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DIE FURCHE 09.12.2025

DIE FURCHE · 216

DIE FURCHE · 216 Diskurs9. Jänner 2025ZEITBILDAnnexionsfantasienFoto: APA / AFP / Ritzau Scanpix / Emil StachIHREMEINUNGSchreiben Sie uns unterleserbriefe@furche.atDie Freiheit im KäfigVon Philipp AxmannNr. 1, Seite 1In Ihrem Leitartikel vom Jahreswechselwar u. a. die anspruchsvolleAufforderung an dieVer handlungs partner für eine Regierungsbildung,VP, SP und Neos, zulesen: „Freiheit zu wagen und mutigeinen neuen Entwurf für Österreichzu zeichnen ...“ Heute, einen Tagnach dem Dreikönigstag, müssenwir aber leider festhalten, dass dieangesprochenen Verhandlungengescheitert und nur mehr Schuldzuweisungengeblieben sind, weran dem Schlamassel letztlich dieSchuld trage.Anstelle der um eine gemeinsameLösung streitenden Parteien tratendie Freiheitlichen und wurden dochunerwartet vom Bundespräsidenteninzwischen mit der Regierungsbildungbetraut.Das alte Sprichwort scheint recht zubehalten, wenn es darin heißt: Wennsich zwei (oder drei) streiten, lachtund (gewinnt) der Dritte.Min Rat MMag. Heinrich Voglvia MailZur RegierungsbildungJetzt ist sie tot. Die staatstragendeÖsterreichische Volkspartei hat ihreseinerzeit christlich-soziale Seeleverkauft und damit ganz Österreich ineinen gesellschaftspolitisch finsterendystopischen Sack hineingestopft.Als bis zum Boden gebückterSteigbügelhalter darf sie nun demeuropafeindlichen Putin-Verehrerund Wurmmitteltherapeuten auf dasrot-weiß-rote Festungspferd helfen.Kopftuchverbot, Genderverbot, Rückbauder Sozialversicherung und legistischeAngriffe auf die vier Säulen derDemokratie (Parlament, Verwaltung,Gerichtsbarkeit, Presse) stehen nunauf der Tages- und Nachtordnung.Die ÖVP und ganz Österreich werdensich eines Tages nach den versunkenenZeiten mit einer Frau Gewesslersehnen: „Ach, gäbe es doch eingrünes Klimaticket, um dieser braunangebrannten Horrorsoße entfliehenzu können.“Fritz BaumgartnerSt. Georgen/GusenDonald Trump Junior kam mit dem Flugzeug seinesVaters. Die Maschine, die der Trump-Clan selbst„Trump Force One“ nennt, landete wie geplant amvergangenen Dienstag um 14 Uhr auf dem Flughafen vonNuuk – obwohl die grönländischen Behörden noch vorder vereisten Landebahn gewarnt hatten. Aber dass Warnungeneinen Trump abhalten könnten, daran glauben aktuellohnehin nur noch wenige. Was will der Sohn des zukünftigenUS-Präsidenten auf der größten Insel der Welt,die seit 1979 ein politisch selbstverwalteter Bestandteildes Königreichs Dänemark ist? Offiziell heißt es, der Besuchwäre rein privater Natur. Dass weit mehr dahintersteckt,ist aus geopolitischer Sicht ein offenes Geheimnis.Als Trump seinen zukünftigen US-Botschafter für Dänemarkankündigte, schrieb er auf der Plattform Truth Social,dass der Besitz und die Kontrolle Grönlands im Interesseder nationalen Sicherheit seien.Eine Idee, die nichtneu ist. Schon 2019 zeigte Trump Gefallen an Grönland.Mittlerweile liebäugelt er sogar mit militärischem Zwangoder wirtschaftlichem Druck, um Kontrolle über Grönland,aber auch den Panamakanal zu erlangen. In seinemBestreben, zusätzlich noch Kanada an die USA anzuschließen,erwägt Trump nach eigenen Worten ebenfalls wirtschaftlicheMaßnahmen. Er hat bereits Zölle von 25 Prozentauf alle Einfuhren aus Kanada angekündigt. (bqu)wie obenIn der Konkurrenzdemokratie (Koalition– Opposition) gibt es in vielenStaaten laufend Probleme mit Regierungsbildungen,Zerbrechen vonRegierungen und Neuwahlen. In derSchweiz mit ihrer Konkordanzdemokratiegibt es diese beschämendenMachtkämpfe nicht. Die „Zauberformel“(2-2-2-1) soll alle Parteien abetwa 14 Prozent an der Regierungbeteiligen. Sie sind dann aufeinanderangewiesen und gezwungen, durchKompromisse trotz großer weltanschaulicherUnterschiede zu einereinheitlichen Meinung zu finden.Dennoch gibt es Oppositionskräfte:einerseits die kleineren Nicht-Regierungs-Parlamentsparteien,wobeies keine Hürden für den Einzug gibt;sowie das Zwei-Kammern-Parlament,denn die Regierung hat keine Möglichkeiten,von diesem Zustimmungzu ihren Beschlüssen einzufordern.Und das Stimmvolk, das mit Volksinitiativen,die bindend zu Volksabstimmungenführen, in die politischenEntscheidungsprozesse eingreifenkann. Das hat den Zweck der Machthemmungund Verminderung des Einflussesvon übermächtigen Lobbys.Denn es ist der politische Wille derSchweiz, möglichst alle relevantenGruppen (gesellschaftlich, ethnischsprachlich,weltanschaulich …) indie Willensbildung einzubeziehen.Ein Grund für das Auskommen mitnur sieben Ministern, wovon einerjeweils für ein Jahr auch Bundespräsidentist, liegt an den meisten Zuständigkeitenauf Kantonsebene, dennder Bund hat die Gesetzeshoheit nurfür die in der Verfassung definiertenPunkte. Der vom Parlament gewählteBundeskanzler ist ein überparteilicherberatender Regierungskoordinator.Fazit: Die für eine Konkurrenzdemokratietypischen zeit- und kostenintensivenStreitereien würden vomSchweizer Stimmvolk nicht geduldet!Peter Baalmann4890 FrankenmarktBrauchen wir Raubtiere?Leserbrief von Gilbert Schanderain Nr. 51/52, Seite 24zu: „Der Wolf gehört reguliert“Interview mit Klaus HackländerNr. 48, Seiten 22–23Ich bin erstaunt über diesen Leserbriefdes emeritierten Pfarrers GilbertSchandera. Wenn es heißt, „Raubtieregehören weg“ und „Ohne Raubtieregeht uns nichts ab“, dann unterstellter Gott, bei der Erschaffung derWelt Fehler gemacht zu haben …Bernhard Kastl, St. Marien49 mal „sechsRichtige“, aber 73Gewinner:innenDer „Lotto Sechser“ ist seit38 Jahren ein Inbegriff desGlücksspiel-Gewinnes. Grundgenug, die 45 Zahlen und dieerfolgreichen Versuche, an die„sechs Richtigen“ zu kommen,aus verschiedenen Blickwinkelnzu betrachten. DieFrage nach der Anzahl der LottoSechser im Jahr 2024 kann nichteindeutig beantwortet werden.Denn: 48 Sechser wurden „ganznormal“ getippt, der 49. Sechserallerdings per Anteilsschein erzielt.An diesem Sechser warendadurch 25 Spielteilnehmer:innenbeteiligt, die je nach Anzahlihrer Anteile zwischen 108.000Euro und 540.000 Euro gewonnenhaben. Also entsprichtdieser eine Sechser eigentlich 25Sechsern. Je nach Betrachtunggab es somit 49 Sechser bzw.73 Sechser.Höchste Sechser 2024 in derSteiermark und KärntenVon den 49 Sechsern brachten37 einen Gewinn in Millionenhöhe.Die Top-Gewinne desJahres gingen in die Steiermarkmit rund 11,2 Millionen Euro undnach Kärnten mit 10,9 MillionenEuro - beides waren Solo-Sechsernach Siebenfachjackpots.Zehn Bezirke mit„Doppelpack“Dabei gab es gleich zehn Bezirke,verteilt auf sechs Bundesländer,in denen zweimal die „sechsRichtigen“ getippt wurden (vonWesten nach Osten): Bregenz,Innsbruck-Land, Liezen, Klagenfurt-Land,Klagenfurt-Stadt,Deutschlandsberg, Krems-Stadt,Wien-Hietzing, Mistelbach undGänserndorf.Thomas May (links), Evelyn Vysherund Ralph Huber-Blechinger führtenauch 2024 abwechselnd durch insgesamt114 Ziehungen.Foto: © Günther Pichlkostner/ORFIN KÜRZERELIGION■ Erstmals Frau an der SpitzeRELIGION■ Trump-Gegner wird ErzbischofINTERNATIONAL/GESELLSCHAFT■ Zehn Jahre nach Charlie HebdoWISSEN■ Martin Karplus (1930–2024)Erstmals wird eine Frau ein Dikasterium imVatikan leiten. Am Montag ernannte PapstFranziskus die Ordensfrau Simona Brambilla,59, zur Präfektin der vatikanischenOrdensbehörde. Brambilla gehört den Consolata-Missionsschwesternan. Sie arbeitetein Mosambik und machte 2008 einen Doktorin Psychologie an der Päpstlichen UniversitätGregoriana in Rom. In seiner Kurienreformvon 2022 öffnete Papst Franziskuserstmals höchste Kurienämter für Laien –weiblich wie männlich. Bisher einziger Behördenleiterohne kirchliches Weiheamtwar der Leiter des vatikanischen Kommunikationsdikasteriums,Paolo Ruffini.Papst Franziskus hat den bisherigen Bischofvon San Diego, Kardinal Robert McElroy, zumneuen Leiter der Erzdiözese Washingtonernannt. Der 70-Jährige gilt als deklarierterTrump-Gegner. 2017, als US-PräsidentDonald Trump massenhaft Einwandererohne Papiere abschieben wollte, sagteRobert McElroy: „Wir müssen jene stören,die Flüchtlinge als Feinde darstellen stattals unsere Brüder und Schwestern in großerNot.“ McElroy gilt als einer der profiliertestenVerbündeten von Franziskus im konservativgeprägten US-Episkopat. Mit seinerErnennung hat der Papst ein mutigesSprachrohr gefunden.Am 7. Jänner 2015 verübten zwei Brüder einenislamistischen Anschlag auf die PariserRedaktion der Satirezeitschrift CharlieHebdo. Die Publikation, die für ihre blasphemischenProvokationen bekannt ist, hattezuvor Mohammed-Karikaturen verbreitet.Die insgesamt drei Täter wurden von Sicherheitskräftenerschossen. Am Dienstag gedachteFrankreich der 17 Opfer, die bei derTerrortat sowie Angriffen auf eine Polizistinund auf einen koscheren Supermarkt inden Tagen darauf getötet wurden. PräsidentEmmanuel Macron, Minister sowie die PariserBürgermeisterin nahmen an dem Gedenkenteil.Der in Wien geborene ChemienobelpreisträgerMartin Karplus ist im Alter von 94 Jahrenin Massachusetts gestorben. Als Kindfloh Karplus 1938 vor dem Nationalsozialismusin die USA. 2013 erhielt der langjährigeProfessor der Harvard-Universitätden Nobelpreis für seine Pionierarbeit zurEntwicklung universeller Computermodelle,die die Voraussage chemischer Prozesseermöglichen. Daraufhin wurden ihm unteranderem das Große Ehrenzeichen für Kunstund Wissenschaft der Republik und eineWiener Ehrenbürgerschaft verliehen. „Eswäre besser gewesen, all das wäre vor meinemNobelpreis passiert“, sagte er damals.

DIE FURCHE · 29. Jänner 2025Literatur17Von Brigitte Schwens-HarrantNähme man sich dasschmale Bändchenher und läse es ohneliteraturgeschichtlichesWissen, waszeigte sich dann? Eine Erzählung,die den Plot bereits am Anfangin kürzester Form zusammenfasst.Eine Frau, Katharina Blum,geht 1974 am Mittwochabend vorWeiberfastnacht auf eine privateParty, tanzt dort innig mit einemFremden namens Ludwig Göttenund nimmt ihn mit nach Hause.Götten wird beschattet, weswegenBlum am nächsten Morgenvon der Polizei besucht und – daGötten nicht mehr anwesend ist –mitgenommen und verhört wird.Im Lauf der folgenden Tage wirdsie von der ZEITUNG verleumdetund verdächtigt. Mit Schlagzeilenund Berichten wird auch ihre beruflicheExistenz als selbstständigarbeitende Wirtschafteringefährdet, bis sie am Sonntag einenJournalisten dieser ZEITUNGerschießt. So weit der Plot, dochnach dieser Zusammenfassungwerden durch detailliertes undkommentierendes Aufrollen derGeschehnisse dieser Tage Tiefenbohrungenveranstaltet, die – heutewiedergelesen – staunen lassen,auch wegen ihrer Aktualität.Konkreter AnlassAls Abrechnung mit der Springer-Verlagsgruppeund vor allemmit der Bild-Zeitung wurde„Die verlorene Ehre der KatharinaBlum“ gelesen, und die vorangestelltenZeilen von HeinrichBöll steuern die Lektüregenau in diese Richtung: „Personenund Handlung dieser Erzählungsind frei erfunden“, heißt esda. „Sollten sich bei der Schilderunggewisser journalistischerPraktiken Ähnlichkeiten mit denPraktiken der ‚Bild‘-Zeitung ergebenhaben, so sind diese Ähnlichkeitenweder beabsichtigt nochzufällig, sondern unvermeidlich.“Doch auch als „Terroristen-Roman“wurde die Erzählung rezeptiertund verurteilt. Damit wurde –Ironie der Geschichte – just einThema weitergeführt und real aufgeführt,gegen das Böll anschrieb,nämlich die Vorverurteilung.Denn, wie Böll zehn Jahre nachdem Erscheinen im Nachwort derNeuauflage für alle, die offenbardes Lesens nicht kundig waren,festhielt: „Es gibt in dieser Erzählungnicht einen einzigen Terroristen,auch keine Terroristin; was esallerdings gibt, das sind des TerrorismusVerdächtige“.Böll verweist nicht ohne Grundauf den Untertitel: „Wie Gewalt entstehenund wohin sie führen kann“.Mit Gewalt ist eben auch die Gewaltdes Wortes gemeint. Zu BöllsZeiten war es vor allem die Gewaltder Schlagzeilen, die durch dieenorme Verbreitung von Medienwie etwa der Bild-Zeitung „wirklichkeitsmachende“Wirkung haben.Heute kann man die auch vernichtendeGewalt des Wortes undHeinrich Böll schrieb seine Erzählung „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“vor über 50 Jahren. An Aktualität hat sie in vieler Hinsicht nichts eingebüßt.Ähnlichkeitenunvermeidlichdie Eskalation von Polarisierungendarüber hinaus in den sogenanntensozialen Medien erleben.Der literarischen Publikationwar eine politische Geschichtevorausgegangen. 1967 war derStudent Benno Ohnesorg bei einerAnti-Schah-Demonstrationvon einem Polizisten erschossenworden, der Polizist wurde vomVorwurf des Totschlags freigesprochen,die Bild-Zeitung schobdie Schuld den Demonstrantenzu. Es kam zu Protesten, aber mitder Roten Armee Fraktion (RAF)und Baader-Meinhof auch zu denbekannten militanten, terroristischenRadikalisierungen.Die Situation heizte sich auf. Alsdie Bild nach einem Banküberfall,bei dem ein Polizist getötet wurde,1971 ohne entsprechende Faktentitelte: „Baader-Meinhof mordetweiter“ (die Zeitung wurde spätervom Presserat wegen irreführenderBerichterstattung gerügt),wollte Böll gegen die zunehmendeEskalierung auch durch einegegen linke Denker gerichteteund hetzende Berichterstattungvermittelnd eingreifen.In seinem berühmten Spiegel-Beitrag „Will Ulrike Gnade oderfreies Geleit“ vom 10. Jänner 1972versuchte Böll, Fronten zu entschärfenund in dieser Situation,in der die Gewalt eskalierte, Brückenzu bauen – aber er trat das Gegenteillos. Man unterstellte ihmVerständnis und Sympathie fürdie Terroristen, ja sogar Hilfestellung,und rügte, dass er als Präsidentdes deutschen und internationalenPEN die Zustände in derSowjetunion nicht verurteilte.Völlig andere Wirkung„Die Wirkung meines Artikelsentspricht nicht andeutungsweisedem, was mir vorschwebte: eineArt Entspannung herbeizuführenund die Gruppe, wennauch versteckt, zur Aufgabe aufzufordern“,schreibt Böll am 31.Jänner. „Ich gebe zu, daß ich dasAusmaß der Demagogie, die ichheraufbeschwören würde, nichtermessen habe.“Unterschätzt hatte er auch denMangel an Solidarisierung linkerMitstreiter. Eine Ausnahme bildetedie unter anderem von PeterRühmkorf, Hubert Fichte, MartinWalser und Erika Runge unterzeichnetePresseerklärung, inder es hieß: „Die Baader-Meinhof-Gruppewürde in ihren verhängnisvollenParolen (‚Die revolutionäreLinke ist kriminell‘)bestätigt, wenn es dieser Meinungsmachenun auch noch auföffentlich-rechtlichem Wege gelänge,alle Linken und Linkssympathisantenin die Karteien des„ Es geht um einSystem und um sichtbareund unterirdischeProzesse, die darin wirkenund dieses Systemam Laufen halten.“Foto: IMAGO / Ronald GrantGewaltder WorteVolker Schlöndorff verfilmteBölls Erzählungbereits 1975, mitAngela Winkler in derRolle der von einem Tagauf den anderen an denöffentlichen Prangergestellten Frau.Bundeskriminalamtes zu katapultieren“.Böll verschätzte sichfreilich auch hinsichtlich der Reaktionder Terroristen, denn diesedachten gar nicht daran, sichvon Gewaltanwendung loszusagen,ganz im Gegenteil.Von Entspannung also keineSpur, dafür immer mehr Polarisierungund Gewalt. Als Böll1972 mit dem Nobelpreis für Literaturausgezeichnet wurde, sahder bayerische Ministerpräsidentund CSU-LandesvorsitzendeFranz Josef Strauß darin einenVersuch des schwedischen Nobelpreiskomitees,Propaganda fürdie SPD zu machen.Zwei Jahre später, 1974, erschiendie Erzählung „Die verloreneEhre der Katharina Blum“, dielängst zum Kanon der deutschsprachigenLiteraturgeschichtegehört. Ein Pamphlet sei dieserText, erzählerisch verkleidet undangesiedelt in der besten abendländischenTradition, erklärteBöll 1984, zehn Jahre später – aberdamit stapelte er selbst zu niedrig,denn diese Geschichte ist zu vielschichtig,als dass sie nur als TendenzliteraturGeltung hätte.Mehr als Kritik an MedienDiese Erzählung bietet mehrals eine kritische Auseinandersetzungdamit an, wie Medienmanipulieren, Polarisierungenund Gewalt schüren und menschlicheExistenzen ruinieren können.Es geht um ein System undum sichtbare und unterirdischeProzesse, die darin wirken unddieses System am Laufen halten.Unterirdisch sind etwa die persönlichenund politischen Verbindungenvon Rechtsanwälten,Unternehmern, Politikern, Innenministerium,ermittelnderPolizei und Presse, unterirdischsind auch die Taten der Polizei,die ohne Genehmigung fröhlich„Zäpfchen“ verteilen, das heißt:illegal ihre Bürger abhören. Unterirdischdie Methoden der ZEI-TUNG, die sich sogar bei Blumskranker Mutter einschleicht undZitate mutwillig verändert undverfälscht wiedergibt.Staunen lässt, wie HeinrichBöll scharfsichtig die Situationeiner selbstbewussten Frau Anfangder 1970er Jahre in den Blicknimmt. Es scheint, als wäre dasdeutsche Wirtschaftswunder nurFORTSETZUNG AUF DER NÄCHSTEN SEITE

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