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DIE FURCHE 06.03.2025

DIE FURCHE

10 · 6. März 2025DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 81. Jg. · € 6,–„Ein Lehrbeispiel für Nicht-Aufgeben“Der Wille zum gemeinsamen Anpacken der Probleme könnteder Schlüssel zum Erfolg der neuen Dreierkoalition sein, meintLiberalen-Frontfrau Heide Schmidt. · Seite 5„Wer streitet um welche Plätze?“Doris Schmidauer, Ehefrau und Beraterin von BundespräsidentAlexander Van der Bellen, über ihre Rolle, den globalenBacklash und ihr neues Buch. · Seiten 12–13Das Thema der WocheSeiten 2–4Wissenschaft, dieWortart: Substantiv, femininMehr Professorinnen, Studentinnen undFördermittel: Die akademische Communitygilt als gleichberechtigt oder gar woke.Braucht sie den Frauentag? Ein Blickhinter die Fassade.Foto Schmidauer: Carolina FrankFoto Schmidt: APA / Hans Klaus TechtIllustration: iStock/DrAfter123 (Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger)Foto: picturedesk.com / brandstaetter images / Archiv Setzer-Tschiedel„Es fehltedie Liebe“Welches Buch sollte man heute(wieder) lesen? In der neuenFURCHE-Reihe „Angesagt“empfiehlt Daniel Wisser ElseFeldmanns Roman „Der Leibder Mutter“ von 1924.Seite 17Die neue US-Administration setzt auf Isolationismus und Allianzbruch. Dass Trump die Ukrainefallenlässt, war abzusehen. Warum ein höheres Militärbudget allein Europa nichts nützen wird.Werte als WorthülsenAUS DEM INHALTDas gute Leben: Nichts als Konsum?Dieses Modell führte in die Klimakrise. Dabeientwarfen schon antike Philosophen nachhaltigeAlternativen. Heute können wir siebrauchen. Ein Impuls zur Fastenzeit. Seite 9Von Brigitte QuintWenn Sie diese Zeilen lesen,könnte Donald Trump dieNATO-Mitgliedschaft derUSA zurückgelegt haben.Oder er hat der UNO denRücken gekehrt. Auch Truppen der US-Armeean der Grenze zu Kanada sind denkbar.Nein, keines dieser Szenarien wird gegenwärtig– in Europa – reflektiert. Im Zweifelein Fehler. Es scheint, als könne manauf dieser Seite des Atlantiks erst reagieren,wenn die Krisensituation längst eingetretenist. Ein Beispiel ist der Eklat im OvalOffice zwischen Wolodymyr Selenskyj unddem Duo Trump/Vance.Europas politische Klasse zeigte danachihr übliches Verhaltensmuster: Sie empörtesich, durchdachte in London Deeskalationsstrategien,forderte zur Besonnenheitauf. In Washington hingegen hatte dieTrump-Administration längst beschlossen,die Unterstützung für die Ukraine zustoppen. Nun fokussiert sich Europa ebenda rauf. Der dieswöchige EU-Gipfel dientoffenbar nur dazu, sich zu beraten, wieman die „plötzlich“ fehlenden Militärmittelkompensieren kann. Als Beobachterinfragt man sich: Warum erst jetzt? Mussteman nicht damit rechnen, dass Trump die„ Musk will aus NATOund UNO austreten.J. D. Vance hinterfragtdas Recht auf staatlicheSelbstbestimmung.“Ukraine fallenlässt? Dieser geopolitischeRundumschlag wird erst der Anfang sein.Welche Schritte sind abseits von Aufrüstungnötig?„Ich stimme zu“ – das schrieb Tech-OligarchElon Musk unter den Tweet des konservativenKommentators Gunther Eagleman.Dieser hatte gefordert, die USA sollensich aus NATO und UNO verabschieden.Musks Appell sollte man ernst nehmen.Wenn man innerhalb der neuen US-Administrationein Muster erkennen kann,dann jenes, das in der Physik das „Superpositionsprinzip“genannt wird: Wirkenmehrere Kräfte in die gleiche Richtung,addieren sie sich und ergeben eine größereGesamtkraft.Vom Verbündeten zum ideologischen FeindMetaphorisch lässt sich dieses Prinzip aufdas Verhältnis zwischen Trump, Musk undJ. D. Vance anwenden. Diese Männer eint ihregemeinsame Ideologie: Sie setzen auf denIsolationismus und forcieren die Abschaffungvon Allianzen. Vizepräsident Vancescheint in Europa sogar einen weltanschaulichenFeind identifiziert zu haben. KleinerenNationen räumt er wenig Recht aufSelbstbestimmung ein. Mit der moralischenUnterstützung mächtigerer Staaten solltensie ohnehin nicht rechnen dürfen. Einerseiner Lieblingssätze, „Ich bin nicht wirklichdaran interessiert, was in der Ukrainepassiert“, gleicht einer Offenbarung.Solidarität, Beistand, historisch gewachseneVerbundenheit, Integrität – dieseWerte sind für die neue US-amerikanischeFührungsriege nur Worthülsen. EhemaligeVerbündete mutierten vom Freund zumideologischen Gegner. Die neue Skrupellosigkeitzeigte sich spätestens in jenemMoment, als Trump und Vance den ukrainischenPräsidenten vor der Weltöffentlichkeitverhöhnten. Die Symbolik war bezeichnend:Selenskyj repräsentierte inWashington ein Volk, das sich seit mehrals drei Jahren im Krieg befindet, das tausendezivile Opfer zu beklagen hat, Gräueltatenerlebte, den Tod von rund 50.000 gefallenenSoldaten verkraften muss. StattAchtung und Respekt erfuhr sein Regierungschefeine Diskreditierung, die Historikerals Zäsur des Westens bezeichnen.Innerhalb der EU wird es daher mit einemhöheren Militärbudget allein nicht getansein. Das Thema „europäische Armee“muss wieder aufs Tablett. Ebenso ein Umdenkenin Richtung Supranationalismus –etwa die Übertragung von nationalenEntscheidungsbefugnissen an die EuropäischeKommission oder mit Macht ausgestattetesupranationale Stakeholder. Dochdafür müsste ein enormer Gesetzgebungsprozessin Gang gebracht werden. Weiterwie das Kaninchen auf die Schlange zustarren, ist jedenfalls keine Option.brigitte.quint@furche.atKalkulierte ProvokationDie Verunglimpfung religiöser Symbole istin der Kunst oft eine gewollte Strategie.Manchmal funktioniert sie. Ein Gastkommentarvon Jan-Heiner Tück. Seite 10Nur einen Sprung entferntVierzig Jahre nach seinem Erscheinen zeigtsich Margaret Atwoods Roman „Der Reportder Magd“ als immer noch aktuell und alsdringende Warnung. Seite 19Ihre Zahl ist ihre StärkeDer Film „Ein Tag ohne Frauen“ erzählt dieChronologie eines nie dagewesenen Streiks,der Island für einen Tag komplett lahmlegteund dort einiges in Gang brachte. Seite 21Unbemerkt in anderen UmständenImmer wieder hört man von Frauen, die dieeigene Schwangerschaft nicht wahrnehmen –was ein großes Gesundheitsrisiko darstellt.Aber wie geht das überhaupt? Seite 23@diefurche@diefurchefurche.at@diefurche.bsky.socialDie FurcheÖsterreichische Post AG, WZ 02Z034113W,Retouren an Postfach 555, 1008 WienDIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 WienTelefon: (01) 512 52 61-0

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