19 · 8. Mai 2025DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 81. Jg. · € 6,–Der tägliche Mut und die Angst vor Rache Eltern im Maturastress Auf den Spuren von Long CovidSerbiens Studierende protestieren seit Monaten gegenautoritäre Strukturen, Wahlbetrug und Repressionen.Ein Stimmungsbild. · Seiten 7–8Die Abschlussprüfungen sind in vielen Familien einStreitthema. Wie gelingt der Balanceakt zwischenFürsorge und Vertrauen? · Seiten 12-13Wie neue Forschung ME/CFS-Betroffenen teilsHoffnung gibt – und wie unzureichend dieVersorgung noch ist. · Seiten 22–23Lesen Sie dazu auch dasInterview mit Andreas R.Batlogg sowie weitere Texteauf den Seiten 9, 10, 14 und 15.Das Thema der WocheSeiten 2–6Das Konklave fasziniert die Massen.Worum es eigentlich geht, gerät bei allerInszenierung aber ins Hintertreffen.Viel steht auf dem Spiel.Wer kannPapst?Foto: picturedesk.com / Roger ViolletZwischenden ZeitenAm 8. Mai 1945 endeten Krieg undNaziterror in Europa. Das Danachblieb aber lange unklar. HellmutButterweck erinnert sich, wie erdiesen Umbruch erlebte – und IvanKrastev erklärt, warum wir heute ineinem Interregnum leben.Foto: Getty Images / Christopher FurlongAUS DEM INHALTDie AfD verbietenKolumnistin Susanne Glass zum Bericht desdeutschen Verfassungsschutzes, der dieAlternative für Deutschland als „gesichertrechtsextremistisch“ einstuft. Seite 7Von Till SchönwälderUnd da soll nochmal jemandbehaupten, die katholischeKirche habe an Strahlkraftverloren: Das Maß an Aufmerksamkeit,das seit demTod von Papst Franziskus dem Vatikan zukommt,steigt täglich an – so sehr, dass essogar Donald Trump vor Neid erblassen ließ.Am Wochenende montierte sich der narzisstischeUS-Präsident per künstlicher Intelligenzkurzerhand selbst auf den Stuhl Petri.Der Personenkult ist es letzlich, der auchdas Faszinosum um die Wahl des StellvertreterChristi auf Erden zu einem großenTeil ausmacht. So waren die älteren Herrenim Kardinalspurpur dieser Tage die begehrtestenFotomotive für Touristen in derEwigen Stadt. Auf Schritt und Tritt verfolgtwerden Sie von einer Heerschar von Medienvertretern– knapp 5000 sind aktuell beider vatikanischen Medienstelle offiziell akkreditiert,das sind rund zehn Mal so vielewie normalerweise. Jeder wird plötzlichzum Vatikanisten, in den sozialen Netzenkursieren unzählige Gerüchte über dieKardinäle und ihre Chancen.Der Hype um das Konklave ist ein zweischneidigesSchwert: Einerseits zeugt ervon der Macht des Geheimnisses, das den„ Die Frage nach derHerkunftsregion desneuen Pontifex wird nureine untergeordneteRolle spielen.“Vatikan nach wie vor umgibt. Andererseitsgerät das, was das Konklave eigentlichso bedeutsam macht, bei all der Inszenierungleicht ins Hintertreffen: Die Frage,welche Richtung der 1,4 Milliarden Mitgliederschwere Kirchentanker in Zukunfteinschlagen wird. So wird die vieldiskutierteFrage nach der Herkunftsregion deszukünftigen Papstes im Endeffekt nur eineuntergeordnete Rolle spielen. Viel eherwird es darauf ankommen, ein Profil zu erarbeitenund dann nach einem Kandidatenzu suchen, der dieses erfüllt und dergleichzeitig mehrheitsfähig ist. Dafür hattendie Kardinäle in den letzten Tagen ausreichendZeit.Frage der GlaubwürdigkeitDoch welchen Papst braucht die katholischeKirche in den kommenden Jahren? „Einenwie Franziskus“, wünschen sich dieeinen, „bloß keinen wie Franziskus“, die anderen.Am Ende werden wohl beide Lagerzufrieden sein - oder auch nicht. So würdeein Kandidat, der sich komplett an seinemVorgänger orientiert und womöglich auchnoch Franziskus II. nennt, unweigerlichim Schatten des verstorbenen Papstes stehen.Auf der anderen Seite ist eine totale Ab-kehr der von Franziskus angestoßenen Reformen– etwa in Sachen Dezentralisierungoder Laienmitbestimmung – nicht denkbar,zu sehr stünde die bereits jetzt arg ramponierteGlaubwürdigkeit der katholischenKirche auf dem Spiel.Hört man etwas genauer hin, etwa beiden Trauergottesdiensten, die im Petersdomneun Tage lang täglich von einem anderenKardinal gefeiert wurden, lassensich allerdings doch einige Schlüsse ziehen.Es gehe darum, Franziskus’ Erbe zu „sichtenund fortzuführen“, sagte etwa der Vikardes verstorbenen Papstes für die DiözeseRom, Kardinal Baldassare Reina. Er deutetedamit nicht nur an, dass es wohl eine derganz großen Aufgaben des nächsten Papstessein wird, die von Franziskus nur aufgezeigtenund angerissenen Reformen nunin kirchenrechtlich haltbare und an der Basisauch umsetzbare Regelungen zu gießen.„Das Schiff Petri braucht diese weite, Grenzenüberwindende und überraschende Ausrichtung“,sagte Reina außerdem in Bezugauf den verstorbenen, aber wohl auch denkünftigen Papst. In diesem Punkt hat derItaliener natürlich recht. Denn das allgemeineInteresse an der katholischen Kirchewird nach der Verkündigung des 267. Nachfolgersdes Apostels Petrus genauso raschwieder abflauen, wie es aufgekommen ist.Danach folgen die Mühen der katholischenEbene: Missbrauch, Glaubensschwund undnicht zuletzt das Erstarken fundamentalistischerKräfte an den Rändern der Kirche.Die wirklich „heißen Eisen“ werden auchden zukünftigen Papst fordern.till.schoenwaelder@furche.atKanzlerwahldebakel in DeutschlandBrigitte Quint über das gefährliche Spielmit der symbolischen Opposition innerhalbeiner parlamentarischen Konvention undprivaten Gewissensexperimenten. Seite 14„Fly Like an Eagle“Die Popmusik hat öfters mit dem Gedankeneiner Revolution gespielt – dabei sein wolltesie aber eher nicht. Bruno Jaschke über einspezielles Verhältnis. Seite 17Mensch, Technik, ZukunftMit kritischem Blick und stilistisch brillantunternimmt Jonas Lüscher in seinem Roman„Verzauberte Vorbestimmung“ eine ambitionierteReise durch Raum und Zeit. Seite 19Poesie des BegehrensMit „Oslo-Stories: Träume“ legt RegisseurDag Johan Haugerud den finalen Teil seinerklug komponierten Trilogie über Liebe undSexualität vor. Seite 21@diefurche@diefurchefurche.at@diefurche.bsky.socialDie FurcheÖsterreichische Post AG, WZ 02Z034113W,Retouren an Postfach 555, 1008 WienDIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 WienTelefon: (01) 512 52 61-0
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