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DIE FURCHE 09.11.2023

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DIE FURCHE · 458

DIE FURCHE · 458 Wirtschaft9. November 2023Am 20. SeptemberdebattiertenJohannesSchmidl und MichaelMock zurFrage: „RadikaleWärmewende?“,nachzulesen auffurche.at.Von Franz Angerer undChristoph Dolna-GruberDer 2. November 2022 war einbesonderer Tag für all jene, diejahrelang an diesem Gesetzgearbeitet haben: Im 35. Ministerrathaben die beiden KoalitionspartnerÖVP und Grüne das Erneuerbare-Wärme-Gesetz(EWG) beschlossen.Im Paket: Der Ausstieg aus Öl- und Gaskesselbis 2035 bzw. 2040.Auf den Titelseiten der Zeitungen wurdezugleich das Ende der fossilen Heizung verkündet:Aufregung aus der Bevölkerungwar kaum zu vernehmen. Denn mit demUmstieg auf Wärmepumpen, Biomasseheizungensowie Nah- und Fernwärmeliegen Alternativen auf dem Tisch – auchwenn die konkrete Umsetzung in vielenFällen eine Herausforderung ist.Die Regierungsvorlage von damals bestandim Wesentlichen aus drei Teilen: Dereine enthielt ein schlankes Verbot für denEinbau von Kohle-, Öl- und Gasheizungenim Neubau; der zweite ein klares Datumfür das Ende von fossilen Heizungen undder dritte eine umfassende Regelung dafür,wie mit den 1,7 Millionen Anlagen in bestehendenGebäuden zu verfahren sei, umdie Raumwärme bis spätestens 2040 aufklimafreundliche und energieeffizientereHeizsysteme umstellen zu können.KLARTEXTSeid MenschenAm Wochenende feierte in Berlin MargotFriedländer ihren 102. Geburtstag. Ichverehre diese Frau, seitdem ich ihre Geschichteals einzige Holocaust-Überlebende ihrerFamilie in einem Film dokumentieren durfte.Damals lag ihr Lebensalter gerade noch imzweistelligen Bereich. Für diese 99 Jahre bilanziertesie: „Ich habe niemals gehasst. Hass bringtnichts.“ Nach dem Massaker der Hamas, nachdem Pogrom vom 7. Oktober habe ich an MargotFriedländer gedacht und mich gefragt, wie siedamit umgeht. „Es ist ganz fürchterlich“, sagt siejetzt. „Aber wir sind alle Menschen. Es gibt keinchristliches, muslimisches, jüdisches Blut, nurmenschliches. Seid Menschen!“Menschlichkeit statt Hass, Mitgefühl mit denOpfern auf allen Seiten. Der Ratschlag dieser lebensklugenFrau klingt fast banal. Aber er beinhaltetauch den Verzicht auf den reflexhaft erfolgendenVerweis auf die jeweiligen Narrative undder damit verbundenen Frage nach der moralischenÜberlegenheit. Spätestens jetzt wird dieUmsetzung dieses Rates schwierig, für viele garBehaglichohne Gas?Das Mitte Oktoberpräsentierte „Wärmepaket“setzt aufFörderungen stattVerbote. Ist dasAnreiz genug für einenKesseltausch?Es war einmal – eine Regierungsvorlage für hundert Prozenterneuerbare Wärme bis 2040. Nun gibt es nur Förderungen.Was fehlt, sind Klarheit und Planbarkeit. Ein Gastkommentar.Aufgeschoben,aber nichtaufgehobenDas Gesetz konnte im Nationalratnicht allein mit den 97 Mandaten derschwarz-grünen Koalition verabschiedetwerden, sondern brauchte mindestens 122zustimmende Abgeordnete – wie so oftim Energiebereich, wenn Regelungen inden Kompetenzbereich der Länder eindringen.In den darauffolgenden Monatenwurde verhandelt. Lange hörte man nichtsmehr vom EWG.Von Susanne Glassin ihrem Schmerz und Leidunmöglich. Das ist nachvollziehbar.Nur entkommenwir so niemals der Spiralevon Hass und Gewalt.Betont sei, dass dies kein Aufruf dazu ist, dasÜbertreten roter Linien zu akzeptieren. Ganz imGegenteil. Mensch sein bedeutet: Null Toleranzbei Judenhass! Null Toleranz gegenüber Terroristen!Aber lasst uns doch gemeinsam auf den Straßendemonstrieren. Jüdische und palästinensischeMenschen zusammen im Gedenken an dieOpfer und mit dem Wunsch nach Frieden. DerDruck auf die Politik wäre um ein Vielfaches größer.Auch der Druck auf die arabischen Staaten.Diese werden entscheidend sein, wenn es darumgeht, eine langfristige, friedliche Lösung für diePalästinenser zu schaffen, die gleichzeitig dasExistenzrecht des Staates Israels garantiert.Die Autorin ist Redaktionsleiterin Auslandund politischer Hintergrund beim BayerischenRundfunk.Am 17. Oktober 2023 war mit der Präsentationdes „Wärmepakets“ klar: Vom ursprünglichenGesetzesentwurf bleibt einDrittel übrig. Der größere Teil mit Regelungenzum Gebäudebestand und das konkreteEnddatum für fossile Heizungen wurdegestrichen. Vorgestellt wurde das Verbotvon Gasheizungen im Neubau – eine Ergänzungdes bereits seit 1. Jänner 2020 gültigenÖlkesseleinbauverbotsgesetzes, dasÖl- und Kohleheizungen im Neubau untersagt.Besitzer und Besitzerinnen der fossilenHeizungen im Bestand sollen mit höherenFörderungen zum Umstieg bewegtwerden: Kombiniert man die unterschiedlichenUnterstützungsleistungen von Bundund Ländern, sollen künftig bis zu 75 Prozentder Kosten einer neuen, klimafreundlichenHeizung bezuschusst werden.„ 60 Prozent der Immobilienbesitzer(innen)wollen ihrWärmesystem erst erneuern,wenn es nicht mehr anders geht.Erst klare Vorgaben lösen einenHandlungsimpuls aus. “Die Erhöhung der Förderungen wird vorallem dort einen zusätzlichen Schwungbringen, wo die Hürden für den Öl- undGasausstieg generell niedriger und der finanzielleSpielraum größer ist – in EinundMehrfamilienhäusern.Profitieren werden von den Förderungenauch Installateure und Heizungshersteller.Ihre Dienstleistungen und Produkte werdeneine höhere Nachfrage erfahren. Dennoch– auch aus der Perspektive der Professionisten– wäre ein langfristig orientierter,klarer Plan für den Ausstieg aus Öl- undGasheizungen eine bessere Grundlage fürFoto: iStock / Larisa Stefanuykden Aufbau von Fachkräften und Produktionskapazitätengewesen als ein Paket, dasauf dem Weg bis 2040 vieles offenlässt.Zwar zeigt die Regierung mit dem geplantenVerbot von Gasheizungen imNeubau klar, dass die Technologie in derRaumwärme ein Auslaufmodell ist. Fürdie vielen hunderttausenden Gasheizungen,die in bestehenden Gebäuden im städtischenBereich verbaut sind, werden Förderungenaber nicht ausreichen. Alleinin Wien gibt es mehr als 550.000 Gasheizungen– 300.000 davon als Gasetagenheizungenin unsanierten Gebäuden.In diesen Bestandsobjekten gibt es oftkomplizierte Eigentümerstrukturen, wasSanierungs- und Heizungsprojekte erschwert.Mieter(innen) tragen die laufendenKosten einer Gasheizung, währendVermieter nur geringe Anreize haben, dieWärmeverteilung im Haus gemeinsam mitden anderen Besitzer(inne)n zu zentralisierenoder das Gebäude zu sanieren, umschlussendlich ein neues Heizsystem einzubauenoder – wohl oft die geeignetsteAlternative – das Haus an die Fernwärmeanzuschließen.Die freiheitsliebende Schweiz als VorbildÄnderungen im Gaswirtschaftsgesetz,das derzeit eine für den Gasausstieg kontraproduktiveAnschluss- und Erhaltungspflichtfür Gasnetzbetreiber vorsieht, sowieAnpassungen im Mietrechts- und Wohnungseigentumsgesetzsind notwendig, umHürden zu entfernen. Bindende Vorgabenfür die Energieraumplanung, die die Entwicklungvon Alternativen wie Fernwärmeoder Anergie-(Niedertemperatur)-Netzesynchronisiert mit der Stilllegung von Gasleitungenvorantreibt, sind unerlässlich.Auch die Empirie zeigt die Grenzen vonFörderungen auf: 2021 haben die ÖsterreichischeEnergieagentur und SORA imAuftrag des Klimaministeriums die Motivevon 1400 Immobilienbesitzer(inne)nunter die Lupe genommen. Für 50 Prozentsind attraktive Förderungen ein gewichtigesArgument für eine Heizungsmodernisierung.60 Prozent wollen ihr Wärmesystemaber erst dann erneuern, wenn es nichtmehr anders geht, etwa weil ein Gesetz denTausch vorschreibt. Auch, wenn diese Erkenntnispolitisch nicht besonders populärsein mag: Klare Vorgaben mit einem kalkulierbarenzeitlichen Horizont wirken – undbei vielen Menschen lösen erst diese einenImpuls zum Handeln aus.Wie es funktionieren könnte, zeigt ausgerechnetdie freiheitsliebende Schweiz:Zürich will bis 2040 klimaneutral sein. Derzeitwerden noch rund zwei Drittel der Wärmeversorgungdurch Gas und Öl abgedeckt.2022 hat der Gemeinderat die Wärmeversorgungsverordnungverabschiedet. Sie legtfest, dass ab 2040 in Gebäuden kein fossilesGas mehr für Warmwasser und Beheizungverwendet werden darf. Die Stilllegung vonkonkreten Abschnitten des Gasnetzes wirdmindestens fünf Jahre im Voraus angekündigt.Der Rückbau erfolgt abgestimmt mitdem Ausbau der thermischen Netze. Hausbesitzer(innen)müssen dem Plan entsprechendihre Gebäude zeitgerecht umrüstenund können dabei auf ein Unterstützungsangebotder Stadt zurückgreifen.Zürich zeigt: Langfristig orientierteRegelungen sorgen für Klarheit, Planbarkeitund Sicherheit. Früher oder späterwird es sie auch in Österreich brauchen.Die Autoren sind Geschäftsführer sowieStrategie- und Business-Developer derÖsterreichischen Energieagentur.

DIE FURCHE · 459. November 2023Religion9Vier Wochen langwaren in Rom knapp400 (Nicht-)Bischöfeversammelt. Die ersteSession der Weltsynodeblieb Ouvertüre füreinen durchgreifendenUmbau des marodenKirchenschiffs.Von Gregor Maria HoffIn einem schmalen, gewichtigenBuch hat Hans Blumenbergvor Jahren einmalden „Schiffbruch“ als „Paradigmaeiner Daseinsmetapher“entfaltet. Das nautischeBild besitzt für die katholischeTheologie eine besondere Anregungskraft:Das Schiff der Kircheist auf unruhigen Zeitmeeren unterwegsund muss unter stürmischenBedingungen Kurs halten.Aber wie? In BlumenbergsBild-Archiv findet sich dafür eineBlaupause, die wie gemachtscheint für die gegenwärtigeKipplage der katholischen Kirche:der Totalumbau auf offenerSee. Angesichts des katholischenMissbrauchskomplexesund seiner katastrophalen Auswirkungen,angesichts von massivenMitgliederverlusten undReformstau auf vielen Ebenen istdas Kirchenschiff in bedrohlicheSchieflage geraten. Orientierungist gesucht, was voraussetzt: gewusstwie.Ein geistlicher ProzessHier setzt das synodale Projektvon Papst Franziskus an.Sein Pontifikat begann er unterder Maßgabe, eine Kurienreformdurchzusetzen. Doch damitist es nicht getan. Denn solangedas römische Kirchenregimentherrscht, bleibt alles andere Kosmetik.Es braucht durchschlagendereInitiativen, damit die Kircheihrer Mission gerecht werdenkann: das Evangelium von derschöpferischen Lebensmacht Gottesden Menschen nahezubringen.Für Franziskus heißt das: vorallem den Ärmsten der Armen,den Menschen in bedrängten Lebenslagen.Sie sollen, sie müssenin der Kirche einen Raum finden.Wer sie ernst nimmt, muss von ihnenerfahren, was sie brauchen;sie müssen in der Kirche zu Akteurenwerden.Deshalb sind zwei Aspekte fürdie synodalen Ambitionen desPapstes vom anderen Ende derWelt wichtig: wirksame Partizipationdes ganzen Volkes Gottes unddas akustische Programm echterWahrnehmung. Anders als derdeutsche Synodale Weg, der Franziskusmit seinen theologischenDebatten eher an parlamentarischeAuseinandersetzungen erinnerte,sollte es nach zweijährigerVorlaufzeit in Rom geistlicherzugehen. In den vergangenenvier Oktoberwochen versammeltensich Bischöfe und auchNicht-Bischöfe, darunter 54 Frauenmit Stimmrecht, an rundenTischen zu synodalen Exerzitien.Das allein war beinahe revolutionär,schließlich sollen auf einerSynode kirchenrechtskonformnur Bischöfe entscheiden – mitLaien als flankierender Beratung.Das aber hat der Papst schon vorabfederstrichartig umgestoßen –Schiffbruchmit Zuschauern?nicht zur Freude jener Konservativen,die ohnehin dogmatischenUmsturz in Rom fürchten.Droht der wirklich? Voten, dieaus der Weltkirche eingingen,sammelte das Synodalbüro undfilterte sie für den gemeinsamenAustausch – mit Themen, die auchin Deutschland verhandelt wordenwaren. Aber mit der Methode desgeistlichen Hörens packte man inRom auch die heißen Reformeisenanders an. Dem Vernehmen nachzeigte dies Wirkung.Verordnete Auszeiten nach jedemGesprächsbeitrag führtennicht in den gegenschlagförmigenAbtausch von Argumenten, sondernbauten Respektpausen ein.Was sagt die andere, was meinter, was verbindet uns? Das scheintkatholische Resonanzräume erzeugtzu haben. Und so lässt sichals vielleicht wichtigstes Ergebnisder ersten von zwei Synodenetappenfesthalten, dass man überentscheidende Reformthemenin der katholischen Kirche offensprechen konnte – und wie manes machte. Kirche soll Synodalitätlernen – das ist keine Kleinigkeitnach Jahrhunderten römischkatholischerGouvernementalität.Das betrifft ein zweites Resultat.Die Mehrheitsverhältnisse auf derSynode sind erstaunlich. Mehr als80 Prozent der Synodalen habendafür gestimmt, dass im kommendenJahr über Pflichtzölibat, Frauendiakonat,eine neue Ausrichtungder Sexualmoral und auchüber mehr Partizipation von Laienin der Kirche – bis hin zur Bestellungvon Bischöfen – weiter diskutiertund dann auch entschiedenwird. Erwähnenswert ist freilichauch, was nicht erwähnt wurde.Der US-amerikanische JesuitJames Martin, als LGBTQ-Seelsorgerpersönlich vom Papst in die Synodeberufen, kritisierte das Abschlussdokumentdeutlich. Dasssich die Synode eingehend überLGBTQ ausgetauscht habe, kommenicht zur Geltung. Das ist keineKleinigkeit, keine Nebensache.„Brief an das Volk Gottes“Im „Brief an das Volk Gottes“erklärt die Synode, dass die KircheAufmerksamkeit für die Menschenentwickeln müsse, die „sichausgeschlossen fühlen – auch vonder Kirche“. Aber sind sie ausgeschlossenoder fühlen sie sich nurso? Wer bestimmt das? Die Formulierungjedenfalls reicht nicht,wie Christiane Florin in einemersten Kommentar angemerkthat. Gerade wenn im Schlusspapieroffene Fragen zur Sexualmoralund kirchliche Lernfähigkeiterwähnt werden – hier mangelt esan Sensibilität und Ernsthaftigkeit.Den Kompromiss reformbereiterSynodaler mit katholischenTraditionalisten zahlen jedenfallsLGBTQ-Katholik(inn)en.So bleibt manches offen. Entschiedenist nichts – und das Votum,über Reformen zu diskutieren,muss nicht heißen, dass siekommen. Offen ist auch, wie sichdas Verhältnis von Papst und Synodeentwickelt. Franziskuswill eine synodale Kirche – aberda gibt es ein katholisches Konstruktionsproblem.Der Papst beruftdie Synode ein, bleibt aberfrei, welche Konsequenzen er ausden Beratungen und beschlossenenEmpfehlungen zieht. Die Synodebesitzt selbst kein Durchsetzungsrecht.Ein monarchischerAnsatz für eine synodale Kirche?Der Testfall folgt nächstes Jahr.Ist Franziskus bereit, Voten mit80-Prozent-Mehrheiten, wie siedas Schlussdokument erreichte,zu folgen? Immerhin ist auf demAbschlussdokument vom Richtwerteines „Konsens“ im Volk Gottesdie Rede.So bleibt die römische Synodedie Ouvertüre für einen durchgreifendenUmbau des maroden Kirchenschiffs.Und marode ist es, vonGrund auf, solange die katholischeKirche den systemischen Missbrauchnicht in den Griff bekommt.Das Thema war in Rom nicht bestimmend.Immerhin verpflichtetsich die Synode im genannten Brief,„im Geiste der Umkehr denjenigenLesen Sie zurWeltsynodeauch OttoFriedrich am4.10.2023,zu finden unter:„Franziskus setztMarken“ auffurche.at.„ Der Testfall folgt 2024:Ist Franziskus bereit,Voten mit 80-Prozent-Mehrheiten, wie sie dasSchlussdokumenterreichte, zu folgen?“Foto: APA / AFP / Filippo MonteforteSynodaleExerzitienVatikan, Oktober2023: An rundenTischen saßendie Synodalen– Bischöfe undstimmberechtigteNicht-Bischöfe,darunter 54 Frauen,um sich über dieZukunft der Kirchezu verständigen.zuzuhören, die von Mitgliedernder Kirche missbraucht wurden,und sich konkret und strukturelldafür einzusetzen, dass sich so etwasnicht wiederholt“. Konkret istauch das nicht, und Strukturenanzusprechen, bedeutet nicht, diesystemische Dimension des Missbrauchsanzuerkennen.Also: Auch hier ist nichts Konkretesentschieden. Freilich wardas auch für dieses Jahr nicht vorgesehen.Aber wichtige, möglicherweiseentscheidende Schrittefür eine Reform der katholischenKirche stehen im Raum. Eineszeigt diese Synodalversammlungbereits: dass sich der römischeKatholizismus weiter auflöst.Wieviel Zeit hat die Kirche noch?Vor dem Vatikan demonstriertendieser Tage Traditionalistenfür die Alte Messe. Aber das hattedie Durchschlagskraft eines Karnevalszugsewig Gestriger. DieSynode war bis in die Kleiderordnunganders unterwegs. Die zentraleLeitungsmacht von Papst undrömischer Kurie sortiert jedenfallsihre Verantwortung neu. Siewird synodaler, sprich: weltkirchlicher,globaler. Das ist nicht mehrder römische Katholizismus, dersich seit dem 16. Jh. mit römischerMesse, römischem Katechismusund Papstzentrierung entwickelthat. Die katholische Kirche wirdpluraler – aber kann sie auch inechten Gegensätzen zusammenbleiben?Das ist die große Herausforderungder nächsten Synode.Nur: Wieviel Zeit hat diese Kirchenoch? Der Vorsitzende derDeutschen Bischofskonferenz, derLimburger Bischof Georg Bätzing,bilanzierte: „Mutig war sie nochnicht, diese Synode.“ Mut aberist gefordert, wenn man auf stürmischerSee mit frachtverschobenerSchieflage nicht nur nichtuntergehen, sondern mit demsynodalen Umbau des KirchenschiffsFahrt aufnehmen will.Der Autor ist Professor für Fundamentaltheologieund Ökumene ander Universität Salzburg.

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