DIE FURCHE · 4514 Diskurs9. November 2023ERKLÄRMIR DEINEWELTIn meiner (selbst)zufriedenen Weltvon GesternDen gesamten Briefwechselzwischen Hubert Gaisbauerund Johanna Hirzberger könnenSie auf furche.at bzw. unterdiesem QR-Code nachlesen.Hubert Gaisbauerist Publizist. Er leitete dieAbteilungen Gesellschaft-Jugend-Familie sowieReligion im ORF-Radio.Den Briefwechsel gibt esjetzt auch zum Hören unterfurche.at/podcastEine kurze Nachricht aus unserem „Fanclub“ möge IhrImmunsystem aufrichten, wenn Sie nicht eh schonwieder, wie ich hoffe, auf flinken Beinen sind. Eineliebe ältere Freundin, klug und weise, schreibt mir auf Ihrenletzten Brief hin, dass sie sich in diesen Tagen „genausokraftlos gefühlt hat, aber dass es jemand ausspricht, isthilfreich.“ Also, es ist gut zu wissen, dass es anderen helfenkann, wenn man seine eigene Anfälligkeit zeigen darf.Sie gehen natürlich recht in der Annahme, dass ich keinGamer bin. Bin ich nicht, habe ich auch nie probiert, so wieich auch nie versucht war zu kiffen, obwohleinmal eine lokale Bluesgröße„ Also mir schmecktEssen nicht, wennich es alleine muss.Ich weiß, dass ichprivilegiert bin, wennich einen guten Filmim TV nicht alleineschauen muss. “in einem Interview behauptet hat, ichhätte ihn – anno dazumal – bei einerBesprechung einmal gefragt, ob er einenJoint wolle. Habe ich nicht.Bei der Schilderung Ihres Medienkonsumswährend Ihrer Erkältunghabe ich wieder einige neue Vokabelngelernt. Die Gameonik(inn)enhabe ich mir selber ableiten können,beim Wort durchgebinged habe ichmich ein wenig schwerer getan, bisich auf den Terminus binge watchinggestoßen bin, was so viel heißt wie übermäßiger Medienkonsum.Ja, leider (oder Gott sei Dank!): Ich bleibe immerwieder an Sprachfäden hängen, die mir dann, wenn ichsie bis zum Ursprungsgewebe zurückverfolge, manchenSinn oder Unsinn deutlich machen. Sie schreiben überMedienkonsum, der einsam macht. Das hat mich verlockt,dem Wort „Konsum“ einmal auf den Grund zu schauen.Denn eigentlich sind mir ja die allermeisten Wörter, diemit kon (oder con) beginnen, sympathisch, weil sie auf einMiteinander hinweisen. Bei consumere – von dem ja dasWort Konsum – abstammt, ist dies nicht der Fall. Mein Lateinwörterbuchführt nur Übersetzungen an, die von „erfolglosaufbrauchen“ über „wegraffen“ bis „unnütz verstreichenlassen“ etc. reichen. Ich habe – rein philologisch– keine lebens- oder menschenfreundliche Bedeutung gefunden.Alles ziemlich egoistisch. Also mir schmeckt Essennicht, wenn ich es alleine muss. Ich weiß, dass ich privilegiertbin, wenn ich einen guten Film im TV nicht alleineanschauen muss. Ein wenig alterskokett (eine Wortschöpfungvon mir!), bin ich ja in meiner etwas (selbst) zufriedenenWelt von Gestern, nicht nur, was den Medienkonsumanbelangt. Andererseits wundere ichmich manchmal, was nicht alles inzwischenschon zu dieser Welt vonGestern gehört. Ein Beispiel: In einerkleinen Runde aufgeweckter Studentinnenist das Gespräch – aus gegebenemAnlass – auf das Lichtermeergekommen. Ich erzählte vom Jänner1993, als sich rund 300.000 Menschenauf dem Wiener Heldenplatz versammelthatten, um ein Zeichen gegenRassismus und Ausgrenzung zu setzen.Einer kleinen Gruppe von Personenist es damals gelungen, eine breitezivilgesellschaftliche Bewegung in Gang zu setzen. Einerder Protagonisten, so erzählte ich, war mein alter FreundAndré Heller. Keine Regung bei den Zuhörern. Der Namehatte in ihrer Welt keinen Klang mehr. Groß war meinErstaunen über den Windhauch der flüchtigen Zeit.Liebe Frau Hirzberger, ich kann verstehen, dass Sie dieBilder „dieser Katastrophen“ im TV oft nicht mehr aushaltenund nach fun suchen. Mir ist beim Recherchieren füreinen Adventaufsatz ein Halbsatz hängen geblieben, dervon einer Hoffnung spricht, dass dieses Chaos doch einmalin einen Kosmos verwandelt wird. In diesem Sinne,Von Heiner Boberski Terrorismus an Ferienstränden in Italien, in SpanienIn FURCHE Nr. 32und in der Türkei, Anschläge in Israel und in den USA –38008. August 1996 eine Welle der Gewalt überrollt die Erde.Seit dem Krieg in Nahost steigt auch in Europawieder die Gefahr von Anschlägen. HeinerBoberski hat sich bereits 1996 mit der Frageauseinandergesetzt, wie man Terror begegnetund welche Methoden Terroristen haben.Von einer Blutspur, die sich durchmehrere Länder zieht, zu sprechen,wäre eine Verniedlichung –nein, eine Vielzahl blutgetränkter Netzespannt sich über den ganzen Erdball. Tagfür Tag, Woche für Woche fordern Terroraktein aller Welt ihre Opfer. Hat der DritteWeltkrieg schon begonnen? Ist dieserKrieg kein großer militärischer Konfliktzwischen Staaten, sondern eine ständigeAbfolge vieler kleiner und mittlererGewalttaten, mit denen radikale oppositionelleGruppen oder von Aggressionenbeherrschte Einzeltäter einem Gemeinwesenund seinen Repräsentanten denKampf ansagen?Die Gefahr lauert überall, unter Umständenauch in einem österreichischenBriefkasten, aber meist dort, wo vieleMenschen zusammenkommen. Der Anschlagkann im Vergnügungspark derOlympiastadt Atlanta oder am Badestrandder Adria, in der Bahnhofshallevon Bologna oder in einem Bus in Israel,Terror bedrohtuns alleFoto: APA / Hans Punzin einem amerikanischen Flugzeug oderin der U-Bahn von Tokio stattfinden. Wederin Kirchen, Schulen oder Kindergärtennoch in der Nähe von Kulturschätzen,seien es die Uffizien in Florenz, derSchiefe Turm von Pisa oder die Alhambrain Granada, darf man sich sicher fühlen,schon gar nicht auf Brücken oder inder Umgebung von Strom- oder Sendemasten.[...] Man verwechsle Terrorismusnicht mit dem sittlich anders zu bewertendenVersuch des Tyrannenmordes,wie ihn Graf Stauffenberg am 20. Juli1944 unternahm, der es dabei einzig undallein auf den „Führer“ Adolf Hitler abgesehenhatte. Für die Bombenleger der irischenIRA, der baskischen ETA, der kurdischenPKK oder der palästinensischenHamas gelten hingegen andere Maßstäbe.Sie führen mit den Mitteln des Terrors einenKrieg, den sie offen nie führen und gewinnenkönnten. Terroristen wie sie sindin der Wahl ihrer Ziele nicht zimperlich,nehmen Tod und Verletzung von am KonfliktUnbeteiligten in Kauf, denn sie wollenja allgemein „Terror“, also Schrecken,verbreiten, wollen das System, gegen dassie agieren, destabilisieren.Der Wahnsinn von Terroristen hatmeist Methode. Ob dahinter in allen Fällenüber das Ausleben von Aggressionund persönliches Machtstreben hinausechte politische Ziele stehen, lassen etlicheFälle der jüngsten Zeit bezweifeln.Daß ein Terroranschlag zu einem „Erfolg“für die Terroristen führen kann, hättezum mindesten zur Voraussetzung,daß die Absichten des Urhebers eindeutigerkennbar und nachvollziehbar sind.Der anscheinend von Österreich gewählteWeg, internationale Terroristen in Österreichin Ruhe zu lassen, solange siehierzulande Ruhe geben, ist eine zweischneidigeSache. [...] Kein Gemeinwesen,das auf sich hält, kann auf Erpressungeneingehen, aber jedes wird gut daran tun,nicht nur die Terroristen zu bekämpfen,sondern auch die Ursachen ihrer Aktivitäten,die Wurzeln ihres Hasses zu analysierenund möglichst auszuräumen.AUSGABENDIGITALISIERTVON 1945BIS HEUTEÜBER 175.000ARTIKELSEMANTISCHVERLINKTDEN VOLLSTÄNDIGENTEXT LESEN SIE AUFfurche.atMedieninhaber, Herausgeberund Verlag:Die Furche – Zeitschriften-Betriebsgesellschaft m. b. H. & Co KGHainburger Straße 33, 1030 Wienwww.furche.atGeschäftsführerin: Nicole Schwarzenbrunner,Prokuristin: Mag. Doris Helmberger-FlecklChefredakteurin: Mag. Doris Helmberger-FlecklRedaktion: Philipp Axmann, Dr. Otto Friedrich(Stv. Chefredakteur), MMaga. Astrid Göttche,Dipl.-Soz. (Univ.), Brigitte Quint (Chefinvom Dienst), Victoria Schwendenwein BA,Dr. Brigitte Schwens-Harrant, Dr. Martin Tauss,Mag. (FH) Manuela TomicArtdirector/Layout: Rainer MesserklingerAboservice: +43 1 512 52 61-52aboservice@furche.atJahresabo (inkl. 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DIE FURCHE · 459. November 2023Diskurs15Ähnlich der Kirche propagiert auch der neue SPÖ-Chef Visionen und Ideale (policy). Wie das im Sinnevon politics konkret umgesetzt und wirksam werden soll, bleibt offen. Ein Gastkommentar.Andreas Bablerund die Päpsteseid gute Herren; Sklaven,aber seid gute Sklaven“:Diese von Paulus verwendeteFormel – der „natürlichen“„Herren,Ordnung der Antike entsprechend– zeigt das Wesen der katholischen Soziallehre.Es ging Paulus – ebenso wie der Kirche imspäten 19. und frühen 20. Jahrhundert in RerumNovarum und Quadragesimo anno – nicht um einepolitische Ordnung, also um politics, sondernum eine optimale Ausgestaltung der bestehendenOrdnung. Nur so können die Konkordatemit dem faschistischen Italien, dem nationalsozialistischenDeutschland und dem autoritärenÖsterreich verstanden werden. Die Kircheunter Pius XI. und Pius XII. war nicht faschistischgeworden – sie war nur desinteressiert ander (Un)Ordnung der Diktaturen. Interessiertwar sie nicht an der Freiheit der Bürgerinnenund Bürger, sondern an der Freiheit der Kirche.August Maria Knoll sah in der Paulus-Aussagezur Sklaverei die „Grundsuppe“ der kirchlichenSoziallehre. Er formulierte das keineswegsals moralisierenden Vorwurf, sondernals Fügen der Kirche in die Grenzen, die sie zurZeit des römischen Kaiserreiches ebenso vorfandwie unter den Diktatoren des 20. Jahrhunderts:Die Kirche war und ist keine Freiheitsbewegung,sie hat im Rahmen jeder herrschendenOrdnung soziales Verhalten einzufordern:Statt politics waren und sind policies gefragt;Sozialpolitik und nicht politische Revolution.Fehlende Ecken und KantenDas äußert sich in den Wortmeldungen vonPapst Franziskus zu den Kriegen in der Ukraineund im Nahen Osten: Der Papst mahnt Friedenein. Und weil niemand für Krieg oder gegenFrieden sein kann, gehen seine Wortmeldungenunter. Es fehlen die Ecken und Kanten, dienötig sind, sollen sie politisch Wirkung zeigen.Der Vorsitzende der SPÖ, Andreas Babler,verhält sich so anders nicht. Hat er Schuldigean der Gewaltexplosion in der Ukraine oder imNahen Osten benannt? Sein Schweigen fälltumso mehr auf, als er – von den Medien dem„linken“ Flügel seiner Partei zugerechnet – eigentlichden internationalen Charakter seinerPartei besonders betonen sollte. „Hoch die internationaleSolidarität“ – das kann man eherFoto: Privatauf unverbindlichen Che Guevara T-Shirts undin einer romantisierenden Sicht Fidel Castroserkennen, dessen Revolution eine Diktatur gestürztund durch seine eigene ersetzt hat.Von Babler sind Aussagen bekannt, die vernünftigklingen – etwa Umverteilung von„oben“ nach „unten“ durch Vermögens- oderErbschaftssteuer. Das ist policy, und geradedie katholische Soziallehre (etwa Oswald vonNell-Breunings „gerechter Lohn“) kann für solcheForderungen in Anspruch genommen werden.Aber wie eine Umverteilung der Steuerlastim österreichischen Nationalrat eine Mehrheitfinden soll, wie sie in einem Europa des Binnenmarktesdurchgesetzt werden kann – darüberschweigt der SPÖ-Vorsitzende.DIESSEITSVON GUTUND BÖSEVon Anton Pelinka„ ,Ausländer, seidzufrieden, auchwenn ihr nicht wählendürft!‘: Ist es das,was die SPÖ von derKirche gelernt hat?“Überhaupt, Europa: Von einigen flapsigenAussagen zur EU – die eher nach links- oderrechtsextremem Populismus klangen – hat sichBabler distanziert: missverständliche Jugendsünden.Und doch waren sie eine massive Kritikan der Politik seines Vorgängers Franz Vranitzky,der 1994 Österreich in die EU geführthat. Bablers sozialpolitische Ansagen könntenauch von Herbert Kickl stammen – Sozialpolitik„für unsere Leut’“. „Österreich zuerst“ –das ist weder Marxismus noch demokratischerSozialismus, der sich nach der Oktoberrevolutionvom Leninismus klar distanziert hat.Die römisch-katholische Kirche hat einenVorzug gegenüber den meisten anderen Religionsgemeinschaften:Sie ist übernational. Ebendeshalb müsste sie nicht Rücksicht auf nationaleMachthaber nehmen. Die SPÖ ist Teil einerinternationalen Parteifamilie. Das ist ihregroße Chance, und das Europäische Parlamentbietet für eine solche Partei eine ideale Bühne– auch für eine Sozialpolitik, die ihre Zielgruppenicht nur zwischen Neusiedler- und Bodenseesieht. Das hat Vranitzky erkannt und durchÜberzeugungsarbeit eine Partei, die in der Traditiondes Wortes von Bruno Pittermann dieEWG als „Kapitalistenklub“ abtat, auf die transnationaleBühne der EU geführt. Geht in der Babler-SPÖdiese internationale Sicht verloren?Nur niemandem wehtun – das ist die Essenzpäpstlicher Stellungnahmen zu Krieg und Frieden.Ist das eine Position für eine der internationalenSolidarität verpflichtete SPÖ?Wo bleibt die internationale Solidarität?Die Kirche schließt mehr als die Hälfte ihrerMitglieder – Frauen – mit dem Hinweis auf diemännerbündischen (das heißt frauenfeindlichen)Traditionen vieler Regionen der Weltaus. Auch Papst Franziskus wird daran nichtsändern können, solange er diese Vorurteile respektiert.Doch wozu brauchen wir eine universelleKirche, wenn sie nicht im Sinne deruniversellen Menschenrechte alle einschließt,unabhängig von Geschlecht und „Rasse“? DieSozialdemokratie ist um die Verbesserungder sozialen Situation „unserer Leut’“ bemüht.Wie aber steht es mit der internationalen Solidaritätder SPÖ, wenn sie sich nicht um dieInteressen der legal in Österreich Lebendenbemüht, die von jeder politischen Mitbestimmungausgeschlossen sind?„Ausländer, seid gute Ausländer, zufriedendamit, dass ihr in Österreich leben, wennauch nicht wählen dürft. Sozialdemokrat-(inn)en, konzentriert Euch in Eurer Internationalitätauf Kuba und Nicaragua.“ Ist es das, wasdie Babler-SPÖ von der Kirche gelernt hat?Der Autor ist Politikwissenschafter und warzuletzt Professor an der CEU in Budapest.ZUGESPITZTImmer diesesKarmaEs kracht gewaltig im Reich desschillernden René Benko. Seine Signa-Prime-Gruppeschrieb laut imFirmenbuch hinterlegten Jahresabschluss2022 einen Jahresverlustvon 1 Milliarde Euro, nach einemGewinn von 732 Millionen Euro imJahr davor. Wie es zu diesem Ergebniskam, weiß wohl niemand besser,als Benko selbst. Es gehe nicht nurum sein Vermögen und viele Milliardenvon Investoren, schreibt etwadie Frankfurter Allgemeine Zeitung.Auch das Stadtbild vieler Städte seiin Gefahr. Einige Signa-Mitgesellschafterhatten vergangene Wochedaher in einem persönlichenSchreiben den Rückzug von Benkound die Einsetzung des deutschenSanierungsexperten Arndt Geiwitzals Generalbevollmächtigten gefordert.Es bleibt also weiterhin spannendim Signa-Imperium. Erst vergangenenJuni verkaufte Signa denMöbelhändler Kika/Leiner an dendeutschen Investor Frank Albert.Kurz nach dem Verkauf leitete derKäufer ein Sanierungsverfahrenein. Benko hatte sich für diesen Verkaufdamals viel Kritik eingefangen.Vielleicht sind die vielen Verzweigungender Signa-Gruppe demImmobilienkönig selbst zu viel geworden.Aber von ihm selbst fehltnoch jedes Signa(l). Ein Schelm, werda an den Spruch „Karma is a bitch“denkt.Manuela TomicNACHRUFKämpferin gegen die Ausbeutung von FrauenEs ist Mitte der 1980er Jahre, als Lea Ackermann alsLehrerin nach Ruanda und Kenia geschickt wird.Die gelernte Bankkauffrau war 1960 in den Ordender Missionsschwestern „Unserer Lieben Frau von Afrika“eingetreten. Was sie schließlich in Afrika erlebt,sollte ihr Wirken ein Leben lang prägen.Sie trifft auf Frauen, die sexuell ausgebeutet, in dieZwangsprostitution getrieben und wie Waren gehandeltwerden. Das kann sie nicht mitansehen und beschließt,sich um „die chancenlosen Töchter“ zu kümmern. Es istder Grundstein für die internationale MenschenrechtsundHilfsorganisation „Solwodi“ (Solidarity with Womenin Distress - zu deutsch: „Solidarität mit Frauen inNot“). Anfänglich unter spartanischen Umständen undmit ein wenig Spendengeld aufgebaut, kann Ackermannihre Organisation über die Jahre auf internationale Beinestellen. Auch in Deutschland, Rumänien, Österreichund Ungarn wird der Verein aktiv und setzt sich mitSchutzwohnungen, Beratungsstellen und unterschiedlichenProjekten für Frauen ein.Ackermann hilft fortan nicht nur beim Ausstieg ausder Zwangsprostitution. Die 1937 im deutschen Saarlandgeborene Ordensfrau widmet ihr Leben dem Kampfgegen die Ausbeutung von Frauen. Sie scheut nicht davorzurück in Bordelle zu gehen, um mit Betroffenen zusprechen; bringt in den späten 1980er Jahren Themenwie Prostitution und geschlechtsspezifische Gewalt aufdie Agenda und mischt mit ihrer Forderung nach einemSexkaufverbot die Politik auf. Das bringt ihr unter anderemdas Große Bundesverdienstkreuz der BundesrepublikDeutschland, den Augsburger Friedenspreis undmehrere Ehrendoktortitel. Von ihrer Sache bleibt sieaber bis zum Schluss überzeugt. „Wenn es um von Gewaltbetroffene Frauen ging, dann war sie nicht an Regelnoder Konventionen gebunden, dann war ihr keinAnruf zu viel, kein Weg zu weit, um sich mit voller Kraftfür die Frauen einzusetzen“, blickt die Vorsitzende vonSolwodi Deutschland, Maria Decker, auf AckermannsLebenswerk zurück.Im Alter von 86 Jahren hatte die Gründerin schon längergesundheitlich zu kämpfen. Nach einer Operation istsie just am Allerheiligentag nicht mehr aus einer Narkoseaufgewacht, teilte Solwodi über seine sozialen Netzwerkemit. Mit ihrem unermüdlichen Kampf für dieRechte von Frauen hat sie ein gewichtiges Erbe mit großemAuftrag hinterlassen. (Victoria Schwendenwein)Foto: © Superbass / cc-by-sa-3.0 (via Wikimedia Commons)Lea Ackermannist im 87. Lebensjahrin Trier verstorben.1985 hat sie dieHilfsorganisation„Solwodi - Solidaritywith Women inDistress“ gegründet.
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