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DIE FURCHE 08.05.2024

DIE

DIE FURCHE · 19 18 Literatur 8. Mai 2024 FORTSETZUNG VON SEITE 17 sichts einer schwarzen Madonna in Vilnius, dass er „mit beständigem Schmerz“ die „Schönheit bewundern, aber in die Frömmigkeit nicht zurückfinden kann“. Zur Frömmigkeit vielleicht nicht. Dadurch jedoch, dass sein Buch den Tod an vielen Orten fest in den Blick nimmt, eröffnet sich tatsächlich eine, wenn auch ungewöhnliche, spirituelle Dimension. Es ist ein würdiges Buch zum Siebziger: In der Befassung mit den letzten Dingen zelebriert es die ersten – und umgekehrt. Wie bei Emersons Nahem, Niedrigem und Einfachem überraschen uns in vielen unerwarteten Ecken und Nischen dieser Vielzahl von Texten metaphysische Momente. Auf dem Bahnhof von Ljubljana fragt der mit „väterlicher Unruhe“ auf seine Tochter wartende Erzähler den Stationsvorsteher, was denn der Grund für die große Verspätung des Zuges aus Belgrad sei. Mit „dem Ausdruck unheilbarer Eisenbahner-Melancholie“ und „einem wehen Lächeln im runden, stark geröteten Gesicht“ hebt dieser die Arme, macht „eine weltumspannende Gebärde“ und sagt: „Alles.“ Der Reisende bemerkt „Alles. Ich verstand“ und erklärt, der „amtliche Zuständigkeitsbereich“ des Eisenbahners sei eben das „Unermessliche“. Der Bahnhof als Ort der Aufhebung transzendentaler Obdachlosigkeit? Angesichts solcher Einsichten, die sich in so vielen Teilen dieses Buches finden, könnte man annehmen, dieser Reisende hat seine Frömmigkeit vielleicht nur noch nicht entdeckt. Schiff aus Stein Von Karl-Markus Gauß Zsolnay 2024 144 S., geb., € 23,70 DIE FURCHE EMPFIEHLT Natascha Gangl Natascha Gangls Werke finden sich nicht immer zwischen zwei Buchdeckeln, sondern oft auf Theaterbühnen, in Konzert- und Ausstellungsräumen, auf Platte, im Radio. Gangl erforscht Sprache in unterschiedlichen Aggregatzuständen: geschrieben, collagiert, gesprochen, performt. Für einen spannenden Leseund Gesprächs abend ist also gesorgt. WERK.GÄNGE: Natascha Gangl im Gespräch mit Brigitte Schwens - Harrant. 28. Mai 2024, 19 Uhr www.ogl.at Mit Paul Auster starb am 30. April einer der wichtigsten US-amerikanischen Schriftsteller der Gegenwart. Ein Nachruf. „Daher ist alles möglich“ Von Brigitte Schwens-Harrant „AM ANFANG war alles lebendig. Die kleinsten Gegenstände waren mit pochenden Herzen ausgestattet, und selbst die Wolken hatten Namen. Scheren konnten gehen, Telefone und Teekessel waren Cousins, Augen und Brillen waren Brüder.“ So beginnt Paul Auster seinen „Bericht aus dem Inneren“ (2013, dt. 2014), in dem er sich auf die Suche nach den Gedanken seiner Kindheit und Jugend begab. Was er beschreibt, kennt man aus der eigenen Kindheit. Diesen Blick des Kindes hat Paul Auster zum Glück nie abgelegt, trotz all des Wissens, des Gelesenen, der Reflexion und des wachen politischen Interesses. Die Figuren, die er seit seiner New-York-Trilogie „Stadt aus Glas“, „Schlagschatten“, „Hinter verschlossenen Türen“ (1985–87) erschaffen hat, erinnern daran. Allen voran Walt in „Mr. Vertigo“ (1994, dt. 1996), dem das Fliegenkönnen in der Pubertät allerdings abhandenkommt. Austers Figuren sind auf der Suche; was sie finden, erwarten sie nicht – und es stellt vor neue Fragen. Detektiv Quinn bleibt am Ende ein rotes Notizbuch, Detektiv Blue, der Black beschatten soll, trifft auf seine eigenen Schriften. Ständig kreuzt der Zufall die Wege. Im Alter angekommen, sind Austers Figuren mit Trauer, Erinnerung und Rückblick, aber auch mit politischen Verhältnissen beschäftigt, etwa der Literaturkritiker August Brill (!) in „Mann im Dunkel“ (2008). Dem Schriftsteller Mr. Black in „Reisen im Skriptorium“ (2006, dt. 2007) begegnen Figuren aus Austers früheren Romanen. Möglichkeitssinn Immer wieder und immer wieder neu: Literatur als Möglichkeit, die vielen Möglichkeiten zu sehen. Wenn jemand den Möglichkeitssinn zur Sprache gebracht hat, auf unterschiedliche Weisen, dann Paul Auster. Er studierte als Stipendiat an der Columbia-Universität und beschrieb die Auseinandersetzung mit „Tristram Shandy“ als „bis dahin anregendste intellektuelle Herausforderung“ seines Lebens, „ein gewaltiger Sprung in ein Universum voller Wunder, Offenbarungen und Glückseligkeit“, die Diskussionen als „ebenso lebhaft wie provozierend, und danach war dein Leben nicht mehr wie vorher“. Sein Studienaufenthalt in Paris (wo er davon träumte, mit Filmdrehbüchern Geld zu verdienen, was ihm aber erst viele Jahre später gelingen sollte) und die damit verbundenen Lektüren (er übersetzte französische Lyrik) prägten sein späteres Schreiben unübersehbar. Die Einflüsse zeigen sich im Umgang mit der Sprache und im Befragen von Wörtern ebenso wie in den komplexeren Erzählweisen, die nicht linear behaupten, sondern im Gegenteil Identitäten fraglich machen. In „4 3 2 1“, einem seiner Hauptwerke, erzählt er 2017 vier Möglichkeiten eines Lebens. Aber schon die Trilogie, mit der ihm der literarische Durchbruch gelang, bot Versionen einer Geschichte. Das alles hat keineswegs nur sprachliche und literarische, sondern durchaus auch politische Implikationen. Es könnte eben auch ganz anders sein. 1947 wurde er in Newark geboren, einem „Städtchen mit fünfzehntausend Einwohnern: Protestanten, Katholiken und Juden, fast alle weiß, nur sehr wenige Schwarze, aber keine Buddhisten, Hindus oder Moslems“. Er wuchs in einer jüdischen Familie auf, die keine Rituale praktizierte. Doch als Paul Auster neun war, traten die Eltern einer Reformgemeinde bei, er musste die Hebräischschule besuchen: „Die Wiederkehr des jüdischen Lebens im Nachkriegsamerika war eine unmittelbare Folge der Todeslager.“ Die USA waren in Austers Kindheit kein Paradies für Juden; mit dem Ende des deutschen Nationalsozialismus war der Antisemitismus nicht ausgelöscht, auch nicht in den USA. „Weiterhin gab es an den Colleges Zulassungsquoten für Juden, weiterhin war ihnen der Zugang zu Klubs und anderen „ Paul Austers Figuren sind auf der Suche; was sie finden, erwarten sie nicht – und es stellt vor neue Fragen. Ständig kreuzt der Zufall die Wege. “ Organisationen verwehrt, weiterhin kicherte man beim wöchentlichen Pokerspiel über Judenwitze, und weiterhin galt Shylock als der Hauptvertreter seines Volks.“ Außenseiter Das heranwachsende Kind merkt: „Jude sein, das hieß anders sein als die anderen, abseits stehen, als Außenseiter gelten. Und du, der du dich bis dahin als waschechten Amerikaner gesehen hattest, begriffst jetzt auf einmal, dass es Leute gab, die dich nicht für zugehörig hielten, dass nicht einmal das Land, das du Heimat nanntest, ganz deine Heimat war. […] und wenn du auch deiner Liebe zu Amerika nicht abschworst, ihr nicht abschwören konntest, weil es am Ende ja immer noch deine Heimat war, dein Land, so lebtest du fortan darin mit einem bisher ungekannten Gefühl von Skepsis und Unbehagen.“ Dieses Verhältnis zu seiner Foto: dpa-Zentralbild/Soeren Stache Leben fürs Schreiben Paul Austers umfangreiches Werk umfasst neben Romanen auch Essays und Gedichte sowie Übersetzungen zeitgenössischer Lyrik. Heimat blieb und lässt sich noch in Austers jüngst auf Deutsch erschienenem Essay „Bloodbath Nation“ (2023, dt. 2024) nachlesen. „Das ist der Lauf der Welt: nicht einen Augenblick mehr, nicht einen Augenblick weniger. Wenn Blue von seinem Stuhl aufstehen, den Hut aufsetzen und durch die Tür gehen wird – das wird das Ende sein.“ So heißt es in „Schlagschatten“ („Ghosts“, 1986). Am 30. April ist Paul Auster, der mit zwei großartigen Schriftstellerinnen verheiratet war – wenige Jahre mit Lydia Davies und seit 1982 mit Siri Hustvedt –, an seiner Krebserkrankung 77-jährig in Brooklyn gestorben. Austers Geschichten aber bleiben, und mit dem letzten Absatz seines Romans „Ghosts“ sei ihm nachgerufen: „Wohin er danach gehen wird, ist nicht wichtig. Denn wir müssen uns erinnern, daß sich das alles vor mehr als dreißig Jahren zutrug, in den Tagen unserer frühesten Kindheit. Daher ist alles möglich. Ich selbst ziehe es vor zu denken, daß er weit fort ging, daß er an diesem Morgen einen Zug nahm und nach Westen fuhr, um ein neues Leben zu beginnen. Es ist sogar möglich, daß Amerika nicht das Ende war. In meinen geheimen Träumen denke ich gern, daß Blue eine Passage auf einem Schiff buchte und nach China fuhr. Nach China also, lassen wir es dabei. Denn nun kommt der Augenblick, in dem Blue vom Stuhl aufsteht, seinen Hut aufsetzt und durch die Tür geht. Und von diesem Augenblick an wissen wir nichts mehr.“ Zum Tod von Paul Auster – eine Hommage anhand von Texten aus unterschiedlichen Jahrzehnten aus dem FURCHE- Archiv: furche.at.

DIE FURCHE · 19 8. Mai 2024 Literatur 19 Roberto Saviano widmet sich in seinem neuen Roman dem Juristen Giovanni Falcone. Als Untersuchungsrichter ermittelte er gegen die Mafia und wurde 1992 ermordet. Zwei Mutige unter sich Foto: APA/ ANSA FILES/ epa ten, werden zu einer Atempause im ewigen Kampf gegen die Mafia. Nicht überdeckt werden kann dadurch freilich die Gewissheit, dass jeder Tag der letzte sein könnte, dass seine Gegner nichts unversucht lassen werden, ihn zu beseitigen. Selbst wenn man die historische Figur Falcones nicht kennen würde, wäre allen Leserinnen und Lesern klar, dass diesem Helden kein langes Leben beschieden sein wird – so wie seinen Mitstreitern, die der Reihe nach Attentaten zum Opfer fallen. So grausam wie konsequent ist es da, dass Falcone, als er mit seiner Frau über Familienplanung spricht, zu einer eindeutigen Folgerung kommt: „Man setzt keine Waisen in die Welt.“ „ ‚Solo è il corragio‘ heißt das Buch im Original, und was es mit einem einsam machenden Mut auf sich hat, das wusste Richter Falcone. “ Von Rainer Moritz Worum es hier geht, daran besteht von Anfang an kein Zweifel. Bereits im Vorwort macht Roberto Saviano deutlich, dass die Dringlichkeit seines Themas keine Zeit für poetologische Haarspaltereien zulässt: „Dieser Roman erzählt eine wahre Geschichte. […] Alle auftretenden Personen hat es wirklich gegeben, jedes Ereignis ist tatsächlich geschehen. All das ist gewesen.“ Roberto Saviano hat sich nicht in sein Schreibzimmer zurückgezogen und sich einen Plot ausgedacht. Er hält sich an Fakten, an das, was man über seinen Helden, den Richter Giovanni Falcone, weiß, und er nutzt die erzählerischen Werkzeuge des Romans, um das erschütternde Leben im Kampf gegen die Mafia anschaulich zu präsentieren. „Solo è il corragio“ heißt das Buch im italienischen Original, und was es mit einem einsam machenden Mut auf sich hat, das wusste Richter Falcone – und das weiß sein Biograf Saviano. Dieser erlangte 2006 Berühmtheit, als er nach jahrelangen, zum Teil verdeckten Recherchen sein zwischen Fiktion und Reportage changierendes Buch „Gomorrha“ veröffentlichte, eine – so der Untertitel – „Reise in das Reich der Camorra“. Leben mit Personenschutz Dieses ungemein couragierte Werk fand weltweit zahlreiche Leserinnen und Leser, sorgte in Italien für einen nicht enden wollenden Aufruhr und brachte seinem Autor permanente Morddrohungen ein. Bis heute lebt der 1979 geborene Saviano unter Personenschutz, und er weiß, dass er vor Racheakten nie sicher sein wird. Ein „normales“ Leben zu führen, darauf dürfen Saviano und seine Familie nicht hoffen. So erscheint es fast konsequent, dass er sich in seinem Buch in gewisser Weise einem Gleichgesinnten nähert, dem unerschrockenen, 1939 in Palermo geborenen Richter Falcone. Dieser ist längst eine legendäre Figur des italienischen Justizwesens, ein Mann, der sich den Verflechtungen von Mafia und Politik nicht beugen wollte, gegen die Aushöhlung der Demokratie kämpfte und immer wieder gesellschaftliche Erdbeben auslöste. Maxi-Prozess gegen Mafiosi In den 1980er Jahren verfolgte Falcone unerbittlich die Geldflüsse in seiner Heimat, versetzte Bankdirektoren in Angst und Schrecken, schien keine Angst vor Kriminellen aller Art und großen Namen zu kennen, gewann Kronzeugen für Aussagen und brachte 1986 im sogenannten Maxi-Prozess hunderte Mafiosi vor Gericht. Wie Falcones Leben und das seiner zweiten Frau Francesca endete, ist bekannt. Auf dem Weg zu ihrem Wochenendhaus in der Nähe von Palermo starben beide bei einem Attentat, wie es die italienische Geschichte bis dahin nicht kannte: Die Cosa Nostra, die sizilianische Mafia, sprengte am 23. Mai 1992 ein ganzes Stück Autobahn in die Luft, eine Tat, die sowohl die Falcones als auch mehrere Leibwächter in den Tod riss und die in Italien eine schwere politische Krise nach sich zog. Ein Denkmal am Ort des Anschlags erinnert an Falcone; er selbst wurde dadurch zu einem Paradebeispiel für eine Zivilcourage, die den eigenen Tod stets einkalkulierte. Saviano folgt in seinem Roman den biografischen Stationen Falcones. In epischer, für eine nicht-italienische Leserschaft mitunter ermüdender Ausführlichkeit zitiert er aus Dokumenten und breitet en détail aus, wie mühsam Falcones Anstrengungen oft waren, welche Steine ihm in den Weg gelegt wurden und wie eifrig man seine juristische Karriere behinderte. Der Autor ist klug genug, aus Falcone keinen unantastbaren Heiligen zu machen. Er zeigt ihn als zweifelnden, oft unsicheren Mann, der die große Bühne nicht suchte, und er versucht, die dürren Fakten in psychologisch eindringliche Szenen zu verwandeln. Das gelingt Savino oft, vor allem, wenn er Falcone als einen Menschen zeigt, der auch ein Privatleben führen will. Die Feierlichkeiten, als er und Francesca heira- FEDERSPIEL Mordanschlag Das Archivbild vom 23. Mai 1992 zeigt den Bombentrichter und die Zerstörung nach dem Anschlag auf den italienischen Richter Falcone und seine Frau auf der Straße zum Flughafen von Palermo. Widerspruch aushalten Der ehemalige Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde hätte also den deutschisraelischen Philosophen Omri Boehm bei seiner „Rede an Europa“ im Rahmen der Wiener Festwochen mit Eiern beworfen, wenn er „dreißig Jahre jünger“ wäre – so begnügt er sich im Kurier damit, die Rede, deren Wortlaut er noch nicht kennt, als „die falsche Rede am falschen Ort“ zu tadeln und implizit anderen, Jüngeren den Griff zu den Eiern nahezulegen. Vermutlich hat Boehms Kritiker in erster Linie die zu erwartende Rede für falsch gehalten, ganz egal wo der Redner aufgetreten wäre. Der Judenplatz kann für einen israelischen Staatsbürger, der sich dem moralischen Universalismus eines Immanuel Kant verpflichtet fühlt und über die Schatten der Geschichte und den Nahostkrieg sprechen wollte, nicht ganz falsch gewesen sein, zumal der Platz ja offenbar auch durch das Werfen von (faulen?) Eiern nicht entweiht worden wäre. Boehms Kollegin Isolde Charim hat im Falter darauf hingewiesen, dass im Gaza-Krieg Widerspruch aus den jeweils eigenen Reihen von beiden So ist Savianos „Falcone“ ein über weite Strecken packend erzählter Roman, ein Lehrstück, das seinen appellativen Charakter nicht verleugnet. Aus der moralischen Integrität des Unternehmens sollte man indes nicht vorschnell literarische Qualität ableiten. „Falcone“ ist ein konventionell erzähltes Buch, das mit klassisch psychologischen Mitteln Suggestion erzeugen möchte. Das ist nicht immer überzeugend, nicht zuletzt, weil Saviano vor sprachlichem Kitsch und unnötigen Kommentierungen nicht zurückschreckt. Vor allem, wenn er sich anschickt, seine Geschichte mit Naturoder Stadtbeschreibungen „anzureichern“, zeigt sich die Begrenztheit seines Vermögens: „Ja, São Paulo überdeckt die Klagerufe seiner Bewohner mit der lauten Stimme seiner Wächter aus Zement, den Hütern des schönen Scheins. […] Auf diese Weise versucht die Stadt zu erzählen, was sie nicht ist.“ Ein Mutiger schreibt über einen Mutigen. Das allein verdient Respekt. Doch man muss, selbst wenn es schwerfällt, einräumen, dass aus diesem Ansatz nicht automatisch literarisch bemerkenswerte Prosa entsteht. Seiten besonders heftig bekämpft wird: Die „Logik des Krieges“ sei eine „Logik der jeweiligen Gemeinschaft“. Charim beruft sich auf Boehm, der gegen das Prinzip einer identitären Brüderlichkeit das Prinzip der Freundschaft setzt, die sogar in extremis zwischen Israelis und Palästinensern möglich ist, sofern sie sich über Schuld und Versagen auf beiden Seiten verständigen. Boehm hat den Leipziger Buchpreis zur Euro pä ischen Verständigung erhalten und in seinen Dankesworten dem deutschen Bundeskanzler von Angesicht zu Angesicht eine falsche, nämlich bedingungslose Auffassung von deutsch-israelischer Freundschaft vorgeworfen. Und der hat das ausgehalten. Weil man in einer erwachsenen Demokratie Meinungen aushalten muss, die man falsch findet, ohne zu mehr oder weniger originellen Wurfgeschoßen zu greifen. Die Autorin ist Germanistin und Literaturkritikerin. Falcone Roman von Roberto Saviano. Aus dem Italienischen von Annette Kopetzki Hanser 2024 543 S., geb., € 32,90 Von Daniela Strigl

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