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DIE FURCHE 20.03.2025

DIE FURCHE

12 · 20. März 2025DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 81. Jg. · € 6,–Werden Kriegsverbrechen vertuscht? Katholische Gegenwelten Aus Indien zurück mit einem WeltgedichtVölkerrechtlerin Veronika Bílková über Folter,Deportation und Tötung in der Ukraine als Teil derrussischen Militärkultur. · Seiten 6–7Rechtsautoritäre Katholiken gelangen unterDonald Trump an die Macht. Könnte Ähnliches inÖsterreich auch passieren? · Seiten 8–9Luís Vaz de Camões, vor 500 Jahren geboren, zähltmit seinem Epos „Die Lusiaden“ zu den wichtigstenDichtern Portugals. · Seite 15Das Thema der WocheSeiten 2–4„Fressenohne Moralist sinnlos“Viktor Frankl kämpfte kompromisslosfür die Menschlichkeit – und zeigte,wie man selbst unter widrigstenUmständen Sinn finden kann. Zum120. Geburtstag des großenTherapeuten am 26. März.Foto: picturedesk.com / ÖNB-Bildarchiv / Ernst KainerstorferFoto: Dirk Skiba„Worte wieArsendosen“Welches Buch sollte man heute(wieder) lesen? In der FURCHE-Reihe„Angesagt“ empfiehlt Sandra GugićVictor Klemperers 1947 erschienenesWerk „LTI – Lingua Tertii Imperii“ überdie „Sprache des Dritten Reichs“.Seite 13Die 20 Millionen Dollar EU-Militärhilfe an Ruanda und die Gier nach Coltan befeuern die Kongo-Krise. Warum Europa eine Mitschuld an diesem blutigen Konflikt in Zentralafrika trägt.Die tödliche IgnoranzAUS DEM INHALTGräueltaten im „neuen“ SyrienDie Massaker an Angehörigen deralawitischen Bevölkerungsgruppe lassenHoffnung auf dauerhaften Frieden in Syrienschwinden. Ein Gastkommentar. Seite 10Von Brigitte QuintIm Osten der Demokratischen RepublikKongo toben seit fast zwei MonatenKämpfe. Auf der einen Seitekämpft die Rebellengruppe M23,unterstützt von bis zu 7000 Soldatendes Nachbarlandes Ruanda, auf der anderenSeite die kongolesische Armee. Seitder Konflikt Anfang des Jahres an Intensitätzunahm, wurden laut UNICEF mehrals 850.000 Menschen vertrieben, 7000kamen ums Leben. Eigentlich hätten Anfangder Woche in Angola Friedensgesprächestattfinden sollen. Doch diese platzten.Als Grund gab ein M23-Sprecher dieSanktionen der Europä ischen Union gegenseine Miliz an. Dass die M23 brüskiert ist,liegt auf der Hand: In der Europäischen Unionwähnte sie lange keinen Widerpart. ImGegenteil. Die EU (federführend in dieserAngelegenheit sind die MitgliedsstaatenFrankreich, Belgien, Luxemburg und Polen)tat in den vergangenen Jahren zu wenig,um die M23 in Schach zu halten. Vielmehrwurde die Rebellengruppe indirekt unterstützt.Im vergangenen Jahr stellte man Ruanda20 Millionen Dollar zur Unterstützungseines Militärs zur Verfügung. Das Landgilt für viele westliche Entscheidungsträgerals vielversprechender Akteur, der für„ Bodenschätze werdengeplündert, außerLandes gebracht und anSmartphoneherstellerverkauft.“Stabilität und Sicherheit in der Region sorgensoll. Allerdings ist davon auszugehen,dass ein Teil des EU-Fördertopfs der M23zugeflossen ist: ein Grund, weshalb die Europäereine Mitschuld am Kongo-Konflikttragen. Der zweite Grund ist das im vergangenenJahr abgeschlossene Rohstoffabkommenzwischen Ruanda und der EU. Tatsächlichist es bemerkenswert, wie sich Ruandamittlerweile als weltgrößter Exporteur vonColtan etablieren konnte. Für die Elektroindustrieist das wertvolle Erz überlebenswichtig,da es für die Produktion sämtlicherSmartphones und Computer benötigtwird. Allerdings scheint niemand wirklichhinterfragt zu haben (oder wurde es ignoriert?),woher Ruanda die überdimensionalenMengen an Erz eigentlich nimmt.Patentrechte aufweichen als TabubruchPaul Okumu, Generalsekretär der „AfricaPlatform“, der dieser Tage im „ViennaInstitute for International Dia logue and Cooperation“zu einem Hintergrundgesprächlud, findet in dieser Hinsicht klare Worte:„Ruanda plündert die Bodenschätze derDemokratischen Republik Kongo und exportiertden Reichtum, über den das Landselbst nicht verfügt, nach Europa.“ Auf sei-ne Frage „Warum lässt sich die EU auf diesenschmutzigen Deal ein?“ fand niemandder Anwesenden eine zufriedenstellendeAntwort. Vielmehr gibt es eine erheblicheAnzahl an Berichten, die bestätigen, dassRuanda 150.000 Tonnen Mineralien illegalim Kongo abgebaut, aus dem Land geschafftund nach Europa verschifft hat.Auch lässt sich belegen, dass der EU-Rohstoffdealmit Ruanda die Spannungen inder Region massiv erhöht hat.Unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmungläuft auch eine Klage gegenApple-Tochtergesellschaften in Frankreichund Belgien, die die kongolesische Regierungeingereicht hat. Sie beschuldigt denUS-amerikanischen Technologiekonzern,sogenannte „Konfliktmineralien“ aus demKongo zu verwenden. Apple bestreitet das.Europa kann keine „nachhaltige“ Rohstofflieferketteaufbauen und dabei dasLeid im Kongo ignorieren. Die Sanktionengegen die M23-Miliz sind ein richtigerSchritt, aber nicht genug. Der Ressourcenkrieg– und nichts anderes ist dieKongo-Krise – endet erst, wenn die Kongolesenselbst entscheiden, wie wann und wodie Rohstoffe abzubauen sind – und wersie verarbeiten darf. Europa kann seinenBeitrag leisten, indem es hilft, vor Ort einefunktionierende Industrie aufzubauen.Man könnte auch mit einem Tabu brechenund Patentrechte aufweichen. Paul Okumufand angesichts dieser Frage folgende Worte:„Die Schreie vertriebener Familien unddie Stimmen der Opfer müssen wir intensiverwahrnehmen als den Klang des Profits.“brigitte.quint@furche.atDie Bonhoeffer-FleddererRechte Christen in den USA missbrauchendas Denken Dietrich Bonhoeffers, so OttoFriedrich im „Zeit-Weise“, der auch denneuen Film dazu kritisiert. Seite 11Licht und SchneeRegisseur Tom Tykwer lässt im Film„Das Licht“ ein Berliner Lebensgefühlerstehen. Disney erzählt derweil denKlassiker „Schneewittchen“ neu. Seite 17„Google Maps“ weit unter WasserDie Meeresböden sind großteils Terrain cognita. Forschende versuchen daher,diesen geopolitisch zunehmend relevantenRaum zu kartieren. Ein Tauchgang. Seite 18Ein Anker für AusgebeuteteSeit zehn Jahren leitet Andrea Staudenherzdie Organisation „Hope for the Future“.Sie hilft vor allem Frauen, die aus derProstitution aussteigen wollen. Seite 20@diefurche@diefurchefurche.at@diefurche.bsky.socialDie FurcheÖsterreichische Post AG, WZ 02Z034113W,Retouren an Postfach 555, 1008 WienDIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 WienTelefon: (01) 512 52 61-0

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