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DIE FURCHE 09.11.2023

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DIE FURCHE · 4516

DIE FURCHE · 4516 Diskurs9. November 2023ZEITBILDSetz erhält BuchpreisFoto: APA / Eva ManhartAlle Artikel zuClemens Setzund die BesprechungenseinerRomane findenSie im kuratiertenDossierunter furche.at.IHREMEINUNGSchreiben Sie uns unterleserbriefe@furche.atVergebliche ErinnerungFokus von Otto FriedrichNr. 43, Seiten 2–4Drei Beiträge beschäftigten sich indieser FURCHE-Ausgabe mit demAntisemitismus. Das war zu erwartennach dem erschreckenden Massakeran israelischen Babys, Frauen,Männer und Greisen. Was leiderauch sofort geschah, ist die Wellean Hetzparolen und Angriffen gegenJuden und jüdische Einrichtungen.Der Antisemitismus lebt und zeigtsich in all seiner Widerlichkeit. DemPhilosophen Isaiah Berlin wird die folgendeBeschreibung zugeschrieben:„Antisemitismus bedeutet, Judenmehr zu hassen als unbedingt nötig.“In diesen Tagen verstecken sich vieleJuden-Hasser hinter der sogenannten„legitimen Israel-Kritik“. Der amerikanischeSchauspieler Brett Gelman,bekannt aus seinen Rollen in „Love“und „Stranger Things“, schrieb aufseiner Instagram-Seite: „Wenn ihrlauthals ,Völkermord‘ schreit, aberstill bliebt nach dem Massaker am 7.Oktober, ist es möglich, dass ihr Judenhasst. Wenn ihr zum Waffenstillstandruft, aber nicht zur Befreiungder Geiseln, ist es möglich, dass ihrJuden hasst. Wenn ihr gegen IsraelsRecht zur Selbstverteidigung seid,aber nichts über Hamas, IslamischenDschihad, Hisbollah und Raketen-Beschussvon israelischer Zivilbevölkerungaus Syrien zu sagen habt, istes möglich, dass ihr Juden hasst.Wenn ihr euch kritisch gegenüberder tragischen Bombardierung voneinem Krankenhaus in Gaza durchIsrael geäußert habt, aber eure Kritiknicht zurückgenommen habt, als klarwurde, dass es der Islamische Dschihadwar, ist es möglich dass ihr Judenhasst. Wenn ihr eine hetzerischeSprache gegen Israel verwendet, egalwie unvollkommen seine Regierungist, aber zugleich eine milde und entschuldigendeTerminologie verwendetgegenüber der Hamas, einer Terror-Organisation,die die Vernichtungvon Juden zum Ziel hat, ist es möglich,dass ihr Juden hasst. Wenn ihr dasLied der Entkolonisierung singt, aberes für euch unmöglich ist, den Ruf„Die Juden zum Gas schicken“ auf denStraßen der und in den Universitätenzu verurteilen, ist es möglich, dassihr Juden hasst. Wenn euch, wie unsallen, der tragische Verlust von Pa-Der in Wien lebende Grazer Clemens J. Setz ist vergangenenMontag für seinen bei Suhrkamp erschienenenRoman „Monde vor der Landung“ mit demÖsterreichischen Buchpreis 2023 ausgezeichnet worden.Mit diesem Roman war er bereits für den Preis der LeipzigerBuchmesse und den Deutschen Buchpreis nominiert. DerRoman widmet sich einem typischen Querdenker. „Die kulturell,historisch und sprachlich ausgesprochen sensibleErzählinstanz ergreift niemals Partei und legt kein Urteilnahe“, das die Innensicht eines Proponenten der Hohlwelttheoriebietet, erklärt die Jury in ihrer Begründung.Setz hatte schon immer ein Faible für schräge Vögel. Erselbst ist von UFO-Sichtungen fasziniert, seine Bücher erzählenvon Grenzbereichen, die zu betreten immer etwasUnheimliches hat. Auch Peter Bender, der Protagonist von„Monde vor der Landung“, ist kein angenehmer Zeitgenosse.Das steht für die Leser des 500-Seiten-Buches rasch fest.Er vertritt eigenwillige Thesen und hat sich deren Verbreitungzur Lebensaufgabe gemacht. In einer Welt von Corona-Leugnern, Wissenschaftsskeptikern und Anhängern„alternativer Fakten“ wirkt er sehr heutig. Der ÖsterreichischeBuchpreis wird vom Bundesministerium für Kunst, Kultur,öffentlichen Dienst und Sport, dem Hauptverband desÖsterreichischen Buchhandels und der ArbeiterkammerWien ausgerichtet. (Manuela Tomic, APA)lästinenserleben schmerzt, ihr aberzugleich keine Verantwortung für dieVerbreitung von Hetzpropaganda wievor dem Holocaust übernehmt, ist esmöglich, dass ihr Juden hasst. Dasjüdische Volk sollte Zeit bekommenum zu trauern. Stattdessen müssenwir mit all unserer Energie nicht nurunser Recht zum Trauern verteidigen,sondern auch unser Recht zu existieren.Wenn ihr mit dieser Aussagenicht einstimmt, ist es möglich dassihr Juden hasst.“Dan Ashbelvon 2005 bis 2009 Botschafter desStaates Israel in ÖsterreichSchutz des Lebens um jeden Preis?Diesseits von Gut und BöseVon Josef Christian AignerNr. 44, Seite 11Josef Christian Aigner unterliegt hiereinem zweifachen Irrtum: Erstenshat die offizielle Kirche Österreichs(zurecht) nie die Fristenlösungakzeptiert. Und zweitens hat derVorarlberger Bischof Benno Elbsseine Ablehnung einer Abtreibungsordinationim LandeskrankenhausBregenz sehr differenziert begründet.Seine lesenswerte Stellungnahme berücksichtigtauch die Not betroffenerFrauen. Unfair finde ich es außerdem,den Widerstand gegen Abtreibungim öffentlichen Spital gleich in einemAufwaschen mit Pro-Trump-Fundamentalistenzu nennen und damit zudiskreditieren. Menschliches Lebenbeginnt mit der Vereinigung von EiundSamenzelle – diese Feststellungentspringt keiner „einseitig biologistischenHaltung“, wie der Autormeint, sondern ist wissenschaftlicherwiesen.Mag. Dr. Alfred Racekvia MailAllgemein zu „Erklär mirdeine Welt“Von Hubert Gaisbauer undJohanna HirzbergerEines der Highlights der FURCHE istderzeit der Briefverkehr zwischenHubert Gaisbauer und JohannaHirzberger, was auch schon andereLeser festgestellt haben. Ich glaube,es würde einem Verlag gut anstehen,die bisherigen Beiträge als Teil 1 inBuchform herauszubringen, demnoch viele Teile folgen mögen. Eswäre auch zum Verschenken gutgeeignet.Josef LöberbauerMondseeEuroDreams:20.000 Europro Monatfür 30 JahreEnde Oktober fiel der Starschussfür „EuroDreams“, amvergangenen Montag gab es dieerste Ziehung: Das neue Spielist in Österreich sowie in densieben weiteren Ländern Frankreich,Spanien, Portugal, Irland,Belgien, Luxemburg und derSchweiz angekommen.Ab sofort hat man nun zweimalwöchentlich – jeweils amMontag und am Donnerstag –die Chance, bis zu 20.000 Euronetto pro Monat für die Dauervon 30 Jahren zu gewinnen.Die Spielformel lautet „6 aus 40“plus „1 aus 5“, das heißt, mankreuzt sechs Zahlen in einemZahlenfeld von 1 bis 40 an,und eine „Traumzahl“ in einemZahlenfeld von 1 bis 5, wobeidie „Traumzahl“ nur im erstenvon sechs Gewinnrängen zumTragen kommt.Eine monatliche Ratenzahlungals Gewinn gibt es auch imzweiten Gewinnrang („6 plus 0Richtige“), und zwar in Höhe von2.000 Euro für fünf Jahre.Tipps für EuroDreams könnenzum Preis von 2,50 Euro in allenAnnahmestellen der ÖsterreichischenLotterien sowie überwin2day und auch über die LotterienApp abgegeben werden.Die Ziehungen werden in animierterForm sowohl in ORF 1als auch auf ATV und Puls4 nocham Montag bzw. DonnerstagAbend ausgestrahlt.Alle Infos zu EuroDreams gibt esunter www.lotterien.at.Lebe deine EuroDreams - 20.000 Euromonatlich, für 30 Jahre, ermöglichenes, die „beste Version seines Lebens“zu leben.Foto: Österreichische LotterienIN KÜRZEGESELLSCHAFT/ETHIKGESELLSCHAFTBILDUNGWISSEN■ Nein zu Suizid-Medikament■ Fake-Mails häufen sich■ Sorge vor übereilter Reform■ Weltraumgipfel in SevillaIn Deutschland haben Sterbenswillige keinenAnspruch auf den Erwerb eines Suizidmedikaments.Das entschied das Bundesverwaltungsgerichtin einem Grundsatzurteil.Betroffene könnten die Hilfe einer Sterbehilfe-Organisationin Anspruch nehmen,heißt es in der Begründung. Dem Urteil wardie Klage zweier schwerkranker Männer vorausgegangen,die das tödliche Mittel Natrium-Pentobarbitalerwerben wollten. Daszuständige Bundesinstitut hatte dies unterVerweis auf das Betäubungsmittelgesetz abgelehnt.Die Klagen der Männer hatten keinenErfolg. Jetzt wurde auch ihre Revisionzurückgewiesen.Zuletzt sind die Meldungen gefälschterMail-, SMS- oder Social-Media-Nachrichtenwieder gestiegen. In Niederösterreich beispielsweisewurden vermehrt Fake-Polizei-Mails verbreitet. Den Empfängern wurdedabei stets eine Straftat im Bereich der Kinderpornografieangelastet, die Nachrichtensind oftmals sogar im Namen des stellvertretendenLandespolizeidirektors ManfredAichberger versendet worden. Die Täterversuchen damit, an persönliche Daten zugelangen. Die Behörden raten: Betroffenesollten Anzeige bei der nächsten Polizeiinspektionerstatten und entsprechende Fake-Mails sowie deren Anhänge ignorieren.ÖVP-Bildungsminister Martin Polaschekforciert als Mittel gegen den Lehrkräftemangeldie Verkürzung der Ausbildung auf dreiJahre Bachelor- und zwei Jahre Masterstudium.Derzeit gibt es dazu noch keinen Begutachtungsentwurf,da die Grünen Bedenkenhaben. Die Österreichische Gesellschaftfür Fachdidaktik (ÖGFD) warnt zudem voreiner übereilten Verkürzung des Lehramtsstudiums.In der öffentlichen Diskussionmüsse man die Komplexität der Ausbildungsowie Forschungserkenntnisse in denBlick nehmen. Unter den derzeitigen Bedingungenkomme eine reine Verkürzung desStudiums einer Qualitätsminderung gleich.Mit mehr Wettbewerb will die europäischeRaumfahrtagentur ESA Europa im All voranbringen.Das ist das Ergebnis des zweitägigenWeltraumgipfels in Sevilla. Die Agenturunter dem Vorsitz des ÖsterreichersJosef Aschbacher will bis 2028 ein Raumfahrzeugvon europäischen Unternehmenentwickeln lassen, das Fracht zur InternationalenRaumstation ISS und zurück zurErde bringen kann. Dadurch könnte sich imTausch die Nutzung künftiger kommerziellerRaumstationen und der Flug von Astronautendorthin ergeben. Außerdem könntedas Gefährt für die bemannte Raumfahrtweiterentwickelt werden.

DIE FURCHE · 459. November 2023Literatur17Wie ein roter Faden ziehen sichbiographische Spuren durch dasSchaffen von Peter Handke.Auch in seinem neuen Roman„Die Ballade des letzten Gastes“finden sie Widerhall.Von Lothar StruckEr wolle bald mit etwasNeuem beginnen, soPeter Handke imJuni letzten Jahres zumir. So etwas wie die„allerletzte“ Erzählung. Er schenkemir schon mal den Titel: „DieBallade des letzten Gastes“. Undes ist erstaunlich, mit welcherPräzision Handke seine Vorhabenzeitlich terminiert. Dennjetzt liegt diese Ballade vor; amEnde, wie so oft, mit einer Zeitangabeder Niederschrift: „Septemberbis November 2022“.Zunächst greift Peter Handkeauf das, was er einmal seinen„Ahnenkult“ nannte, zurück.Die Hauptfigur trägt den NamenGregor. Bereits im allererstenRoman 1966, „Die Hornissen“,gibt es einen Gregor als Hauptfigur.Damals meinte die Literaturwissenschaftnoch Assoziationenzu Franz Kafkas Gregor Samsaausfindig machen zu müssen.In Wirklichkeit war es eineHommage auf Handkes TaufpatenGregor Siutz (oder, slowenisch,Gregor Siveč), einem der Brüderseiner Mutter, der im November1943, 30-jährig auf der Krim seinenTod fand, vier Monate nachdemHans, sein neun Jahre jüngererBruder, im Norden Russlandsgefallen war. Sein Patenkind hatteGregor nie gesehen, aber derjunge Peter Handke hatte dieBriefe seines Onkels gelesen undden Lebensweg verfolgt; das Studium1932‒1937 auf der Landwirtschaftsschulein Maribor,die Rückkehr in sein Dorf als ein„überzeugter Jugoslawe“ und dieAbkommandierung in die Wehrmacht,zwangsrekrutiert alsKärntner Slowene und, das nochdazu, auf einem Auge erblindet.Wieder ein GregorSeither transformiert Handkeseinen Onkel immer wieder inseine Stücke und Prosa. 1981, in„Über die Dörfer“, besuchte Gregorseine auf dem Land lebende Familiein einer Erbschaftsangelegenheitund traf dort seinen BruderHans. In „Die Wiederholung“ von1986 machte sich jemand auf dieSuche, seinen verschollenen BruderGregor im zu Jugoslawien gehörendenSlowenien zu suchen.Und in „Immer noch Sturm“ triumphierte2010 Gregor als Widerstandskämpfergegen die Nazis.Nun also wieder ein Gregor, vonBeruf Chronist, auch er auf einemAuge erblindet. Es beginntauf dem letzten Stück seiner Reise(elf Stunden 33 Minuten dauerteder Flug), der „Heimkehr zu denSeinen“, im Autobus. Eine Wocheist eingeplant bei den Eltern, derSchwester Sophie und deren (formalvaterlosen) Baby, das getauftwerden soll mit ihm als Paten.Er durchfährt eine „menschenleereNatur“, muss die unauffälliggewordenen, „zwischen den Hochbauten“geschrumpften Kirchtürmesuchen. Schon imaginierter den Empfang mit dem kartenspielendenVater, der geschichtenerzählendenMutter und denLiebeskummergeschichten derSchwester. Aber es wird nichtwie immer sein. Denn kurz zuvorhat er auf dem „Taschentelefonschirm“die Bilder des Grabesseines zwei Jahrzehnte jüngerenBruders Hans gesehen, der bei derFremdenlegion war und dort umsLeben kam.Kurz erinnert das Setting anHandkes mütterlichen Teil der Familie,aber es ist ein spielerischerbis selbstironischer Umgang desAutors mit den eigenen Motivenund seinen Ahnenmythen. Nurmanchmal wird die Referenzmaschineangeworfen, dann kommtHomer vor, auch Max Ernst, Grillparzerund ein John-Ford-Filmwerden paraphrasiert.Ein-Mann-ExpeditionGregor ist das Gegenteil von einemAutor, jemand, für den „Erzählen,Gestalten, Umgestalten,Verwandeln … nicht in Frage“kommt. Später erfährt man, dasser Gregor Werfer heißt. Nur einmalzuvor taucht dieser Namebei Handke auf – in der Erzählung„Der Chinese des Schmerzes“(1983), als sich die Hauptfigur AndreasLoser, der kurz zuvor einenHakenkreuzschmierer erschlagenhatte, mit dem Namen„Werfer“ vorstellt.Nichts erzählt der Kurzheimkehrerund designierte Patenonkelseiner Familie vom Tod desBruders, von dem überall im HausFotos stehen oder hängen, währendvon dem Älteren kein Bildzu sehen ist. Seltsame Stimmung;rasch in die gewohnte Schlafkammer.Am nächsten Morgenist kein Halten mehr für Gregor.Er bricht auf zu einer neuen„Ein-Mann-Expedition“, verlässtHaus und Familie, rüstet sichmit Einkäufen, streift auf seinemWeg den einst angelegten Obstgarten,ein „so lichtes wie luftigesGehege, inzwischen umstelltoder auch – Abstand gewahrt –gesäumt von eher bescheidenen,meist ebenerdigen Industrieanlagenund Gewerbebetrieben“, begegnetdem längst pensioniertenPfarrer, der in den nächsten Tagendas Kind der Schwester taufenwird und taucht dann „querwaldein“und „querwaldauf“ inden von Kindheit an bekanntenund dann doch wieder unvertrautenWald. Er übernachtet in einemalten Bombentrichter, umkurvteine Ebene, badet im See, genießtund fürchtet die Stille zugleich.Gregor Werfer ist ein entfernterWiederkehrer (oder Nachahmer?)des Suchers Wilhelm Meister. Malwird die Einsamkeit genossen,dann wieder Gesellschaft gesucht,mal ist die Natur heimelig, dannder Feind. Es entsteht keine Dauer,nur ephemere Glücksmomente,die daher umso kostbarer sindund wie Erscheinungen gefeiertwerden. Es gibt keinen Schriftsteller,der diese Augenblicke derartFoto: IMAGO / ABACAPRESSVertraut undfremd zugleichzum Strahlen bringen kann wiePeter Handke. Da ist ein Zitterneines leeren Spinnennetzes etwaoder das Fallen eines Apfels, dasin der Stille der Dämmerung zu einemGetöse wird. Als er den Wildwuchsim einst so gepflegten Gartenmit einer Motorsäge beseitigt,zeigt sich plötzlich ein Wildapfelbaummit vollen, bitteren Früchten,„daß es dir das Arschloch zusammenziehtbis Allerseelen.“Auf UmwegenGregor wird als „Kippfigur“ erzählt.Ständig ist er in Unrast;bukolische Momente wechselnab in Wahnvorstellungen (die immerhinals solche befragt werden).Mal sucht er Gemeinschaft,dann fürchtet er Vereinnahmung.Ein andermal schwankt die Stimmungzwischen Naturverherrlichungund -bedrohung. Dannwill er wieder unter Menschensein und ist froh, einer „Waldforschungskarawane“zu begegnen.Er wird zu deren Wald- und Welterklärer,erzählt von geheimnisvollenFlechten (das Cover!) undihren Wirkungen, fühlt sich aufgehoben.Und später, nachdem ergenug vom Wald hat, dann diesesfußballspielende Mädchen: „EtwasDerartiges hatte die Welt, zumindestin seiner, meiner Personnoch nicht gesehen.“Er besucht Wirtshäuser, wirdzum „Gasthaussitzer“, der die Gesellschaftgenießt, andererseitsjedoch auch der Leere entgegenfiebert.Selbstredend übernimmter nach der Sperrstunde noch einpaar Arbeiten und bekommt dafürein Nachtquartier. Der letzteGast sein, das Gegenteil eines Kunden.Nach dem langen, weitgehendauktorial erzählten Kapitel von der„Ballade vom letzten Gast“ folgt gegenEnde eine rhythmisch erzählteIch-Perspektive in der „Ballade desletzten Gastes“ als Tour dʼHorizon.Da wird nicht nur die Woche inder (ehemaligen) Heimat reflektiert(„All die sieben Tage nichtsRechtes geschaffen, und jedenAbend rechtschaffen müde“), sondernauch, unterschwellig, einesanfte wie demutsvolle Lebensbilanzerstellt, ein leiser Abschiedmit der wuchtigen BeschwörungWeítere Textezu Peter Handkefinden Sie imDossier „Literaturnobelpreisfür Peter Handke“auf furche.at bzw. diesemQR-Code:„ Keine Frage,,Die Ballade des letztenGastes‘ verlangt Geduld.Wie bei gutem Wein sollteman kleine, intensiveSchlucke nehmen.“einstiger Glücksmomente. „Ja, daswaren noch Zeiten“, heißt es, abergleichzeitig zeigt Gregor auch dieZuversicht, der Täufling „würdeein guter Werfer sein – wennnicht die Krone des Werfer-Geschlechts“.Zu Hause angekommengeht das Leben weiter „wiewenn von nichts die Rede wäre“.Keine Frage, „Die Ballade desletzten Gastes“ verlangt Geduld.„Das ‚Viel Zeit!‘ als Gruß“, fliegt esGregor einmal an. Dieser Gruß istdas Lesegesetz für dieses Buch.Wie bei gutem Wein sollte mankleine, intensive Schlucke nehmen,um das Bouquet nicht nurzu erahnen, sondern zu genießen.Dann erst entfaltet sich ein Kosmos,der seinesgleichen sucht.Der Autor hat bereits mehrereBücher zu Peter Handke verfasst,u.a. „Der mit seinem Jugoslawien“(Ille & Riemer 2013) und „Erzähler,Leser, Träumer“ (Mirabilis 2017).PeterHandkeDieBalladedesletztenGastesSuhrkampPeterHandkeSeit den 1960erJahren gehört derKärntner Schriftsteller(*1942) zuden bekanntestenAutoren des Landes.2019 wurdeer mit dem Nobelpreisfür Literaturausgezeichnet.Die Ballade desletzten GastesRomanvon Peter HandkeSuhrkamp 2023185 S., geb.,€ 24,70

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