3 · 16. Jänner 2025DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 81. Jg. · € 6,–Ressentiment: Verletztsein als Obsession Juden sind nicht vorgesehen Ständig bedrohte FreiräumeEgal ob Kickl oder Identitätspolitik: Da wie dortgeht es um Rache. Ein Essay über die politischeEmotion der Stunde. · Seite 8Mit einer FPÖ-Regierung wird die Situation fürÖsterreichs Juden noch schwieriger. Eine Analysezum „Tag des Judentums“. · Seite 9Eine Geschichte der österreichischen Kultur in Zeitendes Austrofaschismus von 1933 bis 1938 zeigtdiese als „Maskeraden“. · Seite 19Das Thema der WocheSeiten 2–5WorthaltenAm 20. Jänner wird Donald Trumpgeloben, die Verfassung zu schützen.Wer soll ihm das glauben? Und werglaubt noch der hiesigen Politik?Über Eide, Schwüre und falscheVersprechen.Bild: iStock/kutberkVom VerlangengeprägtFoto: iStock/TheYok (Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger)Sechs Personen und eine Raumstation,ein Tag und sechzehnUmrundungen: Die britische AutorinSamantha Harvey wirft in ihrem mitdem Booker Prize ausgezeichnetenRoman „Umlaufbahnen“ vielfältigeBlicke auf Mensch und Erde.Seite 17Die Kirchen werden angesichts einer FPÖ-Regierung klarere Worte finden müssen. Die Abgrenzungzu Rechtsextremisten ist keine Frage der Strategie, sondern der christlichen Werte.Gegen das WegduckenAUS DEM INHALTRechte Brüsseler SpitzenHerbert Kickl könnte künftig im Kreis derEU-Staats- und Regierungschefs Platznehmen. Droht ein Horrorszenario – oderbloß business as usual? Seite 7Von Till SchönwälderHerbert Kickl steht fast am Zielseiner politischen Ambitionen.Mit großer Wahrscheinlichkeitund dank gütlicherMithilfe der ÖVP wird er wohlin Kürze als erster FPÖ-Politiker zum Bundeskanzlerangelobt werden. Vom Bundespräsidentenabwärts, über die Zivilgesellschaft,Hilfsorganisationen und Religionsgemeinschaftensprechen sich maßgeglicheStimmen gegen die Koaltion aus. Auchdie meisten Österreicherinnen und Österreicherfühlen sich beim Gedanken darannicht wohl – über 70 Prozent wählten Parteien,die eine Zusammenarbeit mit Kicklvor der Wahl dezidiert ablehnten.Und die Kirchen? Die Abgrenzung, sowohlvon katholischer als auch evangelischerSeite, bleibt vage. Zu einzelnen Punktenbeziehe man Stellung, so die Kirchen,etwa wenn es um den Schutz von Rechtsstaatlichkeit,Demokratie oder der Religionsfreiheitgeht. Eine kategorische Absage andie Politik der Freiheitlichen will hierzulandeaber keinem kirchlichen Spitzenfunktionärüber die Lippen kommen. Zu lange ist dieFPÖ bereits im politischen Mainstream angekommen,zu viele Kirchenbeitragszahler machenihr Kreuz mittlerweile bei den Blauen.„ Gefragt ist eine eindeutigeAnsage, dassdas Menschenbild derFPÖ mit dem christlichenunvereinbar ist.“Unsere deutschen Nachbarn haben hiereinen anderen Zugang. „Rechtsextreme Parteienund solche, die am Rande dieser Ideologiewuchern, können für Christinnen undChristen daher kein Ort ihrer politischenBetätigung sein und sind auch nicht wählbar“,heißt es in einem im Frühjahr 2024veröffentlichten Beschluss der deutschenkatholischen Bischofskonferenz zur Politikder AfD. Ein Satz, so einfach wie unmissverständlich.Und weiter: „Die Konzentrationauf das kulturell homogen gedachteeigene Volk geht notwendig einher mit einerVerengung des Solidaritätsprinzips,das in der katholischen Soziallehre zentraleBedeutung hat Lj…lj, Rechtsextreme verlangennach einem ‚Sozialpatriotismus‘, womitsie die Solidarität innerhalb des völkischnationalverstandenen Volkes meinen.“Auch der selbsternannte „Volkskanzler“Kickl träumt im Wahlprogramm der FPÖ vongesellschaftlicher „Homogenität“.Eindeutige AnsagenDass die deutsche Kirchenkritik denDurchmarsch der AfD vor allem in den ostdeutschenBundesländern letztlich nichtverhindern konnte, ist eines der Argumente,das man von heimischen Bischöfenhäufiger zu hören bekommt. Auch seiendie Zeiten, in denen die Kirche pauschaleWahlempfehlungen ausspreche, vorbei. Esgeht aber weder um das strategische Abwägennoch um eine einmalige Wahlempfehlung.Gefragt wäre vielmehr eine eindeutigeAnsage, dass eben jenes Menschenbild,das die FPÖ vertritt, mit dem christlichenWertesystem nicht vereinbar ist. Das istauch der Kirchenbasis ein Anliegen, wiedie Pastoraltagung in Salzburg zum Thema„Christ:in sein für eine demokratischeGesellschaft“ mit rund 400 Teilnehmendenin der vergangenen Woche zeigte(siehe Seite 15) .Was nützt es der Kirche aber, wenn siees sich mit den Machthabern verscherzt –in einer in Zeit, in der „Gutmenschen“ voneiner Riege von Politikern kollektiv verunglimpftund beschimpft werden? Letztlichgeht es um das Bewahren der eigenenÜberzeugungen und darum, sich in den entscheidendenMomenten nicht wegzuducken.Wie schnell es gehen kann, dass die Kirchezur Erfüllungsgehilfin einer illiberalen Politikwird, zeigt der Blick nach Ungarn, wosich katholischerseits kaum Kritik an ViktorOrbán regt. Im Gegenzug wird die Kirchefinanziell gut ausgestattet – und auchbei der Durchsetzung einer Familienpolitikin ihrem Sinne unterstützt.Das kann man natürlich gut finden; trotzdemsollten die Kirchen nicht vergessen,die weltlichen Machthaber mit dem christlichenWertekompass zu konfrontieren.Letztlich soll im Nachhinein keiner sagenkönnen, man habe es nicht besser gewusst.till.schoenwaelder@furche.atNähe zeigen kann erAm 18. Jänner feiert er sein großes Abschiedsfest.FURCHE-Autor Andreas Batloggmit einem persönlichen Rückblick auf die„Ära Schönborn“. Seite 10Dörfer, die nicht sterben wollenIn ganz Österreich leiden kleine Gemeindenunter aussterbenden Ortskernen. EineFURCHE-Reportage über die Mühen, dasLeben am Land wiederzubeleben.Seiten 12–13Kahlschlag am KüniglbergEinschnitte beim ORF oder gekürztePresseförderung: Eine Analyse, wie dieMedienpolitik einer blau-schwarzenRegierung aussehen könnte. Seite 20„Wissenschaftsfeindliche FPÖ“Imaginationsforscher Walter Ötsch überpolitische Bildsprache, rechtspopulistischeSchauspielkunst und seine Erwartungen beieiner FPÖ-geführten Regierung. Seite 23@diefurche@diefurchefurche.at@diefurche.bsky.socialDie FurcheÖsterreichische Post AG, WZ 02Z034113W,Retouren an Postfach 555, 1008 WienDIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 WienTelefon: (01) 512 52 61-0
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