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DIE FURCHE 07.12.2023

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DIE FURCHE

49 · 7. Dezember 2023DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 79. Jg. · € 6,–Der Grundstein fürdas BildungslebenAnna-Carola Swoboda istElementarpädagogin ausLeidenschaft. Aber fehlendeRessourcen erschweren ihrden Beruf. · Seiten 12–13Geht Israel in Gaza zu weit? Heile Anfänge Nikola Tesla: Unter StromVölkerrechtsexperte Ralph Janik über den Nahost-Konflikt und warum er die internationale Rechtsordnungan ihre Grenzen bringt. · Seite 8Andreas R. Batlogg plädiert für „Mariä Erwählung“als Name für den 8. Dezember. „Mariä Empfängnis“sei missverständlich. · Seiten 9–10Der geniale Erfinder und Elektroingenieur findet inden Romanen von Alida Bremer und Jean Echenozliterarisch Resonanz. · Seite 17Das Thema der WocheSeiten 2–4Geben undnehmenFoto: APA / Hans Klaus Techt„COP-Tanker istzu langsam“Im Advent dreht sich alles umsSchenken. In einer Welt desÜberflusses ist es aber schwergeworden, das richtige Maß zufinden. Über den Wert der Gabe.Foto: iStock/DNY59 (Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger)Wie sieht Österreichs bekanntesteKlimaforscherin den aktuellenWeltklimagipfel in Dubai? HelgaKromp-Kolb über technischeIrrwege, individuelle CO2-Beschränkungen, den Verfall derDebattenkultur – und wichtigeFragen für den Wirtshaustisch.Seiten 22–23Einmal mehr zeigt sich, dass das Pontifikat von Franziskus von verstörenden Mehrdeutigkeitengeprägt ist – ein Prozess, der längst auch andere Institutionen erfasst hat.Der genervte PapstAUS DEM INHALTCausa Benko: „Auf tönernen Füßen“Ökonom Kurt Bayer erklärt, warumUnternehmen wie Signa keinen Stresstestbestehen müssen, und kritisiert das Parkenvon Gewinnen in Stiftungen. Seite 5Von Otto FriedrichMan kann sich schon die Augenreiben, wenn so manchePost aus Rom offenbarwird: Da schreiben vierFrauen aus dem konservativenKirchenlager Deutschlands, die zuvorschon ihre Mandate beim ReformprozessSynodaler Weg niedergelegt haben, AnfangNovember einen Brief an den Papst. Und derantwortet ihnen vier Tage später höchstpersönlichund bestärkt sie in ihren „Sorgenum die Einheit der Kirche“, die sie durchden Synodalen Weg gefährdet sehen.Franziskus fordert in dem Brief auf, „sichzu öffnen und hinauszugehen, um unserenBrüdern und Schwestern zu begegnen, besondersjenen, die an den Schwellen unsererKirchentüren, auf den Straßen, in denGefängnissen, in den Krankenhäusern,auf den Plätzen und in den Städten zu findensind“, anstatt das „Heil“ in immer neuenGremien zu suchen „und in einer gewissenSelbstbezogenheit die immer gleichenThemen zu erörtern“. Die Themen, die Franziskusoffenbar nerven, sind die altbekannten„heißen Eisen“ – Macht, Rolle der Frau,Sexualmoral, Zölibat. Und der Synodale Rat,auf den sich die Kirche Deutschlands in großerMehrheit verständigt hat, ist dem Papst„ Mit den Ambiguitätenumzugehen, ist schwer,wenn eine Persongleichzeitig konträrePositionen einnimmt.“ebenso ein Dorn im Auge wie den vier Briefschreiberinnen.Ein „Beratungs- und Entscheidungsgremium“,wie es derzeit vorbereitetwerde, so Franziskus, sei „mit dersakramentalen Struktur der katholischenKirche nicht in Einklang zu bringen“.Der Papstbrief wurde kürzlich über diedeutsche Tageszeitung Die Welt bekanntund ist auch hierzulande relevant, weil dreider Adressatinnen, die Theologinnen MarianneSchlosser und Katharina Westerhorstmannsowie die ReligionsphilosophinHanna-Barbara Gerl-Falkovitz, an österreichischenHochschulen lehren.Konservativ und progressiv zugleich?Auch der gelernte Katholik kann angesichtsdieser Vorgänge verwirrt sein: HatFranziskus nicht gerade seinen erzkonservativenKritiker Bischof Joseph Stricklandin Texas abgesetzt? Und hat er KurienkardinalRaymond Burke, seinem ebenfalls ausden USA stammenden, ähnlich gestricktenGegenspieler, nicht soeben Apanage undvatikanische Wohnung gestrichen? Gleichzeitiggibt er Kritikerinnen aus ebendiesemKirchenlager recht und desavouiert dendeutschen Synodalen Weg, der in vielemden synodalen Prozessen gleicht, die dieserPapst ja anstoßen will – und die er soebenbei der Weltsynode in Rom die erste globaleFeuerprobe bestehen ließ.Hier geschilderte Vorgänge sind ein Markenzeichendes aktuellen Pontifikats, dasdurch eine Zunahme an Ambiguitäten undMehrdeutigkeiten geprägt ist. Dass dies inder Widersprüchlichkeit auch im Redenund Tun von Franziskus sichtbar wird, magbiografische Gründe haben. Der SalzburgerTheologe Gregor Maria Hoff führt in seinerneuen Diagnose des aktuellen Katholizismus„In Auflösung“ (vgl. Seite 11) dazu diepolitische Verwurzelung von Franziskusim argentinischen Peronismus an.Aber nicht nur der Papst selbst frönt derMehrdeutigkeit: Auch seine Kirche mit allemWiderstreit zwischen ihren Lagern istdiesem Verlust an Eindeutigkeit unterworfen.Ein Prozess, der im Übrigen längst vieleInstitutionen und vermeintliche gesellschaftlicheZuverlässigkeiten erfasst hat.Es ist ein Gebot der Stunde, mit diesen Ambiguitätenumgehen zu lernen. Das ist nichteinfach, insbesondere wenn – wie oben geschildert– ein und dieselbe Person gleichzeitigkonträre Positionen einnimmt.Es gilt, gleichzeitig Deutungsspielräumezuzulassen, aber wenn es nötig ist, für Klarheitzu sorgen. Ein aktuelles – katholisches –Beispiel dazu: Dieser Tage jährt sich zum75. Mal die Verkündung der AllgemeinenErklärung der Menschenrechte. Auch Päpstehaben diese längst als Teil ihrer Soziallehrebegriffen. Der Heilige Stuhl ist dieserErklärung bis heute nicht beigetreten.So viel Ambiguität sollte sicher nicht sein.otto.friedrich@furche.atTriumph des Enfant terribleGeert Wilders punktete mit seiner Antizuwanderungspolitik.Entwickeln sich diebislang toleranten und offenen Niederlandenun zu einem rechten Vorreiter? Seite 6Sobotka – der UnabwählbareStefan Brocza plädiert im „Diesseits vonGut und Böse“ – unabhängig von WolfgangSobotka – für eine generelle Abberufbarkeithiesiger Nationalratspräsidenten. Seite 15Als wär’s ein gutes LandFrank Bascombe ist zurück: In seinemneuen Roman „Valentinstag“ schickt RichardFord seinen „Langstreckenchronisten“ zumfünften Mal über die Seiten. Seite 18Träume von SchokoladeEine schöne Bescherung im Kino: „Wonka“lässt die Kinderbuchfiguren von Roald Dahlneu erstehen – und zeigt Timothée Chalametals darstellerischen Tausendsassa. S. 20–21furche.atÖsterreichische Post AG, WZ 02Z034113W,Retouren an Postfach 555, 1008 WienDIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 WienTelefon: (01) 512 52 61-0

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