DIE FURCHE · 14 14 Diskurs 6. April 2023 ALSO SPRACH „ Die Demokratie hat gesprochen, das finnische Volk hat seine Stimme abgegeben. Die Demokratie zu feiern, ist immer eine wunderbare Sache. “ Sanna Marin, bisherige Ministerpräsidentin Finnlands, zu ihrer Wahlniederlage. Trotz Zugewinnen wurden ihre Sozialdemokraten hinter den Konservativen rund um Petteri Orpo und den rechtspopulistischen „Die Finnen“ nur dritte Kraft. Politisch hat Marin zuletzt den finnischen NATO- Beitritt eingefädelt, der am Dienstag vollzogen wurde. AUS DEM FURCHE-NAVIGATOR Von Andreas G. Weiß Nr. 25/23. Juni 2022 Ein Gespenst namens Trump Dienstag dieser Woche fand in New York die Anklageverlesung gegen Ex-US-Präsident Donald Trump statt. Er soll u. a. 2016 Schweigegeld an eine Pornodarstellerin und -regisseurin („Stormy Daniels“) gezahlt haben. Trump inszeniert sich als Justizopfer und politischer Märtyrer – und erhält u. a. von evangelikalen Predigern Rückenwind. Über diese Zusammenhänge hat Andreas G. Weiß 2022 geschrieben. Steigt Donald Trump noch einmal selbst politisch in den Ring? [...] Beobachter sind sich sicher, dass die öffentliche Ruhe, die in den letzten Monaten um Donald Trump eingekehrt ist, trügt. Penibel genau hat sich der Wahlverlierer von 2020 mittlerweile ein eigenes Netz von Unterstützern, Wirtschaftslobbys und Parteikreisen aufgebaut, um zu verhindern, dass sich die Partei gänzlich von ihm lossagen könnte. Während Trump an vorderster Front der Nationalpolitik nur mehr wenig zu sehen war, war sein Agieren in der zweiten und dritten Reihe umso aktiver. Trump suchte besonders in kleineren Wahlen und Politkreisen nach potenziellen Unterstützern [...]. Eine ähnliche Rückkehr hat es in der Polit- und Religionsgeschichte der USA schon mehrmals gegeben. Eines der wohl einprägsamsten Beispiele dürfte vielleicht der neo-evangelikale Prediger Billy Graham sein. [Er] baute dazu komplexe Lobbybeziehungen in der Republikanischen Partei und mit einer Vielzahl unterschiedlicher Religionsgemeinschaften auf – er überschritt die konfessionellen Grenzen mit dem Ziel, eine verbindende Politik des Konservatismus aufzubauen. [...] [A]uch wenn dieses Gespenst namens Trump selbst nicht in das politische Geschehen eingreift, bestimmt seine Präsenz die Zukunft der dortigen Politik. [...] Er wird auch weiterhin die gesellschaftspolitische Landschaft in den USA prägen: zwischen Hoffnungsfigur und Märtyrer. Lesen Sie hier den ganzen Text: Foto: istories.media ZEITBILD Würden Sie sich das heute noch antun? ERKLÄR MIR DEINE WELT Lieber Herr Gaisbauer! Johanna Hirzberger Journalistin Ich grüße Sie mit verschnupfter Nase aus dem FlixBus. Auch wenn ich heute Gefahr laufe, als Suderantin abgestempelt zu werden, möchte ich den folgenden Teil meiner Welt gerne mit Ihnen teilen. Meine letzte Woche war turbulent. Für einen aktuellen Radiobeitrag zum Thema „Nest“ bin ich ins Nest gefahren, ein 13-Seelen-Örtchen in Niederösterreich. Dort angekommen, hat mich nicht nur der Schneeregen eiskalt erwischt, sondern auch die fehlende Freundlichkeit der Einheimischen. Gut, vielleicht lag ihre Skepsis an dem großen Mikrofon, mit dem ich die Landesstraße durch den Matsch entlangmarschierte. Wie dem auch sein mag. Nun sitze ich im FlixBus und fahre für einen anderen Bei- trag nach Paderborn. 15 Stunden Busfahrt stehen mir bevor, dazu kommen anderthalb Stunden Wartezeit nachts am Prager Busbahnhof. 48 Stunden später alles retour. Jenseits der Komfortzone An meinen Beruf liebe ich, dass er mich dazu bringt, mich aus meiner Komfortzone zu bewegen. Nicht nur inhaltlich, sondern auch physisch. Gleichzeitig frage ich mich: Ist es das wert? Emotional und ideologisch gesprochen – ja. Zum Beispiel, wenn ich mit Systemerhalterinnen über ihre prekären Arbeitsverhältnisse spreche. Wissen Sie, zwei Drittel der systemrelevanten Jobs werden von Frauen ausgeführt. Sie sind im Verkauf, in der Pflege, für Reinigungsfirmen, als medizinische Betreuerinnen oder als Pädagoginnen tätig. Was sie verbindet? Ihre hohe Teilzeitquote und ihr niedriges Einkommen, das unter dem österreichischen Durchschnittslohn liegt. Ein anderes Beispiel sind die unmenschlichen Arbeitsbedingungen im digitalen Taylorismus, die vor allem Männer mit Migrationshintergrund betreffen. Als Leiharbeiter bei Amazon und Co. wird ihnen eine potenzielle Anstellung als Karotte vor die Nase gehängt. Da sie diese für eine Aufenthaltsgenehmigung benötigen, gehen sie über „ Journalismus muss man sich leisten können, deshalb fehlen auch Stimmen von Menschen, die dieses Privileg nicht haben. Wie war die Situation denn bei Ihnen? “ Umarmungen gegen den Krieg Im Finale des Kalten Kriegs, Mitte der 1980er-Jahre, sang Pop-Star Elton John über den Sowjet-Grenzposten „Nikita“. Die Ode porträtierte Nikita als „die andere Seite“, fern und nah zugleich. In Putins Krieg ist Nikita 20 Jahre alt und verkauft Schneidbretter in Ischewsk. Die Stadt ist die „Waffenschmiede Russlands“, war Heimat des legendären Waffenbauers Kalaschnikow. Am 19. März stellte sich Nikita Gorbunow mit einem Plakat in den Stadtpark, darauf stand: „Umarme mich, wenn du gegen den Krieg bist.“ Eine Stunde war er dort, dann führte ihn die Polizei ab. „Vielleicht 50 Personen“, Teenager wie Großmütter, folgten seiner Aufforderung, erzählte Nikita kürzlich dem exilrussischen Nachrichtenportal Waschnije Istorii („Wichtige Geschichten“): „Sie sagten ‚Danke‘, und ‚Gut gemacht‘. Eine Frau war besorgt, weil meine Hände kalt waren, und wollte mir einen Kaffee spendieren.“ Nikita hat Verwandte in der Ukraine: „Ich wollte einfach etwas tun, irgendwo hingehen und etwas sagen, aber ich hatte die ganze Zeit Angst.“ Seine Apathie erklärt er mit dem Gefühl, nichts beeinflussen zu können: „Glauben Sie, ich bin der Einzige mit solchen Gefühlen?“ Nein, alle, die Nikita umarmten, zeigen: Nikita ist nicht die andere Seite. (Wolfgang Machreich) ihre körperlichen und psychischen Grenzen. Wer nicht überdurchschnittlich leistet, wird ausgetauscht. Das Ironische dabei: Ich berichte über prekäre Arbeitsbedingungen und fehlende Wertschätzung, während ich selbst in einer ähnlichen Situation feststecke. Um Journalist(in) zu werden, braucht man Geduld und Geld. Aber im Gegensatz zu anderen Berufen mit ähnlich herausfordernden Ausbildungsbedingungen, etwa Mediziner(innen) oder Jurist(inn)en, warten hier kein gesicherter Arbeitsplatz oder finanzieller Ausgleich. Im Gegenteil, manchmal erinnert es mich an ein Ehrenamt. Journalismus muss man sich leisten können, deshalb fehlen auch Stimmen von Menschen, die dieses Privileg nicht haben. Heute interessiert mich Ihre Meinung ganz besonders. Wie war die Situation denn bei Ihnen? Und würden Sie sich das heute noch antun, wenn Sie vom Journalismus leben müssten? Übrigens, vielen Dank für Ihre Literaturempfehlung. Ich werde sie mir gerne zu Gemüte führen. Falls Sie über Ostern leselustig sind, hier mein Tipp: das Erstlingswerk von Beatrice Frasl „Patriachale Belastungsstörung“. Alles Liebe, Ihre Johanna Hirzberger Den gesamten Briefwechsel zwischen Johanna Hirzberger und Hubert Gaisbauer können Sie auf furche.at bzw. unter diesem QR-Code nachlesen. Medieninhaber, Herausgeber und Verlag: Die Furche – Zeitschriften- Betriebsgesellschaft m. b. H. & Co KG Hainburger Straße 33, 1030 Wien www.furche.at Geschäftsführerin: Nicole Schwarzenbrunner, Prokuristin: Mag. Doris Helmberger-Fleckl Chefredakteurin: Mag. Doris Helmberger-Fleckl Redaktion: Dr. Otto Friedrich (Stv. Chefredakteur), MMaga. Astrid Göttche, Dipl.-Soz. (Univ.) Brigitte Quint (Chefin vom Dienst), Jana Reininger BA MA, Victoria Schwendenwein BA, Dr. Brigitte Schwens-Harrant, Dr. Martin Tauss, Mag. (FH) Manuela Tomic Artdirector/Layout: Rainer Messerklinger Aboservice: 01 512 52 61-52 aboservice@furche.at Jahresabo: € 181,– Uniabo (Print und Digital): € 108,– Bezugsabmeldung nur schriftlich zum Ende der Mindestbezugsdauer bzw. des vereinbarten Zeitraums mit vierwöchiger Kündigungsfrist. Anzeigen: Georg Klausinger 01 512 52 61-30; georg.klausinger@furche.at Druck: DRUCK STYRIA GmbH & Co KG, 8042 Graz Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz: www.furche.at/offenlegung Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Art Copyright ©Bildrecht, Wien. Dem Ehrenkodex der österreichischen Presse verpflichtet. 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DIE FURCHE · 14 6. April 2023 Diskurs 15 Ist die Hoffnung, dass technischer Fortschritt alle ökologischen Probleme lösen würde, berechtigt? Ein Gastkommentar über die jüngste Rede „zur Zukunft der Nation“ von Karl Nehammer – und die Thesen des kommunistischen Kulturphilosophen Wolfgang Harich. Welcher „Untergangsirrsinn“? Was an der vielfach besprochenen Grundsatzrede des Bundeskanzlers „zur Zukunft der Nation“ Mitte März besonders auffällt, ist dieses merkwürdige Schlingern der Argumente. Drei Wochen davor hatte Karl Nehammer (ÖVP) die Regierungspolitik in der Coronakrise zusammenfassend erläutert: „Wir waren expertenhörig.“ Heißt wohl: Künftig weniger auf Experten hören! Aber wenig später, nachdem Nehammer den Klimawandel in seiner Grundsatzrede nur kurz erwähnt hatte, weil der „kein nationales Thema“ sei, und nachdem er dafür heftig kritisiert worden war, erklärte der Kanzler, die Klimafrage sei nur „durch Forschung, durch wissenschaftliche Höchstleistungen und durch Innovation“ zu lösen. Also jetzt doch wieder auf Experten hören? Und heißt das, dass Politik und Bevölkerung mehr oder minder die Hände in den Schoß legen können und warten, worauf die Wissenschaft draufkommt? Genau das meint sinngemäß auch die FPÖ, wobei die noch einen Schritt weitergeht und eine Bedrohung von uns allen durch Veränderungen des Weltklimas überhaupt leugnet. Aufrüttelnder Bericht des „Club of Rome“ Das tut Nehammer nicht. Seine Hoffnung, technischer Fortschritt würde in Zukunft die ökologischen Fragen lösen – aktualisiert in der soeben präsentierten ÖVP-Frühjahrskampagne mit dem Motto „Klimaschutz durch Fortschritt statt Untergangsszenarien“ –, ist so alt wie diese Fragen selbst. Der große Streit beginnt mit einer weltweit aufrüttelnden Studie – „Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit“ aus dem Jahr 1972 – und eskaliert nach mehreren Katastrophen in der Chemie- und Atomindustrie: Seveso 1976, Harrisburg 1979, Bhopal 1984, Tschernobyl 1986. Parallel dazu wuchs die Kritik an dieser Form industriellen Fortschritts und die Frage nach seiner zuverlässigen Beherrschbarkeit. Ein wichtiger Exponent dieser Kritik war der Kulturphilosoph Wolfgang Harich aus der DDR, ein überzeugter Kommunist, der in seiner Jugend aus der Wehrmacht desertiert war, um Foto: Peter Valentin in einer Berliner Widerstandsgruppe aktiv zu sein, jedoch ab 1956 in der DDR wegen „Bildung einer konspirativen staatsfeindlichen Gruppe“ acht Jahre im Gefängnis saß, weil er die herrschenden Zustände in der DDR so nicht hinnehmen wollte. In den 1970er Jahren hatte sich Harich der Ökologie zugewandt, veröffentlichte 1975 „Kommunismus ohne Wachstum? Babeuf und der Club of Rome“, womit er natürlich wieder nicht auf Parteilinie lag. Gegen Ende der 1970er lebte Wolfgang Harich ein Jahr in Wien und ich habe viele – für mich hochinteressante – Gespräche mit ihm geführt. Er hatte damals zwei zentrale Thesen: DIESSEITS VON GUT UND BÖSE Erstens, dass Wissenschaft und Fortschritt allein nicht ausreichen werden, um die drohenden ökologischen Herausforderungen bewältigen zu können. Als seinen wissenschaftlichen Hauptgegner im deutschen Sprachraum bezeichnete er den Schweizer Ökonomen Hans Christoph Binswanger. Harich sprach von Binswangers verfehlter „Durchbrecherstrategie“ – und eben dieser huldigt heute der österreichische Bundeskanzler. Neu ist die Theorie also nicht. Von Peter Huemer „ Es ist eine Politik, die sich ängstlich an Umfragen klammert und jeden Gestaltungsanspruch aufgegeben hat. “ Nun sind aber seit damals 45 Jahre vergangen und wir sehen einerseits, welche enormen wissenschaftlichen Erfolge – auch in ökologischen Fragen – es inzwischen gegeben hat. Wir sehen andererseits aber auch, wie weit die Zerstörung fortgeschritten ist und in welchem Zustand sich die Erde heute befindet, sodass das Überleben der Spezies Mensch seit der Sintflut, als der Herr beschlossen hatte, uns zu vernichten, noch nie so bedroht gewesen ist wie jetzt. Mit anderen Worten: Allein auf den wissenschaftlichen Fortschritt zu setzen, um die Erde zu retten, war schon damals falsch, ist es heute noch mehr und ist brandgefährlich. Das heißt: Wir brauchen die Wissenschaft in diesen Fragen ganz dringend, aber sie allein wird uns nicht retten. „Du musst dein Leben ändern“, hat Peter Sloterdijk schon vor vierzehn Jahren geschrieben. Unfähige Demokratie? Die zweite These von Harich war, dass die Demokratie die riesigen ökologischen Herausforderungen der Zukunft wegen ständiger Wahlen und Kampf um die Gunst des Publikums nicht werde lösen können. Das könne nur eine Diktatur, weshalb man ihn in der BRD als „Ökostalinisten“ bezeichnete. Der Hinweis auf die katastrophale Umweltpolitik der DDR, der Sowjetunion usw. hat ihn nicht interessiert, weil er dortige Zustände ohnehin radikal verändern wollte – weshalb er ja auch jahrelang im Gefängnis gesessen war. Nun wissen wir natürlich, dass auch gegenwärtige Diktaturen ganz anders ticken als Harichs vor 45 Jahren erträumte Ökodiktatur. Da ist überhaupt nichts zu hoffen. Ob aber unsere Demokratien den Problemen gewachsen sein werden, bleibt offen. Wenn es schlecht läuft, wenn die herrschende Politik so bleibt, wie sie ist, hat Harich auch in diesem Punkt Recht behalten. Zurück nach Österreich. Dieses Land sei – laut Friedrich Hebbel – „eine kleine Welt, in der die große ihre Probe hält“. Hoffentlich nicht! Während einer Autobusfahrt in Oberösterreich sah ich vor Kurzem im Vorbeifahren ein großformatiges Plakat mit dem Slogan: „Klimaschutz ohne die Komfortzone zu verlassen.“ Denn das Allerschlimmste wäre: auf etwas verzichten. Eine Generation ohne Kinder und Enkel? Und ohne Verantwortung. Auf diesem Weg taumelt das Land dahin. Der Verbrennungsmotor soll bleiben, Tempo 100 auf Autobahnen wird in der Politik nicht einmal diskutiert und der überdurchschnittliche Bodenverbrauch durch Versiegelung auch nicht – obwohl seit Jahren beklagt, weil besonders verheerend. Es ist eine Politik, die sich ängstlich an die neuesten Umfrageergebnisse klammert und jeden Führungs- und Gestaltungsanspruch längst aufgegeben hat. So ist es kein Zufall, dass die Grundsatzrede des Bundeskanzlers ohne ökologische Einsicht an einem Zeitpunkt stattfindet, als gerade der Neusiedlersee austrocknet, als Österreichs Gletscher schmelzen wie noch nie, als der Weltklimarat warnt, wie sehr die Klimakrise sich beschleunigt hat, es gab beispiellose Überschwemmungen in Pakistan, zugleich drohen weltweit Dürren, auch in Europa. Das Wasser wird knapp und in Spanien haben die Wälder schon vor Ostern zu brennen begonnen. Das ist neu und lässt uns ahnen, was den südeuropäischen Ländern im kommenden Sommer bevorsteht. Wir nördlich der Alpen kommen später dran. Wie vernagelt muss man sein, um angesichts dessen, was wir rund um uns sehen und hören, von „Untergangsirrsinn“ zu sprechen, weil sich junge Menschen zu wehren beginnen? Wobei das Wort „Untergangsirrsinn“ nicht schlecht gewählt ist. Fragt sich nur, wer gemeint ist. Der Autor ist Historiker und Publizist. Von 1969 bis 2002 war er Mitarbeiter des ORF – und u. a. Redaktionsleiter des „Club 2“. Die Quint-Essenz macht Osterpause. Eine Auswahl an Kolumnen von Brigitte Quint finden Sie anhand dieses QR-Codes auf der FURCHE-Homepage. NACHRUF „Gigant der Nation“ ZUGESPITZT Intelligente Freunde Er war einer der wichtigsten Vertreter der australischen Ureinwohner: Galarrwuy Yunupingu. Vergangenen Montag ist er im Alter von 74 Jahren verstorben. Sein Leben lang hat er sich für die Landrechte der Aborigines eingesetzt. „Er war ein Anführer, ein Staatsmann, ein großartiger Yolngu-Mann und ein großartiger Australier“, ehrte der Premierminister Anthony Albanese den politischen Kämpfer. Er werde Yunupingus Familie vorschlagen, ihn mit einem Staatsbegräbnis zu würdigen. Yunupingu gehört dem Volk der Yolngu an. Die Yolngu kamen, im Gegensatz zu anderen Stämmen der Aborigines, erst spät mit den Weißen in intensiveren Kontakt, daher konnten sie ihre Kultur und Lebensweise weitestgehend erhalten. Yunupingu war mehr als zwei Jahrzehnte lang Vorsitzender des „Northern Land Council“ (NLC) und setzte sich für den Respekt vor dem Land und vor bestimmten heiligen Stätten ein. Bereits 1978 wurde er zum „Australier des Jahres“ ernannt, es folgten weitere Ehrungen. 1998 wurde er in die Liste der „100 bedeutendsten lebenden Persönlichkeiten Australiens“ aufgenommen. Erst Ende März hatte Albanese Details zu dem noch in diesem Jahr geplanten Referendum über eine Verfassungsänderung bekanntgegeben, durch die die indigene Bevölkerung nach langem Kampf eine Stimme im Parlament erhalten soll. Bei der Gelegenheit habe er auch noch einmal mit Yunupingu gesprochen, erklärte Albanese. Das Verhältnis der Australier zur indigenen Bevölkerung ist ein sehr sensibles Thema. Aborigines haben den roten Kontinent nach Angaben des Nationalmuseums schon vor 65.000 Jahren besiedelt. Nach der Ankunft der First Fleet (ersten Flotte) in Sydney Cove am 26. Jänner 1788 und der darauffolgenden Kolonisierung wurden viele Jahrzehnte lang Aborigine-Kinder ihren Eltern entrissen. Bis heute kämpfen die Ureinwohner für die Anerkennung ihrer Landrechte. Foto: AFP Photo / David Hancock Galarrwuy Yunupingu, ein bedeutender Politiker und Pionier im Kampf für die Landrechte der Aborigines, ist im Alter von 74 Jahren verstorben. „Es ist schwer in Worte zu fassen, was dieser Verlust für dieses Land bedeutet“, sagte die Ministerin für indigene Australier, Linda Burney. Die Non-Profit-Organisation „Yothu Yindi Foundation“, die von Yunupingu selbst gegründet wurde, bezeichnete ihn als „Giganten der Nation“. (Manuela Tomic, APA) Nehmen wir an, es gäbe so etwas wie eine Künstliche Intelligenz. Nehmen wir weiter an, man würde diese KI fragen, wie es dieser Tage um die SPÖ steht. Man könnte annehmen, Sie haben mich ertappt ... Ja, ich habe ChatGPT befragt. Jetzt weiß ich, dass die Debatte um den SPÖ-Vorsitz „einem wahrhaftig epischen Drama“ gleicht, einem „Schauspiel voller Intrigen, Verrat und schmutziger Tricks“. Aber sicher nicht so schmutzig, wie die auffällige Abwesenheit der Parteichefin und anderer gewichtiger Namen bei der Selenskyj- Rede im Parlament. Und auch nicht so schmutzig wie eine von Anton Pelinka attestierte Sowjetnostalgie; und erst recht nicht so schmutzig wie ... wie sich angreifende „wildgewordene Hyänen“. Die KI ist eben doch nicht so intelligent wie der Mensch. In der SPÖ überwindet doch die Freundschaft alles. Schauen Sie nur nach Kärnten. Dort wird – in aller Freundschaft natürlich – die erste Landeshauptmann-Stellvertreterin zur Landesrätin ... nein, nicht degradiert. Wie meint ChatGPT? „Eine wahre Komödie des Irrtums, wenn man so will.“ Victoria Schwendenwein
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