DIE FURCHE · 5 16 Diskurs 1. Februar 2024 ZEITBILD Abstecher ins All Foto: virgingalactic.com Lesen Sie dazu auch unser Dossier „Neue Hoffnung im All“ (13.10.2022), inklusive eines Interviews mit Gernot Grömer, auf furche.at. Das Raumschiff, das letzten Freitag vom „Spaceport America“ im US-Bundesstaat New Mexico abgehoben ist, sah aus wie ein Privatjet. Nachdem es ein Trägerflugzeug in eine Höhe von rund 15.000 Metern gebracht hatte, startete die abgekoppelte „VSS Unity“ im fast senkrechten Steigflug weiter durch. An Bord waren zwei Piloten und vier Weltraumtouristen, darunter der Österreicher Franz Haider. Der 61-jährige Unternehmer hatte bereits als Bub davon geträumt, Astronaut zu werden. Nun erfüllte er sich seinen Lebenstraum, als er ein paar Minuten völliger Schwerelosigkeit erlebte – und im Raumanzug von 90 Kilometern auf die Erde hinunterblickte. Genug, um zumindest laut amerikanischer Definition als Astronaut zu gelten. Das Ticket für dieses Abenteuer hatte der gebürtige Waldviertler vor 16 Jahren beim Anbieter Virgin Galactic gekauft. Das vom britischen Milliardär Richard Branson gegründete Unternehmen schloss heuer seinen sechsten kommerziellen Raumflug erfolgreich ab. Wie wird sich dieser Markt weiterentwickeln? „Die private Raumfahrt ist jetzt in einer Phase wie die Luftfahrt vor circa 100 Jahren“, sagt Gernot Grömer, Direktor des Österreichischen Weltraumforums (ÖWF), zur FURCHE. „Sie wird künftig wohl nicht nur solche joy rides anbieten, sondern auch Geschäftsreisen, um möglichst schnell an weit entfernte Destinationen zu gelangen.“ (M. Tauss) Mit dem neuen Rubbellos „Schatzkarte“ geht es auf einem Los gleich dreimal um Gewinne bis zu 100.000 Euro. Mit der Schatzkarte zu 100.000 Euro Einmal auf Schatzsuche begeben und gleich dreimal die Chance auf einen Gewinn haben – das bietet das neue Rubbellos der Österreichischen Lotterien. Mit der „Schatzkarte“ gibt es nun ab sofort zum Lospreis von 5 Euro die Chance auf einen Gewinn von bis zu 100.000 Euro. Auf jedem der Rubbellose warten dabei drei Spiele auf die Schatzsucher. Rubbelt man bei einem Spiel dreimal den gleichen Geldbetrag frei, hat man diesen einmal gewonnen. IHRE MEINUNG Schreiben Sie uns unter leserbriefe@furche.at Es ist Zeit, aufzuwachen Von Brigitte Quint, Nr. 4, S. 1 sowie Den Heiland spielen Von Doris Helmberger, Nr. 3, S. 1 Herzlichen Dank für Ihre deutlichen und verdeutlichenden Worte. Leider mangelt es einem großen Teil unserer Bevölkerung an politischer Mündigkeit. Darin sehe ich die größte Gefahr für die Demokratie. Viele Menschen (die meisten?) sind nicht in der Lage zu erkennen, wohin führen kann, was mit den Worten eines Herbert Kickl beginnt. Lernen aus der Geschichte ist ihnen fremd. Politische Bildung (beispielsweise auch durch Artikel wie diese) halte ich deshalb für ein Gebot der Stunde. DIE FURCHE ist mir überhaupt eine wertvolle Fundgrube zu unterschiedlichsten Themen! Danke! Johann Karner, via Mail wie oben Da braut sich was zusammen, sollte man meinen! Herbert Kickl mit seiner Rabaukenpartie hat 30 Prozent bei den Umfragen! Ein Schock für so manchen. Doch vielleicht sollte man die Angelegenheit einmal umkehren? Denn das heißt auch: 70 Prozent wollen ihn nicht! Und zwar 70 Prozent derer, die wählen werden! Das waren bei der letzten Nationalratswahl rund 75 Prozent der Wahlberechtigten! Die 25 Prozent Nichtwähler haben also auch keine Lust auf Kickl. So betrachtet haben rund 80 Prozent der Wahlberechtigten nichts mit dieser Partei auf dem Hut! Also nichts als ein aufgeblasener Papiertiger? Horst Höpfner, Trofaiach Wir brauchen kein Mitleid Von Manuela Tomic, Nr. 4, Seite 11 Das in diesem Artikel angeführte Zitat von Sara Maitland, „Wir fürchten uns heute derart vor dem Alleinsein, dass wir denjenigen, die gern allein sein möchten, die Fähigkeit absprechen, ihre eigenen Gefühle zu kennen“, finde ich sehr interessant. Die Weltgesundheitsorganisation hat im November 2023 angekündigt, „eine neue Kommission für soziale Beziehungen einzusetzen, um Einsamkeit als dringendes Gesundheitsproblem anzugehen, die Wichtigkeit von Sozialkontakten hervorzuheben und die Lösungsfindung sowohl in wohlhabenderen als auch in ärmeren Ländern zu beschleunigen“. Ich bin gespannt, welche Aktivitäten gesetzt werden, um der Epidemie der Einsamkeit entgegenzuwirken. Ing. Harald Schober, via Mail Der G-Punkt: eine Verständnisfrage Von Doris Helmberger, Nr. 4, S. 15 Es gibt keine Lösung, die beim Gendern „beide Seiten“ gleichermaßen zufriedenstellt. Frauen fühlen sich durch das „Mitgemeint“ ignoriert, Männern mag das zu kompliziert sein. Außerdem wird das Lesen eines Textes holprig. Jede lokale Lösung tendiert zum Lächerlichen. Wenn eine Gendersprache eingeführt werden soll, dann nur im Rahmen einer Rechtschreibreform, die für alle deutschsprachigen Länder zur Norm erklärt wird. Helmut Waltersdorfer, Neuhofen Das Rubbellos „Schatzkarte“ wurde mit einer Auflage von 1,2 Mio. Losen produziert und ist zum Preis von 5 Euro in den Annahmestellen erhältlich. Die Ausschüttungsquote beträgt 58,0 %. Die Chance auf einen Gewinn beträgt 1:2,83. Auf dem Rubbellos „Schatzkarte“ bis zu 100.000 gewinnen. Ein Brieflos mit 100.000 Euro für Dich Foto: Österreichische Lotterien GLAUBENSFRAGE Offene Türen? Eine Lehre, die ich aus Missbrauch und Vertuschungsgewalt ziehe, ist die Unmöglichkeit, theologische Begriffe rein positiv zu fassen. Kirche, Gnade, Erwählung, Heil wurden zu kontaminierten Begriffen. Im Zuge der Demonstrationen gegen Rechtsextremismus in Deutschland und Österreich ist wiederum zu lernen, dass die Problematik auch in politischen Kontexten besteht. So bei dem Ausdruck „offene Türen“. Selbstverständlich schätze ich sie in Kirche und Gesellschaft. Aber als ich am 20. Jänner in Koblenz an einer Demonstration teilnahm, erfuhr ich, wie falsch ein solches Offenhalten sein kann. Obwohl in Koblenz ein breites Bündnis von Parteien und Vereinen zur Demonstration aufrief, waren CDU und FDP nicht dabei. Ich sehe darin einen Versuch, sich die Tür zur AfD einen Spaltbreit offen zu halten. Parteien der Mitte wollen sich undemokratische Seitenwege zur Macht nicht durch das Schließen von Türen verbauen. Der Rechtspopulismus sickert in die Mitte der Gesellschaft. Manchmal strömt er sogar. Daher Von Hildegund Keul erklärten die sechs katholischen Bischöfe, die für Ostdeutschland zuständig sind, kürzlich in einem gemeinsamen Appell, dass sie „die Positionen extremer Parteien wie dem III. Weg, der Partei Heimat oder auch der AfD nicht akzeptieren können“. Richtig so. Denn das Christentum hat einen besonderen Grund, warum es der Unmenschlichkeit der „Remigrationspolitik“ widerstehen muss. Es glaubt daran, dass Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist. Mit der Menschwerdung erklärt sich Gott mit allen Menschen solidarisch, insbesondere mit denen in Not und Bedrängnis. Daher muss die Tür zum Rechtsextremismus geschlossen werden. Wenn es bei Demonstrationen heißt: „Wir sind die Brandmauer“, dann haben Christinnen und Christen einen besonders guten Grund, hier in erster Reihe zu stehen. Die Autorin ist katholische Vulnerabilitätsforscherin an der Universität Würzburg. MEDIEN ■ A. Thierry (1938–2024) IN KÜRZE „Holt sie aus den Heimen!“: So lautete der Titel des ersten Artikels, den Angela Thierry 1986 für DIE FURCHE schrieb. Es ging um Pflegekinder – und um den Skandal, dass noch immer tausende von ihnen in Institutionen aufwachsen mussten. Bis 2002, als sie eine Reportage aus Mexiko schickte, sollte sie zahllose Texte für dieses Blatt beisteuern. Kaum ein Thema aus dem weiten Feld der Gesellschaft, Politik und Gesundheit, das sie nicht erörterte und analysierte. Am 19. Jänner ist Thierry, die 1938 als Freiin von Eichhoff geboren wurde, im 87. Lebensjahr verstorben. Alle FURCHE-Texte von Angela Thierry (von 1986 bis 2002) sind auf ihrer Autorinnenseite nachzulesen – zu finden auf furche.at sowie unter obigem QR-Code. Das Besondere an Brieflos? Man betritt die Annahmestelle und hat die Chance, sie mit einem sechsstelligen Gewinn wieder zu verlassen. Bei „Brieflos Für Dich“ gibt es für alle Personen ab 18 Jahren die Chance auf 100.000 Euro Hauptgewinn und viele weitere Gewinne zwischen 1 und 10.000 Euro sowie das BONUSRAD. Und das bei einem Lospreis von nur 1 Euro. Die Brieflos Familie besteht aus dem Brieflos (1 Euro), dem Brieflos „10 fette Jahre“ (2 Euro), dem Super Brieflos (2 Euro) und dem Mega Brieflos (3 Euro). Steht auf dem Gewinnabschnitt Ihres Briefloses BONUSRAD, haben Sie in jeder Trafik und Annahmestelle in ganz Österreich die Chance auf einen Sofortgewinn. Sie sehen das virtuelle BONUSRAD direkt vor Ort am Kundenbildschirm und können live mitverfolgen, auf welchem der Gewinnfelder es stehenbleibt. Der BONUSRAD Hauptgewinn beträgt bei Brieflos 10 Euro, beim Super Brieflos 30 Euro und beim Mega Brieflos 100 Euro.
DIE FURCHE · 5 1. Februar 2024 Geschichte 17 1928 eskalieren die Proteste der Bauern in Norddeutschland. Das Symbol der Landvolkbewegung, ein weißer Pflug, durchbohrt vom roten Schwert, taucht auch 2024 wieder auf. Umso wichtiger, die Geschichte zu kennen. Fahne In einem feierlichen Akt wird hier, 1930, den Bauern ihre beschlagnahmte Protestfahne zurückgegeben. Von Christian Jostmann Auch damals begann es mit einer Großdemo im Jänner. In Schleswig-Holstein, vor allem an der Westküste, wo die Wiesen fett sind und die Höfe seit Jahrhunderten in Familienbesitz, marschieren am 28. Jänner 1928 rund 140.000 Menschen durch die Straßen der Ackerstädte: eine Demonstration bäuerlichen Unmuts, wie sie das Land noch nicht gesehen hat. Die Landwirte sind in Not, am meisten jene, die in die kapitalträchtige Schweinemast investiert haben. Sie sehen ihre Existenz bedroht durch Überschuldung, hohe Steuern und Billigkonkurrenz aus dem Ausland. Von der Regierung in Berlin fordern sie eine Reform der Agrarpolitik und mehr Staatshilfen. Die Regierung gibt sich verständnisvoll, gewährt zunächst Steueraufschub. Doch angesichts leerer Staatskassen kann sie sich solche Nachsicht nicht lange leisten. Im Herbst 1928 rücken ihre Beamten aus, um die Steuern notfalls durch Pfändungen und Zwangsversteigerungen einzutreiben. Da greifen die Bauern zur „Selbsthilfe“. Sie demonstrieren vor Finanzämtern, verbrennen öffentlich Steuerbescheide, bedrohen Beamte und jene von ihren Standesgenossen, die bei den Versteigerungen mithalten. Flächenbrand Ende November 1928 eskalieren die Proteste in Beidenfleth an der Elbmündung. Gerichtsvollziehern, die zwei Ochsen pfänden wollen, stellen sich mehrere Hundert mit Stöcken bewaffnete Männer in den Weg. Sie haben Strohballen angezündet. Verängstigt vom Feuer, das himmelhoch lodert, reißen sich die Tiere los und fliehen in den Stall zurück. Der „Ochsenkrieg“ von Beidenfleth wird zum Fanal. An allen Ecken Norddeutschlands flackert Protest auf, verdichtet sich zum Flächenbrand, den die Regierenden in Berlin und ihre Vertreter vor Ort bald nur mehr mit Polizeigewalt eindämmen können. Die sich formierende Landvolkbewegung hat zwei Väter: Wilhelm Hamkens und Claus Heim, der eine aus Eiderstedt, der andere aus Dithmarschen. Beide bewirtschaf- Bauernproteste mit Symbol ten große Höfe und gehören dem deutschnationalen Frontkämpferbund „Stahlhelm“ an. Um ihre Ziele wirksamer propagieren zu können und weil „die Tagespresse üblichen Kalibers“ nicht die „Wahrheit“ schreibe, sondern im Dienst „des herrschenden System“ stehe, gründen Hamkens und Heim Anfang 1929 ihr eigenes Medium: Das Landvolk heißt das Blatt, dessen Redakteure keines vor den Mund nehmen. Getreu dem Motto der Zeitung „Lewwer duad üs Slaav!“ – Lieber tot als Sklave! – wettern sie gegen die „Versklavung des deutschen Volkes“ durch die „Bonzen“ und „jüdisch-rationalistischen Politiker“ der Weimarer Repu blik, durch das „international-jüdische Großkapital“ oder allgemein den „jüdischen Geist“. Ging es den Bauern anfangs in erster Linie um ökonomische Missstände, so lassen sie sich von ihren Wortführern nun prinzipiell gegen das „jüdisch-parlamentarische System“ in Stellung bringen. Es soll durch eine „Volksgemeinschaft“ ersetzt werden. Im Sommer 1929 verbüßt Hamkens wegen Aufrufs zum Steuerstreik eine einmonatige Haftstrafe. Als er am 1. August entlassen wird, marschieren in Neumünster mehr als tausend seiner Anhänger auf. An der Spitze des Zuges, befestigt an einem Sensenblatt, schwingen sie eine Fahne, die Hans Fallada, Augenzeuge und Sympathisant der Bewegung, in seinem Roman „Bauern, Bonzen und Bomben“ (1931) wie folgt beschreiben wird: „Das Fahnentuch ist schwarz. Das ist das Zeichen unserer Trauer über diese Judenrepublik. Drin ist ein weißer Pflug: Symbol unserer friedlichen Arbeit. Aber, daß wir auch wehrhaft sein können: ein rotes Schwert. Alles zusammen die alten Farben: schwarzweißrot.“ Im Juni 2020 nehmen auf einer Weide bei Eiderstedt mehr als 300 Traktoren Aufstellung. Als es dämmert, schalten die Traktoren ihre Scheinwerfer ein, und da erstrahlen, aus der Luft sichtbar, erneut die alten Farben: vor dem schwarzen Hintergrund der nächtlichen Erde ein weißer Pflug, durchbohrt vom roten Schwert. Die Botschaft ist unmissverständlich: Die Landvolkbewegung ist wieder da. Und tatsächlich, wenn in jüngster Zeit Bauern auf die Straße gehen, um für ihre Interessen zu demonstrieren, sieht man des öfteren die Fahne von 1929 an ihren Traktoren wehen, so auch vielerorts während der deutschlandweiten Protestwoche Mitte Jänner dieses Jahres. Historisch belastet Die sie hissen, die Möchtegern- Heims und -Hamkens’ von heute, können nichts Anstößiges daran finden. Für sie ist die Fahne ein Symbol legitimen Widerstands gegen einen Staat, der, mit internationalen Mächten im Bunde, ihre Existenz bedroht. Ein Symbol, das sie wie ihre Höfe von ihren Vorfahren ererbt haben. Dass die Fahne und die Bewegung, für die sie steht, historisch belastet sind, wollen sie nicht wahrhaben. Als die Fahne der Landvolkbewegung an jenem 1. August 1929 erstmals ausgerollt wird, erkennt die Polizei darin eine Gefährdung der öffentlichen Ordnung. Sie erzwingt die Herausgabe des Banners und beendet die Demonstration mit Gewalt. Die Polizei ist nervös, denn einige Bauern begnügen sich längst nicht mehr mit passivem Widerstand. Zwischen Mai und September 1929 verübt eine von Claus Heim angeführte Gruppe mehr als ein Dutzend Sprengstoffattentate auf Regierungsgebäude und Privathäuser von Beamten. Auch im Reichstag in Berlin explodiert eine Bombe. Ob durch Zufall oder Absicht kommen bei den Anschlägen keine Menschen zu Schaden. Doch die Folgen sind verheerend für die Landvolkbewegung, denn an der Gewalt scheiden sich Friedrich Heer schrieb am 20.1.1983 über „Falladas Leben und Tode“. Nachzulesen auf furche.at. „ Zwischen Mai und September 1929 verübt eine Gruppe mehr als ein Dutzend Sprengstoffattentate. “ Foto: picturedesk.com / SZ Photo die Geister. Während ein Teil der Bauern, unter ihnen auch Hamkens, die Attentate ablehnt, steht der radikalere Flügel bald führerlos da. Im Herbst 1929 werden Heim und seine Komplizen verhaftet und 1930 in Altona vor Gericht gestellt. Sie fassen hohe Freiheitsstrafen aus, die längste Heim selbst, der zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt wird. Während des gesamten Prozesses weigert er sich, auch nur ein Wort zu sagen. Vorbereiteter Boden Andere schreien dafür umso lauter. Hitler ist schon 1928 in Dithmarschen vor 10.000 Bauern aufgetreten. Jetzt, da die Landvolkbewegung gespalten und führerlos ist, stößt die NSDAP in die Lücke und nimmt sich ihrer enttäuschten Anhänger an. Das fällt ihr umso leichter, als die Partei Hitlers gegen dieselben Feinde zu Felde zieht wie das Landvolk unter Heim und Hamkens: gegen die Juden und die vermeintlich von ihnen beherrschte Republik. Bei den Reichstagswahlen im September 1930 erhält die NSDAP in Schleswig-Holstein 27 Prozent aller Stimmen, im Juli 1932 erringt sie dort, erstmals im Reich, die absolute Mehrheit. So fährt Hitler die politische Ernte auf dem Boden ein, den Hamkens und Heim ihm bereitet haben. Claus Heim kommt 1932, durch parlamentarisches Votum von NSDAP und KPD, in den Genuss einer Amnestie. Eine Weile versucht er noch, aus seinem Nimbus als politischer Märtyrer Kapital zu schlagen und die Landvolkbewegung wieder aufleben zu lassen. Doch im totalitären Führerstaat ist für aufsässige Bauern kein Platz, und seien sie noch so völkisch gesinnt. 1933 wird die Landvolkbewegung „gleichgeschaltet“, und wie so viele andere Exponenten der „konservativen Revolution“, die ihren Teil zur Zerstörung der Demokratie beigetragen haben, werden auch ihre Führer mundtot gemacht.
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