DIE FURCHE · 23 22 Wissen 7. Juni 2023 Kaiserpinguin Die größte Pinguinart ist ein flugunfähiger Vogel, der keine Nester baut. In Sachen väterliches Engagement ist er jedoch fast unschlagbar (zum Vatertag siehe auch Fokus S. 2–5). Von Andrea Krieger Im extremsten Fall ist selbst das Kinderkriegen Männersache – so wie bei den Seepferdchen. Die Natur hat die Männchen dieser Spezies mit einem Brutbeutel am Bauch ausgestattet, der mit der weiblichen Gebärmutter vergleichbar ist. Beim Geburtsakt presst das Männchen je nach Art zwischen zehn und 2000 Junge ins warme Meerwasser. Wie erklärt sich dieser Sonderfall? Fakt ist: Für jede Tierart geht es zuallererst um einen möglichst großen Fortpflanzungs erfolg. Und während bei den Seepferdchen das Männchen mit seinem Brutbeutel zwischen zehn und 40 Tage Tragezeit hat, kann das Weibchen sich mit neuen Paarungspartnern bereits weiter fortpflanzen. Anders als die Seepferdchen kümmert sich die Mehrzahl der Fische nicht weiter um den im Freiwasser befruchteten Laich. Dennoch tummeln sich im feuchten Element noch ein paar andere höchst aktive Väter. Der recht unscheinbare Dreistachelige Stichling hat es aufgrund seines Fortpflanzungsverhaltens 2018 in Deutschland sogar zum „Fisch des Jahres“ gebracht. Typisch für die Männchen: Sie bauen und bewachen das Nest und befächeln es mit Frischwasser. Alleinerzieher mit Nestverantwortung Bei einer Reihe anderer Fischmännchen sieht es so aus, als würden sie ihre Jungen fressen, während es sich in Wirklichkeit um väterliche Fürsorge handelt: Wie für einen Teil der sogenannten Maulbrüter charakteristisch, führt er das Nest im Maul mit sich und ernährt sich während dieser Zeit kaum. In sein Maul kehren die frisch geschlüpften Fische bei Gefahr auch noch eine Zeitlang zurück. Der männliche Darwin-Frosch zählt ebenfalls zu den Maulbrütern und beherbergt die Kaulquappen. „Brutpflege gibt es in der Natur immer dann, wenn die Jungen erst dadurch überleben bzw. wenn aufgrund dessen mehr Junge überleben“, sagt Eva Millesi vom Institut für Verhaltensbiologie der Uni Wien im Gespräch mit der FURCHE. „Bei eierlegenden Tieren können das genauso gut „Tierische Lebensretter“ (10.12.2020): wie Kuscheln mit Haustieren gegen Stress und Einsamkeit wirkt, siehe furche.at. In der Tierwelt haben die Männchen nicht den besten Ruf. Doch es gibt viele engagierte Tierväter, und man kann sich sicher sein: Jeder von ihnen verhält sich artgerecht. Alles Paschas? Mitnichten! „ Anders als die Rede vom ‚einsamen Wolf‘ vermuten lässt, sticht ausgerechnet auch das Wolfsmännchen mit seinem Familiensinn heraus. “ die Männchen übernehmen, zumal diese ja auch die Territorien verteidigen.“ Bei den Nestbauern der Lüfte, den Vögeln, erledigen gleich neun von zehn Arten die elterliche Fürsorge partnerschaftlich und monogam. „Das Nest und Territorium spielt oft schon bei der Balz eine Rolle: Männchen mit guten Territorien sind die ersten, die Weibchen abbekommen“, so Millesi. Unschlagbar in Sachen väterliches Engagement ist die größte Pinguinart, der Kaiserpinguin, ein flugunfähiger Vogel, der keine Nester baut. Mit dem anstrengenden Ablegen eines 450-Gramm-Eis auf den Schwimmfüßen ist es für das Weibchen zunächst einmal getan, und es folgt wochenlanger Fischfang. Dabei ist der Weg vom Ei zum ausgewachsenen Kaiserpinguin ein äußerst heikler, den die meisten nicht überleben. Bereits die Übergabe des Eis von den mütterlichen auf die väterlichen Schwimmfüße stellt die erste Hürde da, an der unerfahrene Väter schon einmal scheitern. Klappt sie, widmet sich das Männchen hungernderweise über zwei Monate lang ausschließlich der Balance des Eis auf den Füßen und unter seiner wärmenden Bauchfalte. Klimabedingt stehen die vielen Männchen einer Brutkolonie dabei dicht beieinander. Selbst beim Schlüpfen ist das Weibchen meist noch abwesend. Immerhin kann das Männchen das Junge mit seiner äußerst nahrhaften Kropfmilch versorgen. Die erste Fischmahlzeit winkt, sobald das Weibchen zurückkommt. Dann ist das Männchen mit der Futtersuche dran. Die weitere Aufzucht erfolgt danach zunächst abwechselnd. Bei den Säugern des Tierreichs ist die Vaterrolle vergleichsweise bescheiden. Durch die Frühentwicklung im Mutterleib und das Säugen leisten die Weibchen einen übergroßen Beitrag. Verhaltensbiologin Millesi nennt aber noch einen zweiten Aspekt: „Aus evolutionärer Sicht kann ein Männchen seinen Fortpflanzungserfolg enorm erhöhen, wenn es sich mit mehreren Weibchen paart, weil es in diesem Fall auch mehr Nachkommen hat. Das Weibchen hingegen steigert durch mehrere Partner die Zahl der Nachkommen nicht.“ Aktive Brutpflege der Männchen und Monogamie kommen also in der Natur am ehesten dann vor, wenn andere Weibchen zum Paaren schwer zu finden sind und erst die gemeinsame Brutpflege das Überleben des Nachwuchses ermöglicht oder sichert. Doch der Einsatz für die Jungen ist auch bei monogam lebenden Männchen häufig indirekt. So wird das Revier verteidigt, das trächtige Weibchen mit Futter versorgt etc. Foto: iStock/ Michel VIARD Anders als die Rede vom einsamen Wolf vermuten lässt, sticht ausgerechnet das Wolfsmännchen mit seinem Familiensinn heraus. Das Wolfsrudel ähnelt der menschlichen Kleinfamilie, wobei alle bei der Fütterung und der Aufzucht der Kleinsten mithelfen. „Am schwierigsten ist für die Eltern daher der erste Wurf“, erzählt Wolfsforscher und Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal. Für die Aufgabenteilung bei der Aufzucht gilt: „Weibchen und Männchen machen dasselbe, Wölfe sind also Kooperationstiere.“ Zweierlei Wühlmäuse Und wie sieht es bei den nächsten Verwandten des Menschen, den Affen, aus? Durchwachsen, könnte man sagen. Hier existiert eine Vielzahl unterschiedlicher Vatertypen und Familienstrukturen. „Nachtaffen sind die Seepferdchen unter den Säugetieren“, scherzte der Anthropologe Edouardo Fernandez-Duque, der 1996 in Argentinien ein Projekt mit Nachtaffen ins Leben gerufen hat. Das bestätigt Verhaltensbiologin Eva Millesi: „Tatsächlich entlasten die Männchen die Weibchen hier sehr.“ In den ersten Lebenstagen klammern sich die Kleinen instinktiv an die Mutter, dann übernimmt der Vater, während das Muttertier zur Futtersuche schreitet. Auch die Körperpflege der Jungen ist bei den monogam lebenden Nachtaffen Männersache. Das Spielen, ein enorm wichtiger Sozialisationsfaktor, übernimmt ebenfalls hauptsächlich er. Quer durch alle Tierarten spielen Hormone eine wichtige Rolle für die Art und Weise, wie sich Männchen gegenüber ihrem Nachwuchs verhalten. Diese Hormonsituation kann jedoch selbst zwischen ähnlichen Tieren stark variieren. Das zeigt nicht zuletzt das Beispiel der Wühlmäuse, so Eva Millesi: „Pennsylvania-Wühlmäuse paaren sich mit mehreren Weibchen, welche die Jungen dann allein aufziehen. Ganz anders Prärie-Wühlmäuse, die monogam leben, viel miteinander interagieren und kuscheln – und bei denen auch die Väter Brutpflege leisten.“ Der Unterschied dürfte „hormongesteuert“ sein: „Prärie-Wühlmäuse beiderlei Geschlechts haben hohe Hormonwerte punkto Oxytocin und Vasopressin, die auch eine wichtige Rolle für die Monogamie spielen“, erklärt Millesi. In experimentellen Studien zeigte sich, dass beide Wühlmausarten je nach Hormonsituation ihr Verhalten verändern. Für die Wissenschaft ist das Liebesleben der Wühlmäuse somit gleichsam ein gefundenes Fressen. DIE FURCHE EMPFIEHLT „Uni-Luft“ schnuppern Für zwei Wochen öffnen sieben Uni-Standorte ihre Räume für Kinder von 7–12 Jahren. Bei der KinderUni Wien haben sie die Gelegenheit, „Uniluft“ zu schnuppern und eine Antwort auf viele spannende Forschungsfragen zu finden. Neu ist der Schwerpunkt „klimafit“, in dem umweltschonendes Verhalten reflektiert werden soll. KinderUni Wien 2023 Von 10.–21. Juli (Anm. ab 12. Juni) Mail: petra.eckhart@univie.ac.at http://kinderuni.at
DIE FURCHE · 23 7. Juni 2023 Wissen 23 Das Interesse am Energiesparen war noch nie so groß wie heute, berichtet ein langjähriger Energieberater – und hofft, dass die Krise zu einem Schub an Innovationen führen wird. Zeit für Tüftler Von Martin Tauss HUMAN SPIRITS Der „Homo Deus“ ist traumatisiert Von Martin Tauss Energiekrisen anno dazumal: Seit dem ausgehenden Mittelalter kam es in Mitteleuropa immer wieder zur „Holznot“. Lange Zeit hatte man im Wald mehr Holz geschlagen, als Bäume nachwachsen konnten. Der Brennstoff wurde knapper; seine Beschaffung immer teurer. Darunter litten vor allem die ärmeren Schichten der Bevölkerung, die sich teils auch lautstark beschwerten. Um keinen Aufstand zu riskieren, entschied sich der Frankfurter Stadtrat im Jahr 1763, ein großes „Quantum Holz“ an die Armen zu verteilen. Neben solchen Akutmaßnahmen wurde vielerorts auch ein Umdenken ausgelöst. Im bayrischen Reichenhall wurde bereits 1661 ein Grundgedanke einer nachhaltigen Waldwirtschaft formuliert: „Gott hat die Wälder (…) erschaffen, auf dass sie ewig wie er kontinuieren mögen; also solle der Mensch es halten: ehe der alte ausgehet, der junge bereits wieder zum Verhacken herangewachsen ist.“ Goethe und sein Holzofen Doch es waren nicht nur die Forst herren, die sich damals fortschrittlich zeigten. Technisch versierte Geister beschäftigten sich mit der Frage, wie man die Verbrennung im Holzofen effizienter machen kann. In seinem Buch „Sonderbare Feuernutzung“ von 1735 sinnierte der deutsche Physiker Johann Georg Leutmann darüber, „Maschinen zu erfinden, welche mit wenig Feuer viel Hitze geben“. Auch Johann Wolfgang von Goethe zählte zu den Holzsparkünstlern. Der Dichter und Naturforscher entwarf einen Sparofen, den er gleich stolz im eigenen Arbeitszimmer aufstellte. Bald schon wurde eine neue Generation von Holzöfen etabliert, die mit rund der Hälfte des Brennstoffs auskamen: Im Vergleich zu den älteren Geräten erzeugten sie mit halb so viel Feuer genauso viel Hitze. „All das, was damals vor mehr als 250 Jahren an Innovationskraft entstanden ist, hätte es ohne die Holznot niemals gegeben“, schreibt Carsten Herbert in seinem Buch zum großen Thema Energiesparen (s. u.). „Die Menschen haben die Krise als eine Chance begriffen und das Beste aus der damaligen Situation gemacht.“ Und der deutsche Bauingenieur zeigt sich optimistisch, dass auch die aktuelle Energiekrise ein nachhaltiges Umdenken bewirken wird: „Was über Jahrzehnte wegen der guten Verfügbarkeit von fossilen Energien und der scheinbar unendlichen Belastbarkeit unserer Umwelt und Atmosphäre kaum eine Rolle gespielt hat, rückt langsam stärker in den Mittelpunkt: ein umsichtiger Umgang mit unseren Ressourcen.“ Im Buch hat der Autor, der über seinen Youtube-Kanal als „Energiesparkommissar“ bekannt wurde, auch so manche persönliche Geschichte zu erzählen. Schließlich hat er als Kind oft noch Eisblumen am Schlafzimmerfenster erlebt – das Haus, in dem er aufwuchs, war trotz hohen Energieverbrauchs nicht immer behaglich warm. Ursprünglich darauf angelegt, mit Holz- und Kohleöfen beheizt zu werden, hatte man dort in den 1950er Jahren automatische Heizungen installiert. Erst mit den Ölkrisen der 1970er Jahre wurden die „ Das Thema Energieeffizienz ist auch bei den Schulen angekommen. Alternative Wärmetechnologien sowie Photovoltaik sollen Energiekosten zum Thema. Die Folge: Das Bewusstsein für Energieeffizienz wuchs, die Wärmeschutzstandards wurden immer weiter angehoben. Und für Carsten Herbert wurde das Energiesparen zur Mission. Als Gründer und Geschäftsführer eines Ingenieurbüros kümmert er sich ausschließlich um Energieberatung und die energetische Begleitung von Bauprojekten. Heute lebt er wieder im Haus seiner Kindheit, und das ist inzwischen auf Vordermann gebracht: Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus wird nun mit minimalem Energieverbrauch warm gehalten. „Zeit meines Berufslebens war das Interesse an Energiesparthemen niemals so groß wie momentan“, berichtet der Autor. Angesichts der aktuellen Energiepreise liegt das auf der Hand: Laut Österreichischer Energieagentur ist der Energiepreis-Index (EPI) im Zwei-Jahres-Vergleich um 60 Prozent gestiegen. Erdgaskunden etwa zahlen im Schnitt dreimal so viel wie im Frühjahr 2021, ebenso wie durchschnittliche Gaskunden. Auch im Jahresvergleich gibt es bei allen Energieträgern deutliche Preiszuwächse – bei den Fernwärmepreisen um knapp 90 Prozent. Das Thema Energieeffizienz ist jetzt auch bei den heimischen Schulen angekommen. Bildungsministerium und Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) haben kürzlich Richtlinien präsentiert, um das Energiesparpotenzial bei den circa 1500 Bundesschulen besser auszunutzen. So sollen künftig Neubau- und Sanierungsprojekte mit alternativen Technologien zur Wärme- und Warmwasserversorgung ausgestattet werden, um die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern zu forcieren. Zudem will die BIG jeden Schulneubau mit Photovoltaik ausstatten. In den Sommerferien wird analysiert, ob auf bereits bestehenden Schulgebäuden weitere Anlagen errichtet werden können. Das Ziel: die Schuldächer vollflächig für Photovoltaik nutzbar zu machen. Durch diese neuen Solarkraftwerke sollen in den nächsten zwei Jahren rund 5000 Kilowatt-Peak nachhaltiger Strom erzeugt werden. Dass die Photo voltaik in unseren Haushalten künftig so selbstverständlich sein wird wie ein Kühlschrank, ist für den „Energiesparkommissar“ Carsten Herbert sonnen forciert werden. “ klar. Kleinstanlagen wie die Steckdosenoder Balkonmodule können auch von Laien in Betrieb genommen werden. Mit einer 800-Watt-Anlage lassen sich dabei bereits bis zu 30 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs abdecken. Alles, was Sie über Energiesparen wissen müssen Erklärungen und Tipps vom Energiesparkommissar Von Carsten Herbert Herder 2023 288 S., kart., € 18,60 Foto: iStock/Astrid860 „Solarenergie: Die Hitze nutzen“ (4.8.2021): über neue staatliche Förderungen für Photovoltaik am eigenen Dach oder Balkon, auf furche.at. Hararis Geschichte über unsere technologische Zukunft falsch ist“ hieß der Vor „Warum trag, den Sarah Spiekermann diese Woche beim Berliner Festival „re:publica“ gehalten hat. Die Wiener WU-Professorin kritisiert Yuval Noah Harari aufgrund seines Wissenschaftspopulismus und erkennt in seinem Werk einen verkappten Transhumanismus. Der Grund: Im Buch „Homo Deus“ (2015) entwirft der Bestsellerautor Zukunfts szenarien, in denen der Mensch dank neuer Technologien quasi gottgleiche Fähig keiten entwickelt und damit eine neue Stufe der Evolution erreicht. Spiekermanns Vorwurf: Harari bietet all sein Talent auf, nur um unsere Zukunft so zu denken, wie sie die geschäftstüchtigen Tech-Eliten im Silicon Valley gerne hätten. Tatsächlich taugt der Begriff des Homo Deus für die transhumanistische Agenda. Diese läuft darauf hinaus, die elementaren Grenzen der menschlichen Existenz zu überwinden. Bioforscher wie Aubrey de Grey oder David Sinclair postulieren schon seit Längerem, dass der körperliche Alterungsprozess eine Krankheit sei, die es zu behandeln gelte. Superreiche wie Elon Musk, Jeff Bezos oder Peter Thiel besitzen millionenschwere Beteiligungen an Projekten, die den Sieg über das Altern vorantreiben wollen. Sie investieren in den „Gottmenschen“ und dessen ultimatives Ziel: eine Welt ohne Altern, Krankheit und Tod. „ Transhumanisten glauben an eine Welt ohne Altern, Krankheit und Tod. Diese gefährliche Illusion ist das Symptom einer traumatischen Entfremdung. “ Dass sich der Homo Deus damit in einer traumatischen Vermeidungssituation befindet und in Wirklichkeit eine traurige Figur ist, beschreibt der Psychiater Ansgar Rougemont im Buch „Das Zeitalter der Vampire“ (2022). Transhumanisten streben nach ungehemmter Vitalität und Unsterblichkeit, da für sie die Gebrechlichkeit des Alters und die Finalität des Todes als inakzeptable Demütigung erscheinen. Anstatt am Schmerz zu wachsen, soll dieser ein für allemal beseitigt werden. Von traumatisierten Menschen ist bekannt, dass schmerzhafte Erfahrungen unbewusst abgespalten werden. Durch diesen Bruch verlieren sie die authentische Bindung zu sich selbst und zur Außenwelt. Und dadurch sind sie nicht fähig, voll und ganz in der Gegenwart zu leben. Sie fühlen sich wie Untote – und können zu Vampiren werden, die den Lebenssaft der anderen aussaugen, um unsterblich zu sein. Rougemont glaubt, „dass die Vampirkaste, die Homines dei, das Leben der untergeordneten Homines sapientes rücksichtslos ausbeuten wird, in Form von systematischer Benachteiligung in den ökonomischen Verhältnissen, durch machtideologische Beherrschung bis hin zur Organ- und Bluternte (...)“. Durch traumatische Entfremdung ist man nicht nur von sich selbst, sondern auch von der Natur abgespalten. Auf diesem Nährboden wachsen heute die gefährlichen Fantasien von der Überwindung der Natur. Doch letztlich rächt es sich immer, wenn man versucht, die Rechnung ohne den Wirt zu machen.
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