DIE FURCHE · 10 8 Politik/Religion 9. März 2023 Zum 80. Geburtstag Buseks schrieb Wolfgang Schüssel eine Würdigung, nachzulesen unter „Ein bunter Vogel bleibt auch im Alter bunt“ (24.3.2021). Kritiker und Korrektiv Er war ÖVP-Chef, österreichischer Vizekanzler, Vorstandsvorsitzender des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa – sowie ebenso überzeugter wie kritischer Christ: Erhard Busek (1941–2022). Von Thomas Köhler Wenn man auf dem Wiener Zentralfriedhof die sogenannte Dr. Karl Lueger- Gedächtniskirche verlässt, befindet sich – bezeichnenderweise nicht rechter – linker Hand das Ehrengrab von Erhard Busek. Der bei aller Skepsis und Kritik bekennende Christ und ehemalige Vizekanzler der Republik verstarb im März vor einem Jahr im Alter von achtzig Jahren. Mit fünfundfünfzig war er aus der Politik geschieden – politisch war er sein Leben lang geblieben. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine hatte ihn wie ein Schlag getroffen und ihm das Herz gebrochen. Es war, ja ist ein Krieg in Mitteleuropa, wie er es definierte. Seine Prägung hatte Busek im Wien der Nachkriegszeit erlebt. Damals ging es um Wiederaufbau, indem man den äußeren und inneren Schutt entfernte, der Österreich belastete. Außen waren die Straßen und Plätze voller Ruinen und Staub der ehemals herrlichen Stadt. Man räumte weg, manches baute man wieder auf, vieles riss man ab. Was für die Stadt KLARTEXT Ostern. Fasten. Körper Frühlingsgefühle. Fastenzeit. Für manche ein kleiner Fitness- und Wellness-Anstoß: weniger Fleisch und Alkohol. Wohlstandsstrapazierte Luxuskörper kompensieren. Ein paar Wochen, besser als nichts. Hilft vielleicht ein bisschen gegen Körperentfremdung: gegen Fettleibigkeitsepidemie, Hyperkosmetik, Schönheitschirurgie. Körperaufmerksamkeit führt auch zu esoterischen Varianten. Wenn man mit den Göttern nicht zu Rande kommt, beginnt man in sich hineinzuhorchen, zu den Energien und Strömen. Neuerdings ist uns aber die Sterblichkeit dieser Körper aufgedrängt worden, zunächst durch die Epidemie: Seuche, Krankheit, Be atmung. Plötzlich kommen die Todeszahlen in die Abendnachrichten. Dann durch den Kriegsausbruch: Dort geht es um Menschenkörper, die kämpfen, frieren, sich in Kellern verkriechen, leiden und sterben. Wieder die alltäglichen Todeszahlen in den News. Westliche Kollateralphänomene des Krieges sind jene Knappheiten, die infrage stellen, ob die Vor einem Jahr, am 13. März 2022, ist Erhard Busek über raschend verstorben. Warum Menschen wie er der ÖVP wie der katholischen Kirche schmerzlich fehlen. Eine Erinnerung. Erhard Busek, Zoon politikon galt, galt auch für den Staat. Innen verbot man sich die Erinnerung an den Nationalsozialismus. Was Sigmund Freud „Verdrängung“ nannte, wurde kollektives „Unterbewusstsein“. Doch Busek stand – ebenso wie Viktor Frankl, der mehrere Konzentrations lager überlebt hatte – nicht aufseiten eines „Antifaschismus“ als „Überbewusstsein“. Er mochte den Begriff ganz und gar nicht. Von Manfred Prisching Optimierung des näheren Habitats, nämlich die Stabilisierung der Raumtemperatur, wirklich zu den zwingenden Bequemlichkeiten gehört, unabhängig von der Saison. Ist 22 Grad Celsius ein Menschenrecht? Stabile Körperlauschigkeit, sodass man quer durch das Jahr nichts mehr spürt: nicht Regen und Trockenheit, nicht Winter und Sommer. Jede Natürlichkeitserfahrung eliminieren, kein Frösteln oder Schwitzen. (Oder ist das bloß die alte Zivilisationskritik über Verwöhnung und Abhärtung?) Haben entnatürlichte Körpergefühle mit mangelnden Naturgefühlen und reduziertem Klimabewusstsein zu tun? Die Spekulation bringt uns zur Osterzeit und zum Frühling zurück: Schließlich geht es dabei nicht nur um Eier und Schinken, sondern auch um Körper, Tod und Erlösung. Der Autor ist Professor für Soziologie an der Universität Graz. Unter „Ukraine- Krieg: Was nun wesentlich ist“ (2.3.2022) hat Busek kurz vor seinem Tod einen Grundsatztext formuliert, siehe furche.at. Einerseits lehnte Busek kollektive Schuld ab, andererseits befürwortete er kollektive Verantwortung: eine Haltung, worin die beiden Seelen seiner Brust, Jurist und Historiker, eins wurden. Darin stimmte er mit seinem Pendant in den 1990er Jahren überein, Franz Vranitzky, mit dem er seinen größten Triumph feierte: den Beitritt zur Europäischen Union. Dadurch erhoffte er eine Katharsis der österreichischen Geschichte und Politik, um das Kleine und Kleingeistige zugunsten des Großen und Großgeistigen zu überwinden. Irrte er, pars pro toto, angesichts der Qualität der „alten“ Debatten im „neuen“ Parlament, wie wir sie – eher einer Restaurierung denn einer Renovierung gleich – heute wieder erleben? „ Gerade eine Partei wie die ÖVP und eine Kirche wie die katholische in Österreich benötigen einen – nicht destruktiven, sondern konstruktiven – Geist der Kritik und Skepsis. “ Ein Tor zur wahren Welt erkannte Busek in Bildung und Kultur. Als ÖVP-Bundesparteiobmann sowie Wissenschafts- und Unterrichtsminister nahm er gegen viele Widerstände den Staat zurück und stärkte die Autonomie der Universitäten, führte im europäischen Kontext die Fachhochschulen ein und verhinderte zugleich, dass jede Landesrätin und jeder Bürgermeister sofort eine bekam, modernisierte die Museen und förderte in der Tradition von Monsignore Otto Mauer, einem Vorbild seiner Jugend, den Diskurs mit Künstlern. Welchen nachhaltigen und vorbehaltlosen Dialog Foto: APA / Georg Hochmuth suchen Partei und Kirche heutzutage mit Intellektuellen und Kreativen? Sicher wären sie hier wie dort ein Stachel im Fleisch – aber kein giftiger, sondern ein pikanter! Was für den Bundespolitiker Busek galt, galt auch für den Wiener Landespolitiker. Das damals eher grau wirkende Wien wurde durch seine Impulse bunter. Typisch war, dass SPÖ und Grüne Buseks Ideen schließlich übernahmen, während die ÖVP-„Bünde“ ihn als Obmann absetzten. Von den Prozenten, die Busek damals erreichte, träumt die Wiener ÖVP heute vergebens. Dem gleichen Dilemma erlag er auf höherer Ebene. So riet er seinem Nachfolger als Obmann der Bundes-ÖVP, Wolfgang Schüssel, seine Intelligenz besser zu verbergen, als es ihm gelungen war. Wer zu farbig ist, passt nicht ganz in eine Bewegung, die eher aus Bourgeois denn aus Citoyens besteht. Es ist wichtig, Busek im äußeren wie im inneren Konflikt zu verstehen. Was die katholische Kirche betrifft – es war „seine“ nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen –, so warf sich der von der Ära Kardinal Franz Königs Geprägte ständig vor, Kurt Krenn als Bischof nicht durch einen Widerspruch im Ministerrat verhindert zu haben. Busek dachte und fühlte dabei als Zeuge des Zweiten Vatikanischen Konzils, worin ein Weltgeist gegen den Dorfgeist im Klerus angetreten war und Papst Johannes XXIII. die für Busek bestimmenden Worte gesprochen hatte, „die Fenster zu öffnen!“. Wie steht es mit den „Türen“ heute? Wo bleibt die Mission, wo die Courage? Einer der letzten Artikel, den Busek für das „Jahrbuch für politische Beratung“ zu schreiben zugesagt hatte, war einer über die Ära Christoph Schönborns. Er blieb unvollendet. Busek war Katholik im Wortsinn: universal und nicht atomar. Dass die Kirche in Wien und Österreich seines Ermessens quantitativ und qualitativ so viele Rückschläge verzeichnete, grämte ihn ungeheuer. Allein die brennende Frage, ob der gegenwärtige Kardinal vielleicht der letzte einer „ewigen“ Reihe sei, ließ ihn nicht los: Wo stehe das Kreuz heute? Wo bleibe die Mission? Welches Herz schlage ohne Courage? Als Christ in der Demokratie, als christlicher Demokrat, ja Christdemokrat war Busek klar: Offenheit ohne Werte ist hohl, Werte ohne Offenheit sind schmal. In dem unter seinem Vorsitz beschlossenen Grundsatzprogramm betonte die ÖVP – von manchen Libertins ignoriert – so vehement wie nie zuvor und danach den Begriff der Christdemokratie: einer Christdemokratie freilich, die – um Breite und Weite zu signalisieren – nicht nur konservativ, sondern auch liberal (nicht liberalistisch) und sozial (nicht sozialistisch) sei. Derselbe Rahmen wäre heutzutage – als Zeichen für Einheit in Vielfalt – ebenso für die Kirche aktueller denn je. Ein Jahr nach seinem Tod scheinen beide, Partei und Kirche, eine Person wie Erhard Busek jedenfalls dringend zu brauchen. Nicht als Regel, sondern als Ausnahme. Jemand wie er fehlt. Gerade eine Partei wie die ÖVP oder eine Kirche wie die katholische in Österreich benötigen einen – nicht destruktiven, sondern konstruktiven – Geist der Kritik und Skepsis. Vielleicht sind Menschen wie er dann und wann eine Plage. Aber sicherlich sehen sie eine Krise nicht nur als Risiko, sondern auch als Chance. Der Autor ist Psycho- und Logotherapeut sowie Co-Herausgeber des aktuellen „Jahrbuchs für politische Beratung 2021/2022“ (Edition mezzogiorno). Von 1991 bis 1995 war er einer der Sekretäre von Erhard Busek. Demnächst erscheint gemeinsam mit Christian Mertens und Lojze Wieser als Co-Herausgeber „Einheit in Vielfalt – Erhard Buseks Welten“ (Wieser Verlag / ProVerbis).
DIE FURCHE · 10 9. März 2023 Gesellschaft 9 Es gibt immer weniger Holocaust-Zeitzeugen. Ihre Wunden prägen aber Familien über Generationen. Künstlerin Alexandra Ben-Abba im Interview über die Erforschung der eigenen Identität. Das Gespräch führte Silke Ruprechtsberger Am 12. März vor 85 Jahren erfolgte der „Anschluss“ Österreichs an Nazideutschland. Die letzten Zeitzeugen, die das „Niemals wieder“ lebendig halten, verstummen jedoch. „Man kann nicht wiedergutmachen, was passiert ist. Aber wenn man die Scherben ansieht, kann man daraus zumindest etwas lernen“, sagt Alexandra Ben-Abba. In ihren internationalen „Broken Pieces“-Workshops lädt die israelische Künstlerin zur kreativen Auseinandersetzung mit individuellen und gesellschaftlichen bzw. historischen Brüchen ein. Ein Gespräch über die Kraft der Unvollkommenheit und den künstlerischen Umgang mit den Scherben der Schoa. DIE FURCHE: In Ihren Glasperformances laden Sie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter dem Motto „Broken Pieces“ ein, sich mit dem eigenen Leben auseinanderzusetzen. Wie läuft das ab? Alexandra Ben-Abba: Glas ist einfach ein faszinierendes Material, ich denke nicht nur für mich, sondern für viele Menschen. In meinen Workshops bitte ich die Gäste, Alltagsobjekte wie Teller oder Gläser mitzubringen und eine etwas andere Perspektive dazu einzunehmen, indem sie sie zerbrechen und aus den Teilen mit Kitt, Kleber und Farbe etwas Neues schaffen. Die Phrase What’s on your plate? – Was ist auf deinem Teller? – bedeutet im übertragenen Sinn auch „Welche Erfahrungen machen dich aus, welche Rollen nimmst du ein?“. Es geht also letztendlich um die Erforschung der eigenen Identität, der eigenen Geschichte und der eigenen Lebensbrüche. Was davon die Menschen vor sich selbst, aber auch vor der Gruppe „auf den Tisch legen“ und wie sehr sie dabei in die Tiefe gehen, ist ihre persönliche Entscheidung. Manche nutzen den Workshop zum Austausch, andere arbeiten ruhig an ihrem Objekt, ohne sich mitzuteilen. Jede Gruppe ist komplett anders, je nachdem, wie groß sie ist und welchen Hintergrund sie hat. DIE FURCHE: Das, was bei den Menschen hier „auf dem Teller liegt“, sind ja zunächst – nicht zufällig – Scherben. Welche Bedeutung haben diese „broken pieces“ in diesem Prozess? Ben-Abba: Das ist tatsächlich sehr spannend, wie unterschiedlich die Menschen reagieren. Manche haben kindlichen Spaß daran, mit dem Hammer auf das Glas zu hauen, andere trauen sich kaum, weil man so etwas im Alltag nicht macht. Und dann ist bei vielen der erste Impuls, die Teile Wie aus Scherben Neues entsteht wieder zusammenzusetzen, damit es so perfekt wie möglich aussieht. Ich versuche ihnen zu vermitteln: Es muss nicht wieder heil werden. Zerbrochenes kann auch gar nicht heil werden. Ich möchte die Menschen dazu einladen, die Chance zu nutzen, zu verstehen, dass es in Ordnung ist, wenn etwas zu Bruch geht, dass man damit arbeiten, dass etwas Neues daraus entstehen kann, dass nichts vollkommen sein muss. Und dass man in diesem Prozess auch zusammenhelfen kann. Die Menschen können sich meist zunächst nicht vorstellen, dass man aus einer zerbrochenen Flasche trinken, auf einer Scherbe essen kann. Im Workshop zeige ich ihnen, dass das geht. Ich habe diesen Workshop einmal in Israel mit psychiatrischem Pflegepersonal gemacht, das war großartig. Therapeuten und Sozial arbeiter verstehen die Metaphorik dahinter so klar, weil sie eben mit Menschen arbeiten, die seelische Wunden haben. DIE FURCHE: In der Dinner-Performance, die Sie Ende Jänner am Internationalen Holocaust-Gedenktag im ehemaligen jüdischen Vereinshaus in der Herklotzgasse 21 in Wien-Fünfhaus veranstaltet haben, bekamen die „broken pieces“ auch eine historische Dimension, nämlich den Blick auf die enormen Scherben der Vergangenheit, die die Schoa hinterlassen hat. Der Workshop begann mit einer Gedenkminute an die Opfer und endete mit einer Art gemeinsamem „Schabbat-Mahl“, bei dem Sie und Ihre Familie in Salz getunktes Brot und Wein mit den anderen geteilt haben. Ben-Abba: Ja, und die Botschaft ist hier dieselbe: Wir müssen nicht zurückgehen und können das auch gar nicht. Man kann nicht wiedergutmachen, was passiert ist. Aber wenn man die Scherben ansieht, sie vielleicht auch einfach sein lässt oder etwas Neues daraus macht, kann man daraus zumindest etwas lernen. Hinzusehen ist enorm wichtig – auch im übertragenen Sinn. Und das abschließende, gemeinsame Essen verbindet. DIE FURCHE: Was bedeutet das Gedenken an den Holocaust für Sie persönlich? Ben-Abba: Ich habe tatsächlich eine sehr persönliche Beziehung dazu: Meine Großmutter mütterlicherseits war eine Au schwitz- Überlebende. Sie wuchs in der damaligen Tschechoslowakei auf und hatte zeit ihres Lebens eine starke Verbindung zu Osteuropa. Sie sprach nie über das, was ihr widerfahren ist. Ihr Zugang zum Leben war, es so viel wie möglich zu genießen. Später habe ich erfahren, dass meine Großmutter väterlicherseits in Wien aufgewachsen ist, bei meinem jetzigen Besuch konnte ich das Haus in Hietzing anschauen, in dem sie gelebt hat. All das ist sehr neu für mich, und ich muss das erst verarbeiten. Ich habe sogar eine Silberplatte und Kissenüberzüge mit ihren Stickereien, die einmal in diesem Haus in Wien aufgelegt worden waren. Ähnlich wie im Buch „Der Hase mit den Bernsteinaugen“ habe ich nun mit diesen Textilien auch ein konkretes Objekt, dessen Geschichte ich verfolgen kann. Da gibt es noch viel nachzuforschen. DIE FURCHE: In Österreich wird viel darüber diskutiert, wie man jetzt, wo die letzten Holocaust-Überlebenden sterben, den nachfolgenden Generationen das Geschehene vermittelt. Wie denken Sie darüber? Ben-Abba: Nachdem ich in den USA und Israel gelebt habe, habe ich zwei sehr unterschiedliche Zugänge zur Holocaust-Erziehung für Kinder kennengelernt. In Israel ist sie ein großer Teil der Kultur und allgegenwärtig. Man spricht in der Schule darüber, es gibt einen Gedenktag und eine Schweigeminute, und die Kinder „ Ich versuche zu vermitteln: Es muss nicht wieder heil werden. Zerbrochenes kann auch gar nicht heil werden. “ ZUR PERSON Regine Bogensberger (14.2.2008) über die Folgen des Holocausts in „Die Wahrheit erstickte im Schweigen“ auf furche.at. Die Performancekünstlerin Alexandra Ben- Abba (43) wurde in den USA geboren und wuchs in Israel auf. Später kehrte sie für ihr Masterstudium mit Schwerpunkt Glas in die USA zurück. Zu Beginn der Corona- Pandemie übersiedelte sie mit ihrer Familie wieder nach Israel, wo sie mit ihrem Mann, dem Therapeuten und Musiker Tal Gur, und ihren beiden Töchtern lebt. Am Holocaust- Gedenktag war sie für einen Workshop des Vereins „coobra“, der mit Unterstützung des Zukunftsfonds, des 15. Wiener Bezirks und der Israelischen Botschaft realisiert werden konnte, zu Gast in Wien (das Bild zeigt Ben-Abba, li., mit Silke Ruprechtsberger). Foto: Amela Risti Persönliche Brüche Von Scherben essen ist möglich, ebenso wie aus den Brüchen der eigenen Identität zu lernen. Das will Alexandra Ben- Abba, Enkelin von Holocaust- Überlebenden, vermitteln. lesen von sehr klein auf Bücher darüber. Obwohl meine Großmutter und Mutter wenig über das Geschehene sprachen, war der Holocaust für mich ein wichtiges Thema, dem ich nicht entkommen konnte – und auch gar nicht wollte. Als ich in die USA kam und dort im jüdischen Erziehungswesen arbeitete, merkte ich, dass hier erst ab der dritten Schulstufe darüber gesprochen wird – und das empfand ich irgendwie als erleichternd. Mit meinen eigenen Töchtern versuche ich offen, aber behutsam umzugehen. Seit ich wieder in Israel zurück bin und in der Nähe meiner Mutter wohne, ist mir klar geworden, wie unmittelbar der Holocaust sie und damit mein Leben beeinflusst hat. Viele Nachkommen von Überlebenden tragen einen Zorn in sich, der sich über Generationen hinweg weiter zu übermitteln scheint. Foto: Iva Herzog
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