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DIE FURCHE 08.02.2024

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DIE FURCHE · 6 18 Wissen 8. Februar 2024 Von Lukas Bayer Herbert Kickl will Bundeskanzler werden. Seit Monaten liegt seine FPÖ in Wahlumfragen auf Platz eins. Aber er hat ein Problem: Die ÖVP will nicht mit ihm. Bundeskanzler Karl Nehammer sieht in Kickl ein „Sicherheitsrisiko“, seit Kurzem bezeichnet er ihn sogar als „rechtsextrem“. Und ohne ÖVP wird es die FPÖ wohl nicht in die nächste Regierung schaffen. Wenn es um Inhalte geht, stehen sich die beiden Parteien aber auffallend nahe – etwa in Bezug auf die Klimakrise. Nehammer und Kickl argumentieren ähnlich: Österreich sei zu klein, um diese globale Krise zu lösen. Erst sollen die anderen machen. Wir setzen lieber auf neue Technologien und Innovationen. Zudem bemühen sie zwei Feindbilder: Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ als Saboteure und China als Profiteur in der Klimakrise. Dem widersprechen zahlreiche Studien. Österreich verursacht mehr Emissionen als die meisten anderen Länder dieser Welt. Pro Kopf gerechnet steht sogar China besser da als die Alpenrepublik. Würde sich jedes Land so verhalten, wären bereits alle ökologischen Belastungsgrenzen überschritten. Technologische Lösungen wie Wasserstoff, CO₂- Speicherung oder Kernfusion verschieben diese Probleme meist nur, anstatt sie zu lösen. Zudem sind sie wenig ausgereift. Währenddessen verknappen sich unsere Ressourcen. Und das Zeitfenster für eine lebenswerte Zukunft schließt sich rapide. Das sagen nicht die Aktivisten der „Letzten Generation“, sondern der UN-Weltklimarat IPCC in seinem aktuellsten Bericht. Dieser fasst den Stand der Klimaforschung auf tausenden Seiten zusammen. Er wurde von fast allen Staaten dieser Welt unterzeichnet – auch von Österreich. Soziale Kipppunkte Trotzdem glaubt hierzulande rund ein Viertel der Bevölkerung, dass die Medien beim Klimawandel „übertriebene Hysterie“ erzeugen – und 39 Prozent sehen in einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um mehr als drei Grad kein Problem. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Generell lässt sich die Einstellung zum Klimawandel in fünf Gruppen einteilen, wie aus einer an der Yale-Universität durchgeführten Umfrage hervorgeht („Global Warming’s Six Audiences“, 2022): die Alarmierten (37 Prozent der Österreicher), die Besorgten (34 Prozent), die Vorsichtigen und Verunsicherten (18 Prozent), die Zweifelnden (fünf Prozent) und die Leugnenden (zwei Prozent). Die Ergebnisse decken sich mit einer aktuellen Befragung des Umweltbundesamtes. Sie zeigt, dass in Österreich rund sechs Prozent am Klimawandel zweifeln oder diesen abstreiten. Ihnen dürfte die Klimastrategie der FPÖ gut gefallen: verharmlosen, relativieren, urbane Eliten wie „Bobos“ oder „Klimakleber“ bekämpfen, vor hohen Kosten warnen und einschneidende Maßnahmen verhindern. Auch in Deutschland bei der AfD oder in Frankreich unter Marine Le Pen ist diese rechtspopulistische Strategie beliebt. Foto: iStock/ArmadilloStock Wenn der Umwelt- Schweinehund bellt „ Für den Klimaschutz sollten wir nicht nur urbane Vorbilder zeigen, sondern auch Menschen aus Heimatverbänden, Musikvereinen oder der Landjugend. “ Umweltpsychologin Isabella Uhl-Hädicke Die Besorgten – gut ein Drittel der Österreicher – unterstützen eine aktive Klimapolitik, empfinden aber Teuerung oder Ukrainekrieg als dringlicher. Weitere 18 Prozent sind unsicher, wie schlimm die Klimafolgen wirklich werden. Auch sie sind anfällig für populistische Scheinargumente. Paradoxerweise liegt das auch an der zunehmenden Medienberichterstattung über Naturkatastrophen: Solche Berichte seien meist negativ, verunsicherten und verängstigten eher, wie die Umweltpsychologin Isabella Uhl-Hädicke von der Universität Salzburg erklärt: „Wenn sich Menschen unsicher fühlen, sehnen sie sich nach Kon trolle. Populistische Politiker erklären uns, dass es eh nicht so schlimm wird. Das glauben wir gerne, denn es erleichtert unser schlechtes Gewissen und erlaubt uns, weiterzumachen wie bisher.“ In ihrem Buch „Warum machen wir es nicht einfach?“ (Molden, 2022) begründet sie diese Abwehrmechanismen mit dem „Umweltschweinehund“, der in uns wohnt. Fakten helfen gegen ihn nur begrenzt: „Man rüttelt mit Fakten niemanden wach, der bereits von etwas stark überzeugt ist“, so die Psychologin. Hinzu komme, dass viele die Bereitschaft anderer unterschätzten, etwas zu tun oder tun zu wollen. Wir basteln uns so eine „Ausredenspirale“, die wir mit sozialen Normen rechtfertigen: Wenn andere nicht handeln, warum sollte ich? Solange der „Umweltschweinehund“ mitbellt, sei die Klimakrise zwar wichtig, sagt Uhl-Hädicke – aber eben nicht wahlentscheidend. Das spiegelt sich in aktuellen Umfragen wider: FPÖ und ÖVP verharmlosen den Klimawandel, kommen zusammen aber auf rund 50 Prozent – oder darüber. Das Potenzial der SPÖ wird derzeit auf maximal 24 Prozent geschätzt; die Grünen stagnieren seit Längerem bei maximal zehn Prozent. Blick in die USA Zumindest die Alarmierten wünschen sich nachdrücklich eine ambitioniertere Klimapolitik. Aber nur wenige fordern das aktiv ein. Anders schien es, als 2019 die Klimabewegung „Fridays for Future“ groß wurde und fast 400.000 Menschen das Klimavolksbegehren unterzeichneten. „Plötzlich hatte jede Partei zumindest einen Klimapunkt im Wahlprogramm“, berichtet Uhl-Hädicke. Es hätte ein „sozialer Kipppunkt“ werden können – aber die Pandemie, der Ukra ine krieg sowie die Teuerung haben diesen nun zumindest verschleppt. Das Konzept der „sozialen Kipppunkte“ wurde vor einigen Jahren durch eine Studie unter Ilona Otto bekannt. Sie ist Professorin am Wegener Center der Universität Graz. Laut Studie würde es ausreichen, wenn 20 bis 25 Prozent der Menschen nachdrücklich Klimaschutz einfordern – also etwas mehr als jede zweite Person, die bereits alarmiert ist. Das könnte die Mehrheit überzeugen und somit Normen und Werte nachhaltig verändern. Dann müsste auch die Politik handeln. Rezente Umfragen von SORA und Umweltbundesamt zeigen zudem, dass zwei von drei Menschen die schwarzgrüne Klimapolitik nicht ausreicht und mehr als 80 Prozent Klimamaßnahmen in ihrer Region befürworten: eigentlich ein klares Signal an alle Parteien, für die nächste Nationalratswahl eine angemessene Klimastrategie auszuarbeiten. Wenn da nicht noch ein Aber wäre. Das zeigt ein Blick zurück in die USA vor 20 Jahren. Damals versuchte die Republikanische Partei, Klima als Thema zu besetzen. Die Wähler vertrauten allerdings mehrheitlich der Demokratischen Partei. Deshalb empfahl der Strategieberater Frank Luntz dem damaligen Präsidenten George W. Bush, Zweifel am Klimawandel Öffentliche Meinung Auch neue Daten der Yale-Universität zeigen: Österreich zählt zu den Ländern Europas, in denen verhältnismäßig viele Menschen (14 Prozent) daran zweifeln, dass der Klimawandel überhaupt stattfindet („Yale Program on Climate Change Communication“, 2023). FPÖ und ÖVP verharmlosen den Klimawandel. Wie kann es sein, dass sich ein Großteil im Land mehr Klimaschutz wünscht, sich das aber nicht im Wahlverhalten niederschlägt? Eine Analyse. zu säen, um Wählerstimmen zu gewinnen. Bush wurde wiedergewählt und regierte bis 2009. Seine Klima- und Umweltpolitik gilt als die schlechteste aller Zeiten. Heute leugnet oder zweifelt jede fünfte Person in den USA am menschengemachten Klimawandel. Darunter alle republikanischen Kandidaten für die nächste Präsidentschaftswahl. Mehr Lebensqualität Auch in Österreich haben konservative Parteien das Klimathema „strategisch weggewischt“, sagt Uhl-Hädicke; dieses sei bislang klar von den Grünen besetzt. Deshalb müsse man zeigen, dass eigentlich eine große Mehrheit mehr Klimaschutz möchte. Entscheidend sei dabei, von wem die Nachricht komme: „Wir sollten nicht nur junge, urbane Vorbilder zeigen, sondern auch Menschen aus Heimatverbänden, Musikvereinen oder der Landjugend. Die Menschen müssen sich damit identifizieren können. Das führt ihnen vor Augen, dass auch ihre Gruppe aktiv ist“, so die Klimapsychologin. Außerdem zeige die Forschung klar, dass Menschen mit einem klimafreundlichen Lebensstil zufriedener sind. Acht von zehn Maßnahmen steigern unmittelbar unsere Lebensqualität – wären also auch ohne Klimakrise sinnvoll. Die Politik müsste dafür bloß die entsprechenden Strukturen und Anreize schaffen.

DIE FURCHE · 6 8. Februar 2024 Wissen 19 „Craftivism“ ist ein Weg, Protest konstruktiv zu kanalisieren. Verena Winiwarter entdeckte das Stricken: wie eine Universitätsprofessorin zur begeisterten Handwerksaktionistin wurde. Mit Hand und Hirn Von Martin Tauss HUMAN SPIRITS Der Stress mit dem Körper Verena Winiwarter leistete Pionierarbeit im Bereich der Umweltgeschichte. Die mehrfach ausgezeichnete Forscherin war an der Universität Klagenfurt und von 2018 bis 2022 an der Boku Wien tätig. Foto: Daniel_Hinterramskogler „ Je höher die Vertrautheit mit dem ‚inneren Körper‘, desto größer das Potenzial, gegen den Druck der Schönheitsideale immun zu werden. “ Von Martin Tauss Gehäkelt wurde bei Kaffee und Kuchen, beim Fernsehen, in Zügen und in Wartezimmern. Das Ergebnis: Topflappen für alle 183 österreichischen Nationalratsabgeordneten. Mit dieser Aktion verfolgten die „Grandparents for Future“ ein symbolisches Ziel: Letzte Woche wurden die Topflappen vor dem Parlament an Parteienvertreter übergeben, um diese daran zu erinnern, endlich „heiße Eisen“ anzugreifen und „dringend erforderliche Klimaschutzgesetze zu beschließen“ (nur die FPÖ hatte abgesagt). Vorn mit dabei: Verena Winiwarter, ehemalige Professorin an der Boku Wien und der Universität Klagenfurt. „Die Idee ist doch charmant“, sagt die Umwelthistorikerin. „Die Aktion war ein Türöffner zur Politik – und zeigt, dass sich auch die ältere Generation um die Klimakrise sorgt. Ein wichtiges Signal für Politiker, die nur Stimmen zählen, denn in einer Welt, in der es im Sommer 40 Grad hat, geht es auch den Älteren nicht gut!“ Widerständig und politisch relevant Die mehrfach ausgezeichnete Wissenschafterin sympathisiert schon lange mit dem „handwerklichen Aktionismus“, den sie am 5. März am „Marktplatz der Ideen“ beim Österreichischen Transformationsforum, einer zivilgesellschaftlichen Kooperation für den sozial-ökologischen Wandel, an der Donau-Uni Krems präsentieren wird. „Meine Mutter war eine großartige Handarbeiterin, zunächst habe ich mich da eher abgegrenzt“, erinnert sich Winiwarter im Gespräch mit der FURCHE. „Erst als meine Tochter mit 15 ihre ersten Socken gestrickt hat, dachte ich mir: Das schaut eigentlich schön aus, das kann ich doch auch!“ Schon bald fand sie einen guten Zweck für ihre selbstgemachten Kleidungsstücke: „Auf den großen Weltkonferenzen für Umweltgeschichte haben wir Organisatoren darauf geschaut, Spenden für Teilnehmer aus Afrika oder Südamerika aufzustellen. Denn junge Wissenschafter aus ärmeren Ländern haben sonst keine Chance, zu so einer Konferenz zu fahren. Nicht nur unsere Bücher, auch meine Socken und andere Stricksachen haben dafür Geld eingebracht.“ 2013 wurde Winiwarter vom Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten zu Österreichs „Wissenschaftlerin des Jahres“ gewählt – eine Auszeichnung für die Vermittlung ihrer Forschung auch an ein breiteres Publikum. Zu jener Zeit war sie bereits bekannt dafür, bei Tagungen oder Konferenzen strickend den Vorträgen zu lauschen. „Das ist viel konzentrationsfördernder, als immer wieder auf das Handy zu schauen“, lacht Winiwarter. „Beim Forum Alpbach haben manche Leute gemurmelt: Sie hat die ganze Zeit gehäkelt, und jetzt fragt sie plötzlich so kritisch!“ Dass Handarbeit widerständig und politisch relevant sein kann, ist seit Gandhis antikolonialer Spinnradkampagne in den Geschichtsbüchern verewigt. Die Wiener Umwelthistorikerin erinnert an ein anderes Beispiel: „Die Suffragetten, die in England vor mehr als 100 Jahren für das Wahlrecht der Frauen kämpften, haben im Gefängnis oft gestrickt. Sie machten Missstände durch gewaltfreien Widerstand öffentlich.“ „ Wissenschaft und Aktivismus gehören heute zusammen. Durch handwerklichen Protest geht nichts kaputt. Wir müssen wieder lernen, respektvoll miteinander umzugehen. “ Verena Winiwarter In jüngster Zeit hat der handwerkliche Aktionismus neue Protestformen hervorgebracht: Als Donald Trump mit der Äußerung schockierte, er könne jeder Frau an die Genitalien fassen, versammelten sich 2017 rund 500.000 Menschen mit selbstgestrickten „Pussyhat“-Mützen in Washington. „Das Stricken hat die Omas im Altersheim mit den jungen, aufbegehrenden Frauen verbunden“, so Winiwarter. „Der sogenannte Craftivism ist persönliche Option und zugleich Verbindung mit anderen. Für mich ist das die inklusivste Form von gewaltfreiem Protest.“ Von „Yarnbombing“ spricht man, wenn heute die alten Traditionen des Häkelns und Strickens zu einer Art Straßenkunst werden und Handarbeiten zum Beispiel auf Bäumen oder Denkmälern drapiert werden. Wenige Tage nach der russischen Invasion in der Ukraine begann die Wissenschafterin, blau-gelbe Herzen zu stricken. Die Bilder ihrer Werke teilte sie in sozialen Medien wie Twitter oder Instagram; der Erlös der Spenden ging an die Ukraine-Hilfe. Für die „Woolinale“, das erste internationale „Yarnbombing“-Festival in Köln 2023, fertigte sie 21 Friedenszeichen, die auf Bauzäunen zu einer großen Karte der Ukra ine zusammengesetzt wurden. „In einer Situation der Hilflosigkeit trägt das Handwerk dazu bei, das Gefühl der Selbstwirksamkeit zu stärken“, sagt Winiwarter. Klimamützen färben sich dunkelrot Die Erderwärmung in Farben sichtbar zu machen, ist das Anliegen von „Show your stripes“, einem Projekt aus Großbritannien. Es wurde zum Logo der „Scientists for Future“. Auf Pullis, Mützen und Schals wird die globale Krise nachvollziehbar. Über die Jahre schwand das Blau, während nun schon die dunkelroten Farben dominieren. Die Professorin hat nach diesem Strickmuster Klimamützen für Kolleginnen gefertigt: „Die Temperatur wird in Wollfarbe übertragen, als Argument gegen die Illusion, der Klimawandel finde irgendwann in der Zukunft statt.“ Für Winiwarter eine gute Möglichkeit, die Menschen beim Thema Klimaschutz auch emotional zu erreichen. „An der Verbesserung der Datenbasis zu arbeiten, ist nicht mehr ausreichend; das machen wir seit den 1980er Jahren. Die Fakten sind längst bekannt.“ Das ist für sie ein Grund, warum Wissenschaft und Aktivismus heute zusammengehören. „Handarbeit ist etwas anderes, als etwa Kunstwerke zu beschmieren. Durch diesen Protest geht nichts kaputt. Wir müssen doch lernen, respektvoll miteinander umzugehen!“ Österreichisches Transformationsforum An der Univ. für Weiterbildung Krems spricht Verena Winiwarter am 5. März über handwerklichen Aktionismus, siehe auch www.donau-uni.ac.at. Am 6. Februar war „Safer Internet Day“: Die wichtige Initiative hat im Vorfeld eine Studie präsentiert, bei der 400 Teenager von elf bis 17 Jahren über „Schönheitsideale im Internet“ befragt wurden. Die Ergebnisse bestätigen, wie sehr die Selbstwahrnehmung von Jugendlichen durch soziale Medien wie Facebook, Instagram, Snapchat oder Tiktok geprägt ist. Der Großteil in dieser Altersgruppe postet dort regelmäßig Fotos von sich, oft bearbeitet durch spezielle Licht- oder Filtereffekte. Damit sollen Schönheit (68 Prozent), Style (64), Schlankheit (54) oder Sex-Appeal (34) vermittelt werden. Hinzu kommt, dass heute nicht nur bearbeitete Bilder, sondern auch mit Künstlicher Intelligenz hergestellte Fotos in das Internet strömen. „Es braucht mehr Realität statt Fake-Fotos in den sozialen Medien“, sagte Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) zur Studienpräsentation. „KI-Bilder von Menschen, die nicht einmal existieren, halte ich für eine Gefahr in Bezug auf jugendliche Schönheitsideale.“ Auch in den sozialen Medien sollte es eine EUweite Kennzeichnungspflicht von KI-generierten Personen geben. Vor allem kleinere Kinder seien gefährdet, denn sie seien den Inszenierungen am stärksten ausgeliefert. Sich selbst etwas Gutes tun Fotos und Videos in sozialen Medien führen meist zu Vergleichen mit anderen Gleichaltrigen. Über ein Viertel der Befragten betonte die negativen Folgen und gab an, sich nach dem Scrollen schlecht zu fühlen. Ebenfalls mehr als ein Viertel hat schon über eine Schönheitsoperation nachgedacht. Ein weiterer Befund: Jugendliche haben nicht nur mit unrealistischen Schönheitsidealen zu kämpfen, sondern müssen auch befürchten, wegen ihres Aussehens beleidigt zu werden. Was tun? Handyfreie Volksschulen, wie sie der Katholische Familienverband zum „Safer Internet Day“ forderte, sind ein berechtigtes Anliegen. Ein weiterer Zugang wäre, Kinder und Jugendliche schon frühzeitig mit einem anderen Körperbild vertraut zu machen: dem inneren Erfahrungsraum des Körpers. Das ist das, was sich zeigt, wenn man die Augen schließt und achtsam in den Körper hineinhorcht: zum Beispiel Druckempfindungen, Kribbeln oder Jucken, Wärme oder Kälte, Verspannungen oder wohlige Gefühle der Gelöstheit. Es ist ein Raum, in dem Sinneseindrücke intuitiv beobachtet werden können, und viele Traditionen können hilfreich sein, um ihn zu betreten – von Yoga über Achtsamkeitsmeditationen bis hin zu Feldenkrais. Das Schöne daran: In diesem Raum kann man Abstand nehmen vom äußerlichen Vergleichen – und sich selbst durch bewusste und liebevolle Zuwendung etwas Gutes tun. Je höher die Vertrautheit mit diesem „inneren Körper“, desto größer das Potenzial, gegen den auferlegten Stress der Schönheitsideale allmählich immun zu werden.

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