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DIE FURCHE 10.10.2024

DIE FURCHE

REISETIPPS 2025: Nordost-Polen & Irland/Nordirland Siehe Beilage 41 · 10. Oktober 2024 DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 80. Jg. · € 6,– Auf der Überholspur Bei der Weltsynode in Rom begehrt die Kirche des „Globalen Südens“ aktuell merklich auf. Das hat gute Gründe - eine Analyse. · Seite 7 „Brich nur weiter das gelobte Brot!“ Am 6. Oktober wurde die 1982 in den USA geborene Schriftstellerin Ann Cotten mit dem diesjährigen Christine Lavant Preis ausgezeichnet. Lesen Sie hier die erste Fassung ihrer Dankesrede. · Seiten 13–14 Das Thema der Woche Seiten 2–4 Vor 180 Jahren wurde Friedrich Nietzsche geboren. Ein Fokus auf den Mann, der den „Tod Gottes“ ausrief – und bis heute missverstanden wird. Foto Ann Cotten: Foto: Bogenberger / Suhrkamp Verlag Grabredner Gottes Fotomontage: Rainer Messerklinger (unter Verwendung eines Bildes von iStock/KathyDewar) Foto: Walser „Man muss Kickl ernst nehmen“ Kommenden Sonntag wählt Vorarlberg. Umfragen prognostizieren auch hier einen massiven Zugewinn der FPÖ. Hanno Loewy, Direktor des Jüdischen Museums Hohenems und Mitinitiator eines „Aufrufs für Demokratie“, warnt im Interview vor der Neuauflage einer schwarz-blauen Koalition im Ländle. Seiten 5–6 Die Forderung nach Frieden in der Ukraine wird mittlerweile Rechts- und Linkspopulisten überlassen. Ein Fehler. Nötig ist vielmehr eine realpolitische Debatte über ein Ende des Krieges. Ein Plan B ist kein Verrat AUS DEM INHALT Rosch Haschana und Jom Kippur Die Zeit zwischen den Festtagen gilt als erhaben. Eine Erklärung der wichtigsten jüdischen Feiertage, die heuer in Israel mitten im Krieg gefeiert werden. Seite 8 Von Brigitte Quint Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj besteht nach wie vor auf der vollständigen Wiederherstellung der territorialen Integrität. Auch zeigt er sich verärgert darüber, wenn ohne die Ukraine über die Ukraine geredet wird – wie unlängst in der Schweiz. Selenskyjs Zugang ist aus seiner Sicht verständlich. Aber ist seine Sicht der Weisheit letzter Schluss? Die Frage, ob außer einem militärischen Erfolg der Ukraine andere Wege zum Frieden führen können, ist kein Verrat an der ukrainischen Sache. Vielmehr handelt es sich dabei um eine legitime, demokratische Debatte. Warum wird die Forderung nach Frieden nur noch den Rechts- und Linkspopulisten – von Sahra Wagenknecht bis Herbert Kickl – überlassen? Dass ein beachtlicher Teil der EU-Bevölkerung die Leitlinie ihrer Regierung zunehmend in Frage stellt, ist das eine Argument. Das andere ist, dass es auch in der Ukraine selbst Zweifel darüber gibt, ob Russland wirklich besiegt werden kann. Die Durchbrüche der Armee bleiben aus, Waffenlieferungen im großen Stil ebenso – Selenskyj kam von seinem US-Besuch beinahe mit leeren Händen zurück; und auch „ Wenn die Politik Opfer für unrealistische Ziele verlangt, dann verliert die Bevölkerung das Vertrauen. “ die Freigabe, mit westlichen Waffen Ziele in Russland angreifen zu dürfen, lässt auf sich warten. Laut Umfragen des Kiewer „Institute of Sociology“ (KIIS) würde ein Drittel der Ukrainer Friedensgespräche oder zumindest eine Feuerpause für die Abgabe von Territorien akzeptieren. Tatsachen, die die Regierung in Kiew konsequent ignoriere, wie der Soziologe Wolodymyr Ischtschenko der Berliner Zeitung erklärte. Seiner Ansicht nach sei ein Hauptindikator die Frage, ob man selbst bereit sei, sein Leben für den Staat zu opfern. Darauf antworteten immer weniger mit „так“ (ja). Ist das rechtschaffen? Etwa 600.000 ukrainische Männer im wehrfähigen Alter leben derzeit in der EU. Weniger als zehn Prozent sind der Aufforderung des ukrainischen Verteidigungs-ministeriums nachgekommen, ihre Daten bei den Rekrutierungszentren zu aktualisieren. Zehntausende Wehrdienstverweigerer überquerten seit 2022 die Grenze illegal – unter Lebensgefahr. Wer weder Flucht noch Schlachtfeld auf sich nehmen will, dem bleibt oft nur ein Leben im Untergrund. Oft wird argumentiert, die Weigerung zu kämpfen sei kein politisches Plädoyer für ein Ein- frieren des Krieges. Aber wer soll den Krieg dann fortführen? Unter den Männern an der Front sind Armutsbetroffene, Bewohner von strukturschwachen Regionen und Männer mit einem geringen Bildungsabschluss überproportional vertreten. Mitarbeiter von Organisationen, die westliche Gelder erhalten, sind dafür größtenteils von der Wehrpflicht befreit. Ist das rechtschaffen? Studien zeigen zudem, dass es vor allem die Älteren sind, die auf die Rückeroberung des gesamten annektierten Gebietes pochen. Ein Land im Kriegszustand ist obendrein eine demokratiepolitische Gefahr. Die nationalen Medien sind auf Regierungskurs getrimmt, eine Opposition kann sich nicht etablieren, zivilgesellschaftliche Akteure müssen mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen, wenn sie das Selenskyj- Narrativ kritisieren. Entsprechende Aussagen werden mit der „Rechtfertigung der russischen Aggression“ geahndet. Wenn die Politik Opfer für unrealistische Ziele verlangt, dann verlieren die Menschen das Vertrauen in die Politik. Dort wie da. Dass die Ukraine sämtliche Territorien zurückerobern kann oder dass sich der russische Aggressor gar freiwillig zurückzieht, wird immer unwahrscheinlicher. Ebenso ein direktes Eingreifen der NATO. Nötig ist ein Plan B. Auch für Selenskyj. Der wird auf einen bitteren Kompromiss hinauslaufen – unterstützt und abgesichert durch westliche Militär- und Wirtschaftshilfen. Die Verbündeten, besser gesagt die künftige US-Administration, werden noch mehr als bisher auf die Ukraine einwirken müssen. brigitte.quint@furche.at Wenn Narzissmus tödlich endet Auf der Jagd nach spektakulären Selfies gehen Menschen oft lebensgefährliche Risiken ein. Erste Tourismusregionen greifen nun durch. Seite 9 Nützliche Idioten Dass Judenfeindschaft von rechter Seite verbreitet ist, ist bekannt. Linker Antisemitismus ist aber um keinen Deut ungefährlicher, meint Otto Friedrich. Seite 11 „Das Rettende wuchs nirgendwo“ Eine besonders grausame Ausprägung von Gewalt und die Auswirkungen toxischer Familienbeziehungen auf das gesamte Leben erzählt Valerie Fritsch in „Zitronen“. Seite 15 „Zähneputzen für die Seele“ Sie dient der Prävention, ist aber auch ein Weg zu mehr Lebensfreude: Arzt Joachim Arnold über den bislang unterschätzten Wert der Psychohygiene. Seiten 18–19 @diefurche @diefurche furche.at @diefurche Die Furche Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, Retouren an Postfach 555, 1008 Wien DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0

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