aber auch internalisiert. Als Frau und Affranchie setzt sie durch, dass sie am Schauspielhaus bezahlt wird. Sie verweigert sich einem System, in dem der Körper der Frau eine Ware ist. Sie liebt Lapointe, doch die Misshandlung seiner Sklaven führt dazu, dass sie sich von ihm abwendet. Sie will Teil des Systems sein, um es von innen heraus zu ändern, doch nicht um jeden Preis. Diese persönlichen Konflikte verknüpft Vieux-Chauvet mit den historischen Dynamiken. Es gibt kaum eine ruhige Sekunde in diesem Roman, im Hintergrund brodelt es ständig, Sklaven fliehen und werden zu Tode gehetzt, Aufständische werden brutal gefoltert und hingerichtet. Am Ende lässt Vieux-Chauvet den titelgebenden Vulkan in einem atemberaubenden Finale ausbrechen. Die Revolution ist zunächst kein Kampf der Sklaven gegen ihre Unterdrücker, sondern ein Kampf verschiedenster Gruppierungen gegeneinander. Die weißen Besitzlosen kämpfen gegen die Grundbesitzer, die Kreolen gegen die Königstreuen, die Affranchies fürchten um ihre hart erkämpften Rechte. 1804 wird Haiti der erste Staat sein, der sich von der Sklaverei befreit und unabhängig wird. Vieux-Chauvet lässt den Roman schon vorher in der Katastrophe enden. Das passt auch zu ihrer eigenen Biografie. Autorin schrieb gegen Diktatur an Marie Vieux-Chauvet wurde 1916 in das von den Amerikanern besetzte Haiti geboren. Später schrieb sie gegen die Diktatur François „Papa Doc“ Duvaliers an, weshalb sie Ende der 1960er Jahre ins Exil nach New York gehen musste, wo sie 1973 an einem Gehirntumor starb. Simone de Beauvoir ebnete ihr den Weg auf den französischen Literaturmarkt, wo ihr Werk beim renommierten Verlag Gallimard publiziert wurde. Dass sich mit Manesse endlich ein deutschsprachiger Verlag dem Werk der hier nahezu unbekannten haitianischen Autorin annimmt, ist ein großer Gewinn für ein deutschsprachiges Publikum. 2002 erschien der nicht weniger beeindruckende Roman „Töchter Haitis“. Nicht nur literarisch sind Vieux-Chauvets Romane immer noch lesenswert. Leider sind sie auch im Hinblick auf politische und soziale Unterdrückungsmechanismen hochaktuell. Der Tanz auf dem Vulkan Roman Von Marie Vieux-Chauvet Übersetzt von Nathalie Lemmens Manesse 2023 485 S., geb., € 29,50 Wladimir Lenin gab vor, die marxistische Theorie in die Praxis umzusetzen - und fehlinterpretierte diese mitunter fatal. Nun jährt sich der Tod des ersten kommunistischen Regierungschefs zum 100. Mal. Ein Fokus über den Mythos Lenin, dessen Erbe und durch ihn geprägte historische Eckpunkte.

DIE FURCHE · 2 11. Jänner 2024 Wirtschaft 5 Von Wilfried Stadler Single point of truth: Dieser schöne Begriff bezeichnet in der Computersprache einen Grundbestand an Daten, auf den Verlass ist. Bei Unternehmen kommt diese Funktion geprüften Jahresabschlüssen zu, in Unternehmensverbünden einer konsolidierten Konzernbilanz. Nicht so in der Welt des René Benko. Dort bilanzierte die übergeordnete Holding des Milliardenkonzerns in missbräuchlicher Interpretation der dafür vorgesehenen Erleichterungen nach den vereinfachten Regeln kleinerer Unternehmen. Dies ersparte ihm die ansonsten zwingend erforderliche, von Wirtschaftsprüfern bestätigte Gesamtdarstellung seiner Gruppe. Gerade das Fehlen einer bilanziellen Gesamtsicht und mangelnde Transparenz der Eigentümerstruktur erschwert nun allerdings den Versuch einer autonomen Sanierung in Eigenverwaltung. Sollte sich dieser Weg als nicht gangbar erweisen und Zwangsverwaltung verhängt werden, wären Notverkäufe von Immobilien zu Tiefstpreisen unvermeidbar. Der grenzgängerische Gebrauch von allerlei steuerlichen und gesellschaftsrechtlichen „Gestaltungs“-Möglichkeiten scheint im Benko-Reich üblich gewesen zu sein. Ob das in Einzelfällen bloß sträflich oder gar schon strafbar war, werden nun wohl Gerichte zu klären haben. Faktische Umgehungshandlung Foto: IMAGO / Joerg Boethling Dass nicht nur ehemalige Spitzenpolitiker, sondern auch erfahrene Ex-Banker und renommierte Investoren René Benko bis zuletzt geradezu blind vertrauten, gehört zu den Mysterien der Signa-Pleite. Eine Analyse. Der Benko-Skandal: eine Zwischenbilanz Lesen Sie dazu auch Wilfried Stadlers Klartext „René Benko und die Signa: Ruinen hinter Scheinfassaden“ (28.11.2023) auf furche.at. Zuletzt poppte hoch, dass für das 2016 im Wege einer seiner Stiftungen erworbene Schlosshotel Igls – auch nach dessen Abriss und Umbau zur Privatvilla – sämtliche Vorsteuer-Abzugsmöglichkeiten genutzt wurden, als handle es sich weiterhin um ein gewerbliches Unternehmen. Erst im Zuge der aktuellen Turbulenzen und nachdem über Jahre hindurch keine Rechnungsabschlüsse gelegt worden waren, fiel der Finanzverwaltung diese faktische Umgehungshandlung auf. Es folgte eine grundbücherliche Eintragung im zweiten Rang, um die Umsatzsteuer-Ansprüche der Republik abzusichern. Die Verlockung, aus dieser Causa trotz zügiger Sicherstellung parteipolitisches Kleingeld zu schlagen, scheint groß zu sein. Dennoch lässt sich die Geschichte vom spektakulären Aufstieg und Fall des René Benko nicht darauf reduzieren. Denn seit seinem Anfangserfolg mit dem Kaufhaus Tyrol, schenkten renommierte Investoren und Gläubiger dem Jungunternehmer zwei Jahrzehnte lang ihr Vertrauen, von Unternehmensberater Roland Berger und dem Hamburger Reeder und Lufthansa-Miteigner Klaus Kühne bis zu deutschen Versicherungsgesellschaften, die nun um 850 Millionen Euro an nachrangigen Genussrechten bangen. Zu einem seiner engsten Begleiter wurde Paradeunternehmer Hans Peter Haselsteiner. Das „Goldene Quartier“ in Wien diente als eindrucksvoller Beweis dafür, dass sich die Signa-Gruppe auf urbane Großvorhaben versteht. Auch wenn spätere Prestigeprojekte wie das „Chrysler Building“ oder das Hotel Bauer in Venedig geeignet gewesen wären, Misstrauen in großmannssüchtiges Gebaren hervorzurufen, riss die Erfolgswelle nicht ab. Der darauffolgende Kaufrausch renommierter Adressen des großstädtischen Einzelhandels – darunter Galeria Karstadt Kaufhof und Selfridges in London – erwies sich aus heutiger Sicht als gravierende strategische Fehlentscheidung. Zum einen lag der Handel außerhalb von Benkos Kernkompetenz, zum anderen ging das Kalkül, durch hohe Mieten der im Signa-Eigentum stehenden Kaufhäuser deren Bewertung nach oben zu schrauben, nur vorübergehend auf. Der Einbruch des Handels während der Pandemie und die Umstellung der Kaufgewohnheiten auf digitale Bestellformen haben dieser Tage bereits zum dritten Mal eine Insolvenz der deutschen Handelsgruppe ausgelöst. Zuletzt scheiterte auch die vorübergehend an der New Yorker Börse gelistete Online-Handelsfirma Signa Sports. „ Die Verantwortung von Aufsichtsräten ist zu stärken. Geht es um Steuergeld, gefährdet ihr Versagen öffentliche Interessen. “ Dennoch schienen René Benko immer mehr spektakuläre Immo- Großprojekte zu gelingen – allerdings nicht selten auf verschlungenen Wegen. So wurde etwa beim mittlerweile in halber Höhe ins Stocken geratenen Hamburger „Elb-Tower“ eine örtliche Bank als künftiger Hauptmieter gewonnen, indem man ihr den alten Firmensitz zu einem überhöhten Preis abkaufte – mit Hilfe eines Kredites eben dieser Bank. Mit diesem Zaubertrick konnte der Stadt Hamburg die für den Baubeginn erforderliche Mindestvermietung von 40 Prozent der Büroflächen nachgewiesen werden. Der ab Ende 2022 vom Zinsschock ausgelöste Einbruch der Marktpreise brachte zahlreiche börsennotierte Immo-Konzerne weltweit in Schwierigkeiten. Bei keinem davon scheint die Situation jedoch so unübersichtlich zu sein wie im Zahlengestrüpp der Signa-Gruppe mit ihrer „gelebten Intransparenz“, wie es Wolfgang KLARTEXT Nach dem Krieg Peschorn, Präsident der Finanzprokuratur, formulierte. Der aus einer Mischung von erfahrenen Ex-Bankern und das politische Spektrum allparteilich abdeckenden Persönlichkeiten zusammengesetzte Beirat diente als Aushängeschild. Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer war, als langjähriger Aufsichtsratsvorsitzender der STRABAG, Bindeglied zu Haselsteiner. Bei seiner Mitwirkung in diversen Benko- Gremien, die mit atypisch hohen Bezügen honoriert wurde, wog das Netzwerken offensichtlich schwerer als aufsichtsrechtliche Kompetenz. Mit Sebastian Kurz kam später noch ein weiterer Ex- Kanzler ins Spiel, der gegen Pro- Ich teile den israelischen Wunsch, die mörderische Terrorbande Hamas von der politischen und geographischen Landkarte auszulöschen. Nur glaube ich nicht, dass dies mit militärischen Mitteln gelingen wird. Irgendwann in diesem schon mehr als drei Monate andauernden Krieg wird die bei weitem überlegene israelische Armee verkünden, dass sie die „militärischen Hamas- Strukturen im gesamten Gazastreifen zerschlagen“ habe. Wie sie es jetzt schon für den Norden gemeldet hat. Aber danach? Was passiert mit dem völlig zerbombten Küstenstreifen und den dort verbliebenen Menschen? Dafür hat die israelische Führung leider keinen einheitlichen Plan. Die rechtsextremen Koalitionspartner von Premier Netanjahu fabulieren von einer jüdischen Besiedelung und der „freiwilligen Abwanderung“ von mehr als zwei Millionen Gaza-Palästinensern „nach Saudi-Arabien, in den Kongo oder nach Europa“ als „humanitäre Lösung“. Wie lange würde es in diesem Fall wohl dauern, bis die Hamas- Hydra ihre nachgewachsenen Köpfe erhebt? Baustelle Signa 233 Meter sollte der Hamburger Elbtower in den Himmel ragen. Nun stehen die Kräne still – wie auch beim Kaufhaus „Lamarr“ in der Wiener Mariahilferstraße. Die Versteigerung des Lamarr-Nachlasses wurde nach heftiger Kritik ausgesetzt, jene des Signa-Inventars läuft weiter (vgl. Seiten 11 und 20). vision Investoren zu gewinnen suchte. Dass all die renommierten Geldgeber, Aufsichts- und Beiräte bis zuletzt im längst unüberschaubar gewordenen Spiel blieben und willfährigen Beratern auch dann noch geradezu blind vertrauten, als sich längst Gewitterwolken zusammenbrauten, gehört zu den rätselhaften Besonderheiten dieser größten Insolvenz seit 1945. Sie wird in den Geschichtsbüchern wohl dereinst in einem Atemzug mit dem vor gut hundert Jahren spektakulär gescheiterten Banker Camillo Castiglioni genannt werden. Strengere Bilanzierungsregeln! Darf man hoffen, dass Lehren aus dieser Geschichte gezogen werden? Justizministerin Alma Zadić hat bereits reagiert und will dafür sorgen, dass die verzögerte Vorlage von Geschäftsabschlüssen nicht mehr als Kavaliersdelikt durchgeht. Weitere Reformen sollten darauf zielen, die Bilanzierungsregeln in Richtung Vorsichtsprinzip anstelle flüchtiger Marktbewertungen zu verstrengern. Auch muss sichergestellt werden, dass Firmenkonglomerate – unabhängig von einer Börsennotierung – ausnahmslos konsolidierte Bilanzen legen und eine transparente Eigentümerstruktur aufweisen. Schließlich ist die Mitverantwortung von Aufsichtsräten für sorgfältige Gebarung deutlich zu verstärken. Denn spätestens dann, wenn es um Steuergeld geht, gefährdet ihr Versagen auch öffentliche Interessen. Der Autor ist Ökonom und Publizist. Von Susanne Glass Das Militär dagegen, das sich längst als vernünftige Kraft erwiesen hat, vertreten durch Verteidigungsminister Galant, erklärte, es solle keine israelischen Zivilisten im Gazastreifen geben, nachdem die Kriegsziele erreicht seien. Die daraufhin wütend-turbulente Sitzung des Sicherheitskabinetts gab einen Vorgeschmack darauf, wie es innerhalb der israelischen Regierung noch krachen wird. Auch wenn Netanjahu nichts davon hören will: Ein belastbarer Frieden wird erst dann möglich sein, wenn dafür ein Plan existiert, der für die gemäßigten Palästinenser (ja, die gibt es!) Zukunftsperspektiven inklusive der Aussicht auf einen eigenen Staat beinhaltet, für die sie – im Verbund mit arabischen Staaten – bereit sind, das Terror-Ungeheuer in die Verbannung zu schicken. Die Autorin ist Redaktionsleiterin Ausland und politischer Hintergrund beim Bayerischen Rundfunk.

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