DIE FURCHE · 32 10 Diskurs 8. August 2024 ERKLÄR MIR DEINE WELT Sehnsucht nach Geborgenheit Den gesamten Briefwechsel zwischen Hubert Gaisbauer und Johanna Hirzberger können Sie auf furche.at bzw. unter diesem QR-Code nachlesen. Hubert Gaisbauer ist Publizist. Er leitete die Abteilungen Gesellschaft- Jugend-Familie sowie Religion im ORF-Radio. Den Briefwechsel gibt es jetzt auch zum Hören unter furche.at/podcast „ Ich bin sicher, dass ich meinen Enkelinnen gerne ‚gehorsam‘ bin, lieber sogar, als ich es je meinen eigenen Eltern war. Ich höre auf sie und das ist ein gutes Gefühl. “ Nach der Lektüre Ihres jüngsten Briefes hatte ich wieder einmal die ganz simple Erleuchtung: Es kommt darauf an, ob und wann man im Leben gelernt hat, dass alles seine Zeit hat. Festhalten und Loslassen. Ich registriere natürlich deutliche Unterschiede zwischen meinem Verhalten und dem meiner Kinder ihren Kindern gegenüber. Aber eins will ich mir jetzt immer wieder ins Bewusstsein rufen: Ich bin nicht mehr verantwortlich dafür, was meine Kinder oder Enkelkinder zum Beispiel essen. (Wobei ich als Nachkriegskind sofort jede Lanze für Butter brechen will – trotz meiner leicht erhöhten Cholesterinwerte.) Ich sage mir: Du kannst dich gar nicht mehr verantwortlich fühlen! Du weißt gar nicht, was die Kinder und die längst erwachsenen Kindeskinder so alles „zu sich nehmen“. Wörtlich und im übertragenen Sinn. Du kannst nur vertrauen: Wenn du Richtiges gesät hast, wird schon Richtiges aufgehen. Und hoffen, dass das Falsche ihnen nicht schadet. Ob sie nun auf Studienaustausch in Alaska sind oder im Schwimmbad neben ihrem Handy dösen. Loslassen. Alles andere ist vorbei. Wie unterschiedlich das bei den Generationen einst und heute ist, weiß ich einfach zu wenig. Nur eines ist mir immer wieder bei Befragungen aufgefallen: die hohe Zustimmung der Jungen zu der Institution Familie. Sehnsucht nach Geborgenheit. Wahrscheinlich. Man spricht und schreibt ja jetzt viel von Großelternkarenz, Tag der Großeltern etc. – ich halte da meine Meinung zurück. Ich freue mich aber, wenn ich selber erlebe – ganz ohne öffentliche Proklamation –, dass spürbar Beziehungen über die Generationen hinweg funktionieren. Und zwar nicht immer nur One Way, also von den Alten zu den Jungen. Sondern auch umgekehrt! Ich bin sogar sicher, dass ich meinen Enkelinnen gerne „gehorsam“ bin, ja lieber sogar, als ich es je meinen eigenen Eltern war. Ich höre auf sie. Und das ist ein gutes Gefühl. Ich beschäftige mich gerade – und immer wieder – mit einem Buch der Bibel, dem „Buch Tobit“. Das ist eine märchenhafte Lehrgeschichte aus dem Ersten Testament, die leider kaum jemand kennt. Es geht um Loslassen und um Vertrauen. Da gerät ein verantwortungsbewusster und sehr gesetzestreuer älterer Mann namens Tobit in Schwierigkeiten; er ist erblindet und möchte sein Leben in Ruhe und Ordnung beschließen. Er schickt seinen sehr jungen Sohn Tobias in ein anderes Land, damit dieser bei Verwandten einen größeren Geldbetrag abhole, der in guten Zeiten dort hinterlegt worden war. Nur: Die Reise ist weit und die Wege sind gefährlich. Tobias findet einen Reisebegleiter, dem auch der Vater vertraut, und zieht los. Die Mutter ist verzweifelt, sie ist jetzt mit dem alten blinden Mann allein. Sie macht ihm heftige Vorwürfe. Wer wird sich um sie beide kümmern, wenn der Sohn nicht mehr zurückkehrt! Tobit tröstet seine Frau und überzeugt sie von seinem Vertrauen. Was von nun an passiert, ist eine Folge von überaus wundersamen Ereignissen, die allesamt dazu beitragen, dass sich am Ende der Erzählung alle beteiligten Personen am gemeinsamen Happy End erfreuen können. Liebe Frau Hirzberger, am liebsten würde ich Ihnen jetzt die ganze Tobit-Geschichte erzählen. Aber Sie können sie ja bei einer guten Tasse orientalischen Tees selber lesen. Es lohnt sich. Von Robert Jungk Jährlich gedenkt die Welt den Opfern des Atombomben- In FURCHE Nr. 3 angriffs der USA auf Japan. Wie hat dieses die 3800 16. Jänner 1958 Beziehungen zwischen den beiden Staaten geprägt? Der Atombombenangriff der USA auf Japan jährt sich am 6. August zum 79. Mal. 1945 wurden innerhalb von drei Tagen zwei nukleare Bomben auf Hiroshima und Nagasaki geworfen. Auch dieses Jahr wird weltweit an diese Ereignisse gedacht, die katastrophale Folgen für die beiden japanischen Städte hatten. Der deutsch-österreichische Journalist und Zukunftsforscher Robert Jungk hat in der FURCHE bereits im Jahr 1958, wenige Jahre nach dem Angriff, über die politischen Auswirkungen und Dimensionen geschrieben. 79 Jahre nach Hiroshima werden in diesem Jahr wieder wie im Vorjahre „Vermutlich rund 30 Personen an der ‚Atomkrankheit‘ sterben, und diese Zahl ist eher zu hoch als zu tief gegriffen“, sagte mir Doktor Harada, der Vorsitzende einer japanischen Ärztevereinigung in Hiroshima, die sich besonders mit dem Studium der durch das Bombardement verursachten Gesundheitsschädigungen befaßt. „Wir erkennen immer mehr, daß die Strahlung letzten Endes auch den letalen Ausgang von ‚gewöhnlichen‘ Krankheiten beschleunigt. Alle Personen, die sich in einem Umkreis von weniger als zwei Kilometer vom Zentrum der Explosion befanden, haben eine Art ‚Injektion‘ erhalten, die die natürlichen Abwehrkräfte ihres Körpers lebenslänglich mindert. Der Prozentsatz der Todesfälle unter den sogenannten ‚Ueberlebenden‘ in Hiroshima ist — auch wenn sie glücklich genug waren, ohne Brandwunden und Bluterkrankungen davonzukommen — um ein Vielfaches höher als der der anderen Bürger von Hiroshima, die erst nach der Katastrophe herkamen.“ [...] Sowohl die „Abteilung für Atomkrankheiten“ im Rot- Kreuz-Spital als auch die „Vereinigung der Ärzte zum Studium und zur Behandlung von Atomkrankheiten“ sind erst Gründungen der allerletzten Jahre. Von 1945 bis 1955 wurde zwar in der ganzen Welt den Opfern von Hiroshima das wortreiche Bedauern einer vor ihren eigenen Möglichkeiten erschreckten Menschheit ausgedrückt, aber sonst geschah für die Überlebenden dieser ersten Atomkatastrophe so gut wie nichts. [...] Nach allgemeiner Ansicht hat der Abwurf der Atombombe durch die Amerikaner unter den Überlebenden erstaunlich wenig Haßgefühle gegen die Vereinigten Staaten hervorgerufen. Der Einsatz der Kernwaffe wurde eben als Kriegshandlung angesehen. Kritisiert wurde höchstens das ungenaue Zielen der Bombermannschaft, die ihre Ladung mitten ins zivile Stadtgebiet hineinwarf, statt direkt auf die ausgedehnten Militäranlagen von Hiroshima. Weit mehr als die Bombe selbst hat die von der amerikanischen Atomenergiekommission eingerichtete Atomic Bomb Casualty Commission (ABCC) zur Ausbreitung des Antiamerikanismus beigetragen. Soziologen oder Sozialpsychologen, die studieren wollen, Foto: Wikipedia wie Reibungen und Spannungen zwischen Angehörigen verschiedener Nationen entstehen, würden hier überreichlich Material finden. Denn statt, wie man hoffte, die Beziehungen zwischen Amerikanern und Japanern zu verbessern, hat die ABCC das Verhältnis in gefährlicher Weise vergiftet und bei der Bevölkerung die Auffassung gefestigt, die Amerikaner seien „unmenschlich“. AUSGABEN DIGITALISIERT VON 1945 BIS HEUTE ÜBER 175.000 ARTIKEL SEMANTISCH VERLINKT DEN VOLLSTÄNDIGEN TEXT LESEN SIE AUF furche.at Medieninhaber, Herausgeber und Verlag: Die Furche – Zeitschriften- Betriebsgesellschaft m. b. H. & Co KG Hainburger Straße 33, 1030 Wien www.furche.at Geschäftsführerin: Nicole Schwarzenbrunner, Prokuristin: Mag. Doris Helmberger-Fleckl Chefredakteurin: Mag. Doris Helmberger-Fleckl Chefredakteurin Digital: Ana Wetherall-Grujić MA Redaktion: Philipp Axmann BA, MMaga. Astrid Göttche, Dipl.-Soz. (Univ.) Brigitte Quint (CvD), Magdalena Schwarz MA MSc, Dr. Brigitte Schwens-Harrant, Mag. Till Schönwälder, Dr. Martin Tauss, Mag. (FH) Manuela Tomic Artdirector/Layout: Rainer Messerklinger Aboservice: +43 1 512 52 61-52 aboservice@furche.at Jahresabo (inkl. Digital): € 298,– Digitalabo: € 180,–; Uniabo (inkl. Digital): € 120,– Bezugsabmeldung nur schriftlich zum Ende der Mindestbezugsdauer bzw. des vereinbarten Zeitraums mit vierwöchiger Kündigungsfrist. 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DIE FURCHE · 32 8. August 2024 Diskurs 11 In Serbien protestiert die Bevölkerung – zu Recht – gegen den geplanten Lithium-Abbau für Batterien. Warum die Transformation ohne Einschränkungen nicht gelingen wird. Ein Gastkommentar. Der fragwürdige Segen der E-Mobilität Immer noch wird die E-(Auto-)Mobilität als Allheilmittel zur CO₂-Reduktion gepriesen. Wenn man etwas genauer recherchiert, kommt man aber zu vielen offenen Fragen, wobei man auch hier – wie bei anderen Umweltthemen – einer verbreiteten (beabsichtigten?) Uninformiertheit über schon lange bekannte Probleme begegnet. Nun erreichen uns gerade in den letzten Wochen aufrüttelnde Berichte über den massiven Widerstand der Bevölkerung Serbiens gegen den dort – auch im Interesse Deutschlands und seiner Autoindustrie – geplanten Lithium-Abbau. Tausende protestieren gegen die dadurch entstehende massive Umweltgefährdung. Zudem befürchten serbische Umweltaktivisten, dass rechtsstaatliche und ökologische Standards von ihrer Regierung ignoriert werden. Allein dieses Beispiel zeigt das Dilemma eines „Verkehrs-Green-Deal“, der engstirnig und ohne auf problematische Rohstoffe und ihre Herkunftsländer zu achten, auf E-Mobilität als Zukunftstechnologie setzt. Falsches Wohlstandsversprechen Dabei ist das alles schon jahrelang bekannt, von der Politik aber stets ignoriert. Felix Dorn, ein junger Wirtschaftswissenschaftler der Universität Innsbruck (heute am Institut für Internationale Entwicklung der Uni Wien tätig), warnte schon 2020 im Buch „Der Lithium-Rush“ (Oekom-Verlag) vor den massiven Gefahren des Lithium-Abbaus – am Beispiel Lateinamerikas – und sprach vom „fragwürdigen Segen der E-Mobilität“. Er schilderte dabei auch die Gefährdungen (enormer Wasserverbrauch und Grundwasservergiftung) der Landstriche meist indigener Bevölkerungsgruppen – etwa in der chilenischen Atacama-Wüste – und die Widerstandsbewegungen in den argentinischen Salinas Grandes. Den Bewohnern dort würde hoher Wohlstand versprochen, damit sie den Vorhaben zustimmen (und zu Niedriglöhnen mitarbeiten), obwohl das ihre gesamte bisherige Landwirtschaft gefährdete. Der Innsbrucker Forscher kontaktierte auch Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) und bat um Stellungnahme hinsichtlich der hohen staatlichen Förderung von E-Autos und der gänzlichen Unaufgeklärtheit der Bevölke- Foto: Privat rung über die Schattenseiten dieser Industrie. Die Ministerin ließ antworten, dass es um „Umwelt- und Klimaschutz“ ginge (na so was!) und man auf die möglichen CO₂-Einsparungen gegenüber Benzin- und Dieselfahrzeugen setze. Die Abbaubedingungen der Rohstoffe seien zwar „nicht zufriedenstellend“, es werde jedoch „in der Rohstoffforschung ein Schwerpunkt auf Unabhängigkeit gegenüber Krisenländern gesetzt“. Will heißen, dass die EU um eine europäische Produktion von Batteriezellen bemüht ist (European Battery Alliance, EBA). Auch die Entsorgungsprobleme der Akkus werden übrigens wie alles andere Problematische bislang ausgeblendet. DIESSEITS VON GUT UND BÖSE Von Josef Christian Aigner „ Es geht nicht um mehr Elektromobilität, sondern um weniger Autoverkehr zum Wohl von Umwelt und Menschen. “ So äußerte sich jüngst in der Presse am Sonntag auch ein Spitzenmanager des weltweit viertgrößten Autokonzerns Stellantis: Netterweise meinte er, seinen Enkeln zuliebe auf einen benzinschluckenden V6- oder V8-Boliden zu verzichten – aber er verzichtete leider auch darauf, all das Problematische rund um die E- Autos zu benennen, anstatt sie nur dem Verbrenner entgegenzusetzen. Das und das Schielen auf die Atomkraft als Stromquelle sowie die Abwehr aller Einschränkungen der Mobilität gehört zum Mainstream in der Wirtschaft (besonders im „Autoland Österreich“?). Firmen wie diesen wird es nicht gefallen, dass sich nun auch in Europa Betroffene (zum Beispiel in Portugal, Serbien) gegen den Abbau des „weißen“, aber gefährlichen „Goldes“ zu wehren beginnen. Denn ohne Regelungen bezüglich Umwelt- und Menschenrechten in den Abbaugebieten, in ärmeren Regionen oder in Diktaturen, deren Bevölkerung der Dreck hinterlassen wird, sind E-Autos eine zynische Scheinlösung – erst recht im Wettbewerb mit einem autoritär regierten Riesen wie China. Übermotorisierte Fahrzeuge Felix Dorn meint deshalb, dass ohne umfassendes, energiesparendes Transformationsprojekt die E-Mobilität Stückwerk sei. Aus ökologischer Sicht sieht er in der Produktion von oft sinnlos übermotorisierten Fahrzeugen und in der Umstellung ganzer Firmenflotten auf E-Autos bestenfalls für die Autobranche Vorteile. Mit ökologischer „Nachhaltigkeit“ habe das nichts zu tun. Der angeblich unausweichliche wirtschaftliche Wachstumszwang und die Profitinteressen mächtiger Wirtschaftszweige in kapitalistischen Gesellschaften verhindern aber eine solche umfassende Transformation. So fragt man sich auch, warum nicht wenigstens von Regierungen, in denen Grüne vertreten sind, dem Moloch Autoverkehr – egal mit welchem Antrieb – kritische Informationen zur E-Mobilität und zur notwendigen Verkehrs-Beschränkungen entgegengesetzt werden. Es geht eben nicht nur um mehr Elektromobilität, sondern um weniger Autoverkehr zum Wohl von Umwelt und Bevölkerung. Damit wären auch Lärm- und Abgasbelastung reduziert. Und das wiederum ist heute ohne Einschränkungen nicht mehr vorstellbar. „Ökokommunismus“ – höre ich schon die Autolobby. Wie aber nennt man dann eine Politik, die diese Probleme – in der knappen uns bleibenden Zeit – allein mit Appellen an die „Freiwilligkeit“ und mit fragwürdigen Technologien bewältigen zu können meint (oder wie jüngst die ÖVP mit noch mehr Straßenprojekten)? „Verkehrsterrorismus“ vielleicht? Der Autor ist Bildungswissenschaftler und Psychoanalytiker in Innsbruck. ZUGESPITZT Klebewohl Es ist das Abschiedskleben der „Letzten Generation Österreich“ und es ist fast vorbei. Die meisten Mitkleber wurden schon zu einem tosenden Hupkonzert von zwölf Kilometern Stau feierlich abgeführt. Eine sitzt noch da, die letzte Person der Letzten Generation, wie sie leimt und klebt. Ein letztes Mal nimmt sie einen tiefen Zug vom Klebstoff und statt des Verkehrs ziehen plötzlich Erinnerungen an ihr vorbei: genüsslich im aufblasbaren Pool am Ring vorm Parlament treiben, ganz nah in ein spuckendes, wutrotes, FPÖ-blaues Gesicht schauen und sehen, wie die Äderchen in den Augen platzen. Da könnte man ja fast nostalgisch werden. „Geht's in Oasch!”, kreischt eine ältere Frau und reißt sie aus dem Klebernebel wieder zurück in die Realität auf der flimmernd heißen Autobahn. Noch heute, während die UHU-Aktien in den Keller rasseln, werden diese Leute grimmig am Stammtisch auf den Untergang der Letzten Generation anstoßen. „Endlich ist der Spuk vorbei!“, werden sie rufen, das Abgas aus den Lungen husten und sich am UV-Melanom kratzen. Mit dem Nagellackentferner tropfen dann ein paar Tränen auf den Asphalt. Sie verglühen sofort. Dann wird auch die Letzte der Letzten abgeführt. Klebewohl, heiße Welt. Isabel Frahndl PORTRÄTIERT Weiß, aber nicht weird Das Warten hat ein Ende: Unter tosendem Jubel sind die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris und ihr frisch auserkorener Vize Tim Walz vergangenen Dienstag erstmals zusammen bei einer Wahlkampfveranstaltung aufgetreten. Rund 10.000 Anhänger empfingen das Duo in Philadelphia (Bundesstaat Pennsylvania). In seiner neuen Funktion ging Walz prompt zum verbalen Angriff auf die republikanische Gegenseite über. Der 60-Jährige machte sich über Trump lustig, warf ihm Verlogenheit vor. „Er saß nie an einem Küchentisch, wie dem, an dem ich aufgewachsen bin, wo wir uns gefragt haben, wie wir die Rechnungen bezahlen sollen. Er saß in seinem Country Club in Mar-a-Lago und hat sich überlegt, wie er die Steuern für seine reichen Freunde senken kann.“ Einen senkrechten Aufstieg hat der 60-jährige Walz nicht zuletzt einem Schlagwort zu verdanken, das er in den vergangenen Wochen mit Riesenerfolg in die Wahlkampagne gegen den Republikaner Donald Trump eingeführt hat: weird. Das Attribut bedeutet „seltsam“ oder „merkwürdig“ und wird von Walz auf Trump wie auch dessen Vize-Kandidaten J.D. Vance angewendet. Walz wurde 1964 geboren und wuchs in einer Kleinstadt im ländlich geprägten und ebenfalls zum Mittleren Westen gehörenden Bundesstaat Nebraska auf. Sein Vater war Verwalter einer öffentlichen Schule und starb an Krebs, als Walz 19 Jahre alt war. Schon als 17-Jähriger schrieb er sich bei der Nationalgarde ein, von der er im Laufe seiner insgesamt 24-jährigen Zugehörigkeit an die unterschiedlichsten Orte entsandt wurde, unter anderem in die Arktis. 1989 machte er einen Abschluss in Sozialwissenschaften an einer Hochschule in Nebraska. Als Lehrer war Walz unter anderem in einem Indigenen-Reservat im Bundesstaat South Dakota und – im Rahmen eines Programms der Harvard-Universität – in China tätig. Seine Ehefrau Gwen lernte er in seinem Heimatstaat Nebraska kennen. Sie heirateten 1994 und zogen später in Gwens Heimatstaat Minnesota, wo die beiden an derselben High School als Lehrer arbeiteten und er auch als Footballtrainer tätig war. Erst in der Mitte seiner Laufbahn wechselte Walz in die Politik: 2006 wurde er in das Repräsentantenhaus in Washington gewählt, 2018 dann zum Gouverneur von Minnesota. In seinem politischen Profil verbindet sich das volksnahe Auftreten und die klare Sprache mit linken inhaltlichen Positionen. (Manuela Tomic/apa) Foto: APA / AFP / Matthew Hatcher Tim Walz ist der frisch erkorene Vize von Kamala Harris im Rennen um die US-Präsidentschaft. Der 60-Jährige gilt als angriffig und volksnah.
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