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DIE FURCHE 02.03.2023

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Medieninhaber

Medieninhaber (Verleger): Die Furche – Zeitschriften- Betriebsgesellschaft m. b. H. & Co KG Herausgeber: Prof. Heinz Nußbaumer, Dr. Wilfried Stadler Geschäftsführerin: Nicole Schwarzenbrunner, Anzeigen: Georg Klausinger Prokuristin: Mag. Doris Helmberger-Fleckl (01) 512 52 61-30; georg.klausinger@furche.at Chefredakteurin: Mag. Doris Helmberger-Fleckl Aboservice: (01) 512 52 61-52 Redaktion: Dr. Otto Friedrich (Stv. Chefredakteur), aboservice@furche.at MMaga. Astrid Göttche, Dipl.-Soz. (Univ.) Brigitte Quint (Chefin vom Dienst), Jana Reininger Alle: 1030 Wien, Hainburger Straße 33 BA MA, Victoria Schwendenwein BA, Dr. Brigitte (01) 512 52 61-0; vorname.nachname@furche.at Schwens-Harrant, Dr. Martin Tauss, Druck: DRUCK STYRIA GmbH & Co KG, 8042 Graz Mag. (FH) Manuela Tomic Jahresabo: € 181,– Artdirector/Layout: Rainer Messerklinger Uniabo (Print und Digital): € 108,– Das Abonnement kann frühestens zum Ende der Mindestbezugs dauer – unter Einhaltung einer sechswöchigen Kündigungsfrist – jederzeit schriftlich abbestellt werden. Wenn keine entsprechende Kündigung erfolgt, dauert das Abonnement ein weiteres Jahr bzw. im Falle eines Halbjahresabos weitere sechs Monate. Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz: www.furche.at/offenlegung DIE FURCHE · 8 gen, wir würden unser Miteinander – allen Wohin uns das führen wird? Zu mehr öffentlicher Sehnsucht nach glaubwürdiger Orientie- Schwächen und Mängeln zum Trotz – künftig immer gerechter und friedlicher gestalten. An rung und Tiefgang? Oder doch zu einem unaufhaltsamen Verlust an Neugier und Weltwissen – Vorbildern dafür war kein Mangel. Heinz Nußbaumer Inzwischen aber weiß ich: Mein eigenes Altern fällt auch in eine Zeit ungewohnter Fremdnalistischen Qualität, der Mitgestaltung am zu einer Informationsmüdigkeit, die der jour- Herausgeber heit. Unsere Welt erfindet sich eben auf bedrängende Weise neu – politisch und weit darüber schen Belastbarkeit den Boden entzieht? Medi- öffentlichen Leben und damit der demokrati- s war keine einfache Entscheidung, hinaus. Kriege, Krisen, Katastrophen lassen en sind immer Produkt und Spiegel der Gesellschaft – bis dorthin, wo es um Wert und Würde aber sie musste sein. Nach 20 Jahren als FURCHE-Herausgeber (geten hingeht. Gerade Journalisten meiner Gene- des menschlichen Lebens geht. Das ist es, was uns daran zweifeln, dass es letztlich zum Gumeinsam mit meinem lebensklugen ration müssen sich heute fragen, wie viele ihrer die Zeitung, die Sie eben in Händen halten, so Kollegen Wilfried Stadler) und nach Erfahrungen und Begegnungen aus vergangenen Jahrzehnten sich noch als Haltegriffe beren. Und hoffentlich noch lange! Und warum enorm wichtig macht – schon seit bald 80 Jah- 15 Jahren als Kolumnenschreiber ist es Zeit, Abschied zu nehmen. währen, um das Kommende mit einem Grundanspruch von Kompetenz deuten zu dürfen. ganz unabhängig von meinem Abschied. ich DIE FURCHE auch künftig lieben werde, „Unser Leben währt 70 Jahre – und wenn’s hoch kommt, sind es 80 …“: So steht es in „Wo sonst kann ich mich mit so viel Kompetenz und Anstand über Zukunftsfragen in- den Psalmen, verfasst in einer Zeit, in der Im Sturmwind des Zeitenwechsels die menschliche Lebensspanne weit geringer war als heute. Allein das Wissen um so waltig – selbst in den großen Vorzeigedemokra- geschrieben – „auch gegen den Wind des Zeit- Denn die Erde unter unseren Füßen bebt geformieren“, hat mir kürzlich eine Leserin viel geschenkte Lebenszeit lässt mich dem tien. Immer wieder denke ich: Wie oft haben Seit 2003 ist Heinz Nußbaumer (Mit-)Herausgeber, geistes. Wir er sticken doch in Banalitäten!“ kommenden 80er in großer Dankbarkeit entgegenblicken. Sechs Jahrzehnte davon wa- gemeinsamer Zukunftsträume gewärmt, hof- Ausgabe zieht er sich in diesen Funktionen zurück. serer großen deutschen Schwester Die Zeit, hat wir uns – schreibend und redend – am Feuer seit 2008 Kolumnist der FURCHE. Mit dieser Gerd Bucerius, jahrzehntelang Verleger unren vom Journalismus geprägt – und vom fend auf ein Mehr an gemeinsamer Sicherheit, einmal geschrieben: „Ein Blatt wie unseres ist Ausnahme-Glück, immer wieder dabei sein an belastbaren Konfliktlösungskonzepten und immer gefährdet – so etwas Schönes muss es ja zu dürfen, wenn irgendwo der erste Roh- ökumenischer, ja interreligiöser Geschwisterlichkeit. Was davon ist geblieben? Leben wir schreiben, was ist“, steht heute vor mächtigen CHE: Seit 1945 ist sie ihrem Auftrag treu ge- wie es bisher war. Der klassische Auftrag, „zu nicht ewig geben.“ Dasselbe gilt für DIE FURentwurf der Zeitgeschichte geschrieben wurde, in Österreich, Europa und der Welt. heute nicht im Zeichen so vieler Feindbilder – Herausforderungen. Da ist die unkontrollierbar gewordene Datenflut. Da sind die Manipu- Solidarische und Existenzielle atmen zu lasblieben, das Bleibende und Versöhnende, das „Weißt Du eigentlich, dass wir den schönsten und doch ahnend, dass Kriege im Atomzeitalter „letztlich einem globalen Todeswunsch lationswerkzeuge des Populismus. Da sind die sen – und hat Samenkörner des Anstands, der Beruf auf Erden haben?“, hat mir einmal ein Kollege gesagt. Dieser Satz hat mich lange begleitet, als Frage und als Gewissheit. Geblieben Und sicher ist zudem: Auch die Welt der Me- und all die bisher nicht gekannten technischen serer Republik gelegt. Daraus ist bei unseren nahekommen“ (J. F. Kennedy). riesigen kommerziellen Digital platt formen Weltoffenheit und Empathie in die Furchen un- ist die Gewissheit. In die letzten Weltkriegsjahre hineingeboren, waren die nachfolgenden wind eines riskanten Zeitenwechsels erfasst. licher Intelligenz“ in die Redaktionen. Und Zukunftssicherheit gewachsen – und das Glück dien, meine „zweite Heimat“, ist vom Sturm- Innovationen – bis hin zum Einzug „künst- Lesern eine große Treue und für diese Zeitung Jahrzehnte von der festen Überzeugung getra- Vieles am Journalismus wird nicht so bleiben, als Folge dessen der dramatische Vertrauensschwund in die klassischen Medien, der zu- Schatz in unseren Händen“, hat es Styria-Vor- der richtigen Eigentümer: „Wir halten einen nehmende Verlust einer „gemeinsamen Öffentlichkeit“ und all die bekannten Abgründe von So verbinde ich meinen Abschiedsgruß an standsvorsitzender Markus Mair formuliert. Fake News, Hate Speech und konspirativen Verschwörungsmythen bis in die Mitte der Geselllistischen Tiefe der FURCHE so viel Breite an Sie mit einer Bitte: Schenken Sie der journaschaft. Leserschaft wie nur möglich. Danke! cier des ORF. Der Verfassungsgerichtshof hat dieses Modell 2022 be) finanziert. Daneben gibt es den privaten Mediensektor, der gerade im Qualitäts- nun kassiert und verlangt eine neue gesetzliche Regelung. Doch anstatt in eine öffentliche Diskussion über den öffentlichen Rundfunk einzutreten (die im Übrigen der ORF selbst hätte längst ini- nur träumen kann. Es ist aber auch im öffentlichen Interesse, segment von derartiger Alimentierung nandersetzung ja gar einem Diskurs um Funktion und Aufgabe tiieren können!), mauerte die Regierung, bis Medienministerin dass dieses Segment lebensfähig bleibt. Wenn etwa auf orf.at des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Lande kann keine Rede Susanne Raab zuerst flüsternd, dann endlich deutlich über eine frei zugängliche Inhalte zu finden sind, die auch von anderen sein. Eher um einen Polit-Basar, wo um politisches Kleingeld gefeilscht wird: Wenn du dich wohlverhältst und wenn du ordentben, wenn der ORF brav spart. stellt werden, so ist das eine Schieflage. Haushaltsabgabe nachzudenken begann. Die soll es aber nur ge- Medien – allerdings meist gegen Bezahlung – zur Verfügung gelich sparst, dann kriegst du auch eine (finanzielle) Zukunft, so Dieser Konnex ist allein schon eine Daneben hat der ORF den Kultur- und Bildungsauftrag, sonst nicht Finanzierbares der Tenor der politisch Mächtigen in Richtung ORF. Und dessen politische Unsäglichkeit, denn er vermischt verschiedene Notwendigkeiten: bereitzustellen. Das ist das Argument für Management beeilt sich Hals über Kopf, hunderte Millionen aus den Budgets der Anstalt verschwinden zu lassen. Die GIS-Gebühr ist ungerecht, weil alle, eine Finanzierung durch „das Volk“. die den ORF nutzen, aber das nicht via Radio- oder TV-Apparat tun, seine Angebote nau in diesem Bereich ansetzt und et- Dass man bei den Sparplänen aber ge- Wie die medienpolitische Steinzeit hinter sich lassen? Der notwendige Übergang aus der medienpolitischen Steinzeit gratis bekommen bzw. die Gebührenzahler(innen) finanzieren ihnen das. Von daschild – zur Disposition stellt (und nicht wa das RSO – ein kulturelles Aushänge- in die diesbezügliche Neuzeit ist zweifelsohne nahe einer Quadratur des Kreises. Nimmt man etwa die Presseförderung für her ist eine Haushaltsabgabe, die gerechte Verteilung der Kosten des öffentlichen Stars“ oder Sportübertragungsrechte in Unterhaltungsprogramme wie „Dancing den Printboulevard, so hat sich diese in ihrer Substanz seit den 1970er Jahren nicht geändert. Damals galt es, weil die Trafiken, Funks auf alle, längst das Gebot der Stunde. In der Schweiz wie in Deutschland ist dies schon auf Schie- Der ORF sollte aufzeigen, wie viel er zur Kultur im Lan- die Waagschale wirft), ist da eine Chuzpe. die ihre Sonntagsöffnung einstellten, die seither (und auch bis heute!) öffentlich herumhängenden Zeitungstaschen zu subventionieren. Dass die Qualitätspresse nie eine adäquate, dem Boulenen) der Beitrag der einzelnen Medienkonsumenten geringer Filmland ist ohne den ORF, der viel davon kofinanziert, unne. Dass durch eine Verteilung der Lasten auf alle Nutzer(inde beiträgt (nur ein Beispiel: Österreichs Renommee als vard analoge Unterstützung der öffentlichen Hand erfuhr, perpetuiert den mediensteinzeitlichen Zustand. Überdies wird der seit gegen eine Haushaltsabgabe zu sein. Aber in der Politik geht es digkeiten wären darzustellen. (Warum nur tut der ORF das wird, sollte auch evident sein. Von daher ist es völlig irrational, denkbar). Diese kulturellen und auch politischen Notwen- Jahrzehnten auch durch die versteckte Subventionierung des oft wenig rational zu. nicht zur Genüge?) Und die Gesellschaft sollte sich überlegen, was sie von ihrer größten Medienanstalt wirklich braucht. Boulevards durch (Landes-)Regierungsinserate noch verschärft. Daneben sind auch andere Fragen zu stellen: Der ORF ist das Ein ähnliches Fossil stellt die GIS-Gebühr dar: Aufgrund des bei Weitem größte Medienunternehmen im Land. Und wird eben (Warum nur tut sie das nicht zur Genüge?) (Otto Friedrich) Besitzes eines Radio- oder TV-Gerätes wird man zum Mitfinan- zum Gutteil via Gebühren (bzw. dann durch eine Haushaltsabga- Zur Causa RSO siehe auch Seite 18 dieser FURCHE. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Art Copyright ©Bildrecht, Wien. www.furche.at DIE FURCHE · 9 16 Forum 2. März 2023 DIE FURCHE EMPFIEHLT Drei Bücher, drei Länder LITERATUR LiteraturHoch3: Drei Bücher. Drei Länder. Drei Kritiker(innen). Literaturkritiker Jérôme Jaminet (RTL BicherLies) trifft seine Kolleg(inn)en Denis Scheck (ARD Druckfrisch) und FURCHE-Feuilletonchefin Brigitte Schwens-Harrant zum leidenschaftlichen Streitgespräch über drei Buchneuerscheinungen aus Deutschland, Österreich und Luxemburg. LiteraturHoch3 22.3.2023, 19.30 KulTourhaus Huncherange, Luxemburg. literatour.lu Europa in Szene THEATER „Gedankenfreiheit“ ist der rote Faden, der sich diesen Frühling durch alle Formate des Festivals „Europa in Szene“ vom 1. März bis 2. April in Wiener Neustadt zieht. Eröffnet wird mit einer Neuinterpretation von Schillers „Don Karlos“. Die beliebte Theaterserie „REDEN!“ wird dieses Frühjahr fortgesetzt: Insgesamt 10 Reden stehen auf dem Programm. Europa in Szene Kasematten Wiener Neustadt 1. März bis 2. April 2023 www.wortwiege.at Energiewende in Österreich SYMPOSIUM Die Bereitstellung von ausreichend Energie bei gleichzeitiger Minimierung der Klimaauswirkungen ist zu einer wesentlichen Herausforderung für unsere Gesellschaft geworden. Das Symposium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften widmet sich in einem englischsprachigen Symposium mit Expertinnen und Experten genau diesem Thema. Energiewende in Österreich ÖAW, Wien 7. März 2023, 14 Uhr www.oeaw.ac.at IHRE MEINUNG Schreiben Sie uns unter leserbriefe@furche.at Nußbaumer wird fehlen Auch im Abschied bleibt die Nähe Von Heinz Nußbaumer Nr. 8, Seite 14 Gerade habe ich die Abschiedsworte von Heinz Nußbaumer in der FURCHE zum wiederholten Male gelesen! Und ich kann sie ganz gut verstehen, – trotzdem wird er mir und unzähligen treuen FURCHE-Lesern sehr fehlen! Darum vor allem und zuerst ein ganz großes „Vergelt’s Gott“ für all das, was er mir und all den FURCHE-Lesern über viele Jahre aus seinem reichen Erfahrungsschatz weitergegeben hat! Und einen dankbaren Gruß auch an seinen Kollegen Wilfried Stadler! Der FURCHE bleibe ich treu! Mit guten Segenswünschen für den neuen Lebensabschnitt und in großer Dankbarkeit! Abt em. Christian Haidinger 3591 Altenburg Hoffen auf weitere „Nähe“ wie oben Das Abschiednehmen von Heinz Nußbaumer als Herausgeber und Kolumnist war überraschend, aber auch verständlich. Ich als langjähriger Abonnent und eifriger Leser seiner interessanten Beiträge bedauere seine zukünftige Absenz sehr. In bester Erinnerung bleiben u. a. Nußbaumers Kolumnen über die Freundschaft zu Hugo Portisch, die positive Einstellung zu Kurt Waldheim, das Mönchtum auf Athos und die zahlreichen Artikel zu Gesellschaft und Politik aus seiner profunden (weltweiten) Erfahrung und seinem Wissen heraus. Ein herzliches Danke! Und eine Bitte: Möge seine „Nähe“ so verstanden sein, dass er weiter von Zeit zu Zeit in der FURCHE seine Meinung kundtut. Alfred Eisner 9020 Klagenfurt Ausgewogen und offen „ Es ist völlig irrational, gegen eine Haushaltsabgabe zur Finanzierung des ORF zu sein. Aber in der Politik geht es oft wenig rational zu. “ wie oben und allgemein Die Mitteilung über Abschiede und Aufbrüche in der FURCHE sind für mich wieder einmal Anlass für ein großes Danke an das gesamte FUR- CHE-Team. Das 14-tägige Miterleben der wichtigsten Geschehnisse auf der Welt durch ein lebenslanges Wirken als Redakteur von Heinz Nußbaumer – samt vieler persönlicher Überlegungen dazu –, und auch die interessanten Berichte seines ökonomischen Mitherausgebers Wilfried Stadler waren immer die ersten Stationen meiner FURCHE-Durchsicht. Alle „Klartext“-Beiträge – und besonders jener letzte von Wolfgang Mazal über das Thema „Teilzeit ermöglicht Familienzeit“ – sind eine gute Gegenüberstellung zum allgegenwärtigen Ruf: Vollarbeitszeit für möglichst alle Frauen. Auch die Beiträge des vor längerem aus der Redaktion ausgeschiedenen Oliver Tanzer fand ich immer interessant. Ich danke der FURCHE-Leitung für die ausgewogene, offene, ökumenische Berichterstattung. Auch beim derzeit großen Thema „Krieg & Frieden“ kommen beide Sichtweisen zu Wort: jene, die zu mehr Unterstützung und Waffenlieferungen an die Ukraine aufrufen – und jene, die eher pazifistische Verhandlungslösungen suchen. Andreas Falschlunger Mutters/Tirol 14 Diskurs 23. Februar 2023 Auch im Abschied bleibt die Nähe ... E NUSSBAUMERS WELT „ Orientierung an Wert und Würde des menschlichen Lebens: Das ist es, was DIE FURCHE so enorm wichtig macht – und das ist es, warum ich sie auch künftig lieben werde, ganz unabhängig von meinem Abschied. “ KOMMENTAR Medienpolitik ist management by chaos sterreichische Medienpolitik ist management by chaos. Die dieser Tage wieder in den Fokus gerückte Debatte um die Ö(Finanz-)Zukunft des ORF zeigt das einmal mehr. Denn von einer zivilisierten wie dringend nötigen politischen Ausei- In dieser Ausgabe der FURCHE finden Sie eine Zahlscheinbeilage von CARE Österreich Foto: Stephan Boroviczény „ Es ist völlig irrational, gegen eine Haushaltsabgabe zur Finanzierung des ORF zu sein. Aber in der Politik geht es oft wenig rational zu. “ Kein Wort anders zu denken Das perfide Vorspiel Von Brigitte Quint. Nr. 8, Seite 1 Ihr Leitartikel ist eine Kurzfassung unserer Lage! Ich kam beim Lesen aus dem Staunen nicht heraus! Einen solchen Artikel hätte ich von pensionierten Politikern oder Diplomaten erwartet! Kein Wort ist anders zu denken! Das erfreuliche daran: Es ist nicht das Denken einer gestrigen Generation – findet aber sicher mehrheitlich deren Zustimmung! Somit besteht Hoffnung für die Zukunft! Franz Schmutzer 1060 Wien Sinnsucher „abholen“ Glaube, Aberglaube und die neue Metaphysik. Von Georg Cavallar Nr. 8, Seite 9 Ausgezeichnet strukturiert und analytisch ist dieser Artikel. Das Zitat – „Wenn die Menschen aufhören, an Gott zu glauben, glauben sie an alles Mögliche“ – bestätigt meine Meinung. Warum reagieren die Kirchen (katholische, evangelische, ...) nicht oder zu wenig auf diese Sinnsuche der Menschen? Hier böte sich eine große Chance, die Menschen „abzuholen“. Gerhard Jagenbrein via Mail Besinnen auf Evangelium Der Papst als Kaiser der Kirche Von Peter Pawlowsky. Nr. 8, S. 10 Endlich wieder ein Wort von Peter Pawlowsky, den wir immer gerne gehört oder gelesen haben. Zu seinem Beitrag: Lange sollte niemand von Kirchenspaltung reden. Die Kleruskirche vergangener Jahrhunderte galt als die wahre Kirche, die allererst am Evangelium Orientierten galten als die „Unterminierer“ der „Festen Burg“.Dass sich etwas wandelte, wurde weder gewünscht noch wahrgenommen. Am deutlichsten ist diese Wandlung heute an Papst Franziskus zu erkennen. Er ist kein Herrscher wie vergangene Päpste, sondern ein Diener Christi – und angesichts des Zustands der Kirche und innerkirchlicher Kämpfe menschlich überfordert. Die katholische Kirche in ihrer derzeitigen Form hat keine Überlebenschance – außer sie besinnt sich wieder auf Wort und Geist des Evangeliums Christi. Franz Winter via Mail Dank für „anderen Blick“ Was macht uns aus? Von Manuela Tomic. Fokus Nr. 7 und allgemein Ich habe nicht viel Zeit, aber FUR- CHE-Lesen ist immer eine Belohnung. Der selbstironische Artikel von Peter Strasser zum Thema „Was ist österreichisch?“ ist hervorragend. Ich lebe schon seit 23 Jahren als integrierte, nicht wahlberechtigte Ausländerin in Österreich – und manchmal muss ich auch über das österreichische Selbstbild schmunzeln. Dazu passt auch der Artikel von Margit Schratzenstaller über den Finanzausgleich. Ich wünsche mir für dieses wunderschöne Land eine Expertenregierung wie unter Brigitte Bierlein – Frauen (und Männer), die sich in der Materie auskennen und keinem etwas schuldig sind. Es geht schon in die Richtung – mit Alma Zadic, Magnus Brunner und Martin Kocher. Danke insbesondere Manuela Tomic für den „anderen Blick“ auf die Dinge. Man schätzt vieles erst, wenn man es nicht mehr hat Mag. Zuzana Reuter Graz Am 3. März ist Superpot-Freitag bei EuroMillionen Es geht wieder um 130 Millionen Euro Am Freitag, den 3. März 2023 geht es bei EuroMillionen mit dem ersten Superpot des Jahres um garantierte 130 Millionen Euro. Ein Betrag, der so in Österreich noch nicht gewonnen wurde. Der österreichische Rekord kommt aus dem Jahr 2008, liegt bei 55,6 Millionen Euro und wurde in Kärnten gewonnen. Sollte es bei der Ziehung am 3. März keine Quittung mit den „5 plus 2 Richtigen“ geben, bleiben die 130 Millionen im Topf und erhöhen den Europot der Folgerunde. EuroMillionen kann in allen Annahmestellen der Österreichischen Lotterien sowie auf win2day.at gespielt werden. Entweder per Normalschein, Quicktipp, mit System, mittels Anteilsschein, Team Tipp oder per EuroMillionen Abo. Und natürlich über die Lotterien App. Annahmeschluss für den Superpot-Freitag ist am 3. März um 18.30 Uhr. Martina Kaiser moderiert den ersten Superpot des Jahres Foto: © Österreichische Lotterien / ORF IN KÜRZE RELIGION ■ Islamkonferenz für Österreich RELIGION ■ „Putin ist Hitler unserer Zeit“ RELIGION ■ Weiter Dissens mit Rom WISSEN ■ Sanierung mit Mikroben Mouhanad Khorchide, muslimischer Theologe an der Uni Münster und FURCHE-Kolumnist, will mit einer neuen Plattform die weltoffene Seite des Islam zeigen und in Dialog mit Politik, Medien, Kirchen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft bringen. Den Rahmen dafür soll die „Österreichische Islamkonferenz“ (ÖIK) bilden, die er in einer Pressekonferenz vorstellte. Finanziert aus EU-Fördermitteln, tritt sie am 24. Juni erstmals zusammen. Khorchide will dieses Forum nicht als Parallelstruktur zur Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) verstehen. Doch die IGGÖ kritisierte in einer Aussendung das Projekt genau deswegen scharf. Der tschechische Religionsphilosoph Tomáš Halík empört sich über die Friedensdemo von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht in Berlin. Wer die Lieferung von Waffen zur Verteidigung der Ukraine verzögere, mache „sich mitschuldig am Massenmord an der Zivilbevölkerung, einschließlich Frauen und Kindern, an der Folterung von Gefangenen und an der Entführung ukrainischer Kinder“, so Halík in einer Erklärung: „Putin, der Hitler unserer Zeit, kopiert voll und ganz Hitlers Politik, die wir in der Tschechoslowakei erlebt haben: erst das Gebiet mit sprachlichen Minderheiten, dann das ganze Land erobern und dann gegen andere Länder vorgehen.“ Der Konflikt zwischen der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und dem Vatikan geht in eine neue Runde. Der Konferenz-Vorsitzende Georg Bätzing wies am 27. Februar den römischen Widerspruch gegen die geplante Gründung eines Synodalen Rats zurück. Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Nikola Eterovic, bekräftigte daraufhin das Nein des Vatikans. Eine drohende Abspaltung der deutschen Kirche von der Weltkirche befürchte er nicht, sagte Bischof Bätzing zum Auftakt der DBK-Frühjahrsversammlung in Dresden: „Wer von Spaltung spricht, der verspricht sich was davon. Ich spreche davon nicht, weil sie niemand will.“ In Europa zählt man rund 324.000 durch Schadstoffe stark kontaminierte Bereiche – vor allem in der Nähe von Raffinerie-, Tankstellen-, Kraftwerks- oder Industriestandorten. Im Rahmen von MIBIREM, einem EU-Projekt unter österreichischer Leitung, sucht ein Forscherteam nun nach einem geeigneten Mix an Mikroorganismen, um diesen Böden wieder Leben einzuhauchen. Denn Mikroben können Schadstoffe abbauen, um eine Sanierung voranzutreiben und Böden sowie Grundwasser wieder nutzbar zu machen. Das wäre ein Vorteil gegenüber herkömmlichen Sanierungsverfahren, die teuer und oft ineffizient sind.

DIE FURCHE · 9 2. März 2023 Kunst 17 „Mahlzeit“ sagt das Dom Museum Wien und zeigt Kunst quer durch die Epochen zum Thema Nahrung und Ernährung. Von Brigitte Schwens-Harrant Ein Raum wie eine Ouvertüre: Das ist jener Raum, mit dem das Dom Museum Wien seine Jahresausstellung „Mahlzeit“ beginnt. „Erstes und letztes Mahl“ führt sofort ins Elementarste, da eine Existenz des Menschen ohne Essen nicht zu denken ist. Von der Geburt bis zum Tod benötigen wir Nahrung, von der Geburt bis zum Tod ist Essen mit Beziehungen verbunden. Ein Baby, dem niemand Nahrung gibt, stirbt. Ein Baby, das gestillt wird, spürt die menschliche Nähe. Indem das Dom Museum Wien das letzte Abendmahl ganz selbstverständlich in diesen Kontext stellt, weist es diesem biblischen Sujet auch eine existenzielle Bedeutung zu: die des Zusammenseins, der Begegnung – und des Gegenteils: des Abschieds, der Einsamkeit. Die Aluminiumskulptur „Last Supper“ (2020) vom niederländischen Kollektiv Atelier Van Lieshout entfernt sich von den bekannten Nach-da-Vinci-Darstellungen und lädt in seiner abstrakten Form (Offenheit? oder Käfig?) zu neuen Fragen ein. Schon dieser erste, relativ kleine Raum vernetzt diverse Kulturen, Zeiten und Bereiche – so man denn sakral und profan als Bereiche bezeichnen mag. Das Dom Museum Wien mag das eher nicht, hier weiß man sakrale Darstellungen eingebunden in die Welt – und von ihr ungetrennt. Verdeutlicht wird das durch die Auswahl und Zusammenstellung der Objekte, versinnbildlicht wird es im Gemälde „Christus bei Martha und Maria“ von Pieter de Bloot aus dem 17. Jahrhundert, jener Zeit, in der die religiösen Motive in den Hintergrund der Bilder wanderten und sinnliche Dinge wie das Obst in den Vordergrund. In Bloots Gemälde steht beides gleichwertig nebeneinander, die biblische Erzählung und die sinnliche Welt ergeben ein Bild, Symbol für die gesamte Ausstellung. „Essen in der Kunst“ mit motivgeschichtlichen Erörterungen zu naheliegenden Sujets wie Stillleben oder „letztes Abendmahl“ zu thematisieren, dieser Versuchung widerstand man. Johanna Schwanberg, die Direktorin des Dom Museums, setzte vielmehr wieder be- Wie wir essen wusst auf Themen, Emotionen und Reflexionen als Ordnungsprinzip. Das Ergebnis überzeugt. Vielleicht liegt das Erfolgsrezept gerade in dieser Fokussierung auf Themenbereiche, die Menschen unmittelbar ansprechen, weil sie mit ihrem Leben konkret zu tun haben. Die Besucherzahlen sprechen für sich, die Ausstellung lockt Schülerinnen und Schüler an, die nicht nur von den Hasenbemmerln auf Sonja Alhäusers „Hasentisch“ entzückt sind, die man essen kann (weil aus Schokolade). Auch bei der Wahl des jeweiligen Jahresthemas beweist das Dom Museum Wien seit seiner Neueröffnung nicht nur einen fokussierten Blick auf die eigenen Sammlungen, sondern immer auch viel Gespür für die brennenden Fragen der Gegenwart. Ausgegangen wurde von der Erfahrung, dass während der covidbedingten Einschränkungen viele Menschen zwar einerseits vom geselligen Zusammensein ausgeschlossen waren, andererseits aber das gemeinsame Kochen zuhause wieder neue Bedeutung bekam. Inzwischen sind Lebensmittel grundsätzlich neu im Fokus, aufgrund der Teuerungen ebenso wie aufgrund der vermehrt öffentlich thematisierten Fragen nach Zugänglichkeit und Verteilung. Themen, die sich längst in der internationalen Kunst finden lassen. Der zweite Raum, „Sinneslust und Vergänglichkeit“, wurde, so Johanna Schwanberg, zum Lieblingsraum der Besucherinnen. Rechts hängen unter anderem alte und neue Stillleben, sie zeigen traditionellerweise Sinnlichkeit und die Freude daran, doch zugleich immer auch die Vergänglichkeit: Manchmal kaum sichtbar durch ein kleines Stück Fäulnis auf einem Obst oder eine Fliege, die auf einen solchen Prozess verweisen könnte. Auf andere Arten der Fäulnis im Paradies weisen zeitgenössische Beispiele hin, etwa Taryn Simons „An American Index of the Hidden and Unfamiliar“ (2007), ein Foto von Lebensmitteln, die man am Flughafen John F. Kennedy einreisenden Passagieren abgenommen hat und die hernach vernichtet werden. An der gegenüberliegenden Wand sind Beispiele der „Eat Art“ zu sehen, Lebensmittel nicht als Motiv, sondern als Material der Kunst. Das kann dann auch schön politisch werden: Nelson Jalils Sauerteigbrot quillt aus dem Metallkäfig und signalisiert Aufbruch. Der weiche Teig scheint stärker als die harten Stäbe. Kunstwerke wie diese stellen ein Museum vor besondere Herausforderungen: Die Margarine darf nicht schmelzen, das Brot soll keine Maden züchten. Anna Pauls „Bread Piece“ wird alle zwei Wochen ausgetauscht; ein Experte von der Universität für Bodenkultur kontrolliert regelmäßig, ob eh nicht mehr Leben entsteht in den Lebensmitteln, als den Kunstwerken und dem Museum gut tut. Fragen des Lebens, Werdens und Vergehens also auch hier. Foto: Roland Krauss, Courtesy Maja Vukoje Jolly Mit Acryl und Zucker malte Maja Vukoje 2016 die Ikone einer Ära auf einen Jutesack. „ Das kann dann auch schön politisch werden: Nelson Jalils Sauerteigbrot quillt aus dem Metallkäfig und signalisiert Aufbruch. “ Deutlich wird in den weiteren Räumen auch, wie sehr das Essen und die jeweiligen Tischkulturen soziale Themen und Machthierarchien sichtbar machen, das gemeinsame Mahl wird als Ort des Zusammenseins und des Ausschlusses lesbar, in Bildern höchst unterschiedlicher Zeiten und aus unterschiedlichen Kulturen. Wandel und Welten Der vom Kollektiv desertArt- LAB gedeckte Tisch („Desertification Dinner“, 2022) stellt eine mögliche Speisenfolge vor, die aus diversen Kakteenarten zubereitet werden kann, und holt damit die dringend nötige Auseinandersetzung mit dem Klimawandel in die Ausstellung. Maja Vukoje öffnet den Blick für koloniale Hintergründe der Wirtschaftswunderjahre: das Jolly-Eis, für viele das Symbol ihrer Kindheit und der Nachkriegsgesellschaft, wurde mit Acryl und Zucker auf einen Jutesack gemalt, das Transportmittel für Kaffee- und Kakaobohnen. Vukoje stellt das Eis als Pop-Ikone dar, macht aber durch die gewählten Materialien den Hintergrund sichtbar, vor dem diese Ikone in ihrer Bedeutung erst entstehen konnte. Thierry Boutonnier wiederum lässt in seinen Bildern Menschen den ersten Gliedern der Produktionskette die „Produktionsziele“ (2005) erklären: „Lesung des Weizenkurses für den Weizen“, „Wie man den Hühnern die Vorbeugung gegen die Vogelgrippe erklärt“, „Wie man den Schweinen die Produktionskette für Schweinefleisch erklärt“, „Den Kühen die Ziele der Milchproduktion erklären“. Da kann man schmunzeln, oder sich gruseln. Zum Schauen gibt es genug, zum Diskutieren auch. Zahlreiche Vermittlungsangebote für Jung und Alt begleiten die Ausstellung, die nicht nur mit der Frage entlässt: Was esse ich und wie? Mahlzeit Dom Museum Wien. Bis 27. August 2023 Mi bis So 10–18 Uhr, Do bis 20 Uhr dommuseum.at Tipp: Essen und Existenz Gedanken für den Tag Von Johanna Schwanberg 27.2. bis 4.3.2023, jew. 6.56 Uhr, Ö1

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