DIE FURCHE · 2716 Medien3. Juli 2025Von Adrian LobeWer sich auf YouTube oder TikTokVideos von Influencernanschaut,die Schminktippsgeben oder Bargeld anwildfremde Leute verschenken,wird einen genuinen Kommunikationsstilbemerkt haben: dasschnelle, atemlose Sprechen, dasklingt, als würde man eine FolgeTeleshopping in doppelter Geschwindigkeitanschauen; derranschmeißerische, ankumpelndeCollege-Ton („Heeeyy guysss“),der zwischen amerikanischer Sitcomund Küchengespräch changiert.Der demonstrative Zeigegestus(„Heute zeige ich euch ...“).Es ist ein unfertiges Sprechen, dassich gar keine Mühe mehr gibt, eineSatzmelodie in das Gesagtehineinzubringen, weil es ohnehinspäter editiert wird.In den Ohren der Gen Z klingtdieses Sprechen so gewöhnlichwie die ausgebildete Stimme einesNachrichtensprechers. Dochfür die Älteren, die noch mit demAOL-Jingle sozialisiert wurden,tönt das Influencer-Parlando seltsamhomogen und konformistisch– als würden alle denselbenStimmklon nutzen.Das Video ist noch nicht vorbeiDas Gefühl täuscht nicht. Linguistenhaben einen spezifischenInternet-Slang identifiziert: den„TikTok-Akzent“. Charakteristischfür diesen influencer speaksind unter anderem der upspeak,der die Stimme an jedem Satzendewie bei einer Frage heben lässt,der kehlige, schnarrende vocalfry, eine Stimmtechnik, die nachdem Vorbild von Reality-StarKim Kardashian Sätze im Kehlkopfgrillen lässt und einen mitdem Auspuffrohr-Timbre einesRockstars sprechen lässt. Und dieHandgeste, bei der alle Finger zusammengeführtwerden und sichim Takt des Sprechtempos wie einkleines Mündchen bewegen.Dieses Sprechen ist eine unmittelbareFolge des Mediums:So wie sich der Marktschreierauf einem öffentlichen Platzdurch lautes Rufen Gehör verschaffenmuss, muss ein Influencerin der algorithmischen AufmerksamkeitsökonomieseinPublikum bei der Stange halten.Und das erreicht man unter anderemdadurch, dass man Sätzewie Fragen intoniert. Das HeLesen Sie auchein Interview mitForscherin Elizabeth Prommer(12.12.2019)über das PhänomenInfluencerauf furche.at.Das Internet ist ein Sprachlabor. Nun habenForscher ein neues Phänomen entdeckt:den TikTok-Akzent. Aber was macht ihn aus?SprechenSie TikTok?ben der Stimme suggeriert, dassdas Video noch nicht beendet istund etwas Wichtiges folgt. Alsoschaut der Nutzer weiter und signalisiertdem Algorithmus Interesse,der das Video prominentin der Timeline platziert, sodasses noch mehr Leute anschauen.Algorithmen belohnen Aufmerksamkeit– und befeuern damitauch den Staccato-Sprech vonInfluencern. Der Influencer-Akzentsei „designt, um dich zu manipulieren“,erklärt Adam Aleksicin einem TikTok-Video.„ Algorithmen belohnenAufmerksamkeit – undbefeuern damit auch denStaccato-Sprech vonInfluencern. “Der Sprachwissenschafter beschäftigtsich auf seinem Kanal„The Etymology Nerd“ mit der Herkunftund Geschichte von Wörtern.Niemand rede so affektiert,so Aleksic. Es handle sich um eineForm des code switching, alsoeiner bewussten Anpassungan die Gepflogenheiten einer virtuellenShopping-Mall. Der Influencer-Akzent,erläutert er ineinem Videoclip, folge erwartbarenphonetischen Mustern: Indem Satz „Hey guys, today we’retrying this new make-up brandfrom Sephora“ („Hey Leute, heuteprobieren wir die neue Makeup-Markevon Sephora“) starteder upspeak mit einem ansteigendenTon auf der letztbetonten Silbe,also dem „Hey“ und dem „phor“in „Sephora“. Dann folgten hoheTöne. Aleksic führt die Ursprüngedes Influencer-Sprechs auf denHier klingen alle gleichUm die Aufmerksamkeit ihrer Zuseher zubehalten, haben Influencer eine eigeneSprache entwickelt. Als Vorbild gilt wohlder kalifornische „Valley Girl“-Akzent.Foto: iStock/DragonImagesHINTERGRUNDSoziolinguistikSoziolekt des „Valley Speak“ zurück:Die nasale Sprechweise weißerUpperclass-Mädchen („ValleyGirls“) im Kalifornien der 1970erJahre, die durch eine übermäßigeSatzendbetonung und Füllwörtergekennzeichnet ist, wurde durchFernsehserien popularisiert. Influencerwürden sich der Technikder Makroprosodie bedienen, beider mehr Töne als notwendig verwendetwürden – und dehnten Vokalewie Kaugummi in die Länge,um Nutzer zum Dranbleiben zumotivieren.Aleksic unterscheidet in seinerphonetischen Analyse zwischenmehreren Unterarten vonInfluencer-Akzenten: So gibt esbeispielsweise die Bildungsinfluencer,die akustische Parameterwie Tonhöhe, Intensität und Dauerhäufiger manipulieren und besondersschnell sprechen. Unddann gibt es Unterhaltungsinfluencerà la MrBeast, die Dinge besondersdramatisch artikulieren,um einen „Schockwert“ zu erzielen.Der Akzent ist so markant,dass sich inzwischen sogar Tiktokerüber die Manierismen ihrerInfluencer-Kollegen mokieren.Codewörter und AkzenteDas Internet ist eine ArtSprachlabor – und hat schon eineReihe von Soziolekten hervorgebracht.So haben Nutzer eineeigene Sprache von Codewörtern(algospeak) entwickelt, mit denendie algorithmischen Filterder Plattformen umgangen werdenkönnen. So wird „Sex“ zumBeispiel „Seggs“ geschrieben.Mit leet speak, das „night“ zu „n8“und „see you“ zu „cu“ abkürzt,sind alle Digital Natives aufgewachsen,die in den Nullerjahrennoch mit dem MessengerdienstICQ kommunizierten. Soziale Medienverändern dabei auch die gesprocheneSprache – und sprengentraditionelle Sprachgrenzen.So zeigt eine Untersuchung ausGroßbritannien, dass englischeSchüler den amerikanisch klingendenYouTube-Akzent adaptieren:Sie sagen zum Entsetzenvieler Eltern nicht „letter“ mitscharfem „t“ und „r“, sondern„ledder“. Gleichzeitig übernehmenamerikanische Kinderdurch den Erfolg der Serie „PeppaPig“ den vornehmen britischenAkzent und sagen nicht mehr „tomay-to“,sondern „to-mah-to“ für„Tomate“. Im globalen Dorf gibtes keine Sprachbarrieren mehr –man kann heute dank KI seinenindischen Akzent filtern odermit seiner Stimme in perfektemSpanisch sprechen. Aber TikTokversteht man sowieso überall.Der Linguist William Labov führte 1966 seine berühmteKaufhausstudie durch. Der Forscher wollte herausfinden,wie verschiedene soziale Schichten das „r“ im Englischenartikulieren. Seine Studenten fragten in drei Kaufhäusern,in welchem Stock sich die Spielwarenabteilungbefinde. Die Auswertung ergab, dass die Aussprache jenach sozialer Schicht variierte. In den höherpreisigenKaufhäusern wurde das „r“ öfter ausgesprochen. DieAngestellten des mittleren Kaufhauses sprachen das „r“auf Nachfrage besonders korrekt aus. Ein Phänomen,das Labov als „Hyperkorrektur“ bezeichnete.MEDIENWELTENMedien-David gegen Tech-GoliathDer Autor istMedienberater undPolitikanalyst.Von Peter PlaiknerDie Übernahme des Pay-TV-AnbietersSky Deutschland durch die RTL-Gruppeist ihre bisher größte Transaktion:150 Millionen Euro in bar und bis zu 377 weitereje nach Aktienentwicklung. Als 2023 ProSiebenSat.1 (P7S1) an Sky interessiert war,hätte Eigentümer Comcast sogar eine Mitgiftspendiert, um den Bezahlsender loszuwerden.RTL will ihn in die Gewinnzone bringen,um die Streaming-Riesen Netflix und AmazonPrime herauszufordern. Dadurch ist eineandere RTL-Option, die Fusion mit P7S1, vomTisch. Dort ringen weiterhin Italiener undTschechen – Berlusconi und Kellnerová – umdie Macht.Solche Fusionen stehen immer unter Vorbehaltder Zustimmung von Wettbewerbsbehörden.Doch anders als früher sieht man nichtnur in Österreich kein Hindernis. DeutscheKartellwächter hatten noch 2006 Springer untersagt,P7S1 zu kaufen. Hierzulande konntennachbarliche Verlagsriesen problemlos aufMedien-Shoppingtour gehen, als sie daheimnicht einmal mehr eine Schülerzeitung erwerbendurften. Diese Phase wird erst heuer endgültigrückabgewickelt, wenn Raiffeisen denKurier kauft. Von jener Funke-Mediengruppe,die ihre Krone-Hälfte gerade an die FamilieDichand abgibt.Die Fusion von RTL undSky mit hunderttausendenAustro-Kunden wird wiedie Scheidung von Funkeund Dichands sowie allenfallsRaiffeisen ein Themafür Österreichs Wettbewerbsbehörde.So wie esdie Übernahmeabsicht der„ Die Wettbewerbshütermüssen daraufachten, dass dieInformationsvielfaltgewahrt bleibt. “Berlusconis bei P7S1 – der Mutter von Puls/ATV – war und mit Auflagen genehmigt wurde.Das ist kein lascher Umgang mit Kartellbildung,wie einst beim Funke-Einstieg inKrone und Kurier. Heute brauchen heimischeoder zumindest europäische Anbieter jene relevanteGröße, um gegen amerikanische undasiatische Tech-Goliaths die David-Rolle einnehmenzu können.Das Medienkapitel im Regierungsprogrammsieht dazu mehr Kooperation des dominantenAnbieters ORF mitden wesentlich kleinerenprivaten Medienhäusernvor. Das ist der wirtschaftlichrichtige Weg. Die Wettbewerbshütermüssen daraufachten, dass dennochdie Informationsvielfaltgewahrt bleibt.
DIE FURCHE · 273. Juli 2025Film17In „Ich will alles“ setzt die Dokumentarfilmerin Luzia Schmid der Schauspielerin, Chansonnièreund Autorin Hildegard Knef – zum hundertsten Geburtstag – ein beeindruckendes Filmdenkmal.Hommage an die KnefVon Otto FriedrichSie wurde 1944 die junge Geliebtedes „Reichsfilmdramaturgen“Ewald von Demandowsky undstand im ersten NachkriegsfilmDeutschlands, „Die Mörder sindunter uns“ (1946), vor der Kamera. Auchin Willi Forsts „Die Sünderin“ (1951) spielteHildegard Knef die Hauptrolle: Wegen derThematisierung von Prostitution und Suizidsowie einer sechssekündigen Nacktszenewurde der Film zum größten cineastischenNachkriegsskandal, die katholischeund die evangelischen Kirchen trugen mitihrem lautstarken Protest dazu bei, dass denFilm Millionen sahen – und die Knef zumSuperstar wurde. Wechselhafte Erfolge inden USA, ihr öffentliches Leben mit ihrenEhemännern, daneben Chansons von Weltgüte,Bestsellerbücher – und ihre Krebserkrankung:Mit alldem verbindet man die2002 verstorbene Knef, die Ende Dezember2025 hundert Jahre alt geworden wäre.Fragile, aber prägende PersönlichkeitVon Knefs bewegtem Leben erzählt diefilmische Hommage „Ich will alles“ derdeutsch-schweizerischen DokumentarfilmerinLuzia Schmid. Eine grandiose Erinnerungsauffrischungfür alle, die sie erlebthaben, aber auch eine spannende Lebenserzählungfür jene, für die der einstige Starlängst eine Person der Geschichte ist.Schmid wartet mit zwei Zeugen auserster Hand auf: Knefs Tochter Christinaträgt das Ihre zum differenzierten, spannend-kritischenBild bei, das diesem Filmauf das Trefflichste gelingt. Und Paul vonSchell, der heute 84-jährige altösterreichischeAdelige und dritter Ehemann der Knef,rundet das Bild einerfragilen Persönlichkeitab, in der sich die Zeitläufteso spiegelten wiekaum in einer anderenProtagonistin der zweitenHälfte des 20. Jahrhunderts.„ Eine grandioseErinnerungsauffrischungfür alle,die sie erlebt haben,aber auch spannendeLebenserzählungfür jene, für die dereinstige Star längsteine Person derGeschichte ist. “Die FilmemacherinSchmid hat sich durchdas umfangreiche Materialgewühlt, das esvon der Knef auch abseitsihrer Filme gibt:von der Offenheit in ihrenInterviews, auchüber ihre Krebskrankheit,deretwegen sie 56 Operationen übersich ergehen lassen musste, bis zu ihrenBeziehungen, nicht zuletzt der Ehe mitdem britischen Schauspieler David Cameron,der auch Tochter Christina entstammt.Dazu kommen das Interviewmaterialmit der Knef sowie Auszüge ausihren Büchern, die mit geradezu unnachahmlicherKnef-Stimme von Nina Kunzendorfgelesen werden – und natürlichDas bewegteLeben desSuperstarsHildegard Knefmarkierte wie kaumeine andere dasNachkriegseuropa –diesseits wiejenseits desAtlantiks.ihre Chansons, die einem immer nochim Ohr sind und deren Texte die LebensundWeltsicht der Knef, manchmal mehr,manchmal weniger verklausuliert offenbaren.Selbst redend lässt Luzia Schmidden Film mit „Für mich soll’s rote Rosenregnen“ beginnen: Das Chanson derKnef, das sie 1968 kurznach der für sie lebensbedrohlichenGeburtihrer Tochter Christinageschrieben hat,thematisiert Höhenund Verzweiflungenund bricht das Existenziellegleichzeitig immerwieder ironisch.Schmid begleitet inihrer Hommage dieKnef aber nicht bis anderen Lebensende, sondernbeschließt denFilm mit ihrer letztenBühnentour 1986. Auchdas ist Programm der – soweit das postummöglich ist – exzellenten filmischen Annäherung,die sich ganz und gar der Sichtdieser wirklich großen Zeitgenossin verschriebenhat.Ich will alles. Hildegard KnefD 2025. Regie: Luzia Schmid. Mit Hildegard Knef,Christina Palastanga, Paul von SchellFilmladen. 98 Min.ABENTEUERDie Dinosaurier sindauferstanden!Im Jahr 1993 legte Steven Spielberg mit„Jurassic Park“ eine bis heute unübertroffeneMesslatte, die neue Maßstäbesetzte – in vielerlei Hinsicht: Das Eventmovieneuen Stils war geboren, Merchandisingfeierte Milliardeneinnahmen, undam PC erschaffene Riesenechsen sahen soecht aus wie nie zuvor. 32 Jahre und fünfFortsetzungen später kommt mit „JurassicWorld: Die Wiedergeburt“ der siebenteAufguss nach dem Motto „Geklonte Dinosticken aus und töten Menschen“ in dieKinos. Aber diesmal ist der „Reboot“ gelungenwie kaum jemals zuvor. Der letzteVersuch „Jurassic World 3“ vor fünf Jahrenmanövrierte die Franchise in eine effektüberladene,seelenlose Sackgasse, diesmalstrich man das Budget zusammen undüberantwortete es einem, der weiß, wieman sinnvoll spart: Gareth Edwards drehte2010 „Monsters“ mit einem Budget vonnur 500.000 Dollar – und landete einen Hit.Weshalb er nun – mit begrenzten Mitteln –die Reihe wieder auf das Wesentliche reduziert.Der Klimawandel setzt den Sauriernauf der Isla Nubla zu und vertreibt sie zusehends.Ein Forscherteam, starbesetzt mitScarlett Johansson, Rupert Friend oder MahershalaAli, geht auf eine Geheimmission,um ein Heilmittel für die geschundenenSaurier zu finden, stößt dabei aber auf eineabgelegene Insel, die den „Jurassic Park“-Machern dereinst als Forschungsstandortdiente und auf der die gefährlichsten Monsterüberhaupt ihr Unwesen treiben. Auchwenn die Figuren (gewohnt) dünn gezeichnetsind, enttäuscht der Film nicht: Bei derAction zählen endlich wieder die Einfälleund nicht der Grad der Zerstörung, die Regieist aufgeweckt und mutig. Etliche Referenzenan frühere Filme machen auch älterenZuschauern Spaß. (Matthias Greuling)Jurassic World: Die WiedergeburtUSA 2025. Regie: Gareth Edwards. Mit ScarlettJohansson, Rupert Friend, Mahershala AliUniversal. 133 Min.Scarlett Johansson und Jonathan Bailey pirschen sichvorsichtig an die Dinosaurier heran.DRAMADas Ende der „Wiedergutmachung“Lia (Claudia Gusmano) wehrt sich gegen die „Wiedergutmachungsehe“,die man ihr aufzwingen will.Während in der Gegenwartder Kampf gegen sexualisierteGewalt nicht einmalansatzweise gewonnen ist, ja dasKlima sogar rauer wird – der Spiegeletwa ortete vergangene Wocheim Zusammenhang mit dem Prozessgegen den Rapper Sean „Diddy“Combs die „Dämmerung der #Me-Too-Debatte“ –, erinnert der italienischeFilm „Primadonna“ an einenbahnbrechenden Erfolg vor mittlerweile60 Jahren. Die RegisseurinMarta Savina erzählt darin vonLia, einer Heranwachsenden, die ihremVerehrer, dem Sohn des örtlichenMafiabosses, einen Korb gibt.Um dennoch zu bekommen, was erwill, entführt und vergewaltigt ersie. Zur Rettung ihrer Ehre ist sienun angehalten, in eine matrimonioriparatore einzuwilligen, eineEheschließung, die vorgibt, dass allesim besten Einvernehmen geschehensei. Lia jedoch tut das Unglaubliche:Sie weigert sich und zieht vorGericht. Sie und ihre Familie werdendamit nicht nur zur Zielscheibeihres kriminellen Gegenübers,auch sozial sind sie in ihrer kleinen,gläubigen Landgemeinde von nunan Geächtete.Der reale Fall der SizilianerinFranca Viola führte dazu, dass1981 – ganze eineinhalb Jahrzehntespäter – der Paragraf über „Wiedergutmachungsehen“aus dem italienischenStrafgesetz gestrichenwurde. Damiano Damiani („Alleingegen die Mafia“) war der Stoffschon 1970 eine Verfilmung wert,damals mit der 15-jährigen OrnellaMuti in der Hauptrolle. Marta Savinawiederum befasste sich damitursprünglich in einem Kurzfilm.Hauptdarstellerin dort wie jetzt inder abendfüllenden Fassung: ClaudiaGusmano, die im Unterschied zueinst kein Kindfrauenschema erfüllenmuss, aber in unbeschwerten Momentenkindlich sein darf. Mit ihremAntlitz trägt sie diesen Film, langebevor Savina die entscheidende Szenefast gänzlich darauf fokussiert.Um sie und die anderen Figuren entwickeltdie Regisseurin eine karge,aber eindrückliche Szenerie mit bewusstenAkzenten – manchmal zuauffällig geratene in Sachen Beleuchtung,jedoch sensationell gelungenebeim spärlich gehaltenen, überraschendaktuellen Soundtrack vonYakamoto Kotzuga. Und auch wennsich manch wohlmeinender Satz darinwie ein Eintrag in ein Stammbuchanlässt: Nur zu oft hallen die Aussagenvon „Primadonna“ durch die Zeit,geradewegs hinein in aktuelle Diskurse,und lassen uns einfühlen indie Lage der Opfer sexualisierter Gewalt– eine Gewalt, die sich nach demAkt selbst durch die Taten der Gesellschaftfortsetzt. (Thomas Taborsky)Primadonna – Das Mädchenvon morgen (Primadonna)I/F 2022. Regie: Marta SavinaMit Claudia Gusmano, FabrizioFerracane, Dario AitaPolyfilm. 102 Min.
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