DIE FURCHE · 36 14 Diskurs 7. September 2023 ERKLÄR MIR DEINE WELT Haben Sie schon einmal neu begonnen? Den gesamten Briefwechsel zwischen Johanna Hirzberger und Hubert Gaisbauer können Sie auf furche.at bzw. unter diesem QR-Code nachlesen. Johanna Hirzberger ist Redakteurin von „Radio Radieschen“ und freie Mitarbeiterin von Ö1. Den Briefwechsel gibt es jetzt auch zum Hören unter furche.at/podcast So interessant ich Ihren letzten Brief fand, so schwer fällt es mir im Moment, mich an religiösen Gesprächen zu beteiligen. Dass ich mit Bibelstellen zuletzt im Religionsunterricht konfrontiert war, ist sicher nur einer von vielen Gründen dafür. Und ja, ich habe mich in unserem Briefwechsel bereits dafür geoutet, dass ich zwar glaube – aber eher an ein Gefühl als an engstirnige Schriften von (wie vielleicht viele woke Menschen heute sagen würden) toxischen Männern. Damit möchte ich niemanden angreifen, für den oder die Glaube in dieser Form wichtig ist. Ich bewerte auch nicht die Rezipientinnen und Rezipienten, sondern nur die Produzenten – und frage mich, wie schon so oft, welche Ideologie ich mit meinem Kirchenbeitrag finanziere. Neben meinem Frühstückskaffee liegt nämlich gerade meine Kirchenbeitragserklärung für dieses Jahr. Wut und Frust über ein Paradoxon „ Ich frage mich, welche Ideologie ich mit meinem Kirchenbeitrag finanziere. Neben meinem Frühstückskaffee liegt nämlich meine Kirchenbeitragserklärung. “ Eigentlich wollte ich den Brief an Sie mit anderen Worten beginnen, doch dann sprach ich gestern mit einem Kollegen über meine Antwort, und er erzählte mir davon, dass sein Partner sich liebevoll darüber lustig mache, dass er Teil eines Vereins sei, der ihn und seine Existenz hasste. Das ist doch wirklich paradox. Und es macht mich wirklich wütend. Es frustriert mich. Denn worüber ich ebenfalls mit meinem Kollegen gesprochen habe, ist die Sehnsucht nach innerem Frieden, nach einer tiefen Verbundenheit mit der Welt, nach Hoffnung und Halt auch in Zeiten der Krise. Erst kürzlich las ich ein Buch, in dem ein amerikanischer Facharzt für Psychotherapie Gesundheit, Glück und Lebenszufriedenheit auf Basis von Gehirnstrukturen analysierte. Er untersuchte hunderte Gehirn-Scans von Patientinnen und Patienten – und erkannte, dass Gehirne älter oder jünger sein können als ihre Besitzer(in). Und dass sich dies durch Ernährung, Stress – sowie Alkoholreduktion, Sport – aber auch Glaube und damit die Haltung, mit der wir durch unser Leben gehen, beeinflussen lässt. Schultüte mit Micky Maus Neue Dinge zu lernen, ist übrigens auch ein solcher „Gehirn-Booster“. Passend dazu: Diese Woche ist Schulbeginn! Zumindest in Wien. Wie war denn Ihr erster Schultag? Hatten Sie eine Schultüte? Meine war gelb mit Micky Maus drauf. Gefreut habe ich mich ehrlicherweise nicht auf die Schule. Ein Grund war die klassenbedingte Trennung von meinen zwei Kindergartenfreundinnen. Als ich mit zehn Jahren ins Gymnasium wechselte und dafür mit dem Bus in die nächste Stadt fahren durfte, hat sich meine Einstellung zur Schule geändert. Vor allem als ich in die Oberstufe kam, wusste ich die Menschen, die mich umgaben, zu schätzen und genoss jeden Moment mit ihnen. Naja, vielleicht romantisiere ich diese Zeit auch, aber für mich war sie eine der schönsten. Vielleicht freue ich mich auch deswegen immer sehr auf den Herbst, der mich an diesen Lebensabschnitt erinnert. Wenn die Sonnenstrahlen auf meiner Haut sanfter werden und das Licht golden auf bunte Blätter leuchtet, kommt in mir das Gefühl von Neubeginn auf. Haben Sie schon einmal neu begonnen? Von Brigitte Quint „Die Herrschaft des Ministerpräsidenten über die Bierzelte scheint gefährdet“, schrieb DIE FURCHE vor fünf In FURCHE Nr. 40 3800 4. Oktober 2018 Jahren über Bayerns Markus Söder. Eine Reminiszenz. Es war eine „unschöne Woche“ für Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Trotz der Empörung um ein antisemitisches Flugblatt aus Schulzeiten von Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hatte sich Söder vergangenen Sonntag für dessen Verbleib als sein Stellvertreter und Wirtschaftsminister ausgesprochen. Eine pragmatisch-taktische Lösung: Schließlich hätte eine Entlassung Aiwanger auch erlaubt, sich kurz vor der Landtagswahl am 8. Oktober als Opfer zu stilisieren. Wie also tickt der Machtpolitiker Söder? Das hat sich Brigitte Quint schon vor fünf Jahren gefragt. Das Schlüsselwort heißt „Leberkäs-Etage“. Ohne die wäre Markus Söder nicht dort, wo er heute ist. Den Terminus „Leberkäs-Etage“ prägte einst Edmund Stoiber, von 1993 bis 2007 Ministerpräsident Bayerns und politischer Ziehvater Söders. Er meinte damit die hinteren Reihen im Bierzelt, die sogenannten „normalen Leute“. So erklärte Stoiber auf einem Parteitag: „Wichtig sind die, die bei einer Maß Bier und einer Portion Leberkäse einmal reinhören wollen, was der da vorne zu sagen hat. Es sind die, die im Gegensatz zu den Parteifreunden vorne nur klatschen, wenn ihnen auch gefällt, was sie hören.“ Bier-Nipper & Leberkäs-Etage Der promovierte Jurist Markus Söder ist ein Meister darin, den hinteren Teil des Bierzelts zum Grölen zu bringen. Sein Standard-Einstiegssatz für Bierzelt-Reden in Kleinstädten und Dörfern: „Es ist mir eine Ehre, heute bei vernünftigen Leuten zu sein.“ Dabei lässt er durchklingen, dass umgekehrt die unvernünftigen Leute eher in Großstädten wie Berlin, München oder Brüssel zu finden sind. Doch wer ist dieser Söder überhaupt? Woher kommt er? Und wohin will er? Markus Thomas Theodor Söder wird am 5. Jänner 1967 in Nürnberg geboren. Er wächst im Süden der Stadt auf, einer ärmlichen Gegend. Sein Vater ist selbstständiger Maurermeister, will, dass sein Sohn später die Firma übernimmt. Doch Markus ist handwerklich unbegabt. Trotzdem versucht der Vater „auf eine Art, die heute nicht mehr mit dem Jugendschutzgesetz zu vereinbaren wäre“, dem Junior das Maurern beizubringen. Vaters Kritik, Mutters Schutz Diese Anekdote erzählt Söder oft. Allerdings eher mit einem Augenzwinkern. Sie dient nur als Einstieg für einen Schenkelklopfer, der zu Söders Standard-Repertoire gehört. So hätte sein Vater irgendwann dann doch aufgegeben und gesagt: „Bub, du hast zwei linke Hände, aber ein großes Mundwerk. Das reicht höchstens für Pfarrer oder Politiker.“ [...] Randbemerkung: Dass Söder an einer Maß Bier höchstens nippt und ansonsten nur Wasser und Cola light trinkt, weiß er geschickt zu verschleiern. Das hat sich bis heute nicht geändert. [...] Genau 30 Jahre nach Strauß‘ Tod wird er selbst zum Foto: APA / dpa / Peter Kneffel Regierungschef vom Freistaat Bayern gekürt. Die kommenden Landtagswahlen werden maßgeblich über seine Zukunft entscheiden. Deshalb setzt er auf Unterstützung aus Österreich. Zu seiner Abschlusskundgebung hat er Bundeskanzler Kurz eingeladen – und seine eigene Regierungschefin ausgeladen. Die Unionsspitze tobt bereits. Doch die sitzt ohnehin nur in der vorderen Reihe im Bierzelt. AUSGABEN DIGITALISIERT VON 1945 BIS HEUTE ÜBER 175.000 ARTIKEL SEMANTISCH VERLINKT DEN VOLLSTÄNDIGEN TEXT LESEN SIE AUF furche.at Medieninhaber, Herausgeber und Verlag: Die Furche – Zeitschriften- Betriebsgesellschaft m. b. H. & Co KG Hainburger Straße 33, 1030 Wien www.furche.at Geschäftsführerin: Nicole Schwarzenbrunner, Prokuristin: Mag. Doris Helmberger-Fleckl Chefredakteurin: Mag. Doris Helmberger-Fleckl Redaktion: Philipp Axmann, Dr. Otto Friedrich (Stv. Chefredakteur), MMaga. Astrid Göttche, Dipl.-Soz. (Univ.), Brigitte Quint (Chefin vom Dienst), Victoria Schwendenwein BA, Dr. Brigitte Schwens-Harrant, Dr. Martin Tauss, Mag. 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DIE FURCHE · 36 7. September 2023 Diskurs 15 Das Thema Suizidalität ist noch immer tabu. Umso wichtiger ist achtsame Berichterstattung. Gedanken zum „Welttag der Suizidprävention“ am 10. September – und zum „Papageno-Medienpreis“. Warum Journalismus Leben retten kann Wir leben in einer Zeit, in der es medial kaum noch Tabus zu geben scheint. Insbesondere die Kommunikation in Sozialen Medien hat dazu geführt, dass wir mit Nachrichten und Informationen konfrontiert werden, mit denen wir uns eigentlich gar nicht beschäftigen möchten: Seien das Bilder aus dem Krieg in der Ukraine, IS-Videos von Folter und Hinrichtungen oder auch die Verherrlichung längst überwunden geglaubter Geisteshaltungen (wie beim aktuellen Video der FPÖ-Jugend). Hat Meinungsfreiheit Grenzen? Wir in Europa meinen – anders als in den USA – unbedingt: Ja! Denn wir erachten den Schutz der Persönlichkeit und die Würde des einzelnen Menschen in unseren liberalen Demokratien als ebenso wichtig wie das Informationsbedürfnis der Bevölkerung. Bei Beiträgen über Suizidalität gilt es aber – neben diesen beiden Aspekten – noch einen dritten zu beachten. Denn gut recherchierte journalistische Arbeiten können bilden. Sie sollten nie belehren, sondern durchaus das Wissen und die Kompetenz der Leserinnen und User stärken. Mein Sohn Tobias hat sich vor bald fünf Jahren das Leben genommen. Seit damals stellen sich uns Hinterbliebenen unendlich viele Fragen. Was haben wir übersehen? Warum hat unser Kind nicht gespürt, wie lieb wir es haben? Wir haben doch eh soviel geredet? Praktisch alle diese Fragen werden unbeantwortet bleiben. Aber einen Befund gibt es tatsächlich in unserer Familie: Wir wussten einfach viel zu wenig über Fragen des psychischen Wohlbefindens. Wäre Tobias damals gestolpert und hätte sich das Bein gebrochen, hätten wir alle gewusst, was zu tun ist. Aber wenn jemand vierzehn Tage lang traurig wirkt, sich zurückzieht, vielleicht ein wenig eigenartig redet – dann wussten zumindest wir leider nicht wirklich, wie man am besten reagieren sollte. Das Schweigen über die Seele Denn über Fragen der Psyche und der Seele reden wir dann eben doch nicht so viel. Durchschnittlich drei Menschen nehmen sich jeden Tag in Österreich das Leben – doch darüber zu sprechen, ist noch immer ein Tabu. Foto: Ursula Hummel-Berger Und hier greift die Idee des Papageno-Medienpreises, der dieser Tage im Presseclub Concordia anlässlich des Welttages der Suizidprävention verliehen wurde. Die Botschaft lautet: Journalismus kann Leben retten. Denn Menschen, die in einer psychischen Krise stecken, ziehen sich immer mehr zurück. Sie gehen keinen Hobbys mehr nach, treffen keine Freunde mehr, bleiben daheim. Aber auch diese Menschen, die sich in einer „suizidalen Verengung“ befinden, nützen weiter Medien. In achtsam und kompetent gestalteten Beiträgen kann man sie noch erreichen und etwa von Menschen berichten, die Krisen überwunden haben. DIESSEITS VON GUT UND BÖSE Von Golli Marboe „ Die Würdigung suizidpräventiver journalistischer Arbeiten ist ein Puzzle-Stein. Weitere warten noch auf uns. “ Menschen, die an Suizid denken, möchten nicht tot sein, sie möchten nur nicht mehr so weiterleben. Berichte von Männern und Frauen, die sich auch in einer solchen existenziellen Krise befanden und glaubhaft darlegen, dass es auch ein Leben nach der Krise gibt, können psychisch belasteten Menschen neue Kraft geben. Wenn man beschreibt, wie verzweifelt Hinterbliebene auf den Tod eines nahen Menschen reagieren und wie häufig sie selbst in eine ähnliche suizidale Krise schlittern wie die Verstorbenen, kann dies auch die Wahrnehmung suizidaler Menschen verändern: Viele meinen nämlich, sie wären nur eine Belastung für die Anderen – und deshalb sei es besser, sie wären gar nicht mehr da. Und schließlich können Journalistinnen und Journalisten auch die Einladung formulieren, sich Hilfe zu suchen – und die zahlreichen Hilfseinrichtungen in Österreich vorstellen. Sie können so mit jenen vernetzen, die wissen, wie man auf vierzehn Tage Traurigkeit oder andere psychische Probleme reagieren soll. Den „Papageno-Effekt“ nutzen Diese von Gernot Sonneck und Thomas Niederkrotenthaler nachgewiesene Chance auf einen positiven Nachahmungseffekt, der „Papageno- Effekt“, ist inzwischen auch Teil der WHO-Empfehlungen zur Kommunikation über Suizidalität. Nach den Arbeiten von Sigmund Freud, Viktor Frankl und Erwin Ringel wieder eine epochale Erkenntnis zum Umgang mit der Seele, die von Wien in die Welt gegangen ist. Allerdings – und das wäre wohl eine noch viel essenziellere suizidpräventive Aufgabe unserer Zeit – sollten wir nicht nur in der Kommunikation über Suizide achtsamer werden, sondern alle auch gemeinsam darüber nachdenken, warum sich noch immer so viele Menschen in unserem Land das Leben nehmen möchten. Was hat das mit unserem Bildungssystem, mit dem Medienkonsum, mit der Leistungsgesellschaft, mit der Verteilungsgerechtigkeit zu tun? Wir sollten unseren Diskurs also nicht nur darüber führen, wie wir psychisch belasteten Menschen aus Krisen helfen können – wir müssen auch an einer Gesellschaft arbeiten, die Menschen gar nicht erst psychisch krank werden lässt. Ein Puzzle-Stein zur Verbesserung der Situation ist die Würdigung von suizidpräventiven journalistischen Arbeiten. Doch viele weitere Puzzle-Steine warten noch auf uns. Der Autor ist Obmann des „Vereins zur Förderung eines selbstbestimmten Umgangs mit Medien“ (VsUM). 2021 ist sein Buch „Notizen an Tobis“ (Residenz) erschienen. Hinweis: Sollten Sie sich in einer Krise befinden – die Telefonseelsorge (142) ist rund um die Uhr kostenlos erreichbar. Hilfe gibt es auch unter gesundheit.gv.at/leben/suizidpraevention ZUGESPITZT Galgen- Vögel Auge um Auge, Zahn um Zahn, Leben um Leben – und im Zweifel der Tod, wenn „die Ehre“ besudelt ist: So ging man über Jahrtausende mit Übeltätern um – und tut es in archaischen Gesellschaften bis heute. Das kleine Österreich ist davor nicht gefeit: Auch hier gibt es „Blutrache“ und „Ehrenmorde“, auch hier zeigt sich, wie dünn, wie fragil, wie zerbrechlich der Firnis der Zivilisation bis heute ist. Dass ein Mob mit portablem Galgen und unvorteilhaften Fotos durch die Straßen zieht – an diesen Anblick musste man sich freilich während der Corona-Demos erst gewöhnen. Wie sich nun zeigt, haben die Damen und Herren Galgen-Vögel offenbar nachhaltig Freude an ihrem Tun gefunden: Sie trommelten ihre Lust an der privaten Barbarei nicht nur vor dem Elternhaus von Florian Teichtmeister, sondern dienstags auch vor dem Landesgericht für Strafsachen in Wien, wo sich dieser verantworten musste. 13 Jahre lang hatte sich der ehemalige Schauspielstar zehntausende Bilder von Kindesmissbrauch angesehen und mit Kollagen und pädosadistischen Texten ergänzt. Schreckliche Taten, für die er zwei Jahre bedingt erhielt. Gerecht? Nach allen Abwägungen ja – und ein gerechter Schlag ins Gesicht jener Galgen-Vögel, deren Getrommel am Ende noch strafmildernd war. Doris Helmberger NACHRUF Tod eines russischen Raketenforschers Neues aus der Welt der Raumfahrt: Nach einem halben Jahr im All sind vier Raumfahrer der Crew-6-Mission von der ISS auf die Erde zurückgekehrt, darunter der Russe Andrej Fedjajew und der Amerikaner Stephen Bowen. Damit waren seit dem Ukrainekrieg und der dadurch bedingten immensen Spannungen zwischen den USA und Russland erneut Raumfahrer beider Länder ins All geflogen. „Gemeinsam demonstrierten sie den Ehrgeiz der Menschheit, neue kosmische Ufer zu erreichen“, sagte NASA-Chef Bill Nelson nach ihrer Rückkehr. Ebenfalls in dieser Woche startete eine indische Sonde zur Erforschung der Sonne – ein eindrückliches Zeichen für Indiens Ambitionen als Großmacht und Weltraumnation. Keine Erfolgsgeschichte war indessen die russische Luna-25-Mission: Der Versuch, eine erste Raumsonde auf dem Südpol des Mondes landen zu lassen, scheiterte am 19. August, als das Gerät auf die Mondoberfläche krachte. Fast 50 Jahre nach Moskaus letzter erfolgreicher Mondmission wollte Russland an die Weltraum- Erfolge der Sowjetunion anknüpfen. Für das Putin-Regime war der Absturz des nationalen Prestige-Objekts deshalb wohl besonders ärgerlich. Nun kam die Meldung, dass mit Witali Melnikow ein russischer Raketenwissenschafter einer „Pilzvergiftung“ erlegen ist. Die Ärzte hätten zwei Wochen vergeblich um sein Leben gekämpft, berichtet die russische Tageszeitung Moskowski Komsomolez. Der 77-jährige Professor und Putin-Vertraute leitete die Abteilung für Raketen- und Raumfahrtsysteme bei RSC Energia, einer der führenden Raumfahrtfirmen in Moskau. Zudem war er ein Forschungsvorstand in der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos. Mit 291 wissenschaftlichen Artikeln genoss er weltweit hohes Ansehen und arbeitete eng mit ausländischen Kolleg(inn)en zusammen, darunter auch Experten der NASA. Zuvor war mit Mikhail Marow ein anderer Weltraumforscher, der wohl eng an der Luna-Mission beteiligt war, ins Spital eingeliefert worden. Der Gesundheitszustand des 90-Jährigen habe sich nach dem Absturz der Sonde „stark verschlechtert“, hieß es aus Moskauer Quellen. Eine zufällige Chronologie – oder doch ein politischer Hintergrund? Seit dem Ukrainekrieg häufen sich in Russland mysteriöse Todesfälle. Und die Spekulationen blühen angesichts eines Staats, in dem Mord offensichtlich ein Mittel ist, um in Ungnade gefallene Personen aus dem Weg zu räumen. (mt) Schreenshot: Entropy Institute/east2west news Witali Melnikow wird zu den mysteriösen Todesfällen gezählt, die seit dem Ukraine- Krieg vermehrt in Russland zu beobachten sind.
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