50 · 12. Dezember 2024DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 80. Jg. · € 6,–„Es ist gut, wenn die EU drauf schaut“ Warum liest mein Sohn nicht? Und doch mit LebensmutDer ehemalige Sektionschef im Finanzministerium,Thomas Wieser, über Budgetlöcher, politische Liebkinderund Verantwortung. · Seite 6Ein Buch unter dem Christbaum begeistert diewenigsten Buben. DIE FURCHE geht dem Lesefrustauf den Grund. · Seiten 12–13Mit „Die letzte Patientin“ ist Ulrike Edschmid wiederein kleines großes Buch gelungen – über das Lebenzweier versehrter Frauen. · Seite 17Das Thema der WocheSeiten 2–4Mehr Männer wollen sichum ihre Kinder kümmern.Ist das von der Natur sogewollt? Über tierischeParadepapas, den heiligenJosef als Role-Model, Vätermit Migrationshintergrundund das Problem mitder Karenz.DerVaterinstinktFoto: Graeme Robertson / Eyevine / picturedesk.comFoto: Kathpress / Johannes Pernsteiner„Das Konklavegehört insMittelalter“Am 20. Dezember wird der „Kirchenerklärerder Nation“, Paul Zulehner,85 Jahre alt. Ein FURCHE-Interviewüber die Zukunft des Glaubens,mutlose Bischöfe und die Frauenordination.Seiten 9–10Naivität ist angesichts des Umsturzes in Syrien fehl am Platz. Besonnenheit wäre gefragt, dochstattdessen reagiert das politische Österreich im Jargon der empathielosen Verachtung.Aus den TiefenAUS DEM INHALTDie Angst vor einem DiktatkriegDer US-Außenminister forderte jüngst,nun auch 18-jährige Ukrainer an die Frontzu schicken. Wo bleibt der Aufschrei?Sind wir ethisch abgestumpft? Seite 8Von Doris HelmbergerAm selben Tag, als die halbe Weltden Glanz von Notre-Dame deParis bestaunte, kollabierte inSyrien ein Schreckensregime.Binnen weniger Tage hatte eineRebellenallianz das vom Krieg verheerteLand überrannt. Bald entdeckte man dieTiefen des Systems von Diktator Bascharal-Assad: die Gefängnisse, die Folterkeller,das „Schlachthaus“ Saidnaya bei Damakus,in dem Menschen in unterirdischenZellen jahrelang gefangen gehalten undgequält worden waren. Plötzlich waren siefrei, plötzlich schien in Syrien das Undenkbaremöglich: Frieden und Freiheit nach54 Jahren Gewaltherrschaft und 13 JahrenBürgerkrieg (vgl. die Analyse des Nahost -Experten Reinhard Schulze auf Seite 14).Die Freude über das Ende des Assad-Terrorsist nachvollziehbar. Nach Jahren der„völligen Abwesenheit von Zukunft“, wie esetwa der im nordsyrischen Aleppo tätigeFranziskanerpater Ibrahim Alsabagh 2022im FURCHE-Gespräch formulierte, öffnetsich nun ein Zeitfenster der Hoffnung – imLand selbst wie auch bei den Geflüchtetenin aller Welt. Über drei Millionen sind es alleinin der Türkei, mehr als 700.000 jeweilsim Libanon und in Deutschland, immerhin„ ‚Asylverfahren stoppen‘zu wollen, ist absurd.Wohl aber gilt es,Anreize für freiwilligeRückkehr zu schaffen.“100.000 in Österreich. Ob man den Schalmeientönendes neuen starken Mannes inDamaskus, Kampfname Abu Mohammedal-Dschulani, trauen kann, ist aber mehr alsfraglich. Zwar verspricht der Führer der islamistischenRebellengruppe Hayat TahrirAl-Sham (HTS) Freiheit und Minderheitenrechte,doch noch am Sonntag verkündete erin der Umayyaden-Moschee in Damaskus:„Dieser Sieg, meine Brüder, ist ein Sieg fürdie islamische Nation.“„Messerfachkräfte“ ab in die Heimat?Umso mehr wäre nun von den politischenSpitzen Besonnenheit gefragt – auchin Österreich, wo gemessen an der Bevölkerungeine der größten syrischen ExilcommunitysEuropas entstanden ist (mitallen Herausforderungen bis hin zu Integrationsproblemenan Wiener Schulen)und viele nun zwischen Hoffen und Bangenhin- und hergerissen sind.Dass die FPÖ den politischen Umsturzsofort für ihre eigene Hass-Agenda instrumentalisieren würde, war zu erwarten.Tatsächlich kommentierte HerbertKickl die Bilder zehntausender feiernderSyrer am Wiener Ring auf Facebook mitdem Satz, dass nun „den syrischen Mes-serfachkräften in ihrem Heimatland neueEntwicklungsmöglichkeiten“ offenstünden.Entsprechende Hasspostings (meistversehen mit Klarnamen) folgten auf allenKanälen. Dass und wie sehr aber auchdie ÖVP als selbsternannte „Partei der Mitte“– mit öffentlich zelebriertem Abgrenzungsbedürfnisgegenüber der Kickl-FPÖ –jegliche Empathie ad acta und den Fokussofort auf „Abschiebung jetzt!“ legen würde,überraschte dann doch. Er sei KanzlerKarl Nehammer „sehr dankbar, dass er alserster Regierungschef in ganz Europa dieAsylverfahren [für Syrerinnen und Syrer]gestoppt habe“, wurde etwa ÖVP-InnenministerGerhard Karner von der GratiszeitungHeute zitiert. Eine doppelt absurdeAussage: Erstens kann Nehammer seinemInnenminister mangels Richtlinienkompetenzgar nichts „anschaffen“; und zweitenswerden die Asylverfahren nun vonsich aus ausgesetzt, weil schlicht die nötigenInformationen über die Sicherheitslagein Syrien fehlen.Diese abzuwarten und derweil mit denpotenziellen Koalitionspartnern SPÖ undNeos ohne Naivität zu überlegen, wie derAnreiz zur freiwilligen Rückkehr verstärktwerden, das Potenzial gut integrierterGeflüchteter am österreichischen Arbeitsmarktgehoben und die Problematikan den Schulen verringert werden kann –das wäre von einer tatsächlichen „Parteider Mitte“ zu erwarten. Der zuletzt angeschlagenepopulistische Jargon der Verachtungdeutet freilich in eine andere Richtung– in die Tiefen „roher Bürgerlichkeit“.doris.helmberger@furche.atBildung? Eine Wunsch-EpistelDie Lehrerin Katharina Tiwald wünscht sichvon den Regierungsverhandlern, dass sieselbst ein gutes Buch lesen und in dieWirklichkeit investieren. Seite 15Liebesgeschichten aus der GstättenTraum- und Alltagsbilder: Stefanie Reinspergerbrilliert in „Liliom“ am Burgtheaterin einer bestechenden Inszenierung vonRegisseur Philipp Stölzl. Seite 19Bitte weniger Anbiederung!Von einer neuen Bundesregierung brauchtes in Medienfragen mehr Mut zur Sachpolitikstatt kommunikativer Kosmetik, fordertPeter Plaikner. Seite 20Die Erde braucht EntlastungEin Blick auf die planetaren Grenzen zeigt:Energiesparen ist nötig. Der russische Gas-Stopp sollte nun Anlass für eine ehrlicheDebatte sein. Ein Gastkommentar. Seite 22@diefurche@diefurchefurche.at@diefurche.bsky.socialDie FurcheÖsterreichische Post AG, WZ 02Z034113W,Retouren an Postfach 555, 1008 WienDIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 WienTelefon: (01) 512 52 61-0
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