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DIE FURCHE 09.12.2025

DIE FURCHE · 212

DIE FURCHE · 212 Gesellschaft/Medien9. Jänner 2025GüldeneLiebeFranz, der Rosenkavalierderaktuellen RTL-Kuppelshow„Golden Bachelor“,ist deutlich älterals seine Vorgänger.Wird erseine Traumfraufinden?Von Astrid Wenz undMagdalena SchwarzDas rote Cadillac-Ca brio let cruist diegriechische Küstenstraßeentlang. EinMann sitzt hinterdem Steuer, weißes Polo, stylisheSonnenbrille, der Arm liegtlässig im Fenster. Er blickt verträumtauf das türkisblaue Meer,im Hintergrund läuft „The Bookof Love“ von Peter Gabriel. So weit,so klischeehaft ist der Einstieg indie erste Folge. Klar, so ganz darfdie James-Bond-Aura ja nicht fehlen,wenn der deutsche TV-SenderRTL in seinem Erfolgsformat „DerBachelor“ zum ersten Mal einen„reiferen“ Junggesellen auf die Datingreiseschickt. Die amerikanischeVersion des „Golden Bachelor“brachte Rekordquoten.Franz Stärk heißt er, 73, pensionierterstellvertretender Schuldirektoraus Niedersachsen. SanfteStimme, strahlende Augen, einesilberne Haarpracht wie RichardGere. Der Norddeutsche will sichauf Kreta auf die Suche nach derLiebe machen, 18 Frauen ab 60Jahren werben um seine Gunst.Auf den ersten Blick unterscheidetsich das „goldene“ Format kaumvon der bewährten Prozedur. DerBachelor trifft einige der Damenbei romantischen oder abenteuerlichenDates, am Ende jeder Wocheentscheidet er sich für seine Favoritinnen.Sie bekommen eine Roseund dürfen eine weitere Woche inder Villa bleiben.Die Langversiondieser Geschichtefinden Sie auffurche.at.In der Sendung „Golden Bachelor“ sucht erstmals ein 73-Jähriger dieLiebe. Doch wie läuft Dating für die Generation 50 plus in der Realitätab? Zu Besuch beim Wiener Singleclub „Du+Ich“.„Schmetterlingeim Bauchaltern nicht“Heiratsschwindler und AffärenDoch auf den zweiten Blick istdoch einiges anders. Franz wirktbodenständig, wie ein Machowirkt er nicht. Er erzählt von seinenKindern, seinen Hobbys (Musik,Reisen, Golf) und von seiner25-jährigen Ehe. Sehr schönwar es, doch dann stolperte seineEx-Frau über einen „Kurschatten“und trennte sich. Franz warverletzt, wusste nicht, ob er sichje wieder so auf jemanden einlassenkönne. Nun traut er sich doch.„Vielleicht muss man das Verliebenwieder neu lernen“, sagt er.Auch die Kandidatinnen bringenihre Geschichten mit. EinEhemann verstarb plötzlich, einanderer entpuppte sich als Heiratsschwindler,der nächste hatteeine Affäre mit der besten Freundin.Doch das Drama, das andereReality-Formate auszeichnet,fehlt. Wo es sonst Krokodilstränen,gestenreiche Schuldzuweisungenund wodkagetränkteWortgefechte gibt, wird hier mit„ Wer viel geliebt hat,hört doch damit nichtauf, weil eine Altersgrenzeerreicht ist.“Barbara Ehrenreich in „Altern“se aus Wels schaut er sich Kreta imHelikopter von oben an, bei einemYachtdate kommt er der 62-jährigenPädagogin Sabine näher. Diesanfte griechische Abendsonne –und die weichen Kamerafilter –glättet Falten und Krampfadern.Dieses Anbandeln ist schon ziemlichfern der Realität.Glamourös ist es im traditionellenGasthaus Krapf im zwölftenWiener Bezirk eher nicht, dafüraber gemütlich. Schlagermusik,Buchenholztische, auf dem Tagesmenüstehen Zwetschkenknödelmit Butterbrösel oder Schnitzelspezialitätenmit gemischtem Salat.Gabi, um die 60, und Hubert,70, sitzen in einem Eck, vor ihnenzwei Tassen Punsch. Sie leiten denchristlich orientierten Singleclub„Du+Ich“ in Wien. Bei den Spieleabendenund Partys, die sie organisieren,treffen sich Alleinstehendezwischen rund 50 und 70Jahren. Das Ehepaar spricht aus einemMund, sie sind ein eingespieltesTeam. Ihre Terrier dame Bauxiklettert mal auf ihren Schoß, dannFotos: RTL Media Hubden Schultern gezuckt und dienächste Flasche Champagner geköpft.Hier treffen Menschen aufeinander,die vieles erlebt und somanches überlebt haben.Noch läuft die Sendung online,ab 26. Jänner auch im linearenFernsehen. Vor allem die jungeGeneration ist hin und weg vonFranz, Bärbel, den zwei Utes undCo. „Ich dachte anfangs, die Staffelwird langweilig“, gesteht Laura,32. „Jetzt finde ich das Formatso süß! Es ist interessant, dass dieseGeneration dieselben Problemehat wie wir, dass sie auch so aufgeregtsind wie wir.“ Auch Elke Heidenreichwettert in ihrem Buch„Altern“ gegen Vorurteile: „Alswürde man automatisch ein andererMensch im Alter – wer immergekämpft hat, kämpft auch mitachtzig, wer viel geliebt hat, hörtdoch damit nicht auf, weil eine Altersgrenzeerreicht ist.“Natürlich unterscheidet sichFranz’ Suche nach der Liebe vonder eines typischen 73-Jährigen.Mit der 60-jährigen Sekretärin Liaufseinen, am Ende legt sie sichauf die Sesselbank und döst.Vor über 25 Jahren startete Hubert,damals Pfarrgemeinderat,den Verein. In seiner Gemeindehabe es damals allerlei Gruppengegeben, „Babyklubs, Seniorenrunden,Frauen- und Männerbewegung,Eherunden“. Aber einTreffpunkt für Alleinstehendefehlte. Also machte er sich mit einerFreundin auf Recherchetourdurch die Singleszene, nur umfestzustellen, dass kein Angebotseinen Ansprüchen genügte.Ihr Verein orientiert sich zwaran christlichen Werten, doch vonder katholischen Kirche habensich Hubert und Gabi distanziert,aufgrund von „Vorgängen rundum Groër, Krenn und Co“.Die 25 bis 30 Personen, die anden Events teilnehmen, müssenledig, geschieden oder verwitwetund in keiner aufrechten Lebensgemeinschaftsein. Ausnahmesind Verheiratete, die seit mehrals drei Monaten getrennt leben.Sie dürfen dabei sein, müssen ihrenEhestatus aber auf ihren Namensschilderndeklarieren. Beiallen anderen steht „Ich bin einechter Single“. „Mit einem Herz“,ergänzt Gabi. Denn ein bisschenkitschig müsse es auch sein. Allesind per Du, Nachnamen bleibengeheim. Auf Diskretion legendie Organisatoren großen Wert.Sie gäben prinzipiell keine Datenoder Nummern weiter.Der Bedarf ist auf jeden Fall da.Eine Studie von 2022 des ÖsterreichischenInstituts für Familienforschungüber „Grey Divorce“ –also der Scheidung ab 50 – zeigt,dass das Durchschnittsalter beiScheidungen stetig ansteigt, vonknapp 43 Jahren im Jahr 2009 aufüber 45 Jahre im Jahr 2019 beiMännern, bei Frauen von rund 40auf etwa 42 Jahre. Im Jahr 2023ließen sich laut Statistik Austriasogar 56 Paare noch nach der GoldenenHochzeit scheiden.Mit Swingerclub verwechseltÄltere Menschen haben schonviel hinter sich, das wissen auchdie Singleclubleiter. „Viele sindgeschieden, manche mehrfach,oder verwitwet. Alle haben einRepertoire an Lebenserfahrungund natürlich auch Narben“, erzähltGabi. Ihre Klienten seiensen si bler, oft lange allein und deshalbunflexibler. Manche stündensich selbst im Weg, ergänzt ihrMann. Wer schlechte Beziehungserfahrungengemacht habe, habeAngst, wieder in „dieselben Fallenzu tappen“. Die Erfolgs quotedes Klubs sei hoch, aber schwerzu beziffern. Schließlich wüsstensie nicht, wer sich außerhalb desKlubs weiter kennenlerne und beiwem es „gefunkt“ habe.Für viele sind die Klubtreffenauch ein Ort, um Gleichaltrigezu treffen. „Alle sind mit demgleichen Ziel da. Entweder einennetten Abend verbringen, Freundekennenlernen oder vielleicht

DIE FURCHE · 29. Jänner 2025Gesellschaft/Medien13Die Partnersuche in späteren Jahren bringt ihre eigenen Freuden und Hürdenmit sich. Zwei Paartherapeuten über Verliebtheit und Liebe im Alter.„ Viele sind geschieden oderverwitwet, manche mehrfach.Alle haben ein Repertoirean Lebenserfahrung undnatürlich auch Narben. “Gabi, Stv. Leiterin des Singleclubs„Die Intimität mussnicht abnehmen“Foto: Astrid Wenzsogar den Menschen fürs Leben“,sagt Hubert. Wichtiger alsdas Alter sei die Unternehmungslust.„Wir wollen die Leute motivieren,aus ihren Wohnungenherauszukommen“, sagt Hubert.Dem Ehepaar ist wichtig, dasssich jeder gesehen und wohlfühlt.Die Treffen sollen außerdem erschwinglichbleiben: Eintrittspreiseliegen zwischen sechsund neun Euro.Bei der Partnersuche im Internetlauern mehr Gefahren. DerKonsumentenschutz warnt vor„Love-Scams“, also Betrugsmaschenauf Dating-Apps und Partnerplattformen.Spricht die Onlinebekanntschaftschnell vonLiebe, schreibt sehr standardisiertwirkende Nachrichten oderkann sich nie persönlich treffen,ist Skepsis angesagt. PersönlicheDaten oder freizügige Fotos solltennie geteilt werden.Im Singleclub machen Gabi undHubert die Auslese, wobei sie denMenschen auch nur vor den Kopfschauen können. „Wir sind keinePartneragentur, wir verkuppelnauch niemanden“, stellt Gabi klar.„Wir bieten eine Basis, um sich aufseriöse Weise kennenzulernen.“Immerhin verstünden nun diemeisten, worum es bei ihrem Vereinnicht gehe. Das war nicht immerso. Einst wollte Hubert für einenKlubausflug Zimmer in einemWohnheim in Mariazell buchen,doch er wurde abgelehnt. „Singleclubwurde in den ersten Jahrenauch mit Swingerklub verwechselt“,sagt er.„Ich passte nicht in sein Schema“Die größte Erfolgsgeschichtesind ohnehin Gabi und Hubertselbst. Sie haben sich 2008 imSingleclub kennengelernt – dochLiebe auf den ersten Blick war esnicht. „Ich entsprach gar nichtseinem Schema“, sagt sie. Vordem ersten Klubtreffen rief sieHubert an, um sich über den Ablaufzu informieren. „Ich brauchekeine Gruppentherapie, ich willmich nicht in einen Sesselkreissetzen und meine Probleme vorfremden Ohren und Augen wälzen“,stellte sie klar. Er nahm sichZeit, um ihre Fragen zu beantworten.Sie mochte seine Stimme. Beieinem späteren Tanzevent habees dann gefunkt. „Und nachdemwir geheiratet haben, ist es immerschöner geworden“, sagt Gabi.Was empfehlen die beiden jenen,die sich wieder in die Datingwelttrauen? „Ein ordentlichesOutfit und nicht riechen wie einIltis“, sagt Hubert lachend. „Wirachten aber darauf, dass die Leutemiteinander plaudern.“ Dass dasmanchen schwerfällt, verstehter gut. „Wenn ich früher eine Damekennenlernen wollte, habeich auch oft nicht gewusst, welcheWorte ich wählen soll.“ Jedenfallsbringe der Singleclub „einenQuerschnitt der Bevölkerung ausWien und Umgebung“ zusammen.Aus allen Bildungsschichten, nurdie christliche Weltanschauungverbinde alle. Und der Wunschnach einer neuen Liebe.„ Wenn ich früher eineDame kennenlernenwollte, habe ich auchdas Kribbeln im Bauchgehabt und oft nichtgewusst, welche Worteich wählen soll. “Hubert, Leiter des SingleclubsDas haben die Singles im GasthausKrapf mit den „Golden Bachelor“-Kandidatenund -Kandidatinnenauf Kreta gemeinsam.Obwohl dort der Glamourfaktorhöher und die Make-up-Schichtendicker sind, bewegen alle diegleichen Ängste und Sehnsüchte.Werde ich wieder jemanden finden?Blamiere ich mich bei demersten Date? Kann ich mich überhauptnoch einmal verlieben? VonLetzterem ist Kandidatin Mercedes,61, überzeugt: „Schmetterlingeim Bauch altern nicht.“Gabi und Hubert, Leiter des Wiener Klubs „Du+Ich“, organisieren Treffen für aktiveSingles zwischen 50 und 70 Jahren. Terrierdame Bauxi darf auch nicht fehlen.Das Gespräch führte Magdalena SchwarzHätten sie sich in jüngeren Jahren kennengelernt,dann hätten sie nichts miteinander anfangenkönnen. Da sind sich die Paartherapeuten Sabineund Roland Bösel sicher. In Seminaren und Onlinekursenunterstützen sie Menschen aller Generationen inBeziehungsfragen. Ihre reiferen Klienten und Klientinnenmit Partnerwunsch hätten Angst davor, die „Fehlervon früher“ zu wiederholen. Die Sehnsucht nach Liebeund Sexualität sei jedenfalls unabhängig vom Alter.DIE FURCHE: Überrascht es Sie, dass sich die Jüngerenfür das Datingverhalten der Älteren interessieren?Roland Bösel: Das erste Paar, das wir erleben, sind normalerweisedie Eltern. Es gibt gelungene und es gibt gescheiterteBeziehungsmodelle. Junge Paare können eineSehnsucht danach verspüren, zu sehen, wie älterePaare ihre Beziehung gestalten und dass das gelingenkann. Wenn wir uns das Verhalten der Generation voruns ansehen, bietet das oft gute Gelegenheiten, die eigeneGeschichte mit den eigenen Eltern zu verarbeiten.Insofern überrascht es uns nicht, dass junge Menschenüber die Beziehungen älterer etwas erfahren möchten.Sabine Bösel: Junge Menschen freuen sich auch darüber,in alten Menschen Lebendigkeitund positive Emotionenzu sehen. Es gibt ihnen die gelegentlichverlorene Hoffnung zurück,dass das Leben vielleichtdoch nicht mit 60 zu Ende odersinnlos ist, dass man tatsächlichmit Falten im Gesicht auch nochin positiver und aktiver Weiseam Leben teilnehmen und ebensogar ein Liebesleben habenkann.DIE FURCHE: Stimmt es, dass ältereGenerationen beziehungsfähigersind als jüngere?R. Bösel: Wäre ich heute nicht der,der ich bin, sondern noch der vonfrüher, hätte meine Frau michschon längst verlassen. Wäremeine Frau mit 17 schon so gewesen,wie sie heute ist, hätte ich mitihr nichts anfangen können. Alsowie man eine Beziehung zu lebenin der Lage ist, ist eine Entwicklungsfrage.Bei langen Beziehungeneine gemeinsame.S. Bösel: Wichtig ist, nicht anden Umkehrschluss zu glauben,also dass jemand reif und beziehungsfähigsein muss, weil er alt ist. Es gibt äußerstverbohrte und kindische alte Menschen, Alter machtauch nicht per se schlau. Man muss für alles davon ansich gearbeitet haben. Aber dann kommt – tendenziell,eventuell eben nicht für den Einzelfall gültig – dennochraus, dass ein höheres Alter mit einem Mehr anReife und Beziehungsfähigkeit einhergeht.DIE FURCHE: Welche Sehnsüchte und Ängste haben Menschen60 plus, die sich auf Partnersuche machen?R. Bösel: Es kommt auch darauf an, was man vorhererlebt hat. Zu uns kommen tatsächlich viele Menschenjenseits ihrer ersten langjährigen Beziehung, also in einerzweiten oder dritten Beziehung oder sogar Ehe. Siehaben dann, und das haben wir an hunderten Paarengesehen, oft den Wunsch, die „Fehler von früher“ nichtzu wiederholen.S. Bösel: Sie haben dabei die erste Beziehung oft nochnicht aufgearbeitet. Es gilt dann, dranzubleiben undgenau hinzusehen. Ein Bewusstsein dafür zu entwickeln,was an Problemen älter ist als unsere aktuelleBeziehung, was an Altem wir also in diese Beziehungmitgebracht haben.DIE FURCHE: Beim „Golden Bachelor“ sehen wir auchkörperliche Intimität zwischen älteren Menschen. Verändernsich diese Bedürfnisse im Alter?Foto: Stefan FürtbauerR. Bösel: Die verändern sich kaum. Natürlich, vielePaare erzählen uns, dass ihr Bedürfnis nach Intimitätund Sexualität abgenommen habe, und diese Paarehaben das bestimmt auch so erlebt. Aber wedererleben wir selbst eine Reduktion dieser Richtungin unserer eigenen Beziehung, noch ist sie irgendwievom Alter her vorgesehen oder vorgegeben. Esnehmen nicht Sehnsucht oder Lust durch das Alterab – aber wie man beidem nachkommt, erfährt mitunterkörperlich bedingte Veränderungen. Sex, derin die Nähe von Sport kommt oder besondere Verrenkungenerfordert und spontan irgendwo in einerHauseinfahrt praktiziert wird … Diese Dinge sindim Alter dann tatsächlich weniger verbreitet. Es istaber nicht nur möglich, sondern kann sehr gut gelingen,körperliche Intimität bis ins hohe Alter zu leben.Auch bestimmte Vorlieben dabei bleiben meistbestehen. Oder eine Neugier darauf, Unbekanntesauszuprobieren.Die Partnersuche im Alter hat auchVorteile, sagen die PaartherapeutenSabine und Roland Bösel.„ Formate wie der ‚GoldenBachelor‘ geben jungenMenschen die Hoffnungzurück, dass man mitFalten im Gesicht nochaktiv sein und sogar einLiebesleben haben kann. “Sabine BöselDIE FURCHE: Welche Herausforderungen prägen dieAltersspanne 60 plus?S. Bösel: Der große Vorteil, den ältere Menschen haben,ist, dass bestimmte fordernde Aufgaben oftschon erledigt sind. Die Aufgabe, sich etwas aufzubauen,dringend Geld verdienenzu müssen etc. Wer alsogesund und fit ist, hat wenigerSorgen und kürzere To-do-Listen als junge Leute. Aberdie Angst vor dem körperlichenVerfall und eben eine ofttatsächlich abnehmende Fitnessund Gesundheit könnendann sehr große Herausforderungendarstellen. Ebensodass immer mehr Todesfälle,etwa im Freundeskreis, zuverkraften sind.DIE FURCHE: Wie können unsErfahrungen aus einer vorherigenBeziehung prägen?S. Bösel: Frühere Erfahrungenprägen neue Beziehungendann besonders, wenndiese nicht aufgearbeitetwurden, sondern einfachauf Eis gelegt. Wer der vorherigenBeziehung davonläuft,nimmt besonders vielin die Partnersuche und indie neue Beziehung mit. Mantauscht sozusagen nur diePersonen aus.DIE FURCHE: Welche Frage sollten sich ältere Menschenvor der Partnersuche stellen?S. Bösel: Es ist sinnvoll, sich bewusst zu fragen: WelcheErfahrungen habe ich gemacht? Was will ichvom Leben noch? Welche Beziehungen und Menschenwaren mir besonders wichtig? Habe ich überhaupteinen Platz in meinem Leben für eine Beziehungund bin ich bereit, mich dafür auch ein Stückzu bewegen? Oder mache ich mir etwas vor und glaube,mein Leben unverändert, nur eben mit jemandemZweiten zusammen, weiterführen zu können?R. Bösel: Wir sehen bei Paarenoft, dass sie dort hängenbleiben,wo sie sich selbst etwas nichtverziehen haben, sich zum Beispielnicht verzeihen können,sich selbst nicht treu gebliebenzu sein, bei etwas mitgespieltzu haben, das ihnen nicht gutgetanhat. Wenn wir aber verstehen,wo der Irrweg begonnenhat, können wir bewusstentscheiden, ihn zu einemLernschritt zu machen. Darausabzuleiten, wo wir in Zukunftbesser aufpassen wollen.Lesen Sieeine längereVersion diesesInterviews auffurche.at.

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