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DIE FURCHE 03.08.2024

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DIE FURCHE · 31 2 Das Thema der Woche Unbedingtes Gewissen 3. August 2023 AUS DER REDAKTION Es ist Zufall, dass Franz Jägerstätter und Martin Walser diese Woche nebeneinander das FURCHE-Cover prägen. Dem einen hat Otto Friedrich anlässlich des 80. Jahrestags seiner Ermordung durch die Nationalsozialisten einen Fokus gewidmet. Der andere ist vergangenen Freitag 96-jährig verstorben. Wie kaum ein zweiter deutschsprachiger Schriftsteller hat Walser die Öffentlichkeit gespalten: Die einen verehrten den „Romantiker vom Bodensee“, die anderen sahen ihn als Antisemiten. Dass nun beide zufällig nebeneinander prangen, ist auch eine Anregung, diese zwei so unterschiedlichen Leben und ihre Rezeptionsgeschichten näher zu betrachten. Denn auch die Seligsprechung des Kriegsdienstverweigerers aus St. Radegund war nicht unumstritten, wie der Linzer Bischof Manfred Scheuer in seinem exzeptionellen Text verdeutlicht. Und neben allen Verirrungen hat Walser eben auch die Literatur geprägt, wie Anton Thuswaldner in seinem Nachruf schreibt. Daneben hat Letzterer auch Kritiken aus Salzburg geliefert – Thuswaldner-Festspiele also. Was ich Ihnen ansonsten in dieser Ausgabe besonders empfehle: das Interview mit Thomas Starlinger über Neutralität und die NATO, die Analyse der Lage in Frankreich, den Auftakt unserer neuen Porträt reihe „Gesichter des Zusammenhalts“ von Christine Dobretsberger – und Martin Tauss’ Kritik des Buchs „Vom Mythos des Normalen“. „Normal“ ist nämlich gar nicht so gesund, aber das wussten Sie wohl ohnehin. (dh) Von Manfred Scheuer „Ich bitte darum, dass sich die Leute über die Seligsprechung meines Mannes freuen können.“ So betete Franziska Jägerstätter am 20. Juli 2007 bei einem Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Radegund. Das Gedenken an Franz Jägerstätter und seine Verehrung steht in einem mehrfachen Beziehungsrahmen: kirchlich zu Fragen der Heiligkeit und des Martyriums, gesellschaftlich und politisch in Auseinandersetzung mit der Kriegsvergangenheit, mit der Kriegsgeneration, mit der Barbarei und mit dem Terror der Nationalsozialisten, ethisch und pädagogisch mit den Themen von Krieg und Kriegsdienstverweigerung, Gewaltfreiheit, Friedenserziehung und Abrüstung, von Obrigkeit, Gewissen und Gehorsam. Franz Jägerstätter war und ist Wegbegleiter in der Suche nach Versöhnung und Frieden, so im Vietnamkrieg für US-Amerikaner, er ist Mahner für Gewaltlosigkeit und Abrüstung in den Zeiten atomarer Hochrüstung der 1980er Jahre des 20. Jahrhunderts. Er war Anwalt auf der Suche nach der rechtlichen Verankerung von Zivil- und Friedensdienst. Er ist aber auch nahbar und vertraut als Mesner und Angehöriger des dritten Ordens des hl. Franz von Assisi. Seligsprechung bedeutet: Sein Lebensweg, sein Glaube, sein Sterben ist bei Gott angekommen, ist geglückt. Sein Sterben ist kein Verlassen der Seinen, schon gar nicht ein Verrat an Frau und Kindern, sondern Konsequenz einer Liebe, der Gott wirklich Mitte und Zentrum des Lebens war. Erinnerung an Märtyrer Gedenkstele für Franz Jägerstätter im Linzer Mariendom von Herbert Friedl (2007). Die Hinrichtung von Franz Jägerstätter jährt sich am 9. August zum 80. Mal. Der Kriegsdienstverweigerer wurde seliggesprochen – ein Beispiel vorbildlichen Christseins. Der „einsame Zeuge“ des Gewissens „ Franz Jägerstätter realisierte die Widerstandskraft des Glaubens gegenüber barbarischen Systemen der Menschenverachtung und der Gottlosigkeit. “ Foto: Diözese Linz / Nik Fleischmann Was ist moralisch richtig? Freilich gab es auch andere Reaktionen auf seine Seligsprechung. Die Kirche predige mit der Seligsprechung den Hass auf die Kriegsgeneration, so war es in einem Brief (an den Verfasser) Anfang Juni 2007 nach der Veröffentlichung des Dekretes zum Martyrium Jägerstätters zu lesen. Ist er besser, und sind die anderen schlechter? Wird er seliggepriesen – und werden damit die anderen verdammt? Ist er jetzt der Sieger – und sind jetzt die anderen durch die Kirche zu Verlierern gestempelt? Solche Fragen sind immer wieder zu hören. Wenn Jägerstätter recht hatte, wenn er den moralisch sittlichen Standpunkt eingenommen hat, wenn er sich aus der Tiefe des Glaubens heraus entschieden hat, sind dann die anderen im Unrecht, waren sie ungläubig und verblendet, sind sie verführt worden oder einfach der Banalität des Bösen auf den Leim gegangen? Wird durch eine Seligsprechung Jägerstätters der Sinn des Lebens der Kriegsgeneration zerstört, ihre Ehre und Würde verletzt, wird ihre Aufbauleistung zunichtegemacht, ihr Einsatz zu wenig geachtet? Seine Seligsprechung ist nicht in der Logik des Hasses, der Konkurrenz, des Neides, der Aufoder Abwertung zu sehen. Eine Seligsprechung darf wie die Botschaft von der Auferstehung nicht leidens-immun und schon gar nicht triumphalistisch sein. Eine Seligsprechung ist nur unter dem Vorzeichen des Verzeihens, der Versöhnung, der Entgiftung und der Entfeindung recht zu verstehen. Beeindruckend ist die Hellsichtigkeit oder – anders gesprochen – das Prophetische von Franz Jägerstätter. Er realisierte die Widerstandskraft des Glaubens gegenüber barbarischen Systemen der Menschenverachtung und der Gottlosigkeit und hatte die Gabe der „Unterscheidung der Geister“. Dabei geht es um ein Sensorium, Entwicklungen, die im Ansatz schon da sind, aber noch durch vielerlei überlagert werden, voraus zufühlen. Dieses Sensorium blickt hinter die Masken der Propaganda und hinter die Rhetorik der Verführung. Es ist in der Lage, Antriebe, Motive, Strömungen und Tendenzen im individuellen, aber auch im politischen Bereich zu Ende zu denken und zu Ende zu fühlen. Was steht an der Wurzel, wie ist der Verlauf und welche Konsequenzen kommen heraus? Positiv ist die Frage entscheidend, was auf Dauer zu mehr Trost, das heißt, zu einem Zuwachs an Glaube, Hoffnung und Liebe führt. Es kann die Destruktivität des Bösen, das vordergründig unter dem Schein des Guten und des Faszinierenden antritt, sich aber als lebensverneinend und schädlich entpuppt, durchschauen. Die Unterscheidung der Geister ist ein geistiges Frühwarnsystem. 2019 hat Terrence Malick in seinem Jägerstätter-Film „Ein verborgenes Leben“ diesem ein Denkmal gesetzt, siehe dazu: „Ein Lebensweg wie Hochgebirge und Tal“ (20.1.2020) auf furche.at. Wegweisend ist der Lern- und Entscheidungsprozess Franz Jägerstätters in der Spur des Evangeliums: Nach negativen Erfahrungen der inneren Leere hat er in den frühen Dreißiger Jahren so etwas wie ein Bekehrungserlebnis. Die Liebe zur Heiligen Schrift, eine tiefe eucharistische Frömmigkeit, das Einlassen auf Übungswege und Gebetsweisen, aber auch die Bereitschaft, sich politisch zu informieren und die Zeitereignisse zu diagnostizieren, gehören für ihn zur inneren Dynamik dieses Weges. Diese Dynamik schließt seine Spiritualität der Ehe und seine Liebe zu den Kindern, aber auch verborgene alltägliche Formen, Verantwortung für andere wahrzunehmen und Dienste zu verrichten, mit ein. Auf diesem Hintergrund wird der Glaube zur Unterscheidungs- und Entscheidungskraft. Um die Richtigkeit der Gewissensentscheidung musste er lange ringen. Gebildetes und reifes Gewissen Er setzte sich dem Gespräch, dem Rat, der Korrektur aus. Seine Entscheidung kam sicher nicht aus der Arroganz dessen heraus, der ohnehin alles besser weiß und keinen anderen braucht. Jägerstätter war jedoch auch keiner, der der Mehrheit nach dem Mund redete. Er wollte sich nicht auf allgemeine Vorschriften und Regeln ausreden. So wurde er zum „einsamen Zeugen“ des Gewissens, das sich für ihn nicht durch die Autorität der Obrigkeit suspendieren ließ. Im Berliner Gefängnis schreibt er 1943: „Keiner irdischen Macht steht es zu, die Gewissen zu knechten. Gottes Recht bricht Menschenrecht.“ Aus einem gebildeten und reifen Gewissen heraus sagte er ein entschiedenes Nein zum Nationalsozialismus und wurde wegen seiner konsequenten Weigerung, in Hitlers Krieg als Soldat zu kämpfen, hingerichtet: „Somit glaub ich, hat mir Gott es (…) klar genug gezeigt und ins Herz gelegt, mich zu entscheiden, ob Nationalsozialist – oder Katholik!“ Der selige Franz Jägerstätter ist ein Mutmacher, sich Gott ganz auszusetzen und anzuvertrauen. „Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus ihnen machen kann, wenn sie sich ihm vorbehaltlos anvertrauen.“ (Ignatius von Loyola) Der Autor ist Bischof von Linz. Er war Postulator des Seligsprechungsverfahrens für Jägerstätter.

DIE FURCHE · 31 3. August 2023 Das Thema der Woche Unbedingtes Gewissen 3 20. Mai 1907 Geburt von Franz Jägerstätter 9. April 1936 Franz heiratet Franziska Jägerstätter 1. März 1943 Verweigerung des Kriegsdienstes 9. August 1943 Hinrichtung in Brandenburg Er wird am 20. Mai in St. Radegund als Kind der ledigen Bauernmagd Rosalia Huber geboren. Die Mutter heiratet 1917 den Bauern Heinrich Jägerstätter, der bei der Hochzeit das Kind seiner Frau adoptiert. 1933 wird er Vater der unehelichen Tochter Hildegard. 1935 lernt er Franziska Schwaninger kennen, sie heiraten am Gründonnerstag 1936. Sie bewirtschaften den Leherbauernhof. Franz ist ab 1941 Mesner in St. Radegund. Aus der Ehe gehen drei Töchter hervor: Rosalia (*1937), Maria (*1938) und Aloisia (*1940). Er erklärt bei seiner Einberufung in Enns, „dass er gegen sein religiöses Gewissen handeln würde, wenn er für den nationalsozialistischen Staat kämpfen würde, und er könne nicht gleichzeitig Nationalsozialist und Katholik sein“. Am 6. Juli 1943 wird Franz Jägerstätter vom Reichskriegsgericht Berlin wegen „Wehrkraftzersetzung sowie zum Verlust der Wehrwürdigkeit und der bürgerlichen Ehrenrechte“ verurteilt. Am 9. August 1943 wird er in Brandenburg/Havel enthauptet. LEBENSWEG Die Weigerung, an Hitlers Aggressionskrieg teilzunehmen, war für Franz Jägerstätter eine Frage seines christlichen Glaubens. Und seine Frau Franziska trug diese Entscheidung, die Franz’ Tod bedeutete, mit. Jägerstätter-Biografin Erna Putz im Gespräch. „Ein Vorbild als wacher Bürger“ Das Gespräch führte Otto Friedrich Die Theologin, Politikwissenschafterin und Journalistin Erna Putz ist die Jägerstätter- Kennerin. Ihre 1985 erstmals aufgelegte Biografie „... besser die Hände als der Wille gefesselt ...“ sowie die von ihr herausgebrachten Aufzeichnungen Jägerstätters (1987) und sein Brief wechsel mit Franziska (2007) sind Meilensteine der Jägerstätter-Forschung. Ein lebensfroher Mann Franz Jägerstätter auf seinem Motorrad bei St. Radegund (undatiertes Foto aus den 1930er Jahren). DIE FURCHE: Wie lange beschäftigen Sie sich schon mit Franz Jägerstätter? Erna Putz: Seit 1980. Es hat das eine das andere ergeben, und vor allem die Beziehung zu Franziska Jägerstätter war ganz wesentlich. Ich kann schon sagen, dass die beiden mein Leben geprägt haben. DIE FURCHE: Seit 2007 ist Franz Jägerstätter auch ein katholischer Seliger. Putz: Die Seligsprechung bedeutet ja, dass ein Mensch als Vorbild christlichen Lebens hingestellt wird. Das ist eine hohe Latte, wenn das mein Vorbild ist. Was mich seither immer wieder beschäftigt, ist die Begründung seiner Seligsprechung: Im von Papst Benedikt unterschriebenen Dekret heißt es, Franz Jägerstätter hat sein Leben hingegeben mit aufrichtigem Gewissen in Treue zum Evangelium und für die Würde der menschlichen Person. Diese Würde der menschlichen Person wurde zuvor kaum ausgedeutet, aber genau dies ist sehr aktuell: Es darf nicht sein, dass gerade junge Menschen als Soldaten aufeinander schießen müssen. Da müsste doch auf der ganzen Welt – so wie man gegen die Todesstrafe oder die Sklaverei eintritt – nachgedacht und gearbeitet werden. DIE FURCHE: Franz Jägerstätter war einer der Ersten, die zur Ehre der Altäre erhoben wurden, nicht weil er für die Verbreitung des Glaubens kämpfte, sondern aus einem aus christlichem Glauben begründeten, im weitesten Sinn politischen Motiv. Putz: Genau deswegen gab es ja im Vorfeld den Streit: Ist das ein Martyrium? Aber Märtyrer ist nicht nur der, der um eines Glaubenssatzes stirbt, sondern es geht immer auch um die Glaubenspraxis. Die Weigerung, an diesem Krieg teilzunehmen, war bei Franz Jägerstätter vorbildliche Glaubenspraxis. So wurde dann bei der Seligsprechung argumentiert. Und so wurde er als Märtyrer seliggesprochen. Das heißt dann auch, dass politisches Handeln auch Glaubenspraxis ist. DIE FURCHE: Es gab später dann Selig- und Heiligsprechungen aus ähnlichen Grün­ Foto: PRIVAT Erna Putz, Jg. 1946, beschäftigt sich seit 1980 mit Franz und Franziska Jägerstätter. den – etwa in El Salvador der ermordete Erzbischof Óscar Romero. Putz: Noch Anfang der 1980er Jahre hieß es aus Rom, dass die Fälle von Jägerstätter oder Romero noch „nicht entscheidungsreif“ seien. Das heißt, man hat vor 40 Jahren schon darüber diskutiert, aber in Rom hieß es, diese Materie sei „zu sensibel“. Aber 2007 ist es dann eben doch zur Seligsprechung Jägerstätters gekommen mit der Begründung: Er starb für die Würde der menschlichen Person. DIE FURCHE: Aber der Preis dafür war hoch: Jägerstätter ließ seine Frau zurück und seine drei kleinen Töchter. Wie kann das „heiligmäßiges“ Verhalten sein? Putz: Man muss einmal sehen: Franz und Franziska Jägerstätter waren ein sehr glückliches Paar, aber auch im Religiösen sehr verbunden. Und Franziska hat ihn verstanden. Sie hat gesagt: Wenn ich nicht zu ihm gehalten hätte, hätte er niemanden gehabt. Seine Frau ist diesen Weg mitgegangen. Auch seine Töchter sagen: Das konnte er nur aus dem Glauben heraus tun, und wir haben uns von ihm nicht verlassen gefühlt. Seine Motive und Argumente wurden von der Familie mitgetragen. DIE FURCHE: Wenn Sie die jetzige politische Landschaft anschauen, dann gibt es die „ Wenn es darum geht, nicht mitzulaufen, sondern für die Überzeugung einzustehen, ist Jägerstätters Beispiel gerade heute so wesentlich. Für ihn war wichtig, zu sagen: Mach dir selbst ein Bild und sei genau! “ Befürchtung, dass vieles aus der Nazizeit wieder aus den Schlupflöchern herauskriecht. Muss man da nicht auch fürchten, dass man um die Anerkennung eines Zeugnisses wie das von Jägerstätter wieder kämpfen muss? Putz: Wenn es darum geht, nicht mitzulaufen, sondern für die Überzeugung einzustehen, ist Jägerstätters Beispiel gerade heute wesentlich. Für ihn war wichtig, zu sagen: Mach dir selbst ein Bild und sei genau! Und das wäre eben jetzt so wichtig. Wenn man den Jungen zeigt, was sind fake news, dann ist das auch in seinem Sinn. Foto: © Digitalisat FFJI Foto: Digitalisat FFJI / Maria Dammer DIE FURCHE: Kann man also sagen: Jägerstätter hat die „fake news“ der Nazis selbst durchschaut und gegen sie gekämpft? Putz: Er hat etwa den Überfall auf Russland schnell durchschaut. Denn da hat die Propagandarichtlinie gelautet: Es geht um die Befreiung des russischen Volkes vom Bolschewismus. Jägerstätter schreibt dazu: Wenn es um die Befreiung des russischen Volkes geht, geht man da mit MG und Bomben vor? Wenn ein Land in ein anderes einfällt, was spielen Erze, Öl und der gute Getreideboden für eine Rolle? Er schaut also genau hin, durchschaut die Propaganda – und ist dann bereit, die Konsequenzen dafür auf sich zu nehmen. Er will es wissen, auch wenn es unangenehm wird. Bei vielen anderen gab und gibt es da Vermeidungsstrategien. Die hat er nicht. Er ist ein Vorbild als wacher Bürger, als wacher Christ und willens, dafür Konsequenzen zu tragen. Gestützt wird er von seiner Frau und von seinem Glauben. DIE FURCHE: Die Seligsprechung ist schon 15 Jahre her. Aber 2019 hat dann Hollywoodregisseur Terrence Malick mit dem Film „Ein verborgenes Leben“ (vgl. S. 2) Jägerstätter wieder in den Blick gerückt. Putz: Das war wieder ein Schub, und zwar international, manches war überraschend. So gab es im englischsprachigen Bereich die Kritik, der Film beschäftige sich zu sehr mit der US-Gegenwart. Die haben das als Anfrage an die politische Kultur in den USA verstanden. Das hat man bei uns so nicht gesehen. Bei uns stand in der Rezeption eher die Beziehung von Franz und Franziska im Mittelpunkt. Für Valerie Pachner, die die Franziska gespielt hat, war der Film der internationale Durchbruch. Das Nachhaltige am Film ist, dass die Frage „Wie war denn das historisch?“ wachgehalten wird. Im Gefolge davon ist meine Biografie auch auf Tschechisch, Slowakisch und Italienisch erschienen. Die Aufzeichnungen von Franz und sein Briefwechsel mit Franziska sind auf Französisch, Kroatisch und Spanisch herausgekommen – das alles ist ausdrücklich infolge des Films geschehen. Franziska Jägerstätter (1913–2013) bei der Seligsprechung ihres Mannes im Linzer Mariendom am 26. Oktober 2007.

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