10 · 7. März 2024DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 80. Jg. · € 6,–Warum Israel die Hamasin den 80er Jahren pushteInterview mit dem MilitärhistorikerMartin Levi vanCreveld über Sharons verfehltePolitik, Religion unddie Rolle Ägyptens. · Seite 8Salzburg: Alle gegen dunkelrot Kardinal König: Mitgestalter des Konzils Vielfalt als BereicherungErobert die KPÖ plus am Sonntag dieFestspielstadt? Ein Lokalaugenschein und ein„Quer schläger“-Gespräch. · Seiten 5–6Am 13. März jährt sich der Todestag Königs zum20. Mal. Fast sechs Jahrzehnte währte seine Verbundenheitmit der FURCHE. · Seite 9„The Beauty of Diversity“ in der Albertina modern:gegen die Dominanz westlicher, weißer Männer inder Kunstwelt. · Seite 24Das Thema der WocheSeiten 2–4Foto: iStock / Evgeny Sergeev (Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger)Bild: ©KHM-Museumsverband (cc by-nc-sa 4.0); www.khm.at/objektdb/detail/2480PolitischeBriefwechselDie Korrespondenzen vonFürstinnen und Kaiserinnen warenfür Archivare lange uninteressant.Die Historikerin Katrin Keller arbeitetin einem Projekt solche Briefenun auf und zeigt, wie politischFrauen immer schon waren.Seite 17Am Frauentag, dem 8. März, sollte die Politik jene Berufsgruppe in den Blick nehmen, ohnedie kein funktionierender Alltag möglich ist: die Putzfrau. Ein persönliches Gedankenspiel.Stolz und SchamAUS DEM INHALTRechtsruck als Plan BPortugal gilt nach wie vor als das ärmsteLand in Westeuropa. Für diese Tatsachekönnten die Sozialisten am kommendenWahlsonntag abgestraft werden. Seite 7Von Manuela Tomic„ Putzfrauen arbeitenmeist spät in der Nacht,damit Büros, Schulenund Krankenhäusersauber bleiben.“tig, doch im Vergleich mit ihren männlichenKollegen ist der Pay-Gap immer nochimmens. Eine Studie aus den USA aus demJahr 2015 zeigte zudem am Beispiel von Mitarbeitendenim öffentlichen Dienst, dassdie Löhne sinken, sobald der Frauenanteilsteigt. Ab einem Frauenanteil von 60 Prozentkommt es bereits zu Einbußen. Umgekehrtgibt es auch den Effekt, dass Jobsbesser bezahlt werden, wenn mehr Männereine Branche fluten. Das ermittelten die SozialwissenschafterDaniel Oesch und EmilyMurphy. Laut Gleichstellungsbericht desWeltwirtschaftsforums aus dem Jahr 2022wird es noch 132 Jahre dauern, bis Frauenökonomisch gleichberechtigt sind.Belästigungen und ÜbergriffeGleichberechtigung braucht es auch fürdie Stellung der Reinigungskräfte. Für vielesind sie ein Symbol der Scham oder desgesellschaftlichen Abstiegs. Der französischeParadeintellektuelle Didier Eribonbringt bald sein neuestes Buch heraus. Eshandelt vom Leben seiner verstorbenenMutter, einer Putzfrau. Immer habe siesich geschämt, weil sie keine höhere Bildungerlangt habe, erzählt Eribon derzeitwieder in diversen Interviews. Frauen, dieMeine Mutter arbeitete biszur Pension als Reinigungskraft,wie viele Frauen,die im Bosnienkriegnach Österreich gekommensind. Was viele oft übersehen: DerJob von Putzfrauen (Männer sind in diesermehrheitlich weiblichen Branche mitgemeint)ist schwerste körperliche Arbeit, dieim Schnitt mit zehn Euro pro Stunde entlohntwird. Bauarbeiter oder Lkw-Fahrer,mehrheitlich männlich dominierte Branchen,erhalten für ihre schweißtreibendeArbeit das Doppelte oder Dreifache. Deswegensollte man am Weltfrauentag, dem8. März, den – meist migrantischen – PutzfrauenRespekt zollen.Doch Respekt allein reicht nicht aus. Anlässlichdes Frauentags forderte Arbeiterkammer-PräsidentinRenate Anderl kürzlich„eine Frauenpolitik, die diesen Namenverdient“. Der Ausbau der Kinderbetreuung,Lohntransparenz und eine Qualifizierungsoffensivesind die Stichworte, diejedes Jahr rund um den 8. März in den MedienAnklang finden – in der Regierung jedochweniger. Stichwort Qualifizierung:Der Grundsatz, dass Frauen mit bessererAusbildung mehr verdienen, ist zwar richalsReinigungskräfte arbeiten, sollten abervielmehr ein Symbol für Stolz sein. Ohnesie geht es schließlich nicht. Schätzungenzufolge hat jeder siebente Haushalt in Österreicheine Reinigungskraft.Zumindest eine frohe Botschaft gibt es:Mit 1. Jänner ist der KV-Mindestlohn in derBranche auf 2000 Euro brutto angestiegen.Das konnte die Gewerkschaft vida durchsetzen.Doch das ist nur ein Tropfen auf denheißen Stein, denn 97 Prozent der Reinigungskräftearbeiten schwarz. Und sie sindmehreren Belastungen ausgesetzt.Das Institut für Höhere Studien (IHS)hat in einem Forschungsprojekt herausgearbeitet,dass die überwiegend weiblichenReinigungskräfte regelmäßig mitsexueller Belästigung und Übergriffen konfrontiertsind. Auch Lohndumping bleibeein Thema. Deshalb hat das IHS eine neueWebsite namens gigclean.net gelauncht,auf der sich Reinigungskräfte über arbeitsrechtlicheFragen informieren können.Denn Putzfrauen arbeiten meist zu Unzeiten,spät in der Nacht, damit Büros, Schulenund Krankenhäuser sauber bleiben. Sichtbarwerden sie meist nur dann, wenn etwasTragisches passiert, wie im Fall jener Putzfrau,die 2016 am Brunnenmarkt von einempsychisch Kranken erschlagen wurde.In der Nacht auf den 4. Mai war sie einfachnur auf dem Weg zur Arbeit. Berufsrisiko?Tagtäglich halten rund 63.000 ReinigungskräfteÖsterreich sauber. Meist sindes Migrantinnen wie meine Mutter. IhreArbeit ist sichtbar, sie selbst sollten esebenfalls sein.manuela.tomic@furche.at„Eva ist Adams Rettung“Die baptistische Wiener Pastorin MiraUngewitter über ihr Buch „Gott ist Feministin“,irreführende Bibelübersetzungen undGottes Feierlaune am Frauentag. Seite 10Autismus: Eine Stadt, zwei PlanetenErst vor sechs Jahren erfuhr Johannes,warum ihm die Großstadt oft zu viel wird.Eine Reportage über Leben im Autismus-Spek trum und unsichtbare Barrieren.Seite 12Töten, um zu sterben„Des Teufels Bad“: Veronika Franz’ und SeverinFialas Ausnahmefilm kommt ins Kino.Kameramann Martin Gschlacht erhielt dafürden Silbernen Bären der Berlinale. Seite 21Paranormaler GrenzgängerRupert Sheldrake erklärt den siebten Sinndes Menschen. Ist er eine Galionsfigur fürWissenschaftsskeptiker? Oder ein Visionärfür eine erneuerte Wissenschaft? Seite 23furche.atÖsterreichische Post AG, WZ 02Z034113W,Retouren an Postfach 555, 1008 WienDIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 WienTelefon: (01) 512 52 61-0
Laden...
Laden...
Ihr Zugang zu neuen Perspektiven und
mehreren Jahrzehnten Zeitgeschichte.
© 2023 DIE FURCHE