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DIE FURCHE 06.11.2025

DIE FURCHE

45 · 6. November 2025DIE ÖSTERREICHISCHE WOCHENZEITUNG · SEIT 1945 81. Jg. · € 6,–KulturpreiseLand Niederösterreich2025Seiten22–23Hinter Kriegsgebrüll spielt „Schwanensee“ Antisemitismus bei Vatikan-Konferenz Wie Literaturpreise wirkenZwei russische Juristen über ihren Einsatz fürKriegsdienstverweigerer und Deserteure – in PutinsRussland und in der EU. · Seiten 5–6Jüdische Teilnehmer sollen von einem Schweizergardistenbespuckt worden sein. Auch gab es Antijudaismusin einem Vortrag. · Seite 12Internationale Auszeichnungen für Autorinnenund Autoren und deren Werke: Sie fördern Vielfaltund Qualität. · Seite 17Das Thema der WocheSeiten 2–4Vor 170 Jahren, am 11. November1855, starb einer der radikalstenDenker des Christentums.Warum Søren Kierkegaardnoch heute inspiriert.Der einsameGläubigeBild Getty Images / Universal Images Group / Universal History ArchiveFoto: Jürgen Scheere„Kein Wunder,dass uns dieEnergie ausgeht“Bürokratie und Automatisierungverkleinern unseren Handlungsspielraum.Doch zu vieleVorschriften machen lustlos undkrank, sagt der Soziologe HartmutRosa. Er findet, wir sollten unsöfter über Regeln hinwegsetzen.Seiten 9–10Die Diversion in der Postenschacher-Anklage gegen den ÖVP-Klubobmann zurückzuziehen undden Fall neu zu verhandeln, ist richtig – der Kampf gegen Korruption ist systemrelevant.Wöginger ist zu wichtigAUS DEM INHALTCOP30 in der Hurrikan-SaisonWas auf der UN-Klimakonferenz passierenmuss, warum Utopien dem Klimaschutzschaden und wie die Energiewende auchfinanziell erfolgreich gelingt. Seiten 7‒8Von Wolfgang MachreichDer Fall August Wöginger beginntdamit, dass August Wögingerwichtig war. Wäre derÖVP-Klubobmann in der Zeitdes Vergabeverfahrens fürden Vorstandsjob im Finanzamt Braunau-Ried-Schärding 2017 nicht in der Bundespartei,in der Bundespolitik wichtig gewesen,hätte man bei ihm, dem Landsmannaus dem Innviertel, dem Parteifreund, erstensgar nicht um Unterstützung angeklopft;und zweitens hätte Wöginger ohneseine exzellente Vernetzung in die damaligeÖVP-Führung des Finanzministeriumsseinen Einfluss bei dieser Postenbesetzungnicht geltend machen und dieses Vergabeverfahrenin einen der Parteizugehörigkeitund -loyalität gehorchenden Postenschacherumdrehen können.So wie der Ausgangspunkt des Falls Wögingeran seiner Bedeutung hängt, so hörtder Fall Wöginger deswegen jetzt auchnicht auf: Weil August Wöginger immernoch wichtig, in den Jahren seit 2017 sogarnoch viel wichtiger geworden ist. Der Journalistund Innenpolitik-Kommentator JohannesHuber geht in seinem Blog dieSubstanz.atsogar so weit, den ÖVP-Klubchefals „systemrelevant“ für die Volkspartei„ Die Republik hat sichimmer wieder anhandpolitischer Fälle undSkandale wie diesemreformiert.“und das Funktionieren der Koalition zubezeichnen. Grund dafür sei das „PhänomenWöginger“, der mit allen könne, egalob in der Regierung mit den Freiheitlichenvor Ibiza, danach mit den Grünen oder jetztmit Sozialdemokraten und Neos – da brauchees einen, der den Laden zusammenhalte,und das sei eben der Wöginger.Das erklärt auch die verhaltenen Rücktrittsforderungenan ihn. Rot und Pinknehmen mit Rücksicht auf den Koalitionsfriedengerne hinter der Justiz Deckung,die „keine Zurufe aus der Politik brauche“.FPÖ freut Volltreffer, ohne zu zielenDie Grünen zielen auf eine Stufe höher:Als Konsequenz aus der Causa soll die Republikin Fällen von parteipolitisch motivierterDiskriminierung Regressansprüchegegen die Verantwortlichen stellen undvon ihnen Schadenersatz fordern können.Die FPÖ wiederum zielt gar nicht undfreut sich umso mehr darüber, dass auchohne den von ihr geforderten parlamentarischenUntersuchungsausschuss zum „ÖVP-Machtmissbrauch“ das Thema am Fall Wögingerrauf- und runtergespielt wird. Dassdabei auch noch die Justiz ihr Fett abkriegt,kommt den Freiheitlichen nur zupass. Des-wegen liegt der FPÖ auch so daran, das justizinterneKontrollwesen, als deren Ergebnisdie WKStA die Zustimmung zurDiversion zurückziehen musste und derFall neu aufgerollt wird, nicht als Gütesiegelfür einen geordneten Instanzenzug undfunktionierende Rechtsstaatlichkeit, sondernals Chaos einer mit den Eliten verbandeltenJustiz darzustellen.In diesem Zusammenhang bekommt dieoben genannte Zuschreibung „systemrelevant“für Wöginger noch eine über seinePartei und die aktuelle Regierung hinausgehendeBedeutung. Die Zweite Republikhat sich über die Jahrzehnte hinweg immerwieder an politischen „Fällen“ oder „Affären“oder „Skandalen“ – so wie jetzt ander Causa Wöginger – abgearbeitet. Immerwieder wurden die „sauren Wiesen“ (© RudolfKirchschläger, 1980) im Staat anhandkonkreter Politiker, vom Bundespräsidentenüber Kanzler und Minister usw., thematisiert,mitunter skandalisiert, jedenfallsbreit debattiert, letztlich ausjudiziert unddamit die Sümpfe trockener gelegt, das SystemÖsterreich reformiert.Deswegen ist auch der Fall Wögingerso wichtig und in diesem Sinne systemrelevant:Postenschacher, Parteibuch- undFreunderlwirtschaft sind ein Übel, sindKorruption, machen einige zu Profiteuren,andere zu Opfern zum Schaden fürdie Allgemeinheit, für den Staat. Die Justizhat richtig erkannt, dass August Wögingerwichtig ist. Sein Fall ist so wichtig, dassman ihn nicht ohne weitere gerichtlicheÜberprüfung ad acta legen darf.wolfgang.machreich@furche.atSchwierige Imam-AusbildungDie IGGÖ beklagt „strukturelle Hürden“ beider Ausbildung von Predigern in Österreich.Experten sehen den Muslimenverbandselbst auf der Bremse. Seite 11Wenn Säulenheilige fallenDie lange vertuschten Missbrauchstaten vonSOS-Kinderdorfgründer Hermann Gmeinerschockieren. Ähnlich war es bei Abbé Pierre,Jean Vanier und Marcial Maciel. Seite 14Die Abschaffung des RadesDaniel Wisser fragt mit Max Frisch, ob wirdas (verlorene) Maß für Menschlichkeit,Zusammenleben und Toleranz noch einmalgewinnen können.Seite18Neutral ist hier niemandDieser Tage jährt sich der Standseilbahn-Brand von Kaprun zum 25. Mal. Unser Autorwar damals als Journalist vor Ort. Ein Essayüber Distanz und Verantwortung. Seite 20@diefurche@diefurchefurche.at@diefurche.bsky.socialDie FurcheÖsterreichische Post AG, WZ 02Z034113W,Retouren an Postfach 555, 1008 WienDIE FURCHE, Hainburger Straße 33, 1030 WienTelefon: (01) 512 52 61-0

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