28 · 10. Juli 2025DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 81. Jg. · € 6,–Religionsführer, Nobelpreisträger, ProvokateurDer Dalai Lama ist 90. Er gilt als einer derwichtigsten spirituellen Lehrer der Gegenwart –mit Hang zur Irritation. · Seite 7Zwischen Hoffnung und HilflosigkeitDie Architekturbiennale 2025 in Venedig willüberzeugen. Dominierendes Thema: der Klimawandel.· Seite 13Kultursommer für KinderMit einem lebendigen Programm wollen die SalzburgerFestspiele schon bei den Kleinsten die Türzu neuen Welten öffnen. · Seite 16Das Thema der WocheSeiten 2–4Foto: APA / Erwin ScheriauWir ertrinken im Nachrichtenstrom, onlineerscheinen Eilmeldungen im Minutentakt.Vielen wird das zu viel, aber es gibt Lösungenabseits der Abkapselung vom Weltgeschehen.Sinn statt FlutBild: iStock/cluGrüne Markmacht blauSeit etwas mehr als einem halbenJahr regiert FPÖ-LandeshauptmannMario Kunasek in der Steiermark.Die ÖVP kommt mit der Rolle alsJuniorpartner noch nicht zurecht.Und die jüngsten Einsparungen imSozialbereich haben mehr symbolischeals finanzielle Wirkung.Seiten 5–6Während Leo XIV. in Castel Gandolfo urlaubt, wird an den Reformen des verstorbenen Papstsgesägt. Ein Projekt des Argentiniers findet jedenfalls seine Fortsetzung.Römischer SommerAUS DEM INHALT„Sie haben viel zu verlieren“Vorurteile können es Schülern erschweren,Leistungen abzurufen. Die so entstehendeBildungsungerechtigkeit kann sich Österreichnicht leisten. Seite 8Von Till SchönwälderPapst Leo XIV. ist am Sonntag indie päpstliche SommerresidenzCastel Gandolfo abgereist. Er entfliehtdem glühend heißen römischenSommer – was nur allzuverständlich ist. Der Papst reaktiviert damiteine Tradition, die weit zurückreicht:Seit Urban VIII. (1623-1644) nahmen diemeisten Päpste im Juli und August ein paarWochen Auszeit in der Kühle der AlbanerBerge. Franziskus brach mit dieser Tradition,er blieb auch im Sommer im Vatikanund reduzierte lediglich sein Arbeitspensum.Nun ist der Papst zurück – sehr zurFreude der einheimischen Bevölkerung,denn der Tourismusfaktor des prominentenGasts ist nicht zu unterschätzen, auchwenn der Papst sich streng abgeschirmthinter den dicken Residenzmauern erholt.Medien und Interessierte schauen aktuellmit Argusaugen auf jedes Zeichen, mitdem Leo vom Kurs seines Vorgängers abweicht.Dabei ist die Episode um CastelGandolfo allenfalls eine Randnotiz. Immerdeutlicher sichtbar wird das Bestreben traditionalistischerStrömungen in der katholischenKirche, das kirchenpolitische Erbevon Papst Franziskus rückabzuwickeln. Indiesem Kontext lässt sich etwa die Aussage„ Immer deutlicher wirddas Bestreben derTraditionalisten, dasErbe von Franziskusrückabzuwickeln.“des Vorsitzenden des GesamtafrikanischenBischofsrats, Kardinal Fridolin Ambongo,lesen, der Anfang Juli betonte, dass diepastorale Priorität auf dem afrikanischenKontinent „nicht im Problem der Homosexualität“bestehe – allein die Wortwahldes Erzbischofs von Kinshasa lässt tief blicken.Das veranlasste den Präfekten des vatikanischenGlaubensdikasteriums, VíctorManuel Fernández, immerhin zu einerKlarstellung, dass es bei der ErklärungFiducia supplicans, mit der Franziskus2023 die Segnung homosexueller Paare ermöglichte,keine Änderungen geben werde.Geleakte DokumenteNoch brisanter ist hingegen ein Dokumentmit angeblichen Ergebnissen einer Bischofsumfragevor der Einschränkung dervorkonziliaren Liturgie, das nun an die Öffentlichkeitgespielt wurde. Mit dem ErlassTraditionis custodes hatte Papst Franziskus2021 die durch seinen Vorgänger Papst BenediktXVI. 2007 erfolgte allgemeine Zulassungdes vorkonziliaren Messritus – alsoin lateinischer Sprache und mit Priestern,die mit dem Rücken zum Kirchenvolk zelebrieren– wieder zurückgenommen. Die Erlaubniszur Feier der Alten Messe knüpfteFranziskus an strenge Auflagen – sehr zumMissfallen traditionalistischer Kirchenkreise.Die nun von der konservativen Vatikan-JournalistinDiane Montagna veröffentlichtenDokumente zeichnen ein Bild,das nahelegt, eine Mehrheit der befragtenBischöfe habe dem Papst von einer solchenEinschränkung abgeraten. Dass es sich beiden veröffentlichten Texten lediglich umeine „sehr partielle und unvollständigeRekonstruktion des damaligen Entscheidungsprozesses“handelt, wie der vatikanischeKommunikationschef Matteo Bruniklarstellte, ist für die Verfechter der AltenMesse eine Nebensächlichkeit. Sie fühlensich in ihrem Misstrauen gegenüber demverstorbenen Papst bestätigt.Und Leo? Wie er zum Liturgiestreitsteht, ist noch nicht bekannt. Robert Prevostwird sich allerdings gut überlegen, inwieweiter zu Zugeständnissen gegenüberden Hardlinern bereit ist. Dass es Leo XIV.mit einem anderen Anliegen von Franziskus,dem Synodalen Prozess, ernst meint,hat am Anfang der Woche die Präsentationdes Schreibens zur Umsetzungsphase derWeltsynode für eine synodale Kirche gezeigt.Diese mündet in einer „allgemeinenkirchlichen Versammlung“ 2028 im Vatikan,die Franziskus selbst noch kurz vorseinem Tod in Auftrag gegeben hat. Das Reformprojektist bekanntermaßen unter denTraditionalisten ebenfalls wenig beliebt. Sobleibt zu erwarten, dass Leo den von Franziskuseingeschlagenen Weg der Erneuerungder Kirche abseits von Symbolpolitikim Stile von Castel Gandolfo weitergeht.till.schönwälder@furche.atDie Liebe zum LebendigenPhilosophin Katharina Lacina schreibt inihrer Kolumne über die Biophilie. Die Naturkann zum Lebensglück beitragen - manmuss sie nur wahrnehmen. Seite 10Blind für den AntijudaismusAm 7. September wird „Cyberapostel“ CarloAcutis heiliggesprochen. Die Problematikseiner „Liste der Eucharistischen Wunder“bleibt weiter unaufgearbeitet. Seite 11Auf den Spuren der WahrheitWer behauptet, noch nie gelogen zu haben,lügt. Warum neue Erkenntnisse aus derWissenschaft der Mentiologie nicht nur vorGericht relevant sind. Seite 18Gleiche Chance für alleMit ihrem Verein buntaž wollen Željana Jurićund Anja Szumny Jugendlichen bei ihremStart ins Berufsleben helfen. Damit nichtnur zählt, woher man kommt. Seite 20@diefurche@diefurchefurche.at@diefurche.bsky.socialDie FurcheÖsterreichische Post AG, WZ 02Z034113W,Retouren an Postfach 555, 1008 WienDIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 WienTelefon: (01) 512 52 61-0
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