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DIE FURCHE 07.11.2024

DIE

DIE FURCHE · 45 16 Diskurs 7. November 2024 ZEITBILD Unter die Haut Foto: APA / AFP / UGC IHRE MEINUNG Schreiben Sie uns unter leserbriefe@furche.at Zur Weltsynode, Nr. 44 Papst, Bischöfe und Kardinäle reden in der Weltsynode seit drei Jahren um den heißen Brei. Dabei wäre es so einfach, die Schöpfungsordnung Gottes zu beherzigen. Dort heißt es: Gott hat Mann und Frau erschaffen und ihnen die Erde anvertraut. Solange die Amtskirche behauptet, und das ohne Schamgefühl, seit tausend Jahren nur aus zölibatär lebenden Männern zu bestehen, die ihre Frauen und Kinder verleugnen, bleibt sie eine Lügenburg, die auf Tonfüßen steht. Die Familie ist der Ministaat und entspricht der göttlichen Ordnung GLAUBENSFRAGE wie die Heilige Familie, Jesus, Maria und Josef. Ohne dieses Fundament wird auch die katholische Kirche auf Dauer nicht überleben. Leere Kirchen und leere Priesterseminare sind der Anfang vom Ende! Ilse Sixt, 85887 D-Oberpframmern Gottes Influencer Von Till Schönwälder, Nr. 43, S. 2 Tod provoziert Leben Schon beim Lesen dieses Artikels habe ich an einen Leserbrief gedacht. Derselbe von Christine Hagel in FURCHE Nr. 44 hat mich bestärkt, die Motive für die Beurteilung der Verehrung für Carlo Acutis und auch die eucharistischen Wunder zu hinterfragen. Der Autor hat vielleicht schon von der Ausstellung „Körperwelten“ des deutschen Autors Gunther von Hagens gehört – zum großen Teil plastifizierte ehemalige Menschen. Er war vielleicht auch schon in Ars, wo der unverweste Pfarrer von Ars Das Video, das seit Anfang November in den sozialen Medien zirkuliert, zeigt eine junge iranische Frau, bis auf die Unterwäsche entkleidet. Sie sitzt auf einem Steingeländer, später spaziert sie, die Arme vor dem Oberkörper verschränkt, durch die Teheraner Straßen, während sich Passanten verwundert nach ihr umdrehen. Die letzten, verschwommenen Aufnahmen zeigen, wie Sicherheitskräfte sie in ein Auto zerren. Die Identität der iranischen Studentin ist unbekannt, über den Vorfall kursieren unterschiedliche Berichte. Laut Aktivisten wurde sie von der Miliz am Campus ihrer Universität belästigt. Wachpersonal habe ihre Kleidung zerrissen, worauf die Frau sich anschließend aus Protest ausgezogen habe. Regierungsnahe Medien sprechen von „psychischen Problemen“ der Frau. Für Aktivisten ist klar, dass die Studentin gegen die strengen Kleidervorschriften demonstrierte, die im Iran herrschen. Im Herbst 2022 war die 22-jährige Mahsa Amini in Polizeigewahrsam gestorben, nachdem sie wegen ihres „nicht ordnungsgemäß“ getragenen Kopftuchs verhaftet worden war. Es folgten landesweite Proteste. Seit Jahresbeginn gibt es im Iran wieder verstärkt Patrouillen in Großstädten. Im September hingegen hat der konservativ-moderate Präsident Masoud Pezeshkian versprochen, dass die Sittenwächter Frauen nicht mehr belästigen würden. (ms) gezeigt wird; oder in Nevers, wo man Bernadette Soubirous betrachten kann. Oder er hat nur eine Büste Anton Bruckners gesehen, zu dessen 200. Geburtstag wir seiner intensiv gedenken. Er hat sich vielleicht über die Verehrung mancher sogenannter Promis gewundert, die die tollsten Blüten zeitigt. Verehrung einer solchen Persönlichkeit wie Carlo Acutis ist doch nicht verstörend. Er hat die sogenannten Eucharistischen Wunder ja in keiner Weise als antijudaistisch erkannt, sondern sie als Geheimnis der Eucharistie hoch geschätzt. Dazu muss man doch nicht a priori als antijudaistisch angesehen werden. Der Grundgedanke der Heiligkeit, einem beispielhaften Leben nach Prüfung einen besonderen Status zu verleihen, ist ja wohl akzeptabel und muss bei einem so jungen Vorbild wie Carlo Acutis doch nicht verstören, sondern kann zu größerer Breite der Betrachtung führen. Von Hildegund Keul DI Dr. Walter Feninger Sozialombudsobmann, Ehrenobmann der NÖ Senioren Markersdorf-Haindorf Die Gefährdeten Von Klaus Stiefel, Nr. 44, Seite 18 Vorweg: Ich bin begeisterte FUR- CHE-Leserin. Gerade, weil ich diese Zeitung so schätze, hat es mich sehr befremdet, den Ausdruck „Eingeborenenstämme“ zu lesen. Offensichtlich meint der Autor indigene Völker. Ich bin keine „political correctness“ Fanatikerin, würde mir aber hier etwas mehr Sensibilität wünschen. Sr. Hemma Jaschke, Wien/Stockerau Jesus war kein Moslem! Von Katharina Tiwald, Nr. 42, S. 12 Vielen Dank für die immer wieder sehr interessanten und bewegenden Artikel. Diesmal hat mich besonders der Beitrag von Frau Katharina Tiwald berührt. Es bräuchte mehr solche Lehrkräfte, die aus ihren Erfahrungen berichten. Gerhard Jagenbrein, via Mail In dieser Ausgabe der FURCHE finden Sie eine bezahlte Beilage der Missio Service GmbH. Conny Kreuter ist am Freitag, den 8. November wieder im Lotto- Studio aktiv; zusätzlich gibt es 10 mal 30.000 Euro zu gewinnen Lotto Bonus- Ziehung mit der Chance auf Urlaubsgeld Die Zeit rund um den Jahreswechsel verbinden viele Menschen in Österreich mit Urlaub. Egal, ob in der winterlichen Bergwelt Österreichs, oder doch etwas weiter weg mit Sonne, Sand und Meer – Lotto „6 aus 45“ sorgt jetzt mit etwas Glück für das nötige Budget. Und zwar im Rahmen der Bonus-Ziehung am Freitag, den 8. November 2024. Da werden nämlich unter allen bei dieser Ziehung mitspielenden Lotto Tipps zehnmal 30.000 Euro Urlaubsgeld zusätzlich verlost. Präsentiert wird diese letzte Bonus-Ziehung des Jahres von Profi-Tänzerin und Moderatorin Conny Kreuter, die bereits zweimal im Einsatz war und somit schon Erfahrung im Lotto-Studio gesammelt hat. Annahmeschluss für die Bonus- Ziehung ist am Freitag, den 8. November 2024 um 18.30 Uhr, die Ziehung gibt es um 18.47 Uhr live in ORF 2 zu sehen. Conny Kreuter lässt die Lotto Kugeln bereits zum dritten Mal tanzen. Foto: ORF/Günther Pichlkostner Der November gehört nicht zu meinen Lieblingsmonaten. Aus gutem Grund: Ich kann den Tod nicht leiden, an den dieser Monat erinnert. Aber trotz meiner Abneigung bin ich gegen Bestrebungen, durch „Verjüngungsforschung“ das irdische Leben ins Unendliche zu verlängern. Von tausend Jahren ist da sogar die Rede. Viele öffentliche Gelder sollen in die Forschung gehen, um herauszufinden, wie menschliche Körper Richtung Jugend „repariert“ werden können, so dass sie „niemals altern“ (Aubrey de Grey, Universität Cambridge). Welch gefährliche Utopie! Die Forschung käme nur sehr wenigen, sehr privilegierten Menschen zugute. Die Schere zwischen Arm und Reich würde nochmals drastisch vergrößert. Und wohin mit den Menschen, die nicht sterben wollen? Müsste man bestimmten Bevölkerungsgruppen, wahrscheinlich den ärmeren, das Kinderkriegen verbieten? Aber auch unabhängig von solchen Fragen ist keinesfalls sicher, ob das ewige irdische Leben tatsächlich erstrebenswert ist. Denn Leben und Tod sind nicht getrennt, sondern über paradoxe Machtwirkungen miteinander verbunden. So kann eine Todesgefahr eine starke Anziehungskraft ausüben, weil sie dem Leben Intensität verleiht. Die brasilianische Big-Wave- Surferin Maya Gabeira, die in einer Riesenwelle fast ihr Leben verloren hätte, sagt über ihren Extremsport: „Wenn man keine Angst hätte, wäre der Sport nicht so berauschend.“ Aus der Sterbe- und Trauerbegleitung ist bekannt, dass eine tödliche Krankheit Menschen zusammenschweißen kann und mitten im unerträglichen Schmerz, aus ihm heraus, Leben aufzublühen vermag – ein paradoxer, verwirrender Vorgang. Neues Leben entsteht aus dem Tod. Und im Tod gilt die christliche Hoffnung: Alles, was Du liebst. Die Autorin ist katholische Vulnerabilitätsforscherin an der Universität Würzburg. RELIGION IN KÜRZE ■ Caritas-Kritik an UNRWA-Schließung Die Caritas Österreich kritisiert die Schließung des Palästinenser-Hilfswerks der Vereinten Nationen UNRWA. Caritas-Vizepräsident Alexander Bodmann zeigte sich entsetzt über das von Israel beschlossene Arbeitsverbot des UNO-Hilfswerks. „Die Lage in Gaza ist nach wie vor katastrophal“, sagte er gegenüber Kathpress. Die Hilfsorganisation befürchtet einen Zusammenbruch der Hilfe in der Region. BILDUNG ■ Fast 15 Prozent außerordentliche Volksschüler in Wien Die Anzahl der Schüler, deren Deutschkenntnisse nicht reichen, um dem Unterricht zu folgen, ist an Wiener Volksschulen weiterhin hoch. Das zeigen Daten vom Juni 2024. Neos-Bildungsrat Christoph Wiederkehr fordert erneut einen österreichweiten Chancenindex. So könnten Ressourcen für die Deutschförderung abhängig von den Herausforderungen der Schulstandorte verteilt werden.

DIE FURCHE · 45 7. November 2024 Literatur 17 Von Brigitte Schwens-Harrant Es gibt literarische Werke, die unübersehbare Spuren in der Kulturgeschichte hinterlassen haben – und doch trifft man dann selten jemanden, der sie auch gelesen hat. Das Versepos „Paradise Lost“ („Das verlorene Paradies“) gehört zu solchen Büchern, zumindest im deutschsprachigen Raum scheinen die künstlerischen Nachwirkungen bekannter als das Original. Dabei beeinflusste das Gedicht zahlreiche Schriftsteller wie etwa William Blake, viele Musiker, darunter Joseph Haydn und Krzysztof Penderecki, es zieht seine Spuren durch die bildende und filmische Kunst bis in die Gegenwart. Im 1997 erschienenen Film „Im Auftrag des Teufels“ von Taylor Hackford spielt Al Pacino einen charismatischen Teufel, und dieser trägt sogar den Namen des Verfassers des Epos: Er heißt John Milton. Das zunächst in zehn, dann in zwölf Büchern erschienene Epos umfasst Tausende von Versen. Die Lektüre wird einem nicht einfach gemacht, und das wird wohl auch 1667 so gewesen sein, in jenem Jahr, als dieses Werk erschienen ist. Kein Reim ist zu finden, stattdessen ein komplizierter Satzbau und Zeilensprünge. „Miltons Leser und Leserinnen waren aber nicht nur damit konfrontiert, dass sich der Autor von der konventionellen englischen Syntax befreit hatte, denn gleich am Anfang gerieten sie bei der Lektüre ins Straucheln. War doch der Blankvers seit Shakespeares Zeiten das Maß aller poetischen Dinge: Auf eine unbetonte Silbe folgte eine betonte, und das fünfmal hintereinander, jambische Fünfheber. Von des Menschen erstem Ungehorsam, hätte man lesen müssen, oder im Original Of Mans First Disobedience, and the Fruit, was offensichtlich Nonsens war“, erklärt Rolf Schönlau, der dieses umfangreiche Epos in seinem Buch „Paradies verloren“ spannend nacherzählt, kommentiert und mit vielen Zusatzinformationen und Interpretationsanregungen auch leichter zugänglich macht. „Unbotmäßiger konnte ein Dichter nicht beginnen. Kein Zweifel, das musste Absicht sein: Das Epos hatte nicht nur Ungehorsam zum Thema, es praktizierte ihn selbst.“ Bild: iStock/ bauhaus1000 John Milton verfasste eines der berühmtesten Gedichte der Weltliteratur und kämpfte mit seinen Worten für die Freiheit des Menschen und gegen die Monarchie. Vor 350 Jahren starb der englische Dichter. „Vor ihnen lag die ganze Erde“ Jahrelanges Lesen Jahrzehnte lang hatte John Milton geplant, ein großes Gedicht zu schreiben, nach dem Vorbild antiker Epen. Mit der Antike kannte sich der am 9. Dezember 1608 in London geborene englische Dichter aus. Er zog sich nach seiner Schul- und Studienzeit in London und Cambridge auf den Familiensitz zurück. Dort studierte er klassische Literatur, las Homer und Vergil, übte dadurch seinen eigenen Stil und schrieb Gedichte in englischer, lateinischer und italienischer Sprache. Als Sohn eines wohlhabenden Vaters war ihm diese jahrelange Bildungszeit möglich, auch eine Reise nach Italien. Bei dieser traf er unter anderem den von der Inquisition überwachten Gelehrten Galileo Galilei. Als sich in London die politischen Verhältnisse zuspitzten und Bürgerkrieg drohte, trat Milton die Heimreise an, um sich von nun an auch politisch schreibend einzumischen: für ein vom Volk gewähltes Parlament. Der aufbrechende Parlamentarismus kämpfte gegen die Monarchie, 1642 brach ein Bürgerkrieg aus, Jahre von Belagerungen, Zerstörungen und Blutvergießen folgten, bis 1648 die Truppen unter Oliver Cromwell endgültig die Macht übernahmen. König Charles I wurde vor Gericht gestellt, des Hochverrats für schuldig befunden und am 30. Jänner 1649 enthauptet. „Ein besonnener Mensch“, schreibt der amerikanische Literaturwissenschaftler Stephan Greenblatt in seiner „Geschichte von Adam und Eva“, „hätte es in dieser Situation wohl vorgezogen, sich bedeckt zu halten, doch Milton war alles Mögliche, nur nicht besonnen. Er hatte sich bereits einen Namen gemacht mit „ Als Bürgerkrieg drohte, trat Milton die Heimreise an, um sich von nun an politisch schreibend einzumischen. “ Poesie und Politik John Milton (geboren am 9. Dezember 1608 in London; gestorben am 8. November 1674 in Bunhill bei London) schrieb in englischer, lateinischer und italienischer Sprache. seinen wilden Attacken auf die Bischöfe und noch mehr mit seiner Verteidigung der Ehescheidung. Nun ging er noch einen Schritt weiter. Am 13. Februar 1649, nur zwei Wochen nach der Exekution Karls I., veröffentlichte er The Tenure of Kings and Magistrates (Das Lehnsbesitztum der Könige und Obrigkeiten). Mit dieser langen Streitschrift trat Milton, der keinerlei Verantwortung für den Königsmord hatte, an die Öffentlichkeit und unterzeichnete das Todesurteil quasi noch einmal. Könige, schreibt Milton, behaupten stets, Auserwählte Gottes zu sein, tatsächlich aber sei das ‚göttliche Recht der Könige‘ eine Lüge – eine Lüge nicht anders als die Behauptung, des Königs Untertanen seien geboren, um diesem zu gehorchen.“ Milton formulierte, indem er die biblische Genesiserzählung über Adam und Eva reflektierte, eines seiner Grundprinzipien: „Niemand, der etwas weiß, kann so beschränkt sein, dass er leugnen sollte, dass alle Menschen von Natur aus frei geboren wurden, da sie das Ebenbild und Gleichnis Gottes selbst sind, und dass sie, vermöge des Vorzugs vor allen Geschöpfen, zum Herrschen und nicht zum Gehorchen geboren wurden.“ Frei geboren Miltons politisches Denken zeigt sich in seiner Lesart, in der biblischen Geschichte erkennt er so etwas wie „eine politische Erklärung, als Deklaration angeborener, unbegrenzter Freiheit“, wie Greenblatt es formuliert. In dieser Freiheit lebten die Menschen, so Milton, „bis sie, aus der Wurzel von Adams Sünde, darauf kamen, sich gegenseitig untereinander Unrecht und Gewalttätigkeit anzutun, und da sie vorhersahen, dass eine solche Lebensweise notwendig zum Untergange aller führen müsse, kamen sie mittels allgemeiner Verbündung überein, sich untereinander gegen wechselseitiges Unrecht zu verpflichten und sich vereinigt gegen jeden zu verteidigen, der diesem Übereinkommen Widerstand leisten … würde“. Ein Jahrhundert vor John Adams und Thomas Jefferson formulierte Milton hier, so Greenblatt, einen revolutionären Gedanken; die Idee, dass politische Arrangements Verträge sind, führte ihn konsequenterweise zur Überzeugung, dass, „wenn ein Herrscher seinen Teil des Vertrags nicht erfüllt“, die Untertanen auch nicht mehr zu Gehorsam verpflichtet sind. Kurz nach Veröffentlichung dieser Schrift erfolgte Miltons Berufung zum Latin Secretary (d.h. „auswärtigen Sekretär“) des republikanischen Staatsrates unter Oliver Cromwell. Die überzeugten Parlamentarier wollten eigentlich gerade die Errichtung einer absolutistischen Monarchie verhindern, doch mit dem Lord FORTSETZUNG AUF DER NÄCHSTEN SEITE

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