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DIE FURCHE 05.06.2025

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DIE FURCHE · 2320

DIE FURCHE · 2320 Medien5. Juni 2025Von Adrian LobeDrei Männer, die durchstaubigen Wüstensandjoggen. JubelndeFrauen mit smaragdgrünemSchleier. EinKind mit dunkelbraunen Locken,das glücklich über die Straßehüpft. Das sind nur einige Szenenaus einem aktuellen Volvo-Werbespot,mit dem der schwedische Autobauerfür den saudi-arabischenMarkt wirbt. Der Claim: „Comeback stronger“. Autos tauchen indem knapp einminütigen Clip garnicht mehr auf. Aber das war nichtdie einzige Besonderheit. Denn:Der Werbefilm wurde vollständigmit KI generiert.Normalerweise werden fürWerbespot-Drehs und Shootingsmehrere Tage und Wochen eingeplant,die Kosten gehen in die Millionen.Doch die Agentur in Dubai,die Volvo beauftragt hatte, produzierteden Werbespot in wenigerals 24 Stunden. Das Einzige, wasdie Designer für die Umsetzungbrauchten, war ein Videogenerator.Damit lassen sich Texteingaben,sogenannte Prompts, inBewegtbilder verwandeln. Keineteuren Shootings, keine aufwendigenDrehs. Man muss keinschweres Equipment in die Wüsteschleppen und Hotels für Modelsbuchen. Man braucht nur eineIdee. Produktionskosten: naheNull. Kritiker wenden ein: Dassieht man auch. Die Physik stimmenicht, Haare und Sand wehtenin die falsche Richtung, das Lichtsei künstlich und die Menschensähen aus wie Plastik, bemängeltedas Portal Fast Company.Der Werbespot wirke wie ein„schlechtes Studentenprojekt“,ätzte das Magazin Creative Bloq.Ist dasecht?Konzerne produzieren immer mehr Werbespots mit Hilfe von KI. Dasspart Produktionskosten, verärgert aber die Kreativbranche.Visionär oder gruseligKI kommt in der Werbebrancheschon länger zum Einsatz. So ließVW 2023 für einen TV-Werbespotdie brasilianische Sängerin ElisRegina als Avatar wiederauferstehen.Die 1982 verstorbene „Königindes Samba-canção“ singt darinmit ihrer Tochter im Duett. Fürdie Werbekampagne ließ der Automobilkonzerndas Gesicht einesDoubles mit einer Gesichtserkennungssoftwarebearbeiten. DerClip löste in Brasilien eine ethischeDebatte aus: Gruselig fandenes die einen, visionär die anderen.Die Produktion war extrem aufwendigund nahm 2400 Stundenin Anspruch. Mit der neuen Gene-Reklame ausdem Generatorration von Videogeneratoren werdenAnimationen einfach wie ein mente ergänzen, die nach demßen sich auch noch ein paar Ele-Kinderspiel: Wetter, Requisiten, Geschmack der PR-Profis nötigKulisse – das lässt sich alles per waren. Der alte Opa wurde rausmontiert,und diesmal freuen sichMausklick konfigurieren.So ließ Coca-Cola im vergangenenJahr seine Weihnachtswerrikaner.Diversity dank KI. Dieauch Frauen und ein Afroamebungmithilfe von KI erstellen. Der Werbung sorgte in der Kreativbranchefür Kritik, weil für dasClip ist ein Remake der berühmtenWerbung „Holidays Are Coming“,die 1995 erstmals im TV Original keine Schauspieler mehrKI-Remake im Gegensatz zumausgestrahlt wurde: Wie im Originaltuckern die hell illuminierteman kaum Personal: Nur 17nötig waren. Auch sonst brauchtenCoca-Cola-Trucks durch eineWinterlandschaft. Statt in der volviert, was für Marketing-Pro-Künstler waren in das Projekt in-Eiseskälte wurden die Bilder im jekte dieser Größenordnung sehrwarmen Studio produziert. Die wenig ist. Nach drei Wochen wargesamte Winterszenerie wurde der Spot im Kasten. Die Schausynthetisiert.Am Computer lie-spieler, nach denen die KI-Statistenmodelliert waren, hatten imVorfeld ihr Einverständnis erklärt.Bloß: Kaufen können sie sich davonauch nichts. Schauspieler undGrafikdesigner befürchten, dassKI ihre Jobs wegnehmen könnte– zumal die Werbebudgets angesichtsder Konjunkturflaute geradezusammengestrichen dank KI. “ werden.Der schwedischeAutoherstellerVolvo produzierteeinen Werbefilmvollständig mitKI. Statt wochenlangerProduktiondauerte dieHerstellungweniger als 24Stunden.„ Der alte Opa wurde rausmontiert,und diesmal freuensich auch Frauen und einAfroamerikaner. DiversityScreenshot: www.youtube.com/watch?v=CJBsyfCfdroIm Jahr 1931 hatte Coca-Colaerstmals den Illustrator HaddonSundblom beauftragt, für eineWerbekampagne den Weihnachtsmannzu zeichnen. Seitdem bringtSanta Claus in der Weihnachtswerbungden Kindern frischeKaltgetränke. Die Verbindungzwischen dem rot-weißen Firmenlogound den Farben von SantaClaus ist so eng, dass mancheKinder glauben, der Weihnachtsmannsei eine Erfindung von Coca-Cola.Was natürlich nichtstimmt, aber zeigt, wie effektivund clever das Marketing ist. DieTradition ist geblieben, aber dieGesellschaft hat sich verändert.Deshalb versuchte der Getränkehersteller,den Nostalgie-Klassikermit modernen Mitteln zu aktualisieren.Doch die Reaktionenfielen alles andere als positiv aus:Billig, peinlich, seelenlos sei dasKI-Remake, so das Urteil der Netzgemeinde.KI-generierte Werbungkommt beim Publikum noch nichtan. Vielleicht, weil sie zu generischwirkt. Authentischer undsubtiler ist das virtuelle ProductPlacement, bei dem, weitgehendunbemerkt vom Publikum, Markenproduktein Shows und Seriengeschmuggelt werden. Da tauchteine Packung M&M’s am Tisch auf,obwohl die beim Dreh nicht alsRequisite genutzt wurde. Amazonhat 2022 ein Tool lanciert, dases Anzeigenkunden erlaubt, ihreProdukte direkt in Serien aufdem Streamingdienst des Online-Händlers zu platzieren. So wird eineunscheinbare Hauswand zurWerbekulisse.Dystopische VorstellungMittels virtueller Bandenwerbung,etwa bei Fußball-Liveübertragungen,lässt sich Werbungdank KI auch auf regionale Zielgruppenzuschneiden. Die TV-Zuschauerin China sehen dann andereWerbung als die in den USA.In Zukunft, so die Vision, soll jederseine personalisierte Werbungvor dem eigenen Bildschirm sehen.Tech-Konzerne tüfteln an passgenauen,immersiven Anzeigen,die dem Nutzer auf die Datenbrilleausgespielt werden.Während man einen Spaziergangdurch ein schickes Altstadtviertelmacht, poppt plötzlich aufdem Display der AR-Brille eine Immo-Anzeigeauf. Der Algorithmushat ein Profil angelegt und weiß,dass die Person auf Wohnungssucheist. Das erinnert an denScience-Fiction-Film „MinorityReport“ (2002), wo der ErmittlerJohn Anderton per Iris-Scan in einerShopping-Mall identifiziertwird und an den Schaufensternpersonalisierte Reklame für Bierund Kreditkarten sieht. Konsumismusam Limit. Dass man künftigin der Shopping-Mall namentlichmit Bierwerbung adressiertwird, ist wohl doch eher eine dystopischeVorstellung. Wenn aberkünftig KI-Agenten unseren Alltagmanagen und für uns auf Einkaufstourgehen, muss sich Online-Werbungneu erfinden. EineMaschine, die keine Emotionenhat, reagiert nicht auf visuelle Reizeund macht auch keine Impulskäufe.Maschinen handeln rationalund unemotional. Marketing-Experten überlegen daher schon,wie man Maschinen zum Kaufenanimiert – zum Beispiel durchProtokolle, mit denen Anzeigenplattformenmit KI-Agenten kommunizierenkönnen. Ob KIs aberdie Werbeversprechen andererKIs abkaufen, bleibt abzuwarten.MEDIENWELTENNach dem formalen droht ein faktisches MonopolDer Autor istMedienberater undPolitikanalyst.Von Peter PlaiknerDer Machtkampf zwischen den italienischenund tschechischen Aktionärendes deutschen Konzerns ProSieben-Sat.1 (P7S1) tobt weiter. Seine Austragung aufder Hauptversammlung wurde auch durch einklares Vorstandsbekenntnis zur vollen Konzentrationauf Entertainment verhindert. Dasführt zum österreichischen Tochterunternehmenrund um Puls 4 und ATV. Für die nationaleMedienlandschaft ist seine Informationsleistungwichtig. Sie ballt sich in Puls 24, dasauch als Dienstleister der Gruppe agiert. IhreAustro-Programme erreichten im Mai fast sieben,Konkurrent ServusTV rund fünf ProzentAnteil am Publikumsmarkt. Zum Vergleich:ORF 2 kam auf 20, ORF 1 auf zehn Prozent.Im Vergleich der Nachrichten schaut esanders aus. 2024 hatten „Zeit im Bild“ und„ZIB2“ 54 bzw. 25 Prozent Marktanteil – unddie „Servus Nachrichten“ fast ein Zehntel.Für die Austro-Töchter von P7S1 ist eine vergleichbareAngabe schwierig, weil viel vonPuls 24 zudem auf anderen Konzernsendernläuft. Der Info-Kanal allein kam im Vorjahrnur auf 0,8, Boulevard-Konkurrent Oe24 auf1,4 Prozent.Die Austro-Info der P7S1-Gruppe ist dennochals Alternative zu ORF wie Krawall-TV wichtig. Markus Breitenecker, der Wienerim Vorstand der Münchner Konzernzentrale,wird daraufachten. Doch die totaleEntertainment-Devisedes Hauses weist in eineandere Richtung. Dasgilt auch für die Red„ Die Alternativen zurTV-Information desORF – Puls wie Servus –sind von interner Verunsicherunggeprägt. “Bull-Tochter ServusTV,wo Ex-ORF-ChefredakteurMatthias Schrom soeben einen Machtkampfverloren hat. Anders ist sein Abgangim Vorfeld der herbstlichen Pensionierungvon Noch-Intendant Ferdinand Wegscheiderkaum zu verstehen. Nun übernimmt dort wiederder Deutsche Goetz Hoefer die Programmleitung.Er hatte seit jeher weniger Problememit der in Wegscheiders Wochenkommentarverdeutlichten Senderausrichtung, als esSchrom nachgesagt wird.Beide privaten Alternativen zur Fernseh-Informationdes ORF – Puls wie Servus – sind aktuellvon interner Verunsicherunggeprägt. Daskann niemandem rechtsein, der keine Rückkehrdes mühsam beendetenformalen Rundfunkmonopolsim nachrichtlichenBereich will.

DIE FURCHE · 235. Juni 2025Film21Emilie Blichfeldt erzählt in „The Ugly Stepsister“ das Märchen „Aschenputtel“ aus der Perspektiveeiner der beiden Stiefschwestern. Eine Horrorkomödie, die es in sich hat.KURZKRITIKENSuperreale BildgewaltVon Otto FriedrichFolgt man ihrem Wortlaut, sinddie Märchen aus dem Fundusder Gebrüder Grimm eigentlichnicht für die lieben Kleinen geeignet.Wenn das ein Filmplottut, dann kommt viel eher das Horror-Genrezum Zug denn die weichgespülten Adaptionen,mit denen vor allem der Disney-Konzern seit Jahrzehnten die Kassen undKinosäle füllt. Vor fünf Jahren machte diesbezüglichOsgood Perkins mit „Gretel &Hänsel“ die Probe aufs Exempel, wobei ernicht nur die Gewaltexzesse, die in diesemMärchen schlummern, auf die Leinwandbrachte, sondern auch Gretel das Heft desHandelns in die Hand legte.All dies gelingt Emilie Blichfeldt in ihremSpielfilmdebüt „The Ugly Stepsister“noch viel authentischer. Die norwegischeRegisseurin entwickelt ihr eigenes Narrativvom „Aschenputtel“: Sie erzählt ihre Geschichteaber aus der Perspektive einer derbeiden Stiefschwestern, die im Märchenbekanntlich das Nachsehen haben.Qual – um der Schönheit willenIm Königreich Swedlandia lebt Rebekka(Ane Dahl Torp) mit ihren Töchtern Elvira(Lea Myren) und Alma sowie der schönenStieftochter Agnes (Thea Sofie LochNæss), die von der Mutter zur Magd degradiertwird. Elvira neidet der Stiefschwesterderen Anmut und empfindet sich selberBIOPICals hässlich, obwohl sie bestenfalls – weilKuchen und feinen Speisen zugetan – einwenig pummelig ist. Aber um Prinz Julian(Isac Calmroth), dem angesagtesten Junggesellendes Reiches, der auf Brautschauist, zu gefallen, muss ein vormodernerSchönheitschirurg an Elvira heran, um siefür Julians Ball herzurichten.Man darf dabei zusehen,wie der Quacksalberdie arme Maidmalträtiert – mit einerNasenverstümmelung,angenähten Wimpernund einem Bandwurm,der als frühneuzeitlicherFettabsaugerdient. Während diebildhübsche Agnes ansich nichts geschehenlassen muss, hat Elviraum der Schönheit willenunfassbare Qual zuerdulden. Aber, mankennt die Geschichte,es ist vergebens, denn Julian verguckt sichin Agnes, die Unbekannte, die jedoch entschwindetund dabei ihren Schuh verliert.Elvira schreckt vor keiner Verstümmelungzurück, um ihre Anatomie so herzurichten,dass sie in den kleinen Schuh passt. Wie allesendet, weiß das Publikum natürlich.Das Stilmittel, das Regisseurin Blichfeldtin grandioser Manier einsetzt, ist derBody-Horror, das heißt, sie zeigt die Bilder,Der Künstler und seine MuseNur wenige Wochen nach Marcus O. Rosenmüllers „Münter & Kandinsky“ kommt mitMartin Provosts „Die Bonnards – Malen und Lieben“ ein weiterer Spielfilm über einKünstlerpaar in die Kinos. Provost interessiert sich dabei weniger für das künstlerischeSchaffen des Postimpressionisten Pierre Bonnard (Vincent Macaigne) als vielmehr fürdessen Beziehung zu seiner Muse und Lebensgefährtin Marthe de Méligny, einer selbsternanntenAristokratin (Cécile de France). In drei Kapiteln spannt er den Bogen von der erstenBegegnung im Paris des Jahres 1893 über das gemeinsame Leben im Landhaus in Veronnetin den 1920er Jahren bis zu Lebensabend und Tod im südfranzösischen Le Cannet anno 1942.Große Dramatik stellt sich dabei aber kaum ein. Vielmehr verlegen sich Provost und seinKameramann Guillaume Schiffman darauf, engen und dunklen Szenen in Paris sommerlich-lichtdurchfluteteBilder vom Leben im Landhaus gegenüberzustellen. In dieser malerischenLandschaft werden mit der sanft dahinfließenden Seine, den Menschen in weißenKleidern und dem satten Grün der Wiesen und Wälder immer wieder Assoziationen an Gemäldeder Impressionisten geweckt, doch die Handlung plätschert recht gleichförmig dahin.Zwar erzählt Provost zumindest ansatzweise auch von einer Emanzipation Marthes,wenn diese in den 1920er Jahren selbst zu malen beginnt und ihre Bilder schließlich auch inParis ausstellt, doch dieser Aspekt wird nicht weiterentwickelt. So ist dieses Künstlerbiopiczwar bildschön, aber auch Cécile de France, die Marthe mit großem Einfühlungsvermögenspielt, und Vincent Macaigne können ihm erst im letzten Abschnitt, wenn es um Altern undSterben geht, Leben und bewegende Kraft einhauchen.(Walter Gasperi)„ ,The Ugly Stepsister‘ist kein Film fürdie ganze Familie.Aber wer sich diesemOpus aussetzt,erfährt Böses, aberauch Wahres überGesellschafts- undGeschlechterverhältnisse.“GequälterKörperElvira (Lea Myren)lässt sich Naseverstümmelnund Wimpernstechen, um ihreStiefschwester,die schöne Agnes,bei Prinz Julianauszustechen.die bei den Aschenputtel-Lesern im Kopfentstehen, in superrealer Bildgewalt. Dasist kaum erträglich, aber lässt erahnen,welche Gewaltgeschichte das Märchen eigentlichverbreitet. Das impliziert auchGesellschaftskritik: Der Schönheitswahntreibt die Stiefschwester in den Abgrund,und die Männerwelt mit ihrem PrinzenJulian hält sich an einewie Agnes, der dieLaune der Natur jeneSchönheit geschenkthat, um die sich Elviravergeblich und unterunerträglichenSchmerzen müht.Dass diese Überzeichnungauch Satirevoll schwarzem Humorist, muss nichtextra betont werden.„The Ugly Stepsister“ist gewiss kein Filmfür die ganze Familie.Aber wer sich derÜbertreibung der Ungeschminktheit, dersich dieses exzellente Opus verschriebenhat, aussetzt, erfährt Böses, aber Wahresüber Gesellschafts- und Geschlechterverhältnisse.The Ugly Stepsister (Den stygge stesøsteren)N/DK/RO/PL 2025. Regie: Emilie Blichfeldt.Mit Lea Myren, Thea Sofie Loch Næss, IsacCalmroth, Ane Dahl Torp. Polyfilm. 105 Min.Vincent Macaigne (als Pierre Bonnard) kann dem Biopic vonMartin Provost erst im letzten Abschnitt Leben einhauchen.Die Bonnards: Malen und Lieben (Bonnard, Pierre & Marthe)F/B 2023. Regie: Martin Provost. Mit Cécile de France,Vincent Macaigne, Stacy Martin. Panda Film. 122 Min.Junge Liebein GefahrDie 15-jährige Fanny (Lilith Grasmug)lebt eigentlich in Straßburg, nunmacht sie aber ein Auslandssemesterin Deutschland bei ihrer gleichaltrigenBrieffreundin Lena (Josefa Heinsius). Fannyist nicht nur depressiv, sie leidet auchunter dem erzwungenen Kontaktabbruchzu ihrer Halbschwester, die Mutter ist kontrollsüchtig,der Vater hat schon wieder eineaußereheliche Affäre. Da kommt dieAuszeit im fremden Land mit der selbstbewusstenLena genau richtig. Fanny entwickeltGefühle für Lena, und um interessanterzu wirken, erfindet sie ein Leben, dasmit ihrem Alltag nichts gemein hat. Dochdann fliegt Fannys Lügenkonstrukt aufund die Beziehung zu Lena gerät in Gefahr.Claire Burger verhandelt in ihremComing-of-Age-Drama „Tandem - In welcherSprache träumst du?“ Fragen zu jugendlicherIdentitätsfindung und sexuellerAnziehung. Ihre visuell spannend aufgelösteInszenierung räumt auch noch denThemen Generationenkonflikt und Aktivismusbreiten Raum ein. (Sarah Riepl)Tandem – In welcher Sprache träumst du?F 2024. Regie: Claire Burger. Mit Josefa Heinsius,Lilith Grasmug, 105 Min. Filmladen.Ein Manifestdes WiderstandsGuillaume Cailleau und Ben Russelllegen mit „Direct Action“ einen hochpolitischenDokumentarfilm vor, derweit über ein konventionelles Aktivismus-Porträt hinausgeht. Ihr Werk ist ein immersiverErfahrungsraum, entstanden durchlangjährige Zusammenarbeit mit der ZADde Notre-Dame-des-Landes – einer französischenProtestbewegung, die in den 2010erJahren mit der erfolgreichen Verhinderungeines Flughafenprojekts internationale Bekanntheiterlangte. Der Film unterläuft bewusstKlischees des Politischen. Statt heroischerBilder liefert er eine vielschichtige,poetische Erzählung des kollektiven Widerstands– durchdrungen von Momenten derFürsorge, aber auch der Reibung. Die visuelleGestaltung – analoge 16mm-Bilder, rhythmisch,manchmal entrückt – macht denFilm selbst zur Form des Widerstands. „DirectAction“ erzählt nicht über Protest, sondernpraktiziert ihn im Kino. Dieser Film istein Manifest über Widerstand und schwerin Worte zu fassen; gerade deshalb ist er einenKinobesuch wert. (Matthias Greuling)Direct ActionF/D 2024, Regie: Guillaume Cailleau, BenRussell. 213 Min. Filmgarten.

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