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DIE FURCHE 02.02.2023

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DIE FURCHE · 5 4 Das Thema der Woche Theologie am Ende? 2. Februar 2023 Am 10.3.2011 schrieb Hans Gerald Hödl über die theol. Plattform an der Uni Wien, s. „Unsichtbare Religion sichtbar machen“ auf furche.at. Von Michaela Hessenberger Wie macht man jemandem eine Institution schmackhaft, die von großen Teilen der Bevölkerung skeptisch beäugt wird? Dieser Frage widmet sich Astrid Reichel. Die Professorin leitet die Facheinheit Human Resource Management an der Universität Salzburg. Als Theologie und katholische Kirche beim Aufbau des Curriculums für den neuen Bachelor-Studiengang „Christian Culture, Change and Communication“ (kurz: 4C; Start war im Wintersemester 22/23) auf sie zukamen, wuchs ihre Neugier: „In einer kapitalistischen Gesellschaftsordnung ist die Betriebswirtschaft für viele Bereiche eine zentrale Ansprechpartnerin. Die Kombination mit der Kirche ist eine besonders spannende Aufgabe.“ Theologie und Management Doch wie passen Kapitalismus und Kirche zusammen? Die Wissenschafterin sieht durchaus Berührungspunkte: „Von kostendeckend bis gewinnorientiert – die Kirche ist eine wirtschaftlich agierende Organisation oder hält Anteile an solchen Betrieben. Außerdem ist sie Immobilienund Grundbesitzerin.“ In der öffentlichen Wahrnehmung fehlt der Professorin jedenfalls der Blick auf die Erzdiözese als Arbeitgeberin. Diese ringt derzeit – wie viele andere Unternehmen – um Arbeitskräfte. Aktuell sind auf der Webseite zumindest 17 Jobs ausgeschrieben, von der IT über den Posten als Pfarrgemeinderats-Referentin bzw. -Referent bis hin zu pädagogischen Berufen. Und dann sind da ja freilich auch noch die 210 Pfarren. Reichel sei selbst erst bei der Vorbereitung auf den Studiengang bewusst geworden, dass diese jede Menge Aufgaben zu erledigen haben. Sie erinnert an den Aufwand, damit Gelder in die Kassen der Pfarren kommen oder damit Gelder ausbezahlt werden. Als Gehälter etwa. „Es gibt so viele Berufe, vom Priester bis zur Pastoralassistentin, die einen hohen Grad an Professionalisierung haben. Beim Aufsetzen des Studiums war diese Betrachtung ein wichtiger Schritt.“ Will heißen: 4C soll der Kirche neue Arbeitsfelder eröffnen und bestehende Personallücken schließen. 4C: Neues Studium Seit dem Wintersemester gibt es in Salzburg das 6-semestrige Bachelor-Studium „Christian Culture, Change and Communication“ (www.plus.ac.at) Lokalaugenschein in Salzburg: Für die Theologische Fakultät sah es düster aus. Ein neues Studium – auch mit der Loretto- Gemeinschaft – entpuppt sich nun als Rettungsanker. „Die Kirche ist halt nicht Red Bull“ 31 Frauen und Männer haben sich im vergangenen Wintersemester für 4C inskribiert. Eine Zahl, die viele positiv überrascht hat – auch Michael Zichy, den Dekan der Theologischen Fakultät. Bei seiner Amtsübernahme vor rund anderthalb Jahren sah er sich vielmehr mit einem fortlaufenden Schwund an Studierenden konfrontiert. Bei einem Vergleich der Jahre 2007 und 2022 zeigt sich, dass sich die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger der Katholischen Fachtheologie innerhalb von 15 Jahren genau halbiert hat und im vergangenen Wintersemester 93 statt einst 186 Inskribierte aufweist. „ Selbst wenn es in der Kirche schwierige Aspekte gibt, so hat sie ein solides Werte system, das man in den Vordergrund stellen kann. “ Management-Professorin Astrid Reichel Vergleichsweise am meisten Interessierte, nämlich rund zwei Drittel, hat allerdings die Katholische Religionspädagogik verloren – statt 102 sind es vergangenen Herbst nur mehr 31 neue Studierende gewesen. Ein Umstand, der die Schulen hart trifft. Ihnen fehlen ohnehin an allen Ecken und Enden die Lehrerinnen und Lehrer. Foto: Getty Images / AFP / Vincenzo Pinto Ganz anders sieht es jedoch bei 4C aus. Ein Grund, warum es so erfolgreich starten konnte, ist wohl, dass es mit der konservativen, freikirchlich-evangelikal anmutenden Loretto-Gemeinschaft und ihrer „Jüngerschaftsschule“ der „Home Mission Base“ eine klare Zielgruppe für den Bachelor gibt. Diese auf junge Leute ausgerichtete Gruppe wird in der Erzdiözese immer wieder gefördert; für 4C gab es von der Diözese rund 60.000 Euro „Starthilfe“ für Lehraufträge. Auf die Inhalte des Studiums habe die Gemeinschaft allerdings keinen direkten Einfluss gehabt, betont Zichy. „Das Curriculum haben wir selbst entworfen. Freilich standen wir im Dialog mit verschiedenen Seiten, mit Loretto und Katholischer Aktion etwa. Wir haben uns gemeinsam etwa die Frage gestellt, welche Kompetenzen in der Pastoral derzeit notwendig sind.“ Dass gerade in der Seelsorge Handlungsbedarf besteht, unterstreicht auch Elisabeth Mayer, Präsidentin der Katholischen Aktion (KA) Salzburg. Dabei decke die Kirche eine extrem große Bandbreite mit ihren Arbeitsangeboten ab, gibt sie zu Bedenken und sagt: „Denken wir nur an Jobs im Jugendzentrum oder in der Gewaltprävention.“ Damit die Studierenden so bald wie möglich realistische Einblicke in die Abläufe in der Erzdiözese bekommen, gibt es ein neues Praktikumsprojekt, das einen zusätzlichen Anreiz für die Wahl des 4C-Studiums darstellt. Dass die Loretto- Gemeinschaft in den 4C-Hörsälen stark vertreten ist, begrüßt Mayer. „Wenn die eigene Jüngerschaftsschule eine breitere Wissensbasis benötigt, dann ist es die beste Möglichkeit, den Kontakt zur Fakultät zu suchen, damit ein Curriculum gestaltet wird, das vielen dient.“ Indes richtet Astrid Reichel ihren Blick auf die Chancen in der katholischen Kirche Salzburgs. Ihr sei bewusst, dass die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit – sei es durch die Skandale der vergangenen Jahrzehnte oder den im Jänner verkündeten Rekord an Kirchenaustritten in Salzburg – „schwierig“ sei. „Die Kirche ist halt nicht Red Bull und kann nicht auf einer so weitgehend positiv besetzten Unternehmensmarke aufbauen. Aber es gibt viele Beispiele, in welchen sich Unternehmen mit weniger positiv besetzten Produktmarken als Arbeitgeber sehr gut positioniert haben“, stellt sie fest und fügt an: „Selbst wenn es in der Kirche schwierige Aspekte gibt, so hat sie ein solides Wertesystem, das man in den Vordergrund stellen kann.“ Damit spricht sie etwa die Sicherheit des Arbeitsplatzes sowie den Umgang innerhalb der Teams an. Wenn junge Leute das Bild vermittelt bekommen, dass die Kirche sich einem Wertesystem verpflichtet fühlt, nach dem gerade sie so sehnsüchtig streben, dann können neue Zielgruppen für Dienstposten erschlossen werden. Stichworte: Sinn, Wertschätzung, Work-Life-Balance. Nachhaltigkeit und andere Themen Ein weiterer Magnet könnten Themen sein, die in der Gesellschaft ohnehin brennen. Nachhaltigkeit beispielsweise, ökologische ebenso wie soziale. Reichel: „Es gibt Standards, denen sich ein Unternehmen freiwillig unterwerfen kann, um zu zeigen, dass man es ernst meint. In der Kirche kann Nachhaltigkeit ganz breit angesetzt sein, bis hin zum Geldanlegen. Um anhaltende Effekte zu erzielen, ist es wichtig, dass man nicht nur versucht, kurzfristig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anzulocken, sondern dass diese Standards authentisch und stimmig gelebt werden.“ Freilich seien Kirche und Glaube ständig unter Legitimationszwang, so Dekan Zichy. In Sachen Jobs streicht er hervor, dass es im kirchlichen Umfeld viele Betätigungsfelder gibt, in denen man Menschen begegnet. Dabei werden die pastoralen Aufgaben immer anspruchsvoller, verlangen Führungs- und Managementwissen. Wie man die Kirche unter die Leute bringt? „Mit guter Öffentlichkeitsarbeit, kreativen Angeboten sowie der Bewerbung von karitativer Schiene und Bildungsschiene.“ Zichy betont, dass kein anderes Studium als die Theologie so viele unterschiedliche Disziplinen und Zugänge vereint. „Das prägt die Leute natürlich. Und ihre Erfahrungen tragen sie weiter in ihr Arbeits- und Privatleben.“ Nächste Woche im Fokus: Vor 100 Jahren starb Wilhelm Conrad Röntgen. Seine Pionierleistung ermöglichte erstmals den Blick unter die Haut. Bildgebende Verfahren haben seither einen Siegeszug angetreten – weit über die Medizin hinaus. Ein Fokus über neue Technologien und durchleuchtete Bürger(innen).

DIE FURCHE · 5 2. Februar 2023 International 5 PRO Die Verbündeten der Ukraine werden nun doch Kampfpanzer liefern. Indes wird noch mehr schweres Gerät gefordert. Über die Frage, welche Strategie es braucht, um den Krieg zu beenden. CONTRA Von Brigitte Quint Jede zusätzliche Waffe, die geliefert wird, verlängert den Krieg. Geschätzt wird, dass die Ukraine jeden Tag rund hundert Soldaten verliert, tausende Zivilisten haben bereits ihr Leben verloren. Die militärische Unterstützung der Ukraine ist eine denkbar schlechte Lösung – dennoch ist sie besser, als gar keine. „Reden statt aufrüsten“: So lautete in den vergangenen Jahrzehnten die Maxime innerhalb der internationalen Beziehungen. Ließ sich kein gemeinsamer Wertekonsens herstellen, machte man eben miteinander Geschäfte. Zweifelsohne wurde dieser realpolitische Deal bzw. der „pragmatische Pazifismus“ zu wenig hinterfragt. Die Landesverteidigung mutierte zum Nischenthema. Vor dem 24. Februar 2022 hätte es in vielen (europäischen) Bevölkerungen einen Aufschrei gegeben, wenn das Budget für das Militär exorbitant erhöht worden wäre. Dass die Rüstungspolitik ein schmuddeliges Image hat(te), ist selbstredend. „Reden statt aufrüsten“ (und weiter Geschäfte betreiben): So agierten westliche Demokratien auch nach der Krim-Annexion. Neben einigen überschaubaren Sanktionen appellierte man vor allem an Wladimir Putin, das Völkerrecht einzuhalten, was ihn wenig beeindruckte. Der Diplomatie beim Scheitern zusehen konnte die Weltöffentlichkeit auch im Vorfeld des 24. Februar 2022. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Deutschlands Kanzler Olaf Scholz waren nacheinander nach Moskau gereist, um zu deeskalieren; US-Präsident Joe Biden hatte noch wenige Stunden vor der Invasion mit Putin telefoniert, ihm alternative Lösungen vorgeschlagen. Vergebens. Bis heute. Nur auf einer Ebene scheint die Gesprächsbasis zu funktionieren: im Rahmen des Gefangenenaustausches, der regelmäßig stattfindet. Andere Autokratien würden ermutigt Aber eben nicht wenn es darum geht, Frieden zu schaffen. Es gibt nur einen Weg, Putin an den Verhandlungstisch zu führen: Wenn er militärisch keine Erfolgsaussichten mehr hat. Per Definition bezeichnet man die Problemlösung als die Überführung eines unbefriedigenden Zustands in einen besseren. Würden die Verbündeten aufhören, an die Ukraine Waffen zu liefern, würde sich der Zustand nicht bessern, sondern verschlimmern. Die Ukraine als eigenständiger Staat würde binnen Wochen aufhören zu existieren. Die Fortexistenz des ukrainischen Staates ist eines der wenigen Ziele, auf die man sich bislang überhaupt einigen konnte. Weiter gilt es zu verhindern, dass Putin seine „Spezialoperation“ auf weitere Staaten ausweitet. Etwa auf die Republik Moldau. Neben alldem muss mit allen Mitteln vermieden werden, dass sich andere Autokraten ermutigt fühlen, ihre geopolitischen Interessen gewaltsam durchzusetzen. Stichwort China/Taiwan. Versiegte die militärische Unterstützung der Verbündeten, wäre das eine unmissverständliche Botschaft: Ein Staat kann einen anderen souveränen Staat überfallen und darf damit rechnen, damit durchzukommen – solange er militärisch überlegen ist. Und das ist Russland und wird es noch lange bleiben. Trotz der geplanten Lieferung von Kampfpanzern wie des deutschen Leopard 2, des US-Abrams und des Illustration: iStock/ ZU_09 (Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger) Frieden mit Waffen? „ Es gibt nur einen Weg, Wladimir Putin an den Verhandlungstisch zu führen: Wenn er militärisch keine Erfolgsaussichten mehr hat. “ Denn mit jedem Tag, mit jedem Toten verhärten sich die Fronten, jene politischen und auch jene psychologischen der Leidtragenden – bis womöglich nur der volle Sieg oder die absolute Niederlage als Optionen erscheinen. Dass die meisten Menschen in der Ukraine, die angegriffene Opfer sind, so denken und fühlen und nach westlichen Waffen rufen, ist verständlich. Doch sich diese Position, dieses Sieg-Ziel, als Außenstehender eins zu eins zu eigen zu machen, ist etwas anderes. Viele politische Beobachter und Militärfachleute bezweifeln das Narrativ aus Kiew (und vieler Entscheidungsträger aus dem Westen), Russland könne besiegt werden und aus dem besetzten Gebiet verbritischen Challenger 2 an die Ukraine. Wladimir Putin hatte auf eine Frühjahrsoffensive gesetzt, um den Krieg zu seinen Gunsten zu drehen. Der Paradigmenwechsel bei den Verbündeten dürfte das verhindern. Zunächst. Bevor die Kampfpanzer überhaupt auf dem Schlachtfeld rollen, werden bereits Forderungen nach U-Booten, Kampfjets und Langstreckenwaffen lauter. Biden und Co. reagierten in gewohnter Manier und sprachen schon wieder von roten Linien, die man nicht überschreiten dürfe. Diverse Militärexperten prognostizieren allerdings längst, dass in wenigen Monaten der nächste Paradigmenwechsel stattfinden wird (und auf die Forderungen eingegangen wird) und dann das Thema Bodentruppen auf den Plan tritt. Bis jetzt ein Tabu, ein Schreckensgespenst. Tatsächlich aber ein Worst-Case-Szenario, das wohl nur zu verhindern ist, wenn Putin an den Verhandlungstisch gezwungen wird – mit Waffen(lieferungen). Das ist die einzige Sprache, die dieser Mann versteht. Von Jan Opielka Wird die jüngste Entscheidung westlicher Ukraine- Verbündeter, dem Land schwere Kampfpanzer zu liefern, im Rückblick als der zeitverzögerte „Gamechanger“ zugunsten Kiews gelten? Oder wird sie sich als ein zu weit gegangener Schritt hin zu einer unermesslichen Ausdehnung des Abgrunds erweisen? Vieles spricht dafür, dass die Kampfpanzerlieferungen bis auf Weiteres unkontrollierbarer Brandbeschleuniger werden – einer, der die längst auf Eis gelegten Verhandlungen und ein Ende des Kriegs in zeitlich unbestimmte Ferne rückt und politisch ins Reich des Fast-Unmöglichen. Sich Opfer-Sicht nicht zu eigen machen trieben werden – auch die Befreiung der Krim wird ernsthaft diskutiert. Die Ukraine „kämpft für unsere gemeinsamen Werte“, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vor ihrer letzten Kiew-Reise. „Deshalb muss die Ukraine diesen Krieg gewinnen.“ Der Historiker und Osteuropakenner Karl Schlögel meinte wiederum: „Was in der Zukunft aushandelbar sein könnte, wird jetzt im militärischen Kräftemessen entschieden.“ Aber ab welchem Zeitpunkt beginnt die „Zukunft“? Können nicht gewichtige Staaten in der EU – die USA werden es kaum tun – sagen: Genug des „Kräftemessens“!? Ende März 2022 verpasste es der Westen, die Ukraine auf einen damals durchaus aussichtsreichen und, ja, schmerzhaften, Pfad der Verhandlungen und Kompromisse zu drängen. Wenn nun, „ Ende März 2022 verpasste es der Westen, die Ukraine auf einen aussichtsreichen, schmerzhaften Pfad des Kompromisses zu drängen. “ Monate später, das Ziel des vollständigen Sieges über Russland erreicht werden soll: Der Preis dafür werden weitere zehntausende Todesopfer sein. Um diesen „Preis“ bezahlen zu können – es sind die Ukrainer(innen), die dies tun, der Westen gibt „nur“ Geld und Material – werden weit mehr schwere Waffen notwendig sein als die nun zugesagten rund 100 Kampfpanzer. Eine Gegenüberstellung der jeweiligen Waffen-Arsenale der russischen und ukrainischen Seite macht dies deutlich: Es gibt bislang etwa 12.500 russische gegenüber 1900 ukrainischen Kampfpanzern, 779 russische Kampfjets gegenüber 69 ukrainischen, 1543 Kampfhubschrauber Russlands gegenüber 112 der Ukraine, 70 U-Boote und 86 Korvetten Russlands, keine der Ukraine. Es wird klar, warum der ukrainische Vize-Außenminister Andrij Melnyk nach der deutschen Panzerentscheidung twitterte: „Hallelujah! Jesus Christus! Und jetzt, liebe Verbündete, lasst uns eine kraftvolle Kampfflieger-Koalition für die Ukraine einrichten, mit den Kampffliegern F-16 & F-35, Eurofighter & Tornado, Rafale & Gripen und allem, was ihr liefern könnt [...].“ Westliche Waffenlieferungen nach dem Prinzip „immer mehr und schwerer“ bei einem nur vagen, knackig klingenden „Sieg“ als Ziel des Krieges sind noch keine Strategie für sein anzustrebendes Ende. Waffenlieferungen allein begegnen kaum der Komplexität der geopolitisch-globalen Realität. Denn Russland ist das, was einst „systemrelevanten“ Banken zugeschrieben wurde: too big to fail, ein zu gewichtiger Akteur der Staatenordnung, um unkontrolliert zu stürzen. Trotz aller Brutalität und Kriegsverbrechen Putins: Mit Russland muss verhandelt werden. Wenn es solche inoffiziellen Gespräche derzeit und parallel zur immer größeren Waffenunterstützung nicht (mehr) gibt, ist jeder westliche und deutsche Kampfpanzer vor allem auch: immer weniger kontrollierbare Eskalation.

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