DIE FURCHE · 31 18 Musik 3. August 2023 Mozarts „Le nozze di Figaro“ und Verdis „Macbeth“ galten die ersten, unterschiedlich geglückten Musiktheaterpremieren dieses noch jungen Salzburger Festspielsommers. Was man bei Mozart erhoffte, wurde bei Verdi eingelöst Von Walter Dobner Dass Martin Kušej 2005 und 2006 für das Schauspiel bei den Salzburger Festspielen verantwortlich zeichnete, scheint heute weitgehend vergessen. Nicht dass er dort auch Mozart inszeniert hat. Sein 2003 mit Nikolaus Harnoncourt erarbeiteter „Don Giovanni“ ist auch deshalb in lebhafter Erinnerung, weil er den Auftakt der Weltkarriere von Anna Netrebko bildete. Wa rum, so das Kalkül der Festspiele, sollte man Kušej nicht auch einmal eine andere Da-Ponte-Oper Mozarts szenisch anvertrauen? Etwa den sich durch gesellschaftliche Sprengkraft auszeichnenden „Figaro“. Gemeinsam mit einem jungen Ensemble und einem in seiner Herangehensweise an der Ästhetik Harnoncourts geschulten Dirigenten wie FEDERSPIEL Sommerloch In der Ferienzeit soll manches leichter fallen. Zum Beispiel das Nichtlesen von Nachrichten. Man bekommt sogar eine seit Jahrzehnten kultivierte Ausrede für das Ignorieren oder Herunterspielen von Nachrichten geliefert: das berühmte Sommerloch. Ich weiß nicht, ob Kriege, der Hungertod von Tausenden oder die Inflation, die in Österreich weit über der im Euroraum liegt und gerade dafür sorgt, dass abertausende Menschen in die Armut absinken, im Sommer stillstehen. Wohl eher nicht! Dennoch herrscht immer noch die Auffassung, es gäbe im Juli und August nichts oder wenig zu berichten, weil so viele Menschen auf Urlaub wären. Ein eigentümlicher Gedanke. Sommertheater, Sommerspritzer, Sommerloch ‒ ist alles, was mit Sommer beginnt, leichter und nicht so ernst zu nehmen? Es ist verführerisch, Nachrichten als Kontinuum zu begreifen. Verführerisch und gefährlich. Egal ob in der Zeitung, in der Timeline oder in unserem Bewusstsein: Die Ablöse einer Schlagzeile Mörderisch Intrigant und kaltblütig ‒ und dabei exzellent von Regisseur Krzysztof Warlikowski in Szene gesetzt: Asmik Grigorian als Lady Macbeth und Vladislav Sulimsky als ihr Gemahl Macbeth. Raphaël Pichon, der bereits mit Mozart-Einspielungen auf sich aufmerksam gemacht hat, sollte ‒ nein: müsste ‒ das eine spannende Produktion garantieren. Aber nicht immer gelingt, was man sich erwartet, wie dieser im „Haus für Mozart“ ausgerichtete „Verrückte Tag“ hinreichend bewies. Hätte Kušej seine Inszenierung anders angelegt, wäre ihm die Eröffnungsrede der diesjährigen Salzburger Festspiele vorweg bekannt gewesen? Darin geißelte Nobelpreisträger Anton Zeilinger die Tendenz, Kunstwerke zu dekonstruieren, scharf. Genau darin übt sich Kušej in diesem „Figaro“ jedoch. Unterstützt von einer an Atmosphäre losig keit kaum überbietbaren Bühnenarchitektur (Raimund Orfeo Voigt) samt dazu passenden Kostümen (Alan Hranitelj) lässt er in seiner in einem schmucklosen Hotel spielenden Mozart- Inszene lieber Pistolen sprechen. durch eine andere, die beide in derselben Schrift und Schriftgröße zu lesen sind, insinuiert ihre Gleichwertigkeit. Da sind dann tausende Tote gleich wieder vergessen, weil eine Löwin, die offenbar ein Wildschwein war, angeblich gesichtet wurde. Doch Lesen ‒ wirkliches Lesen ‒ ist nicht das Entziffern von Buchstaben oder Wörtern, und auch nicht ausschließlich das Verstehen eines Texts, sondern auch die Fähigkeit, ihn und seinen Gehalt zu bewerten und einzuordnen. Der Skeptiker und Dialektiker in uns darf niemals ruhen, schon gar nicht im Sommer. Wenn es aber stimmt, dass Nachrichten im Sommer weniger ernst zu nehmen sind, dann frage ich mich, welche Zeit die ernsteste Zeit des Jahres ist. Vermutlich der Herbst. Und jetzt sehen wir, womit all diese unsinnigen Qualifikationen zu tun haben: mit dem Schuljahr. Der Autor ist Schriftsteller. Von Daniel Wisser Nicht Subtilität und Hintergründigkeit sind Trumpf, sondern Sex und Crime. Basilio wird zum mafiosen Geistlichen, der vermutlich mit Kindermissbrauch einiges am Hut hat. Über Cherubinos Geschlecht darf man rätseln. Offen bleibt in dieser wenig auf Personencharakteristik zielenden Arbeit zudem, wie die Protagonisten, die zu Beginn offensichtlich Drogen nehmen, am Ende aus ihrem Grasgestrüpp herauskommen und ihr weiteres Leben gestalten werden. Dass „Le nozze di Figaro“ in Wirklichkeit eine „libertine, karnevaleske Komödie“ ist, in der „alle Autorität auf den Kopf gestellt“ wird, kann man wenigstens aus dem brillanten Essay der Münchner Literaturwissenschafterin Barbara Vinken im Programmbuch erfahren. Auch musikalisch blieb dieser „Figaro“ sehr am Boden. Ausgenommen die ‒ wenn auch kleinstimmigen ‒ Gestalterinnen von Susanna (Sabine Devieilhe) und, mit Abstand, Cherubino (Lea Desandre). Routiniert Andrè Schuens Graf, blass Adriana Gonzálezʼ Gräfin, polternd Krzysztof Bączyks Figaro. Ehe Raphaël Pichon die Wiener Philharmoniker von und mit seinen Klang- und Tempo-Ideen überzeugen konnte, dauerte es. „ Die Kinderlosigkeit von Macbeth und seiner Lady sieht Krzysztof Warlikowski als Triebfeder für deren von brutaler Macht und Gier bestimmtes mörderisches Treiben. “ DIE FURCHE EMPFIEHLT Foto: © SF / Bernd Uhlig Packende Bilder einer infernalischen Gesellschaft Da wartet der neue „Macbeth“ schon mit einem anderen Niveau auf, szenisch wie musikalisch. Dabei hing er am berühmten seidenen Faden. Franz Welser-Möst musste krankheitsbedingt kurzfristig absagen, mit Philippe Jordan war rasch ein idealer Ersatz gefunden. Ein Verdi-Interpret, der sich nie in billige Effekte verstrickt. Er versteht Spannungskurven überlegt aufzubauen, entlockt den Wiener Philharmonikern all ihre klanglichen Vorzüge, legt den Sängern einen idealen Teppich. Er weiß auch um die wichtige Aufgabe der Choristen in diesem frühen Verdi. Die war bei der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor (Einstudierung: Jörn Hinnerk Andresen) in besten Händen. Mit Henzes „Bassariden“ und Straussʼ „Elektra“ hat Krzysztof Warlikowski bereits eindrucksvolle Beispiele seiner stets mit vielfältigen Assoziationen kokettierenden Regiekunst an der Salzach vorgelegt. Das führt er mit diesem „Macbeth“ weiter. Die Kinderlosigkeit von Macbeth und seiner Lady sieht er als Triebfeder für deren von brutaler Macht und Gier bestimmtes mörderisches Treiben, reflektiert damit eine Verwandtschaft dieser Oper mit dem Sujet der Straussʼschen „Frau ohne Schatten“. Zahlreiche Kinder in unterschiedlichen Situationen, auf der Bühne wie in Videoeinspielungen, prägen das Profil dieser mit überreicher Symbolik aufwartenden Inszenierung. Ideal nutzt die großzügige Bühnenarchitektur von Małgorzata Szczęśniak die Weite des Großen Festspielhauses. Choristinnen mit Blindenschleifen gemahnen an den blinden Seher Tiresias. Neben dem Orakel der Antike hat sich der Regisseur bei seiner avancierten Lesart auch von Bernardo Bertoluccis im Italien der 1930er Jahren spielenden Film „Il conformista“ inspirieren lassen. Entsprechend spielt die Handlung in dieser Zeit. Die Regie rückt damit das Geschehen näher an die Gegenwart, ohne daraus Kapital für irgendein politisches Statement zu schlagen. Mit Asmik Grigorian als sich jeglicher Dämonie geradezu verweigernder, dafür differenziert-psychologisch agierender Lady Macbeth, Tareq Nazmi als profundem Banco, Vladislav Sulimsky als markantem Macbeth, der seine letzten Tage überraschend im Rollstuhl fristen muss, und Jonathan Tetelman als strahlkräftigem Macduff warteten die Festspiele mit einer exzellenten Besetzung auf. Am Schluss wurden nicht nur sie, sondern auch die übrigen Comprimarii, die glänzend aufeinander abgestimmten Ensembles und Philippe Jordan bejubelt. Le nozze di Figaro Haus für Mozart 5., 11., 15., 17., 20., 28.8. Macbeth Großes Festspielhaus 6., 10., 14., 19., 24.8. „Geben wir dem Träumen eine Chance!“ Kein Festival, sondern eine (Re)Creation im umfänglichen Sinne bietet das Dreamival!, das von Starpianist Florian Krumpöck und Schauspieler Erwin Steinhauer am 13. August im Weitraer Rathaussaal eröffnet und bis 19. August in Weitra stattfinden wird. Für den Intendanten Johannes Wohlgenannt ist das Dreamival „zunächst Opposition, Aufstehen gegen Hürden und Mühen, die die Verwirklichung von Träumen erschweren oder gar behindern. Und allzu oft ist Resignation angesichts der ‚Wirklichkeit‘ Nebenwirkung Nummer eins. Das Dreamival ist ein ‚Mutmacher‘. Geben wir dem Träumen eine Chance!“ Nähere Informationen: www.recreate.at
DIE FURCHE · 31 3. August 2023 Theater 19 Von Anton Thuswaldner Mit Ulrich Rasche findet das Pathos den Weg zurück auf die Bühne. Das ist nicht zu erwarten, weil, wer unter Pathosverdacht steht, mit Vorwürfen zu rechnen hat. Die beziehen sich darauf, dass das Gefühl angesprochen wird und nicht der Verstand und dass Verführung durch Brachialmethoden, die bis zur Einschüchterung gehen können, stattfindet. Rasche kennt keine Scheu, sich selbst einem so Toleranz und Vernunft beschwörenden Stück wie Gotthold Ephraim Lessings „Nathan der Weise“ mit Überrumpelungseffekten zu nähern. Die Darsteller in Schwarz vor einer in Schwarz gehaltenen Bühne bewegen sich auf einer sich pausenlos drehenden Plattform in stampfendem Rhythmus aufeinander zu oder voneinander weg und tragen ihre Texte in getragener Langsamkeit vor. Nie sprechen sie zueinander, immer ins Publikum hinein, und dabei bleiben sie in ständiger Bewegung, um durch den rotierenden Boden nicht in den Hintergrund geschoben zu werden. Die ununterbrochene Unruhe sorgt dafür, dass die Menschen einander nicht nahe kommen. Sie brauchen Abstand, um nicht aufeinanderzukrachen, ein Bild dafür, wie isoliert sich alle in ihrem selbstgeschaffenen Dachsbau der felsenfesten Überzeugungen finden. Dazu kommt eine musikalische Begleitung, die der Überwältigung durch Rhythmisierung den Boden bereitet. Verstärkt wird die Wucht der Präsentation durch einen Chor, der einer religiösen Haltung zu verstärkter Wirkkraft verhilft. Bedeutendes wird verhandelt, das wird einem auf diese Weise unmissverständlich klargemacht. Kniefall vor dem Zeitgeist Ein Kampf der Religionen ‒ leicht lässt sich daraus ein Kampf der Ideologien ableiten ‒ findet statt. Die Rasche-Methode schafft es, überaus bedrängende Situationen zu schaffen. Nathan gerät unter Verdacht, ein Christenmädchen als Jüdin erzogen zu haben und es im Unklaren darüber gelassen zu haben; ein Schwerverbrechen für die empörte Menge, die die Todesstrafe fordert. Der Jude muss brennen, so die Lösung jener, die den Chefideologen der neuen Einfachheit auf den Leim gegangen sind. So nimmt die Inszenierung erschreckend erhellenden Charakter an, Aufklärung durch Ausstellen der perfiden Methode der Macht. Es bedarf keiner aufdringlichen Aktualisierungen, um im Jerusalem der Kreuzzüge Strukturen vorzufinden, die Lessing beschäftigten und uns heute noch zu schaffen machen. Nur hat sich Rasche dauerhaft auf diese effektsichere Version eingestellt, Zwischentöne kennt er nicht. Wenn Nathan Düster und ernst, aber nahe an der literarischen Vorlage und getragen von einem vorzüglichen Ensemble inszeniert Regisseur Ulrich Rasche „Nathan der Weise“ bei den Salzburger Festspielen. Überwältigungstheater für eine gute Sache Argumente vorbringt, seine berühmte Ringparabel vorträgt, um damit Eindruck zu machen, und die Gleichwertigkeit der Religionen herausstreicht, kommt er nicht weniger propagandistisch rüber wie die Scharfmacher und Rechthaber. Für das vorzügliche Schauspielteam ist die Inszenierung eine gewaltige Herausforderung. Rasches großes Verdienst besteht darin, im Original nicht wild herumgefuhrwerkt zu haben. Er bleibt nah an der Vorlage, was ein hohes Maß an Textsicherheit bei körperlicher Verausgabung verlangt. Valery Tscheplanowa ‒ als ehemalige Buhlschaft an der Seite von Tobias Moretti genießt sie in Salzburg einen ausgezeichneten Ruf ‒ leistet in der Hauptrolle Besonderes. Eine Frau als Nathan? Zugegeben, etwas albern ist das schon, denn die Ansicht, dass auch Frauen weise sein können, hat sich doch schon weitgehend durchgesetzt. Kniefall vor dem Zeitgeist, mehr ist das nicht. „ Es bedarf keiner aufdringlichen Aktualisierungen, um im Jerusalem der Kreuzzüge Strukturen zu finden, die Lessing beschäftigten und uns heute noch zu schaffen machen. “ Foto: © SF / Monika Rittershaus Immer in Bewegung In ständiger Unrast kommen sich die Protagonisten in ihren dogmatischen Ansichten nur schwer nahe: Valery Tscheplanowa als Nathan. Die Inszenierung weist den Weg vom Dunkel ins Licht. Optisch jedenfalls. Am Ende lösen sich bei Lessing alle Konflikte friedlich auf, Harmonie ist hergestellt, die Utopie einer verständnisvollen Gemeinschaft, in der sich auch noch unverhofft verwandtschaftliche Beziehungen finden, hat sich durchgesetzt. Und so weichen die dunklen Kostüme hellen, die an ein Ganzkörperkondom gemahnen. Ansonsten ist von Zuversicht bei Rasche nicht viel zu spüren. Wenn Nathan in einem abrupten Finale mit den Worten „zu Hilf“ das Schlusswort findet, fällt die Inszenierung Lessing doch noch ins Wort. Zu viel ist geschehen, als dass man ihm abnehmen würde, dass eine aus den Fugen geratene Welt, wie es das Motto der diesjährigen Salz burger Festspiele vorgibt, noch ins Lot zu rücken sei. Ernst genommen wird Lessing jedoch in jedem Augenblick, das zeigt schon der respektvolle Umgang mit der Vorlage. Und wenn Tscheplanowa ihren Text vorbringt, bricht sie die mechanische Sprechweise, die durchaus Rasches Maschinentheater entspricht, auf, wenn sie Gefühl in ihre Sätze holt. Dann ist Nathan einer, der keinen religiös verbohrten Fundamentalisten abgibt, sondern einen weltoffenen Zeitgenossen, den wir heute gut brauchen können. Nathan der Weise Perner Insel, Hallein 5., 7., 9., 11., 12.8. SALZBURGER FESTSPIELE Und trotz allem ein Hauch von Zuversicht Von Anton Thuswaldner Einen Film auf der Bühne nachzustellen, ließe jeden Mehrwert vermissen. Also muss sich Karin Henkel etwas einfallen lassen, um ihr eigenes Ding zu machen, wenn sie „Liebe (Amour)“ nach Michael Haneke auf die Bühne des Salzburger Landestheaters hievt. Was im Original das Drama eines alten Paares ist, das in Siechtum und Pflege verbohrt nicht mehr aus noch ein weiß, bis der Mann die todkranke Frau erstickt, weitet sich bei Henkel zu einem gesellschaftlichen Phänomen. Und sie sieht sich zu mehr Erklärung und Ausdeutung angehalten, um nicht nur zu zeigen, was der Fall ist, sondern um besonders deutlich zu machen, wie Fürsorge nicht nur als mora- lische Verantwortung, sondern als praktische Pflicht aussieht. Beklemmung im Publikum ist gewiss, die Absicht geht auf. Und was bedeutet das für die Inszenierung? Sie wartet mit einigen überraschenden, einleuchtenden Gedanken auf. Nicht nur eine Marie als Pflegefall beherrscht die Szene, sondern gleich mehrere, eine in mittlerem Alter, eine als Kind. Eine ganze Lebensgeschichte wird mitgetragen, die nicht losgelöst werden darf vom letzten Stadium. So macht Karin Henkel nicht nur eine Studie des unaufhaltsamen Untergangs mit starker Neigung ins Depressive aus dem Stoff. Katastrophenstimmung herrscht schon vor, wird aber konterkariert durch Gegenmaßnahmen. In rasendem Tempo erklärt das Gesundheitspersonal dem frappierten Ehemann die Funktionsweise des Pflegebettes und die Anbringung einer Windel. Eine schlimme Situation kippt in Slapstick, was schon deshalb verständlich ist, weil auch für Buster Keaton nur der Witz eine Anwendungsmöglichkeit für das Schreckliche war. Lachen im Dienst der Erkenntnis des Menschenmöglichen, nicht die schlechteste Möglichkeit, mit den Zumutungen des Lebens umzugehen. Das passt zum Programm, etwas Zuversicht ins Spiel zu bringen. Eine Gruppe von Laien bekommt ihren Auftritt, die alle von ihrer eigenen Leidensgeschichte gezeichnet sind. Sie berichten von ihren Erfahrungen und stehen für den ungebrochenen Lebenswillen, gegen alle Widerstände weiterzumachen. Das weicht erheblich ab von der Vorlage des Finsterlings Haneke. Wenn Karin Henkel unabhängig vom Film ihre eigenen Vorstellungen durchsetzt, wird das durch Fähnchen kenntlich gemacht. Beklemmend, aber auch mit Witz und Optimismus inszeniert Karin Henkel „Liebe (Amour)“. Foto: © SF / Matthias Horn Henkel geht nicht immer den direkten Weg, begibt sich gern abseits, wo die Symbole lauern. Einmal stürzt eine Erdlawine auf die Bühne, um Grabesstimmung zu erzeugen. Wenn dann auch noch Joel Small gebeugt und zitternd inmitten des Erdhaufens das Bild des fortgeschrittenen Alters verkörpert, kommt die Sinnstiftung gar aufdringlich daher. André Jung spielt den überforderten Mann mit bestechendem Eigensinn. Er verhärtet zusehends, versperrt sich gegenüber anderen, um in sein eigenes, inneres Reich abzuwandern. Katharina Bach gibt eine veritable Leidensfigur ab, die sich in der sterilen Atmosphäre kahler Wände (Bühne von Muriel Gerstner) als Individuum behauptet. Die Liebe in Salzburg, eine mörderische Angelegenheit ... Liebe (Amour) Salzburger Landestheater 4., 6., 8.8.
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