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DIE FURCHE 02.11.2023

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DIE FURCHE

44 · 2. November 2023 DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 79. Jg. · € 6,– Eiserner Vorhang: Anselm Kiefer, Emanation Der eben auf der Viennale mit einem Wim Wenders- Film Gefeierte gestaltet nun auch den Eisernen Vorhang in der Staatsoper. · Seite 20 „Großteils ein Fluch“ „Sterben hat mit dem Leben zu tun“ In neues Licht gerückt Anton Drobovych, Leiter des Instituts für Nationale Erinnerung in Kiew, über die gemeinsame Geschichte mit Russland als Belastung. · Seite 6 Eva Masel leitet die Palliativstation am AKH. Mit einem Buch will sie dem Tod den Schrecken nehmen. Im Interview erklärt sie, wieso. · Seite 9 Christian Jostmann über ein neues Buch zur Bedeutung von Indigenen bei den Entdeckungsfahrten von James Cook. · Seite 17 Das Thema der Woche Seiten 2–5 Von Radikalisierung bis Kleindiebstahl, von Maßnahme bis Freigang: Die Klagen über den Strafvollzug sind vielfältig: Zu wenig Resozialisierung, zu viele Probleme – drinnen wie draußen. Kann man die Gesellschaft so vor dem Bösen abschirmen? Weggesperrt Foto: APA / dpa-Zentralbild / Rochus Görgen (Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger) Ist der Islam antisemitisch? Judenhass in den muslimischen Communitys hierzulande ebenso wie in der islamischen Welt – und in den entsprechenden sozialen Medien – schockiert. Religions- und Antisemitismusexperte Michael Blume über eine Frage, auf die es keine einfachen Antworten gibt. Seite 7 Von den Hamas-Brutalitäten des 7. Oktober gibt es kaum Bilder – im Gegensatz zu Zerstörungen in Gaza. Das führt zu einem fatalen Ungleichgewicht in der Wahrnehmung des Geschehens. Unwahrheit der Bilder AUS DEM INHALT Religiöse Sprache ist Poesie Ein Leben zwischen Allerheiligen und Ostern: Am 1. November hätte Huub Oosterhuis, „Schüler“ der biblischen Dichter, seinen 90. Geburtstag begangen. Seite 8 Von Otto Friedrich „ In Bezug auf die Aufmerksamkeitsökonomie haben die Propagandisten und autoritären Führer bessere Karten. “ ber bereits vor 20 Jahren in ihrem Essay über Kriegsfotografie „Die Leiden anderer betrachten“ Allgemeingültiges formuliert. Wenig später, 2004, gab es die Bilder vom Abu Ghraib-Gefängnis in Bagdad und den Folterungen durch die US Army. Es waren gewiss nicht die schlimmsten Gräueltaten im Irakkrieg, aber die Bilder wurden wirkmächtig wie kaum etwas in diesen Jahren. Eine globale Welle an Antisemitismus Es steht zu befürchten, dass derartige Mechanismen erneut nachhaltig greifen. Von dem gerade noch verhinderten Pogrom im kaukasischen Dagestan bis zu den anti semitischen Schmierereien an Universitäten von Washington bis Wien reicht der Bogen einer globalen Welle an Antisemitismus, der sich im demokratischen Westen aus einer Koalition von linken „Antikolonialisten“ bis zu muslimischen Milieus speist. Auch die Klimaprotestbewegung ist davon längst erfasst. Wobei der in der islamischen Welt generierte Israelhass und der daraus resultierende Antisemitismus weniger auf religiöse Wurzeln, denn auf politische Propaganda zurückzuführen ist (vgl. Seite 7 dieser FUR- CHE): Arabische Christen unterscheiden Den Krieg der Bilder hat Israel längst verloren. Schon kurz nach den Hamas-Pogromen am 7. Oktober war dies sonnenklar: Der Redakteur, der in den internationalen Agenturen nach Bildern aus Israel suchte, fand eine überwältigende Zahl von Aufnahmen aus Gaza; die israelischen Angriffe auf den hoffnungslos überbevölkerten Landstrich sind bildermäßig zurzeit wie kaum sonst ein Ereignis dokumentiert. Von den Gräueltaten der Hamas in Südisrael hingegen gibt es keine Bilder. Man kann die menschenverachtenden Schändungen nicht zeigen, heißt es. Und auch wenn keine Zweifel an den Geschehnissen bestehen: Worte über die unfassbare Brutalität reichen nicht aus, um diesen Gipfelpunkt der Entmenschung bewusst zu machen. Was die Bilder betrifft, war Israel also von Anfang an in der Defensive, und jedes neue Bild aus Gaza delegitimiert in den Augen der Weltöffentlichkeit alle Versuche, dem Terror der Hamas mit militärischen Mitteln Einhalt zu gebieten, ein weiteres Stück. Eine Lose-lose-Situation für Israel? Wer die Bilder hat, hat die Macht: Derartige Erkenntnis ist längst nicht neu. Die Kulturkritikerin Susan Sontag hat darüsich in dieser Hinsicht wenig von ihren muslimischen Landsleuten. Das Problem der Unwahrheit der Bilder, genauer: die Erkenntnis, dass Bilder die Wahrheit nicht abbilden können, hat sich in den letzten Jahren durch Soziale Medien und Künstliche Intelligenz, die das Fälschen von Bildern ungleich leichter macht, noch verschärft. Dass der Antisemitismus unversehens so stark aufpoppt, hat ursächlich auch mit dieser Tatsache zu tun. Eine Zivilgesellschaft wie die österreichische, die gerade wegen ihrer historischen Verantwortung wachsam gegen jede Form von Antisemitismus sein müsste, ist auch in Bezug auf die angesprochene Bilder-Frage gefordert. Das ist in einer offenen Gesellschaft alles andere als leicht. Und klar bleibt, dass in Bezug auf die Aufmerksamkeitsökonomie die Propagandisten und autoritären Führer bessere Karten haben. Es bleibt dennoch wenig anderes übrig, als der Einseitigkeit der Bilder differenzierte Sichtweisen entgegenzusetzen und beharrlich zu versuchen, die Komplexität des Geschehens wahrzunehmen. Das heißt auch: Wer gegen das Leid der Menschen in Gaza – berechtigterweise – auftritt, aber das Hinschlachten von Babys, Frauen, alten Menschen oder friedlichen Teilnehmer(inne)n einer Rave-Party nicht mit ebensolcher Verve anprangert, verspielt seine Glaubwürdigkeit. Auch wenn es vom Morden des 7. Oktober – zu Recht – keine Bilder gibt, gehören diese Ereignisse im kollektiven Gedächtnis verankert. Und zwar nicht nur in jenem von Jüdinnen und Juden. otto.friedrich@furche.at Schutz des Lebens um jeden Preis? Vorarlberg: Einmal mehr wurde das Thema Schwangerschaftsabbruch zum Brandbeschleuniger für Fundamentalismus. Gastkommentar von Josef Anton Aigner .Seite 10 Federspiel: Ten/ Seven/ Danach Lydia Mischkulnig über die Erfahrungen und (nicht)jüdische Erlebnisse in Österreich nach dem Gemetzel an israelischen Juden am 7. Oktober 2023. Seite 18 Wahrheit und ihre Versionen Justine Triet verhandelt in ihrem Cannes- Gewinnerfilm „Anatomie eines Falls“ die Frage, was Wahrheit und Realität miteinander zu tun haben. Seite 16 Vom Ego- zum Öko-System Wie kann man Achtsamkeit und Empathie in der universitären Landschaft verankern? Das „Netzwerk der achtsamen Hochschulen“ will Keimzelle dafür sein. Seite 19 furche.at Österreichische Post AG, WZ 02Z034113W, Retouren an Postfach 555, 1008 Wien DIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Telefon: (01) 512 52 61-0

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