Aufrufe
vor 14 Stunden

DIE FURCHE 22.05.2025

DIE FURCHE

21 · 22. Mai 2025DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 81. Jg. · € 6,–„Ich wusste nicht, wie man sich wehrt“ „Eine Entschuldigung genügt nicht“ Schauerromantik, Sozialkritik und AvantgardeWie eine achtfache Mutter in Nicaragua durch eineInitiative lernte zu lesen, zu schreiben – und sichvor Gewalt zu schützen. · Seiten 7–8Der „Fall Waldstein“ sorgt für Unruhe in der Kirche.Ein Interview mit dem Rektor der Hochschule Heiligenkreuz,Wolfgang Klausnitzer. · Seite 9Vor 150 Jahren verstarb der französische SchriftstellerVictor Hugo. Bemerkenswert ist auch seingrafisches Werk. · Seite 17Das Thema der WocheSeiten 2–4Viele Jugendliche verlieren die Lust am Lernen. Wie kämpfenLehrkräfte und Eltern gegen die Feinde der Neugier?Vom Müssenzum MögenFoto: Mirjam Reiter„Verschleiernist vorbei“Foto: Getty Images / Malte MuellerFinanzminister Markus Marterbauer(SPÖ) ist aktuell der beliebtesteMinister Österreichs. Im FURCHE-Interview spricht er über das ausden Fugen gelaufene Budget, seineSanierungsvorschläge, eine „Politikder Hoffnung“ und die Beteiligungaller zur Rettung der Demokratie.Seiten 5–6Angesichts der apokalyptischen Lage in Gaza sollten die Golfstaaten den Palästinensernendlich Zuflucht und humanitäre Korridore gewähren. Ihre Zurückhaltung ist blanker Zynismus.Die Splitter der MoralAUS DEM INHALT1700 Jahre Konzil von NizäaDas kirchengeschichtliche Ereignis erstenRanges findet in der breiten Öffentlichkeitkaum Widerhall. Betrachtungen einesJubiläums mit Gewicht. Seiten 10–11Von Brigitte QuintSeit dem 16. Mai 2025 führt Israelunter dem Namen „Operation GideonsStreitwagen“ eine massiveBodenoffensive im Gazastreifendurch. Das erklärte Ziel lautet, dieHamas zu zerschlagen, Geiseln zu befreien,die vollständige Kontrolle über das Gebietzu erlangen. Inzwischen scheint Gaza untereinem Bombenteppich zu verschwinden.In den vergangenen Tagen wurden beiisraelischen Luftangriffen über 300 Menschengetötet, darunter zahlreiche Frauenund Kinder. Hunderttausende sind obdachlos,viele kämpfen ohne Strom, Wasser odermedizinische Versorgung ums Überleben.Zwar genehmigte Israel zuletzt die Einfuhrvon rund hundert Hilfstransporten – eineSteigerung gegenüber den täglich neun davor–, doch liegt diese Zahl weit unter denrund 500 täglichen Lieferungen, die vorKriegsbeginn üblich waren.Die verantwortungslose Strategie derRegierung Netanjahu und ihrer ultrarechtenKoalitionspartner wird mittlerweileselbst von traditionell israelfreundlichenMedien scharf kritisiert. Aufhorchen lässtauch die Aussage des Ex-Generals Yair Golan,der erklärte, sein Land entwickle sichzu einem „Pariastaat“. London wiederum„ Milliarden werden inFußball, Kultur undImagepflege investiert.Die Kapazitäten sinddefinitiv vorhanden.“setzte aufgrund der aktuellen Situationdie Freihandelsgespräche mit Israel aus.Ja, was in Gaza geschieht, ist längst mehrals eine militärische Reaktion auf den Terrorder Hamas: Es ist die systematische Entwürdigungeiner entrechteten, wehrlosenZivilbevölkerung. Angesichts der humanitärenKatastrophe entwickelt sich in derarabischen Welt ein Zorn, der längst überProtest hinausgeht. Vielerorts heißt es, Gazasei der moralische Prüfstein der Welt. EineDiagnose, die schwer von der Hand zuweisen ist. Denn wenn sich die Gültigkeitethischer Prinzipien an der Gaza-Fragebemisst, dann macht sich nicht nur Israelschuldig, sondern auch dessen Verbündete.Und mit ihnen all jene, die schweigen, obwohlsie helfen könnten.Schweigen als kollektives VersagenZu diesem kollektiven Versagen gehörtauch die weitgehende Gleichgültigkeit derreichen Golfstaaten. Sie ist keine Rand notiz,sondern ein struktureller Bestandteil derTragödie. Zwar beschwören die jeweiligenHerrscher unablässig die historische Solidaritätmit dem palästinensischen Volk,doch jenseits dieser symbolpolitischenRhetorik bleiben konkrete Taten aus.Während Saudi-Arabien, die VereinigtenArabischen Emirate, Katar und Kuwait Milliardenin Fußball, Kultur und Imagepflegeinvestieren, verweigern sie den PalästinensernSchutz und Zuflucht. Sie inszenierensich als einflussreiche Akteure in der Weltpolitikund sind nicht einmal bereit, ein einzigesFlüchtlingslager für palästinensischeFamilien zu errichten. Dabei wäre es einLeichtes, zumindest temporäre Aufnahmeprogrammefür Verletzte, Kranke oder besondersgefährdete Menschen, etwa Kinder,Alte oder Verwundete, ins Leben zu rufen.Auch Visa-Erleichterungen, medizinischeEvakuierungen oder humanitäre Korridorewären kurzfristig machbar.Stattdessen berufen sich die Golfstaatenauf das Rückkehrrecht der Palästinenser.Das ist zwar ein edel klingendes Prinzip,das allerdings angesichts der apokalyptischenLage in Gaza zynisch wirkt. Wer denpalästinensischen Schmerz seit Jahrzehntenzum Symbol arabischer Einheit erhebt,muss auch die Last der Verantwortung tragen,nicht nur die der Empörung.Die Kapazitäten sind vorhanden. Doch esfehlt am politischen Willen, das humanitäreEngagement zu einer glaubwürdigenSäule arabischer Außenpolitik zu machen.Jahrzehntelang wurde die ungelöste Flüchtlingsfragevon arabischen Regierungen alsstrategisches Druckmittel gegenüber Israelund dem Westen genutzt. Eine ehrliche Lösung– die auch Umsiedelung als Teil einesumfassenden humanitären Konzepts nichtausschließt – würde die arabische Weltglaubwürdiger erscheinen lassen.brigitte.quint@furche.atKurz und die Wanze per WhatsAppDas „Silicon Wadi“ in Israel ist zum Zentrumfür Cyber- und Spionagetechnik geworden.Die Verbindungen reichen bis nach Wien,zum Beispiel zum Ex-Kanzler. Seiten 12–13Elisabeth Orth (1936–2025)Am 17. Mai starb die Doyenne des Burgtheaters.Über 20 Jahre lang schrieb die großartigeSchauspielerin die Kolumne „Nur so amRande“ für DIE FURCHE. Seiten 14, 15, 21Alles nur nicht internationalBeim Filmfestival in Cannes treffenUS-Großproduktionen auf unabhängigeFilmemacher. Donald Trumps Pläne fürStrafzölle beunruhigen beide. Seite 19Der Clown und seine RegisseureDie Trump-Regierung setzt die US-Universitätenmassiv unter Druck. Das ist Teil einesjahrzehntelangen Projekts konservativerStrategen. Ein Rückblick. Seite 22@diefurche@diefurchefurche.at@diefurche.bsky.socialDie FurcheÖsterreichische Post AG, WZ 02Z034113W,Retouren an Postfach 555, 1008 WienDIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 WienTelefon: (01) 512 52 61-0

DIE FURCHE 2024

DIE FURCHE 2023