DIE FURCHE · 6 4 Das Thema der Woche Schlechte Zeit für gute Laune? 8. Februar 2024 Die Eule der Minerva Sie ist das Symbol für Klugheit und Weisheit, gilt aber auch als „Nachttier“: Die Eule der Minerva erscheint den Witzeerzählern in Peter Strassers Essay – und das nicht zufällig. Von Peter Strasser Als ich, Faschingsmuffel, von der – so meine Mutmaßung – verschmitzt lächelnden Redakteurin gebeten wurde, aus Anlass der närrischen Zeit einen Essay zum Thema „Wer zuletzt lacht, lacht am besten“ zu schreiben, da kam mir jener Witzeerzähler in den Sinn, der sein Auditorium, eine stammtischgeeichte Witzeerzählerrunde, nach dem angeblich letzten Witz verlässlich wissen ließ: „Einer geht noch.“ Indem er seinen angeblich allerletzten Witz bereits einlachte, versicherte der Witze erzähler seiner vom Lachen über den letzten matten Witz ermatteten Runde, es handle sich um einen ganz kurzen: „Frage: Wie kastriert man einen Kühlschrank? Antwort: Tür auf, Eier raus, Tür zu!“ Da über diesen schlüpfrigen Witz alle schon dutzende Male gelacht hatten, lachten auch jetzt wieder alle bemüht herzlich, während sie dem Witzeerzähler, der am lautesten und längsten lachte, neidlos attestierten, dass, wer zuletzt lache, am besten lache. Dieses in Faschingslaune eingeräumte Zugeständnis erzürnte nun aber den Witze erzähler gegen die Runde, die ihm beim Lachen höflich den Vortritt ließ. Denn gerade an diesem Abend hatte er es darauf angelegt, nicht als Letzter zu lachen. Sein Ziel war es vielmehr gewesen, die Lachlust der stammtischgeeichten Witzeerzählerrunde derart anzustacheln, dass diese aus voller Kehle herzlich lachte, wenn er selbst schon ernsthaft dabei war anzukündigen: „Einer geht noch!“ Damit hätte er sich als Witze könig positioniert! „Es ist mir längst vergangen“ Und nun war ihm aber der ganze Abend verdorben, weil das Lachen aus der ermatteten Runde – das hatte er wohl bemerkt – eine Geste der Höflichkeit gewesen war. Jetzt blieb ihm nur die Demütigung, über seinen eigenen Witz als Letzter gelacht zu haben. Denn der, der über seinen eigenen Witz zuletzt lacht, kann nie und nimmer der Witzekönig sein. So lautet das ungeschriebene Gesetz der närrischen Witzekönigswürde. Ich möchte an dieser Stelle einflechten, dass ich kein Fan von stammtischgeeichten Witzeerzählerrunden bin. Doch Der Philosoph Peter Strasser prüft in diesem Essay, ob jener, der zuletzt lacht, wirklich am besten lacht. Humanistische Einsichten in einer lauschigen Nacht. „In sich hinein und ein wenig weiser“ ein Freund hatte mich mit der Lockung gedrängt, auf „ein paar Gläser“ mitzugehen, was mich wenig begeisterte, da ich abstinent bin. Aber sei’s drum, dachte ich, es wäre ein Faschingsaffront, mich spröde zu verweigern. Und gute Ausrede war mir keine eingefallen, außer höchstens die, dass es mir in der närrischen Zeit am liebsten sei, erst gar nicht aus dem Fenster zu schauen, um nicht womöglich eine Pappnase oder sonst ein Belustigungsrequisit an einem zufällig draußen vorbeihüpfenden Bekannten ansehen und belachen zu müssen. Aber ich verschwieg mich. „ Offenbart sich nicht auch im Lachen das Seiende im Ganzen? Derart wurde ich von einem aus der Runde traktiert, der sich mir als Heidegger-Kenner kenntlich machte. “ Gerade hatten sich alle verdattert und ein wenig schuldbewusst wieder hingesetzt, um den um seinen Lacherfolg gebrachten Witzeerzähler des heutigen Abends durch Gut-Zureden ein Lächeln abzuringen. Und plötzlich sahen alle zu mir her, dem Mitgebrachten, von dem sie gehört hatten, dass ich, als gelangweilter Universitätsmensch im Ruhestand, über eine Philosophie der Langeweile nachgrübelte. Derlei Mutmaßung schloss ein, dass ich dabei sei, für eine Lebenskunst des Witzes, des Faschings, der Narren und anderer lachhafter sozialer Institutionen zu argumentieren. Hm, sollte ich einbekennen, dass mir angesichts der herrschenden Weltzustände und umlaufenden Abgeschmacktheiten das Lachen längst vergangen war – wie einst Martin Heidegger? Foto: Marie-Lan Nguyen (cc by 2.5); Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger Schweigender Nebel der Langeweile Dieser brachte seine Gedanken übers Sein des Seienden zu Papier. Dann brachte er für Hitler das Freiburger Rektorat auf Vordermann. Und schließlich interpretierte er chinesische Gedichte, falls er nicht gleich selbst welche verfasste. Auch hatte Heidegger tiefschürfende Formulierungen zur Langeweile gefunden. So sei die tiefe Langeweile „einem schweigenden Nebel vergleichbar, der alle Dinge in eine merkwürdige Gleichgültigkeit zusammenrücke“. Kurz: Die Langeweile offenbare das Seiende im Ganzen, eine Erkenntnis, die ich nun der gedämpften Runde der Witzeerzähler nahezubringen suchte, namentlich dem bedrückt wirkenden Witzeerzähler dieses Abends: Ist es denn mit dem Lachen nicht wie mit der Langeweile, so fragte ich begütigend; offenbart sich nicht auch im Lachen das Seiende im Ganzen? „Und wo bleibt der schweigende Nebel?“ Derart wurde ich von einem aus der Runde traktiert, der sich mir als Heidegger-Kenner kenntlich machte. Während ich vorgab, darüber nachzusinnen, bekam der frustrierte Witzeerzähler des Abends gleich wieder Auftrieb. „Einer geht noch. Ein Schüler, der sich zwar für Biologie, aber nicht für Geografie vorbereitet hat, wird von seinem Geografie lehrer gefragt, was er über Afrika wisse, worauf er antwortet: In Afrika ist es wärmer, äh, würmer, die Würmer teilt man ein in …“ Da lachte die Witzeerzählerrunde herzlich, obwohl der Witz einen langen Bart hatte. Und wer lachte zuletzt? Keiner wollte derjenige sein, der zuletzt lachte, weil allen aufgegangen war, dass im Gemeinspruch, wonach am besten lache, wer zuletzt lache, sich der Triumph desjenigen spiegle, der allen anderen das Lachen verleidet habe. Eine schöne, regelrecht humanistische Einsicht! Was die Wirtsleute nicht davon abhielt, sich zornig bemerkbar zu machen, die Sperrstunde war vorbei, und keiner schien mit dem Lachen aufhören zu wollen. Ein Witz geht noch Freilich, ich hatte erst gar nicht angefangen. Das war die Stunde des Philosophen. Denn als man – rundum hellauf lachend, obwohl innerlich von Lachzweifeln geplagt – mich halb ärgerlich, halb fragend ansah, formulierte ich quasi das Resümee dieses Witzeabends: „Wenn der, der zuletzt lacht, am besten lacht, dann wäre es das Beste, dass alle zuletzt lachen, was im Umkehrschluss bedeutet, dass keiner zuletzt lacht, nicht wahr?“ Da wurde es mit einem Schlag ruhig in der Runde. Keiner gab mehr einen Lacher von sich, während der Witzeerzähler alle – auch die zum Rausschmiss ansetzenden Wirtsleute – auf ein allerletztes „Glas“ einlud, nicht ohne den allerallerletzten Witz anzukündigen: „Einer geht noch.“ Ich trank kein Bier, und keiner lachte über den allerallerletzten Witz. Worüber dann die Runde, im Abgehen, erleichtert lachte, ohne dass einer hätte sagen können, wer zuletzt gelacht habe, weil nämlich jeder für sich lachte, in sich hinein und ein wenig weiser. Und so hatte die närrische Zeit einer Runde von Faschingswitzbolden zur Einsicht verholfen, dass nicht stets der am besten lacht, der zuletzt lacht. Später behaupteten alle, sie hätten im schwankenden Heimgang die weise Eule der Minerva, die ihren Flug bekanntlich erst in der Dämmerung beginnt, vorbeifliegen sehen. Was aber bestreitbar ist, denn die Dämmerung, in die man hineinwankte, war bereits die des anbrechenden Tages. Der Autor ist Professor i. R. für Philosophie an der Universität Graz. Nächste Woche im Fokus: Ist über die Generation Tiktok – auch Gen Z genannt – nicht schon alles gesagt? Tatsächlich gibt es gute Gründe, warum Medien, Unternehmen und Politik sich so für die 13- bis 29-Jährigen interessieren. Aber wie leben, denken und fühlen junge Menschen in einer Welt der multiplen Krisen?
DIE FURCHE · 6 8. Februar 2024 Politik 5 Von Wolfgang Machreich Lena Schilling ist 23 Jahre jung, die jüngste Abgeordnete ist die grüne Spitzenkandidatin bei ihrer Wahl ins Europaparlament aber nicht. Bei den Europawahlen 2019 gewann die dänische Politikerin Kira Marie Peter-Hansen von der Rot-Grünen Sozialistischen Volkspartei mit 21 Jahren, drei Monaten und drei Tagen ein Mandat und ist damit die jüngste jemals gewählte Abgeordnete des EU-Parlaments. Dass Jugend kein Ausschlussgrund für Karriere auf europapolitischer Ebene ist, zeigt sich daran, dass Peter-Hansen als stellvertretende Vorsitzende der grünen Fraktion reüssierte. Mit der Ansage, sie sei keine „altgediente Berufspolitikerin“, sondern „ein junger politischer Mensch aus der Klimabewegung“, hat Schilling das Thema Alter als Wahlkriterium ins Spiel gebracht. „Alter ist keine Kategorie“, kommentiert Paul Schmidt Schillings Ansage: „Alter und Erfahrung lassen sich genau so wenig schlechtreden, wie man nicht sagen kann, nur weil sie jung ist, habe sie keine Ahnung von nichts“, sagt der Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (OeGfE). Mit Schilling hätten die Grünen laut Schmidt jedenfalls „gut gewählt, für mediale Aufmerksamkeit war gesorgt“. Als Schillings Trümpfe für den Wahlkampf zählt er auf: „Sie ist sympathisch, eine Frau, kann formulieren, spricht urbane Wählergruppen an.“ Ihr Vorteil, als Klimakämpferin bekannt und glaubwürdig zu sein, sei aber gleichzeitig ihr Nachteil, meint Schmidt: „Inhaltlich ist sie sehr monothematisch aufgestellt, Klima und Kampf gegen rechts haben mit Ausnahme der FPÖ alle, das spricht nur einen beschränkten Wählerkuchen an.“ Im Unterschied zu 2019, als die EU-Wahl im deutschsprachigen Raum zur großen Klimawahl ausgerufen worden sei, stünden dieses Mal soziale Themen im Vordergrund. EU-SPITZENKANDIDATENPRINZIP „ Alter lässt sich nicht schlechtreden, wie man nicht sagen kann, weil sie jung ist, habe sie keine Ahnung von nichts. “ Paul Schmidt Die Europawahlen rangieren im Wahlkalender als zweitrangiger Vorlauf für die Nationalratswahl. Zu Unrecht. Ihre Bedeutung verdient eine EU-Spitzenkandidaten-Runde der ersten Wahl. Türkis-rot-blaugrün-pinke EU Rätseln rechts, Österreicher links Das Wort „Spitzenkandidat“ gibt es im EU-Jargon nur auf Deutsch. Das EU-Spitzenkandidatenverfahren war eine deutsche Erfindung, um die EU demokratischer zu machen. Jene Politiker, die eine europäische Parteienfamilie in die Europawahl führen, sollten bei Wahlsieg die EU-Kommission leiten. 2019 wurde von den gleichen Deutschen die Spitzenkandidaten-Regel gebrochen: Nicht EVP-Wahlsieger Manfred Weber, sondern Ursula von der Leyen wurde Kommissionspräsidentin. Mit Folgen bis heute, wie das Rätseln um die EVP-Spitze 2024 zeigt. Österreicher spielen dabei keine Rolle, aber bei den Europäischen Linken zeichnet sich Ex-KPÖ-Chef Walter Baier als Spitzenkandidat ab. (wm) 100.000 Hände schütteln Noch schwieriger als jene der Grünen bewertet Schmidt die Ausgangsposition der ÖVP, die in den Umfragen weit hinter ihrem 2019er-Ergebnis liegt. Den Vorteil von Reinhold Lopatka als Spitzenkandidaten sieht Schmidt neben dessen Erfahrung vor allem darin, dass er „sehr loyal gegenüber seiner Partei und sehr situationselastisch ist, wenn es darum geht, Positionen der Zentrale zu übernehmen“. Inhaltliche Auseinandersetzungen wie mit Othmar Karas seien bei Lopatka auszuschließen: „Der ist anpassungsfähiger, ein Träger der Message, auch wenn diese vielleicht nicht hundertprozentig seiner Meinung entspricht.“ Hinzu komme, Lopatka sei zwar ein erprobter Wahlkämpfer, „doch er war noch nie an der Spitze, jetzt steht er vorn und muss die Wuchteln raushauen, das hat er noch nie gemacht“. In den schlechten Umfrageergebnisse für die ÖVP sieht Schmidt einen Vorteil für Lopatka, denn der könne nurmehr gewinnen. Schmidts Voraus sage: „Der Marathonläufer Lopatka wird durch Österreich laufen, 100.000 Menschen die Hände schütteln, man sollte ihn nicht unterschätzen.“ Unterschätzt werden die FPÖ und Spitzenkandidat Harald Vilimsky bei dieser Wahl keineswegs. Im Gegenteil, der Wahlsieg scheint beiden sicher. Dass Vilimsky „nicht als großer Stimmeneinsammler bekannt ist“, spiele dabei keine Rolle, sagt Schmidt: „Bei der FPÖ ist egal, wer für Europa kandidiert, die EU-Wahlen sind nur eine Etappe am Weg zur Nationalratswahl, ein Vorlauf für Kickl.“ Laut dem von der OeGfE analy- KLARTEXT sierten Abstimmungsverhalten der EU-Abgeordneten beschreibt Schmidt Vilimskys Arbeitsprogramm mit dem Wort „Totalopposition“. Europapolitisch engagiert zeige sich Vilimsky, wenn es darum gehe, an einem rechtspopulistischen Netzwerk zwischen den europäischen Vaterlandsparteien zu knüpfen: „Sein Ding ist die Internationale der Nationalisten.“ Doch vorrangiges Ziel der Nationalisten, sagt Schmidt, seien Rat und Kommission, „das Europaparlament ist ein Arbeitsparlament, da sind sie nicht sehr zu Hause“. Im Europaparlament angekommen ist Andreas Schieder, der die SPÖ nach 2019 zum zweiten Mal Nazis und Empfindungen Foto: © European Parliament Drehtür EU-Wahl Pendeln ist das A und O der Europapolitik: zwischen Wohnsitz, Brüssel und Straßburg; zwischen europäischer Weite und nationalen Befindlichkeiten. Beginnen wir mit einem Ratespiel. Es geht um den Besitzer mehrerer Edeka-Filialen in Sachsen und Thüringen. Den beiden ostdeutschen Bundesländern, in denen die AfD als gesichert rechts extrem eingestuft ist, weil sie nach Auffassung des Verfassungsschutzes verfassungsfeindliche Ziele verfolgt. In beiden Ländern finden heuer Landtagswahlen statt. Nach den Umfragen liegt die AfD weit vorn und kommt auf etwa ein Drittel der Stimmen. Aber zurück zu unserem Unternehmer. Er heißt Peter Simmel und hat auf einem Werbeflyer einen Slogan platziert, in dem das Wort Nazis eine zentrale Rolle spielt. Der Aufschrei war so groß, dass er die Prospekte zurückzog und sich dafür entschuldigte. Nun zur Rätselfrage: Welchen Nazi-Spruch hat der Lebensmittelhändler verbreitet, für den eine öffentliche Entschuldigung fällig war? Die Lösung lautet: „Für Demokratie. Gegen Nazis!“ Ja, richtig gelesen! Simmel wollte sich wohl mit den Demonstrationen solidarisieren, die gerade gegen Rechtsextremismus, gegen Nazis und für Demokratie stattfinden. Dafür wurde er von der rechts extremen AfD sowie den „Freien Sachsen“, einer laut Landes- „Hl. Urbanus, bitte für uns!“, schrieb Rudolf Mitlöhner am 20. März 2014, nachdem sich ein FPÖ- Erfolg bei den Europawahlen abzeichnete; nachzulesen unter furche.at. als Spitzenkandidat in die Europawahlen führt. „Er muss den Spagat schaffen zwischen einer sehr innenpolitisch fokussierten SPÖ und seinen außen- und europapolitischen Ansichten“, nennt Schmidt die erste Herausforderung für Schieder. Als zweite, genauso wichtige Aufgabe sieht Schmidt die Abstimmung „mit dem anderen Andi, da braucht es ordentliche Koordinierungsarbeit“. Damit trifft er einen Punkt, denn die Europawahl wird auch der erste große europäische Lackmustest für Parteichef Andreas Babler. Dazu passend verweist Schmidt auf Umfragen, die zeigen, „dass die SPÖ-Wähler mittlerweile weniger EU-skeptisch als so manche ÖVP-Wähler sind“. Die für das Abschneiden der SPÖ zentrale Frage ist für Schmidt aber: „Kann die SPÖ aus der Opposition heraus Stimmenkapital schlagen, oder geht das alles auf das Konto der FPÖ?“ ORF-Kandidatenreihe Für EU-Skeptiker keine Wahloption sind die Neos und ihr Spitzenkandidat Helmut Brandstätter. Ihre Vision der Vereinigten Staaten von Europa inklusive einer EU- Armee kommunizieren die Neos sehr klar, sagt Schmidt, „da passt Brandstätter als Frontmann sehr gut“. Dieser setzt die Reihe ehemaliger ORF-Journalisten als EU- Spitzenkandidaten (Hans Kronberger, FPÖ; Ursula Stenzel, ÖVP; Eugen Freund, SPÖ) fort. „Aber Brandstätter war auch Chefredakteur, saß eine Periode im Nationalrat“, sagt Schmidt, „der ist kein Quereinsteiger, der ist ein anderes Kaliber, ein Kommunikator und für die Neos alles andere als eine schlechte Wahl.“ Somit summa summarum eine illustre Runde, die es eventuell schafft, dass die Europawahlen nicht nur zum Vorlauf für die Nationalratswahl degradiert werden. Von Susanne Glass verfassungsschutz „rechtsextremistischen Kleinstpartei“, massiv unter Druck gesetzt. Beide drohten mittels Protests und Boykotts, Simmels Supermärkte wirtschaftlich zu zerstören. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden beschimpft und bedroht. In seiner Entschuldigung schreibt er sinngemäß, er habe durch den Austausch mit seinen Kunden gelernt, dass sich „viel mehr Menschen mit dem Wort Nazi identifizieren“, als er gedacht habe. Oft seien diese nur gegen die aktuelle Regierung. Er entschuldige sich, falls er Empfindungen verletzt habe. Ich will nur hoffen, dass es noch mehr Menschen gibt, die Simmel mit seinem „Gegen-Nazi-Flyer“ nicht verletzt, sondern mit der Begründung seiner Entschuldigung zutiefst beunruhigt hat. Die Autorin ist Redaktionsleiterin Ausland und politischer Hintergrund beim Bayerischen Rundfunk.
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