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DIE FURCHE 03.07.2025

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DIE FURCHE · 2720

DIE FURCHE · 2720 Ausstellung3. Juli 2025Von Theresa SteiningerDen Stil von EgonSchiele meint manzu kennen. Dochjust das Leopold Museum,das über dieweltweit umfassendste Sammlungan Werken des Künstlersverfügt, stellt nun in der Ausstellung„Zeiten des Umbruchs“ dasBild, das man gemeinhin vonihm hat, zum Teil auf den Kopf.In der Schau zu den spätenJahren vor Schieles Tod 1918zeigt man anhand von 130Kunstwerken und 45 Archivalien,dass er gerade ab 1914 einenkünstlerischen und auchpersönlichen Wandel durchmachte.Nicht zuletzt lag dies anden äußeren Gegebenheiten. Einerseitsspielten seine Hochzeitmit Edith Harms, andererseitsseine Erfahrungen im ErstenWeltkrieg in Schieles Entwicklunghinein. „Man glaubt, schonalles über ihn und sein Werkzu wissen, aber es ist durchausaugenöffnend, welcher Paradigmenwechselin den spätenJahren zu beobachten ist“,so Hans-Peter Wipplinger, derDirektor des Leopold Museums.Quelle und HemmschuhGleich zu Beginn hängt bezeichnenderweiseein „Selbstbildnisin Uniform“, bei dem genaudas Titelgebende, nämlichdie Uniform, so gut wie nicht zusehen ist. Nur ein hoher Kragenerinnert an diese. Es gilt als daseinzige bekannte Bild, in demsich Schiele als Soldat zeigt.Etwas später als andere, aberdann doch einberufen, solltenihm die Erlebnisse im Krieg zurInspirationsquelle ebenso werdenwie zum großen Hemmschuh– fehlte doch nun Zeit,sich der Kunst zu widmen. Vondamals stammen unter anderemBildnisse von russischenKriegsgefangenen und Soldatenkollegen.Und nicht nur diesezeugen davon, wie Schieledurch die Erfahrungen empathischerwurde und dies in seinerKunst umsetzte. „Zudemarbeitete er nun weniger selbstbezogen,das jugendliche Seelenforschenließ nach“, beschreibtWipplinger. SeinePorträts wurden detailgetreuerund realitätsnäher, er arbeitetephysiognomische Eigenheitenviel mehr heraus als früher. Außerdemwurde seine Linienführungberuhigter und fließender.Nun ging Schiele außerdemweg von inszenierten Posen,wilder Gestik und Grimassenund war empfänglicher für„ Seine Porträtswurden detailgetreuerundrealitätsnäher,er arbeitetephysiognomischeEigenheiten vielmehr heraus alsfrüher. “Ein Einschnitt in seinem Leben, der in diese Jahre fällt, ist Schieles Hochzeit mit Edith Harms (Bild: Edith Schiele in gestreiftem Kleid, sitzend, 1915).Wie und warum Egon Schiele seinen Stil in den Jahren vorseinem Tod veränderte, zeigt die Ausstellung „Zeiten desUmbruchs“ im Leopold Museum.Krieg undLiebe© Leopold Museum, Wien, Foto: Leopold Museum, Wienäußere Realitäten und Einflüsse,was seinen Stil veränderte.„Im Zuge diverser militärischerDienste lernte er vor allemmenschlich viel dazu. Sein gesteigertesEinfühlungsvermögenspiegelt sich in zahlreichenSoldaten- und Offiziersporträtswider“, sagt Kuratorin KerstinJesse. Und fügt hinzu: „Der radikal-expressionistischeAusdruckrückte in den Hintergrund,vielmehr spürte manseine Suche nach Identität undReaktionen auf das, was rundum ihn in den Kriegsjahren passierte,aus dem Werk heraus.“Dazu kamen die Beschäftigungmit dem Thema Vergänglichkeitund die Auseinandersetzungmit dem Tod, die nun seine Werkemehr und mehr beeinflussten.Seine „Zerfallende Mühle“zeugt beispielsweise davon.Der zweite große Einschnittin seinem Leben, der in dieseJahre fällt, ist seine Hochzeitmit Edith Harms. Von seinerLangzeitgeliebten „Wally“ Neuzilhatte er sich getrennt und dieaus bürgerlichem Haus stammendeEdith geheiratet. DieSchau will Einblicke in ihr Seelenlebengeben, denn Jane Kallir,die als Co-Kuratorin fungiert,stellt unter anderem dasvon ihrem Vater angekaufte TagebuchEdiths aus, in einer Kopiedarf man sogar blättern. UndKallir schließt daraus: „Edithsemotionale Bedürfnisse zwangenSchiele, sich auf eine für ihnvöllig neue Weise mit menschlicherIntimität auseinanderzusetzen.Seine Kunst wurde einfühlsamer,als er versuchte, diewechselnden Stimmungen seinerFrau einzufangen.“Verschlungen und distanziertNun wirkten die Linien nichtmehr so kantig, die Figuren warennicht mehr ausgemergelt,ja, die Frauen durften Rundungenhaben, die Schiele sogarbetonte. Das weibliche Porträtwurde generell organischer.Was aber auch auffällt: WennSchiele nun Paare beim Liebesaktzeigt, sind sie zwar ineinanderverschlungen. Dennochherrscht inmitten der Umarmungimmer auch eine Distanz,etwa wenn ihre Unterkörpervoneinander entfernt sind oderwenn der Blickkontakt fehlt.Oft wirken die Gesichter der Beteiligtenmaskenhaft.Generell lassen sich also inden späten Jahren seines Lebens– da er schon im Alter von28 Jahren starb, spricht maneher nicht vom „Spätwerk“ – einParadigmenwechsel und ein Reifungsprozesserkennen. Und dieSchau, die sich als erste intensivdieser Zeit widmet, gibt nebenneuen Erkenntnissen dazu aucheinen kleinen Ausblick dahin,in welche Richtung Schiele sichmöglicherweise entwickelt hätte,hätte die Spanische Grippe ihnnicht 1918 dahingerafft.Zeiten des Umbruchs –Egon Schieles letzte Jahre1914–1918Bis 13. JuliLeopold Museum, WienDIE FURCHE EMPFIEHLTDie Bachmannpreisträgerin feiernLiteraturtage im RetzhofNatascha Gangl lebt in der Südsteiermarkund hat mit einemText, der steirische Dialektformenin sich trägt und das verbrecherischeWirken rechterIdeologien gerade auch an denGrenzen des deutschen Sprachraumesthematisiert, soeben denBachmannpreis gewonnen. NachFerdinand Schmalz (2017) undNava Ebrahimi (2021) ist es imletzten Jahrzehnt nunmehr auchschon das dritte Mal, dass dieserenommierte Auszeichnungin die Steiermark geht. NataschaGangl wird daher am 7. Juliim Grazer Literaturhaus ihrenText lesen und gebührend gefeiertwerden. Der Support kommtvon dem Grazer Autor Max Höfler,der ebenfalls in Klagenfurtgelesen hat. Mit dabei sind auchFURCHE-Feuilletonchefin BrigitteSchwens-Harrant, die alsJurorin Natascha Gangl für dasLesen um den Bachmannpreisnominiert hat, sowie Nava Ebrahimiund Ferdinand Schmalz.Ein Fest mitNatascha Gangl,Support:Max Höfler7.7.2025, 19.00 UhrLiteraturhaus GrazInfos undAnmeldung:www.literaturhausgraz.atLesen Sie gerne? InteressierenSie die Welt der Sprache und dieWelt der vielen Kulturen? DiskutierenSie gerne mit anderen überdas, was Sie gelesen haben? DieLiteraturtage im Retzhof bietendie Möglichkeit dazu.Drei Bücher werden von den Teilnehmendenvorab gelesen, UsamaAl-Shahmani: „In der Fremdesprechen die Bäume arabisch“,Samantha Harvey: „Umlaufbahnen“,Uwe Johnson: „Mutmaßungenüber Jakob“.Vor Ort werden diese Bücherdann gemeinsam besprochen.Außer Freude an Literatur undLust auf das gemeinsame Gesprächdarüber sind keine Voraussetzungenfür die Teilnahmenötig.Geleitet werden die Literaturtagevon Brigitte Schwens-Harrant,Feuilletonchefin der FUR­CHE, und dem Autor SemierInsayif. Sie haben zusammenviele Jahre lang die Vorauer Literaturtagegestaltet.MutmaßungenLiteraturtage imRetzhof 202524.9., 18.00 Uhr bis28.9.2025, 12.00 UhrDorfstraße 17,8435 WagnaWeitere Infos undAnmeldung:www.retzhof.at

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